Abhusten provozieren

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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pepe
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Abhusten provozieren

Beitrag von pepe »

Heute hatte ich wieder den 25 Jahre alten Warmblutwallach in der Reitstunde. Der ältere Herr hat seit Jahren Probleme mit der Lunge, sobald das Wetter feucht wird oder umschlägt, fängt er an zu husten. Die Haltung ist m.E. nicht optimal, auch wird das Heu nicht gewässert, aber wenigstens ist er viel auf der Koppel und auf dem Paddock. Lt. Tierarzt soll er viel bewegt / gearbeitet werden um den Schleim zu lösen.

Ich frage euch jetzt mal etwas, was ich beobachtet habe: fördere ich das Abhusten wenn ich auf Selbsthaltung des Pferdes bestehe? D.h. provoziere ich damit die Beweglichkeit des Kehlkopfs und erleichtere ich das Abhusten? Wenn das Pferd durch zu starken Zügelzug oder durch Drauflegen aufs Gebiss die untere Halsmuskulatur anspannt, ist doch die Atmung allgemein schon verändert. Denk ich gerade falsch? Ich bin schließlich kein TA!
Eure Meinung?
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Also mir fällt das bei Otto schon manchmal auf, daß es erst mal gar kein Problem ist, mit langem Zügel auf dem Platz rumzubummeln oder auch mit leicht aufgenommenem Zügel Seitengänge zu reiten. Wenn dann allerdings Aufrichtung gefordert wird (ich denke meist aber im Zusammenhang mit Trab, nicht im Schritt), dann kommt es auch mal zu Abschnaubern/-hustern). Aber wie gesagt: Es braucht den 2. Gang, im 1. ist das alles kein Thema.
Hat damit vielleicht auch was mit der schnelleren Bewegung und tieferen Atmung zu tun.
:?: :?: :?:
Grüsse
ottilie
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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muppet
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Beitrag von muppet »

Also wenn es akute Sachen sind, dann habe ich abhusten auch an langem Zügel und beim Bummeln gesehen, aber meist beobachte ich es erst, wenn richtig gearbeitet und gefordert wird, ich denke als auch, dass es mehr etwas mit der Anstrengung als solcher zu tun hat.
Bei einem flotten Galopp Runde um Runde sollte also was passieren.
Ich denke nicht, dass eine ungezwungene Haltung die Reizung der Atemwege positiv beeinflusst. Wohl aber muss man die Nase rauslassen, um das Husten zu erleichtern.
Obwohl ich bei zweiter Überlegung natürlich auch sagen würde, dass eine freie Haltung allgemein freieres Gehen und damit auch atmen erleichtert. Aber das würde ich dann nicht mit dem Abhusten gleichsetzen. *überleg*
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Jen
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Re: Abhusten provozieren

Beitrag von Jen »

pepe hat geschrieben: Ich frage euch jetzt mal etwas, was ich beobachtet habe: fördere ich das Abhusten wenn ich auf Selbsthaltung des Pferdes bestehe?
Ich denke, das reizt den Kehlkopf eher, als dass man damit eine "Beweglichkeit" provoziert, weil das Pferd sich dabei sehr wahrscheinlich (kurz) festmacht, wenn man "darauf besteht". Das provoziert sicher auch ein Husten, aber nicht das tiefe abhusten, welches den Schleim löst. denke ich. Für solche Pferde wären lange Schrittausritte am langen Zügel das optimalste. Wenn er sich aufs Gebiss drauflegt, dann Zügel weg und je nach FAll entweder kurz durchparieren und dann wieder los oder sofort nachtreiben. Ist das Pferd stark vorderlastig und schief würde ich nicht nachtreiben, weil sonst da pferd noch mehr in die Schiefe hineingeritten wird. Ist das Pferd sonst aber einigermassen ausbalanciert, dann würde ich nachtreiben mit Zügel weg und dann langsam wieder aufnehmen und an der Biegung arbeiten. Sehr wichtig: langer Hals und offene Ganasche! Lieber zu offen als zu eng.
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**Pedro**
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Beitrag von **Pedro** »

was ich bei meinem beobachtet habe als er gehustet hat: erst als er locker war und auch abgeschnaubt hat, hat er auch gehustet! Hatte allerdings nichts mit Selbsthaltung oder nicht zu tun, also auch im v/a, wenn es losgelassen war und er sich schon in gewisser Weise selbst getragen hat (also nicht auf dem Zügel lag).
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Jen
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Beitrag von Jen »

