Heuanalyse

Alles zum Thema Futter.

Moderator: susiesonja

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bea
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Heuanalyse

Beitrag von bea »

Hallo zusammen,
wie einige hier mitbekommen haben, werde ich eine Analyse von meinem Heu machen lassen. Grundsätzlich weiss ich, wie ich die Auswertung zu lesen habe, aber ich frage mich, welche Faktoren ich neben dem Gewicht des Pferdes für die Bedarfsberechnung berücksichtigen muss. Man hat mir schon gesagt, dass ich offenbar für meinen Friesen noch 3-5% zusätzlich einberechnen muss, weil er sehr viele Haare hat. Für meinen Lusitano gilt dieser Koeffizient auch, nehme ich an? Ausserdem gibt es offenbar rassetypische Koeffizienten, die für den Bedarf einberechnet werden müssen. Kennt jemand diese Koeffizienten? Und was muss ich sonst noch alles einberechnen, damit ich den individuellen Bedarf für meine beiden sehr unterschiedlichen Pferde berechnen kann? Ich bin froh um jegliche Informationen, Links etc.
Danke.
LG, Bea
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Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Also wenn es ganz in Kürze sein sollte, dann kann ich dieses Taschenbuch empfehlen:

https://www.amazon.de/Rashid-Purzels-Go ... C3%BCttern

Das ist sehr Basic und ein dünnes Heftchen, aber es sind für alle wichtigen Sachen (inkl. Mengen- und Spurenelemente) Bedarfstabellen und Rechenbeispiele drin. Ich hab mir aus der Rechenvorlage eine Excel Tabelle gebastelt. Und es steht auch drin wann was wie aufschlagen muss (also z.B. Haltung im Offenstall vs. Box, Haarkleid des Pferdes , Einfluss der Arbeit und so).

Natürlich steht sowas auch alles im Bender und Meyer /Coenen , aber mir hat an dem Büchlein grad gefallen, dass alle Infos so knapp auf ein paar Seiten gebracht sind.

Die 1 Sterne Amazon Bewertung ist übrigens großartig :shock: Die Rechenbeispiele sind halt für Beispielgewichte wie 300kg, 400kg, 500kg, 600kg...selbstverständlich kann man sie auch auf ein Pferd übertragen, dass 700 kg oder 537kg wiegt :lol: Also manche Leute...

Ich hab ansonsten mal einen Basiskurs bei Conny Röhm als Webinar gemacht, da wurde auf das Thema erhöhten Bedarf auch eingegangen, da hatte ich mir z.B. notiert

- Eiweißbedarf (dünndarmverdauliches Rohprotein) bei starker Behaarung (Friese, Tinker, Isländer und so), bis zu plus 10%

- Mineralien und Spurenelemente: bei starker Behaarung auch plus 10%

- Fellwechsel --> erhöhter Rohproteinbedarf

- Pferd hat viel Knochenmasse: +3 % Bedarf an Calcium, Phosphor und Magnesium

- Bemuskelung eher wenig: langsam verfügbare Kohlenhydrate wichtig

Das sind aber alles nur so Richtlinien, also man sollte sich da nicht in den kleinsten Details verlieren.

Übrigens kann man bei der LUFA Analyse auch ankreuzen, dass man direkt das dünndarmverdauliches Rohprotein (pcv XP (praec.verd. Rohprot.)) angegeben haben will. Ist aber teurer. Standardmäßig wird nur Rohprotein gemacht, da muss man wissen, dass dieser Wert schon deutlich höher ist als das tatsächlich vom Pferd verwertbare Protein.

