Was tun, wenn Pferd sich nicht anbietet?

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muppet
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Was tun, wenn Pferd sich nicht anbietet?

Beitrag von muppet »

Ich wusste keine passende Überschrift, aber ich versuch es mal. :lol:

Viele Dinge basieren ja darauf, daß Pferdi sie mehr oder weniger zufällig anbietet oder ausführt und man sie dann verstärkt. Aber was macht man, wenn Pferd sie einfach nie anbietet? Hat man dann Pech gehabt und kann die entsprechenden Übungen auf ewig vergessen?

Ich geb mal drei Beispiele:

1) Ich wollte mit meinem Pony den Spanischen Schritt erarbeiten. Sie hebt in allen Lebenslagen die Beine, vom Boden, vom Sattel, im Gelände. Aber sobald ich es aus der Bewegung abrufen will, geht gar nichts mehr. Sie weiß, was sie tun soll, aber sie hebt das Bein einfach nicht in der Bewegung an. Sie bleibt kurz stehen, schiebt das Beinchen vorne raus und läuft danach schnell weiter, auch eine weitere Person zum Treiben nutzt nichts.
Sogar die Trainerin hat gesagt, ich müsste eben mal abwarten, bis sie es in der Bewegung hebt und ich warte und warte und warte... :lol:

2) Der Wallach meiner Freundin geht partout nicht ins Traver. Er bietet immer SH an, aber er stellt sie nie in die Bewegungsrichtung. Übereifrig hibbelt er seitwärts, aber wenn es ans Traver gehen soll, geht gar nichts mehr. Er kapiert nicht, daß man auch in die Richtung laufen kann, in die man guckt. Sie und auch sonst keiner bei ihr kann ihr bzw. dem Pferd vom Boden aus helfen. Sie hat aufgegeben.

3) Stöckchen aufheben. Der Wallach spielt immer mit der Gerte, hebt sie auf, trägt sie rum, wird dafür gelobt alles fein. Aber sobald er etwas auf kommando heben soll, ist er "taub" und macht gar nichts. Hat man die Übung abgebrochen, spielt er wieder mit der Gerte. :lol:

Kann es sein, daß man eben nicht jedem Pferd alles beibringen kann, weil es sich nicht dafür anbietet?
Gerade beim Reiten heißt es doch so schön, daß eigentlich jedes Pferd -abgesehen von der Stärke der Ausführung - alles lernen kann.:?:
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

...hm, ich denke mal bis zu nem gewissen Grad ist alles lernbar, aber es gibt bei den Pferden wie bei den Menschen bestimmt auch Talente oder "Abneigungen". Ich konnte mich stundenlang hinsetzen, aber wie man französische unregelmäßige Verben in den verschiedensten Zeiten konjugiert ging einfach nicht in meinen Kopf.

Da mein Pferd auf "Beine-mit-der-Gerte-antippen" auch nur wie ein Fels in der Brandung reagierte und höchstens mitleidig guckte hab ich den spanischen Schritt auch für mich abgeschrieben 8) Und meine RB macht nur "Verrenkungen" wenn sie Lust hat, wenn ihr mal nicht nach Seiten-Stretching oder Verbeugung ist dann lässt sie mich samt Leckerli stehen und guckt lieber verträumt in die Landschaft, während der Wallach meiner Freundin richtig heiß darauf ist, neue "Tricks" zu lernen.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Die Beispiele sind für mich sehr unterschiedlich. Bei den von dir genannten würde ich generell mal sagen, dass an der Basis eventuell etwas noch nicht so stimmig ist, dass das Pferd dem "Befehl" folgen kann.

Bei dem Fall mit der Gerte könnte es sein, dass es Stoffeligkeit ist. Bei den anderen würde ich das "Nichtwollen" hinterfragen ob es eher ein "Nochnichtkönnen" ist.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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muppet
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Beitrag von muppet »

Hm, hinterfragen ist gut.

