Reitplatzpflege mit dem Pferd

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Trissa
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Reitplatzpflege mit dem Pferd

Beitrag von Trissa »

Gibt es hier im Forum Pferdehalter, die mit ihrem Pferd den Boden in Halle, Longierzirkel oder am Reitplatz selber pflegen? Und, wenn ja, welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Oder kennt jemand jemanden, der das macht und könnte mich eventuell "weiter vermitteln"?

Unser Roundpen hat einen neuen Sandbelag bekommen. Weißer Reitsand soll es sein. Die SB kümmert sich aber null um die Pflege. Eine Einstellerin mit eigenem Traktor und Schleppe zieht den Boden hin und wieder ab, wenn ein, zwei Leute "mithelfen". Der Gang zum Roundpen ist so eng, dass tlw. rechts und links nur wenige Zentimeter Platz sind, da muss immer jemand mit schauen, dass sie nicht hängen bleibt.

Deshalb habe ich überlegt, das künftig selber mit meinem Isi in die Hand zu nehmen. Er ist vom Boden aus gefahren, man muss ihn nur ans Gewicht gewöhnen. Dann stellt sich die Frage: Kummet oder reicht Brustblatt? Und, wie muss eine pferdegeeignete Schleppe aussehen? usw.

Gruß
eva
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich habe meinen Noriker in den letzten Monaten ans Schleppen wie folgt gewöhnt:

Das Brustblatt-Geschirr hat ihn von Anfang an gar nicht gestört. Ich habe es angelegt, habe ihn zunächst damit geführt, dann vom Boden aus gefahren. Mein Mann ist hin und wieder mitgelaufen und hat die Stränge absichtlich in jeder Höhe an seine Beine fallen und reiben lassen, damit er sich daran gewöhnt.

Dann habe ich zunächst nur das Ortscheid angehängt. Wir haben eines aus Metall, das über Betonboden dann auch mal scheppert. Der nächste step war dann ein Autoreifen, dann eine umgedrehte Holzpalette. Zwischenzeitlich haben wir uns eine uralte Netzegge von einem Bauern besorgt, aber die ist Willi derzeit noch zu schwer, die werden wir erst einmal halbieren, damit er sich an der schwerere Gewicht gewöhnen kann. Er soll damit am Herbst unsere Weiden abschleppen. Vermutlich werde ich mir aber doch eher noch eine Netzschleppe für Quads anschaffen, die ist leichter und für die Bodenbelüftung besser. Könnte mir vorstellen, daß die auch auf nem Reitplatz taugt: https://www.ebay.de/p/Dema-Wiesenegge-W ... 5031000304 Meine Freundin hat diese und ist total begeistert. Hier ist auch etwas, da sieht man auf dem Bild auch, wie das ausschauen sollte: https://www.reitplatz-innovationen.de/index.html

Willi soll später auch mal Holzrücken, weshalb ich auf der Suche nach einem Kummet bin. Das braucht man beim Holzrücken auf alle Fälle. Für den leichteren Zug, z. B. auch um einen Reitplatz abzuziehen, reicht m. E. ein Brustblatt. Ein gut passendes Kummet zu finden, ist für Laien ziemlich schwer, weshalb ich da auch von gebrauchten eher zurückschrecke. Aber fürs Wieseabschleppen oder den Reitplatzgeradeziehen ist ein Brustblatt ausreichend.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
grisu
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Beitrag von grisu »

Es kommt sehr auf das Pferd an. Ich habe meine Connemarastute angefangen, zum Holzrücken und Schleppe ziehen auszubilden. Sie macht das ganz gut, fühlt sich aber mit den Strängen, die ja im Gegensatz zur Kutsche weiter unten an den Beinen langlaufen und in den Wendungen ganz schön Druck aufbauen, nicht immer so wohl. Im Gegensatz dazu steht ein Tinker, den ich gerade ein bisschen ausbilde, der innerhalb von vier Einheiten völlig entspannt eine kleine Schleppe zieht.

Ich bin früher auch gefahren und habe beim Einfahren von einigen Pferden geholfen, aber das Schleppeziehen oder Holzrücken ist eine andere Angelegenheit, da die Pferde gegen Widerstand relativ kontinuierlich „durchziehen“ müssen und der Druck der Stränge in den Wendungen, sensible Pferde verunsichern kann. Dabei sollen sie (vor allem beim Holzrücken) einen sehr ruhigen kontrollierten Schritt gehen. Bei meiner Stute habe ich mir daher Hilfe von einem erfahrenen Ausbilder im Holzrücken geholt. Geholfen hat mir Peter Niebauer, der auch schonmal bayrischer Meister im Holzrücken war und bei uns im Nachbarort wohnt.