**Pedro** hat geschrieben:was ich bei meinem beobachtet habe als er gehustet hat: erst als er locker war und auch abgeschnaubt hat, hat er auch gehustet! Hatte allerdings nichts mit Selbsthaltung oder nicht zu tun, also auch im v/a, wenn es losgelassen war und er sich schon in gewisser Weise selbst getragen hat (also nicht auf dem Zügel lag).
Schätze, das hat wahrscheinlich auch noch mit der Durchblutung zu tun, wenn das Pferd warm wird und der Schleim flüssiger wird, dann erst kann das Pferd gut abhusten.
Liebe Grüesslis, Jen
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**Pedro**
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Beitrag von **Pedro** »

Jen hat geschrieben:
**Pedro** hat geschrieben:was ich bei meinem beobachtet habe als er gehustet hat: erst als er locker war und auch abgeschnaubt hat, hat er auch gehustet! Hatte allerdings nichts mit Selbsthaltung oder nicht zu tun, also auch im v/a, wenn es losgelassen war und er sich schon in gewisser Weise selbst getragen hat (also nicht auf dem Zügel lag).
Schätze, das hat wahrscheinlich auch noch mit der Durchblutung zu tun, wenn das Pferd warm wird und der Schleim flüssiger wird, dann erst kann das Pferd gut abhusten.
das kann auch sein. allerdings - wenn wir ins Gelände gehen und er richtig kernig ist und sich nicht wirklich loslässt, dann hustet er auch nicht! auch wenn wir traben, dann steht er so unter Strom, dass da nix kommt. Wenn er dann ruhiger wird und sich an Zügel randehnt und sich entspannt, dann kommt erst was.

Allerdings hat er auch noch nie soooo krass stark gehustet oder gar was chronisches gehabt.
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pepe
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Beitrag von pepe »

Es scheint das ich die Situation und das Reiten nicht genau genug beschrieben habe: der Wallach wurde konstant zu eng und zu tief gearbeitet, das Vorwärts wurde ihm gründlich "ausgetrieben". Nachdem wir uns die ersten anderthalb Jahre mit dem Thema Dehnungshaltung, Vorwärts und Seitengänge befasst haben, sind wir in den letzten sechs Monaten bei der Selbsthaltung (reines Zügelgewicht als Anlehnung, Genick höchster Punkt, offene Ganasche, schwungvolles, klares Vorwärts)angelangt und erarbeiten uns diese. Das Pferd hat jederzeit die Möglichkeit abzuschnauben oder abzuhusten, Reprisen in Dehnungshaltung und Schrittpausen am hingegebenen Zügel sind selbstverständlich.
Heute war es überdeutlich: als das ganze Pferd schwang, die gesamte Muskulatur an-und abspannte, hustete er faustgroße Schleimpakete ab. Ich habe die Reiterin dies zwei-, dreimal provozieren(Ist das überhaupt möglich?) lassen und sie dann im Schritt ins Gelände geschickt.
Meine Frage ist eben nur: wann passiert dies? Wenn das ganze Pferd warm ist? Wenn die Atmung tiefer wird? Dann müssten Pferde im Stall doch garnicht husten. Hat die vorhergehende Anspannung der Halsmuskulatur etwas mit dem nachfolgenden Husten (-reflex) zu tun?
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Jen
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Beitrag von Jen »

Nun ja, die Muskulatur wird ja erst richtig durchblutet, wenn sie locker an und entspannt, von dem her ist es für mich eigentlich logisch, dass ein Pferd erst dann richtig gut abhusten kann, wenn es korrekt gearbeitet wird. Allerdings denke ich ist das Thema "Husten" um einiges komplexer und man kann nicht einfach alle Arten von Husten über einen Kamm scheren. Ich denke, die Ursache des Hustens ist entscheidend. Was ich nicht verstehe: warum wird dem Pferd nicht wenigstens eine Haltungsverbesserung, sowie möglichst staubfreie Fütterung gewährt, wenn es schon "faustgrosse Schleimpakete" abhustet? Das finde ich ziemlich massiv! :o
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pepe
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Beitrag von pepe »

Oje Jen, der Kampf gegen Windmühlen. Die Stallbesitzer ist die Familie denen ich wegen ihrer Fahrrad- Mentalität den Unterricht gekündigt habe. Der Wallach gehört Einstellern dort. Ich kann nur empfehlen und beraten, um- und durchsetzen müssen die es. Wenigstens kommt er jetzt mehr raus und Schleimlöser.
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Jen
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Beitrag von Jen »

seufz, ja, wem sagst du das. Manchmal kommt man sich schon vor, wie Sysiphus...
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