Ich kann da eigentlich nur meine Dame für den Spanischen Schritt hinterfragen, weil ich die am besten kenne.
Warum sollte sie es nicht können? Koordinative Unfähigkeit? Oder körperliche Schwäche?
Sie kann nämlich das Bein an sich prima vorne rausstrecken, wenn sie anhält. Mein Problem ist, daß sie es gar nicht anbietet, es im Laufen anzuheben, ich kann es nicht mit Loben verstärken, weil es einfach nicht passiert. Hilft man ein bisschen nach, indem man es im Gehen "anhebt", macht sie mit, aber alleine passiert einfach nichts. :oops:

Und bei dem Traverbeispiel, da sehe ich das Pferd nicht so oft, aber die beiden haben eine Menge zusammen erlernt. Die Reiterin schätze ich als relativ stark und gut koordiniert ein, aber das Pferd bietet aus jeder Lebenslage stolz SH an, so nach dem Motto "guck mal, ich geh schon". Ich hab mir auch schon überlegt, ob sie einfach komplett falsch sitzt oder so, aber andererseits klappt sonst auch alles sehr fein. Ihre Reitpartnerin hat es wohl auch schon versucht und ist mit dem Kommentar "Der weiß einfach nicht, was er machen soll." abgestiegen. Tja was macht man da? :roll:
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Hallo,

das hört sich so ein bischen nach "das Pferd macht das Programm" an...

Ihr habt spanischen Schritt im Stand geübt, nun findet das Pferd die Idee im Gehen nicht oder Ihr habt immer gelobt, wenn sie es von sich aus angeboten habt, aber nie danach verlangt...
Mach einfach mal ne Longe ans Bein und übt zu zweit. Einer führt und touchiert, einer hebt im Gehen immer ein Bein an. Und dann wird für einen großen Schritt gelobt.
Alles, was sie alleine macht, wird einfach ignoriert...

Das Gertenspiel hört sich genauso an: "Guck mal, wie süß, er spielt mit der Gerte..." Lob, Aufmerksamkeit und evtl. Leckerchen. Nun soll er es machen und stellt sich dumm oder weiss es wirklich nicht... Er weiss ja, macht er es von alleine, guckt Ihr hin und er hat Euch... Lohnt sich doch für das Pferd viel mehr, oder???

Travers: Auch hier macht das Pferd sein eigenes Programm. Schön, dass er SH kann, aber alleine ausgeführt... Keine Chance auf ein Lob. Das gute Tier soll sich auf das konzentrieren, was es TUN SOLL - nicht auf das, was ihm ein Lob einbringt, wenn er es alleine macht. Schickt ihn aus dem Schulterherein raus - und zwar energisch!
Geht Konterschulterherein und versucht dann nach und nach unter Nachgeben mit dem äußeren Zügel (auf die Bande bezogen, nicht auf die Lektion!) und gleichzeitig deutlichem Einsitzen auf die innere Seite (bitte jetzt keine Diskussion wer im KSH oder SH wo sitzt!) mit dem inneren Zügel die neue Biegung herzuholen - mit weicher, aber konsequenter Hand und vor allem mit Schultern und Hüfte, die konsequent in der Abstellung des KSH bleiben, allerdings mit leichter Verschiebung der Schulter in die neue Biegung bzw. Bewegungsrichtung. Dann loben, wenn der Kopf aus der KSH - Biegung weggeht, auch wenn das Pferd zunächst "nur" gerade bleibt. Dann nach und nach die Frage nach der richtigen Biegung steigern und immer wieder ins KSH entlassen.
So könnte es gelingen.

Aber Grundregel bleibt: was die Pferde von sich aus anbieten, ist schön und gut, aber gelobt wird, was ich verlange und daraufhin erfüllt wird... Alles andere wird einfach übergangen!

Stephanie
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Hallo Muppet.

Spanischer Schritt ist nicht einfach nur Beinheben im Laufen. Das Pferd bracuht dazu sehr viel Körperspannung und einen gut Trainierten Rücken. Vielleciht happerts ab der Kraft ja noch ein wenig?
LG Foxi
****************************************
Wer Frauen ohne Fehler sucht und Pferde ohne Mängel, der hat nie ein gutes Pferd im Stall und im Bett nie einen Engel.
muppet
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Beitrag von muppet »

Nein, nein, wie loben nicht nur wenn das Pferd was anbietet und auch nicht immer, wenn das Pferd was alleine vorturnt. :lol:

Ich glaube ich kann mich hier mit dem Problem nicht wir verständlich machen. :?
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Komme nochmal drauf zurück, ich glaub, ich weiss, was Du meinst.