Bei meiner Heuanalyse war: Rohprotein = 7,1% und das dünndarmverdauliche Rohprotein 4,8%
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ergänzend ebenfalls aus der Quelle Conby Röhm sowie einer am Niederrhein tätigen Futterberaterin:
die Beurteilung des Ist-Zustandes ist enorm wichtig ("fett" wird tB sehr oft fehlinterpretiert, ist dann ein Stoffwechselproblemanzeichen und nicht Fett, was natürlich in der Korrektur der Fütterung ganz unterschiedliche Auswirkungen hat), aber für den Bedarf muss man natürlich den Soll-Zustand rasse- und individuumangepasst berücksichtigen.
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bea
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Beitrag von bea »

Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen! (PNs werden auch noch beantwortet...)
@Lilith: Danke für den Buchtipp. Die Infos, die ich bisher zur Heuanalyse habe (inkl. Aufschlüsselungstabelle) stammen auch alle von Constanze Röhm.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Lilith79 hat geschrieben:Ahttps://www.amazon.de/Rashid-Purzels-Goldene-Gl ... C3%BCttern



Die 1 Sterne Amazon Bewertung ist übrigens großartig :shock: Die Rechenbeispiele sind halt für Beispielgewichte wie 300kg, 400kg, 500kg, 600kg...selbstverständlich kann man sie auch auf ein Pferd übertragen, dass 700 kg oder 537kg wiegt :lol: Also manche Leute...
Der Kommentar bei Amazon zu dieser Rezension ist nicht zufällig von dir? :wink: Liest sich spontan so.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Fragen an diejenigen unter euch, die (regelmäßig) analysieren lassen, um die Fütterung daraufhin anzupassen:

- wo lasst ihr analysieren?
- ist teuer unbedingt besser?
- was lasst ihr auswerten?
- nur Heu, oder hat jemand schon mal Gras eingeschickt/Empfehlung, ja oder nein?

Mein Vorrat aus aktueller Ernte setzt sich aus zwei Beständen zusammen, wobei der kleine Teil nur 8 Rundballen, also nur etwa 50 Tage bei voller Heufütterung ausmachen wird. Tendiere dazu das unter den Tisch fallen zu lassen und nur die große Charge Heu analysieren zu lassen. Oder ggf von der kleinen Menge nur KH/RP/Energie gesamt? Da die letzten Jahre meine Fütterung nur nach Annahme/Auge geschehen ist, ist das vielleicht verzichtbar.
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Vignir

Beitrag von Vignir »

Finchen, guck mal hier: Untersuchungsauftrag Pferdefutter (etwas weiter unten auf der Seite). Auf dem Formular siehst Du, was genau die einzelnen Untersuchungen kosten und welche Pakete es so gibt.

Ich beprobe mein Futter ja sehr regelmäßig und habe auch bereits frisches Gras eingesendet. Mein Problem ist ja das Jod und die Analysen sind sehr zuverlässig. Außerdem sind gerade bezügl. des Energiegehaltes (DE) und verd. Rp die Analysen teils sehr aufschlußreich.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Danke dir, Vignir!

Hat noch jemand andere "Anbieter" getestet und kann was dazu sagen?
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Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Ich hab bisher auch nur die LUFA Nordwest benutzt. Da fand ich die Seite am Übersichtlichsten und das Formular am Leichtesten verständlich.

Ich hab 2x Heu getestet, einmal nur eine "kleine" Analyse mit Zucker, Protein, etc. und 1x eine große Analyse mit Spurenelement/Mineralien-Paket und Selen (letzteres ist sehr teuer).

Bei der kleinen Analyse ging es mir nur drum rauszufinden, wie gut unser hofeigenes Heu für insulinresistenz geeignet ist und um den Energiebedarf, Proteinbedarf etc. zu berechnen.

Bei der großen Analyse gings mir drum zu gucken, welche Spurenelemente und Mineralien in unsrem hofeigenen Heu aussieht. Für mich hat sich diese einmalige hohe Investitation schon gelohnt, weil ich nicht gedacht hätte, dass unsre Heu derart mangelhaft ist was das angeht. Mit den Durchschnittswerten die z.B. im Meyer/Coenen oder Bender angegeben sind hatten die Werte auch keine Ähnlichkeit. Mir hat das halt die sicherheit gegeben, dass ich am Mineralfutter nicht "sparen" muss und vor allem die Erkenntnis dass das Verhältnis in vielen Standardminerals nicht zu unsrem Heu passt.

@Finchen: ich denke die 8 Ballen für 50 Tage würde ich mir auch sparen (außer du hast irgenwelche Vorbehalte wegen der Qualität) und lieber von der Hauptcharge mehr unterschiedliche Proben mischen.
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