Bei der Stute habe wir zunächst die Hinterbeine ein bisschen „desensibilisiert“. Das bedeutet, ich habe einen langen Führstrick genommen und ihn mit mal mehr, mal weniger Druck die Beine hoch- und runtergeführt.

Das Gewöhnen an das Brustblattgeschirr war kein Problem. Zunächst haben wir die Strände einfach hinterherschleifen lassen, dann das Metallortscheit angehängt. Mit dem Gerumpel hatte sie kein Problem. Wichtig ist, dass man sicherstellt, dass sich das Pferd möglichst nicht durch Losreißen und Weglaufen entziehen kann, denn sonst kann es passieren, dass es ein hopsendes und lautes Metallstück hinter sich herzieht ... Also am besten immer zu zweit üben.

Als nächstes haben wir ein schweres Holzscheit angehängt, dann eine Rodelschlitten mit mir als Gewicht und dann schon Holzstämme. Das waren drei Einheiten an verschiedenen Tagen.

Dann bin ich um Hütchen rum und durch Wendungen. Schließlich sind wir in den Wald zum Holzrücken.

Für die Arbeit mit der Schleppe für den Platz, habe ich mir Verschlüsse aus dem Segelbedarf gekauft. An diesen kann man ein Seil befestigen - und mit einem Zug die Verbindung zwischen Ortscheit und Schleppe lösen. Falls das Pferd also aus irgendeinem Grund panisch wird, kann man verhindern, dass es mit einer gefährlichen Schleppe allein über den Platz rennt.

Mit der Stute bin ich nie ganz sicher, denn sie reagiert ab und zu empfindlich, daher lass ich sie ab und zu mal ein bisschen was ziehen, aber nicht ernsthaft.

Ganz anders - und viel schneller - läuft die Ausbildung von einem kleinen Tinker, um den ich mich momentan ein bisschen kümmere. Bei ihm war durch sein Wesen klar, dass er zu keinerlei Empfindlichkeiten neigt. Das ganze Programm durchlief er nur mit Hilfe von Mädels aus dem Stall in Nullkommanix. Nach nur vier Einheiten zieht er völlig entspannt eine kleine Schleppe. Allerdings lasse ich ihn momentan immer nur kurze Abschnitte ziehen, um ihm den Spaß zu erhalten.
Trissa
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Beitrag von Trissa »

Danke, ihr beiden! Das hört sich ja alles sehr ermutigend und machbar an. Ich denke auch, dass mein Isländer das alles einigermaßen entspannt mitmachen wird.

Habt ihr eine Idee, wieviel Gewicht ein Pferd mit der Schleppe ziehen kann / soll / darf? Vor allem, wenn es dann auch nur ein Brustblattgeschirr ist. Im Hinblick auf ein Kummet habe ich die selben Bedenken wie Tanja.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ähnlich wie bei einem Wagen vor den das Pferd gespannt wird die auch bei der Schleppe nicht das Gewicht das entscheidende Kriterium sein, sondern wie "leichtgängig" sie ist. Bei identischen Gewicht macht es doch viel aus, wenn zB Zinken tief durch den Boden gehen, ob ein Schild viel Boden schieben soll etc.
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Janina
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Beitrag von Janina »

Wir haben das vor über 20 Jahren mit unseren auch gemacht.
Allerdings ohne Gewöhnung.... Einfach losgelegt. Anfänger halt. Ist aber natürlich gut gegangen (habe sowieso manchmal das Gefühl, dass den "Unbedarften" weniger passiert ;-) )
Mit Brustblatt und dann ein ganz einfaches relativ leichtes Metallgitter, dass durch eine Querstange etwas beschwert wurde.
Ich saß auf dem Pferd, mein Vater hatte hinten am Gitter einen Strick zur Steuerung und lief mit.
Hat gut funktioniert, aber mein Vater hat sich dann doch irgendwann ein kleines Maschinchen gegönnt 8)
"When the horse is perfectly on our aids, then the horse is light, brilliant but never spectacular." (Miguel Távora)
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