Ich hatte schonmal während eines Themas diese Frage gestellt: Was tun, wenn das Pferd irgendwas von sich aus nicht tut, ich glaub, es ging bei mir ums Nachgeben.... Also, es einfach nie tun, wenn danach gefragt wird und quasi alle Technik versagt...

Ich glaube, dass Pferde bestimmt Talente haben und man diese entdecken muss. Während der eine wahnsinnig gern auf Tonnen steigt, möchte der nächste lieber irgendwas anderes mit seinen Füssen anstellen oder apportieren lernen...
Das muss man ausprobieren und ggf. seine Ansprüche oder sein Lernprogramm drauf einstellen. Das heisst aber nicht, dass das Pferd das nie zeigt... (wobei sich dann aber immer noch die Frage stellt, wer das Programm bestimmt...)

Gerade das ist doch das interessante in der Ausbildung: ich nenne es das Hobby eines Pferdes entdecken!

Stephanie
muppet
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Beitrag von muppet »

Ich glaube auch, daß es einfach Pferde gibt, denen bestimmte Dinge nicht liegen.

Aber bei meinem Pony scheint der Knoten langsam zu platzen, sie hat doch tatsächlich angedeutet ihr Beinchen im Laufen anzuheben, wenn es in dem Tempo weitergeht, dann können wir 2010 den spanischen Schritt. :lol:
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

guten morgen,

welch erfreuliche Nachricht!

Als ich mit dem Herrn Araber den Spanischen Schritt geübt habe, hat er immer das Bein zum Hufe geben angehoben... 1 ganzes Jahr lang. Ich habs immer wieder im Gehen probiert, er blieb stehen und hob das Bein nach hinten an... Ich bin bald verzweifelt.
Irgendwann - nachdem alle, die später angefangen haben, es zu üben, es bereits GUT konnten... - hab ich gedacht, ok, wir schnallen es NIE, NIE, NIE. Dann bin ich auf den Platz und hab ihm gesagt, dass wir es jetzt noch ein einziges Mal probieren und wenn es dann nicht ansatzweise klappt, versprech ich ihm, dass ich es lasse... Ich hab dann beim Angehen touchiert und ihn gleichzeitig an der Trense extrem nach vorne gezogen... Frag mich nicht warum, er nahm das Bein weiter nach vorne raus. Ich hab gelobt und seitdem macht er es...

Frag nicht nach der Ursache, bleib einfach dran :D
Schönen Tag
Stephanie
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Es gibt schon Pferde, die das eine oder andere einfach nicht begreifen oder nicht wollen. Mein Wallach macht um nichts in der Welt Kompliment. Er hat wohl einfach Probleme mit dem Ausbalancieren und lääst sich gar nicht erst darauf ein. Verbeugung klappt nach etlichen Monaten...Dafür klettert er für sein Leben gern auf ein Podest und macht da oben allerlei Kunststückchen. Da es sich bei diesen Dingen aber nur um Spaß für uns beide handelt, seh ich es nicht so verbissen.

Bei Lektionen wie Travers würde ich allerdings ernsthafter rangehen. Als Vorübung zu vielen anderen Elementen ist es wichtig, dass es sitzt. Der Punkt ist wohl, dass beim Pferd noch nicht "der Groschen gefallen" ist. Hier kann man sich mit kleinen Schritten langsam vortasten, wie Stephanie es wirklich schön beschreibt. Eine vllt dumme Frage: Ist die Reiterin in letzter Zeit mal wieder Travers geritten, auf einem Pferd, dass es kann? Manchmal schleichen sich ja durch lange Pausen oder einfach Frust Fehler ein, die das Gefühl für die richtige Ausführung blockieren. Ein paar mal auf einem "guten" Pferd reiten wirkt oft Wunder. Kann nicht mal ein anderer Reiter (ein ganz feinfühliger, sehr guter, dem man vertrauen kann), probieren, ob er ansatzweise traverartige Stellung hinbekommt? Erfahrungsgemäß gehen die meisten Pferde nämlich gern Travers, wenn sie erstmal verstehen, was verlangt wird. Und ich finde, man darf auch mal einen ungewöhnlichen Weg gehen, wenn es dem Pferd hilft...
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

ich finde man kann prinzipiell nicht davon ausgehen, dass ein Pferd Dinge in der Ausbildung selbst anbietet. Natürlich ist es schön, wenn ein Pferd soviel Gleichgewicht, Muskeln und Taktsicherheit mitbringt, dass Seitengänge kein Problem mehr sind. Nur es gibt kein perfektes Pferd und selbst ein hochtalentiertes Pferd wird an seine Grenzen stoßen am "leichten Verstehen und anbieten". Hier und das ist eigentlich das schöne und komplizierte, ist der Ausbilder gefragt. Hier werden seine kreativen Fähigkeiten verlangt, nach einem anderen Weg zu suchen, dem Pferd etwas beizubringen und sich erstmals die Frage zu stellen: Warum macht/kann er es nicht. Mangelt es am Verstehen und somit an der Kommunikation oder stecken körperliche Mängel dahinter. Egal, was es letztendlich ist, muss ich einen anderen Weg suchen.
Sicherlich wird ein Hengst, den spanischen Schritt schneller anbieten, weil er es indirekt aus dem Hengstspiel kennt. Aber auch er wird, wenn er sich nicht richtig auf der Hinterhand trägt, in der Schulter locker ist oder im Gleichgewicht das Kommando ignorieren. Genauso können gesundheitliche Mängel dahinter stecken oder schlechte Erfahrungen und mangelndes Vertrauen dem Ausbilder gegenüber.

Es ist die Kunst in der Ausbildung ein Pferd zum Verstehen zu bekommen. Und deswegen ist es genauso bewundernswert, Pferde, die wenig Potential/Talent/schlechte Erfahrungen/körperliche Mängel mitbringen weit zu bringen, weil genau das so schwierig ist und man zig-Grundlagenmängel erstmal abstellen muss, damit das Pferd in der Lage ist, ein Kommando richtig zu deuten.

Und das gilt für jede Ausbildungsstufe und fängt nicht erst in der Spitzenklasse des Sports an. Bei nervösen Pferden ist es schon eine Kunst, sie in riskanten Situationen zum längeren Halten zu bekommen. Pferde mit schlechten Erfahrungen und ohne Vertrauen, muss ich erstmal mit vertrauensfördernden Grundlagen beschäftigen. Da wäre schon das einfachste Longieren eine Katastrophe und endet in einer Zieherei und Gerenne. Wenn ich einen Junghengst an der Stute vorbei führe, dann muss ich mir was einfallen lassen. Er wird das ruhige, gelassene Führen NIE anbieten. Darauf kann ich Jahre warten. Ich muss mir wiederum Wege einfallen lassen und die können noch so skuril sein, dass ich zu meinem Ziel komme. Und wenn es der einfachste Weg ist, die Stuten vorerst zu meiden und an der Basis weiterzuarbeiten.

Die Ausbildung stockt vor allem dann, wenn die Grundlagen nicht sitzen und jede Lektion setzt andere Dinge voraus. Und muskuläre Kräftigung und Gymnastizierung erreicht man selbst nur über Jahre und das auch nur, wenn konstant gearbeitet wurde und nach einer Lahmheit fängt man wieder von vorne an. Ein Travers setzt viel mehr Hinterhandaktivität voraus gegenüber der gymnastizierende Übung im Schulterherein. Ein Pferd wird den Teufel tun, dass ohne richtige Kräftigung das anzubieten, da können die Kommandos und Hilfen stimmen.
Ehrlich gesagt, Schulterherein ist von den Ansprüchen an das Pferd viel weiter niedriger angesetzt als spanischer Schritt oder Travers. Da sollte man eigentlich wissen und nicht die Fehler beim Pferd suchen. Pferde sind größtenteils positiv gestimmt und wollen etwas recht machen. Aber dazu muss ich als Ausbilder die Voraussetzungen erarbeiten. Und die Voraussetzungen können so komplex sein, dass man mit seinem eigenen Erfahrungen einfach dem Pferd nicht genügt und demzufolge nicht jeder bis zur Hohen Schule kommt.

LG Susi
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Barbara
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Spannendes Thema!

Beitrag von Barbara »

Hi zusammen! Ich bin endlich umgezogen und wieder am Netz. Das Thema finde ich sehr interessant, aber ich denke auch, da spielen ganz viele andere Themen rein. Beim Lesen der ersten Beiträge musste ich an meinen Lewitzer Mambo denken, der die Dressurarbeit in der Bahn schlichtweg verweigert. Meine letzte Reitlehrerin war der Meinung, dass ich da durch muss und er lernen muss, nachzugeben und sich im Tempo kontrollieren zu lassen. Resultat war immer dasselbe, ganz egal, ob in der Stunde oder allein: Pony rennt und stellt Hirn auf Durchzug. Hand, Bein, Gewicht, das sagt mir nichts! Du willst, dass ich laufe? Okay, ich lauf doch. Ich habe verdammt lange, viel zu lange, gebraucht, um auf mein Gefühl zu hören und mit dem Krampf aufzuhören. Woran seine Weigerung liegt, weiss ich bis jetzt nicht genau, vermute aber, dass es mit dem Anreiten zu tun hat, das leider gemacht wurde, bevor ich ihn kennen lernte. Jetzt gehe ich einen komplett anderen Weg und bin guter Dinge, dass wir uns so die dressurmässigen Grundlagen auch sehr gut erarbeiten können. Ich arbeite mit ihm an der Longe und an der Hand. Dressurarbeit verlege ich ins Gelände. Im Gelände ist das nicht das selbe Pferd! Er läuft locker, ist jederzeit kontrollierbar in Gangart und Tempo, legt sich niemals aufs Gebiss und hat vor kurzem sogar angefangen, vorsichtig an die Hand heranzutreten. Diese grundlegenden Dinge waren auf dem Platz oder in der Halle nicht möglich, egal, was ich ausprobiert habe. Ich glaube, er hat die Arbeit in der Bahn einfach nur mit Stress, Druck und Überforderung verknüpft. Da er ein selbstbewusstes Pferd ist, gibt er niemals auf und wehrt sich dagegen, so gut er kann. So einen Kampf könnte ich niemals gewinnen. Ich habe mit Mambo gelernt, dass eine gute Zusammenarbeit mit ihm nur klappen kann, wenn ich ihn zur Mitarbeit motivieren kann und ihm die Sicherheit gebe, dass ich nichts von ihm verlange, was er nicht kann. Und er bietet viele Sachen an, nebst denen, die er verweigert. Kürzlich ist er ins Kinderhüten eingestiegen. Ich dachte, ich spinne, als meine Kollegin, die mit ihm Kinderreitstunden gab, mir erzählt hat, er hätte nachgeguckt, als das Kind beim Antraben nicht sicher sass und dann beschlossen, wieder in Schritt zu gehen. Ich dachte, ach, komm, das kann doch gar nicht sein. Kurz darauf habe ich im Volti-Unterricht genau das selbe erlebt! Er übernimmt Verantworung für die Kinder, ich finde das voll genial! Aber mit mir obendrauf gibt er ganz schön Gas, wenn er irgendein Problem mit der Anforderung hat. Ups, ist das ein Roman geworden, zum Teil wahrscheinlich off topic :roll: Ich hoffe, ihr verzeiht mir, aber ich bin grade total hin und weg von meinem Charakter-Lewitzer!

Lieber Gruss, Barbara
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Mela
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Beitrag von Mela »

Hallo Barbara, danke für den total netten Beitrag, dein Lewitzer klingt sehr sympathisch.
Ich persöhnlich hab die Erfahrung gemacht, daß man fast jedes Pferd zu fast allem motivieren kann, wenn die innere Einstellung paßt, sprich wenn ich jeden auch noch so kleinen Fortschritt in die richtige Richtung lobe (oft auch sehr enthusiastisch!) und Fehlern gar keine allzu große Bedeutung beimesse, ich glaube der Satz ist von Mark Rashid, das Pferde Meister der Kooperation sind. Und ein anderer wichtiger Punkt ist das Pferd als Persöhnlichkeit wahrzunehmen und zu respektieren - klingt sehr banal, aber ich beobachte sehr häufig das Gegenteil.

lg
Mela
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
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