vorwaerts - abwaerts ... was ist richtig?

Rund um die klassische Reitkunst

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Fortissimo
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vorwaerts - abwaerts ... was ist richtig?

Beitrag von Fortissimo »

Vielleicht etwas blöd verfasst, aber ich lese jetzt immer häufiger, daß die Meinungen bezüglich vorwärts-abwärts reiten sehr auseinander gehen. Die einen sagen: nur so kann der Rücken sich wirklich aufwölben
Die anderen sagen: vorwärts-abwärts bringt die Pferde nur auf die Vorhand und verhindert das Aufwölben des Rückens

Was ist jetzt richtig? Was ist falsch? Bei Klaus Balkenhol werden die Pferde immer wieder in die Dehnungshaltung geschickt, aber selten so tief, wie ich es häufig auf deutschen Dressurplätzen sehe - nämlich mit der Nase fast im Sand. Auch beim longieren sehe ich solche und solche Bilder.


Wie denkt Ihr darüber? Und was sagen die alten - und neuen - Meister dazu?
Donna
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Beitrag von Donna »

seltsam, auf allen Abreiteplätzen auf denen ich in den letzten 3 Jahren war wurde ausschl.hyperflexionert. Gut im Norden war ich nicht,dort ist das anders?
Es gibt zu gar nichts mehr EINE Meinung und EINE Wahrheit,by the way.Es gibt Ausbilder die lassen hyperlfexionieren und nennen es vorwärts-abwärts,andere versuchen sich an irgendwelchen klass. Vorbildern.Jeder hat einen Lehrer und ein Buch wo das drin steht das ihm am sympath.ist.
Eine Ausrichtung gibt es nicht mehr.Alles ist erlaubt und alles ist richtig.Jeder begründet seins inzw biomechnisch, es sei absolut gesund und wichtig,selbst die" bösen Holländer".Willst du wissen was die Mehrheit hier denkt? Dann mach doch eine Umfrage?
horsman
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Beitrag von horsman »

Meine meinung dazu:
Das pferd soll immer nach va zur hand suchen ( sonst hält es sich oben fest) aber es soll nicht zu lange in va geritten werden ( sonst kommt es schnell auf die vorhand). Das aufwölben des rückens bekommt man auch anders hin ( heben des WR) und nur va mit angehobenem wr ist wertvoll. Dies widerum sie llte stetscabrufbarcsein und desöfteren kurz in die arbeit eingebaut werden.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Julia
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Beitrag von Julia »

Naja, v/a wird ja eher mit der Nase auf Buggelenkshöhe definiert, eben um das auf die Vorhand fallen zu verhindern. Und dann kommt es denke ich auf den Typ Pferd an, also vielleicht kommen daher die verschiedenen Meinungen.
Meiner ist z.B. ein schwerer Typ, starke Schulter, tief angesetzter Hals, verhältnismäßig kurze Beine bei viel Tiefe. Den kann ich nur schwerlich wenn ich bei Null anfange direkt v/a reiten weil er mir einfach massiv auf die Vorhand fällt. Ein sinnbringendes v/a sollte ich mit ihm eher erst reiten wenn wir schon ein wenig Muskulatur aufgebaut haben und ich ihn in Arbeitshaltung vorne leichter und mit dem Gewicht Richtung HH reiten konnte.

Anderer Typ, ganz leichtes, drahtiges Pferd - mit der kann ich direkt ein gutes v/a reiten und sie kann es auch eher halten weil sie körperlich nicht so einen drall nach vorne/unten hat.

Es gibt m.M.n. Pferde die kann man von v/a nach oben reiten und dann gibt es Pferde die muss ich erst oben haben (Arbeitshaltung) und kann daraus ein v/a entwickeln.
Liebe Grüße, Julia
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Bilder sagen mehr als Worte, daher mal wieder diese wunderschöne wortlose Erklärung zum Thema aus dem Buch "Die reine Lehre der klassischen Reitkunst". Bei einem wirklich korrekten v/a fällt das Pferd nicht auf die Vorhand.
Dateianhänge
neindorff3.jpg
neindorff3.jpg (36.01 KiB) 18564 mal betrachtet
Nola
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Beitrag von Nola »

Und dann stellt sich ja auch immer noch die Frage nach Vorraussetzungen von Pferd und Reiter.

Bei einem spannigen oder sich einrollenden Pferd (und ich bin jahrelang Schulpferde geritten) bin ich froh, wenn es sich überhaupt mal locker macht und irgendwie Richtung Hand dehnt. :wink:

Ich denke auch insgesamt, daß es den einen Weg nicht gibt.
Donna
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Beitrag von Donna »

Rapunzel, da du die schöne Serie vom Frau Simms eingestellt hast, möchtest du wissen WIE es der RL von Frau Simms haben wollte? WIE seine Anweisung tatsächlich war?
Die Fotoserie wurde posthum veröffentlicht.DAS war eben nicht SEIN WUNSCH vorwärts-abwärts
horsman
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Beitrag von horsman »

Posthum stimmt nicht. Diese fotostrecke war schon zu EvN lebzeiten um die Jahrtausendwende in einer der gängigen reitilistrierten. Weis ich deshalb weil ich sie in kopie an die pinwand unseres reitvereins gehängt hatte.

Dennoch interessant wenn du "mehr " dazu weisst
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Donna
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Beitrag von Donna »

danke für die Info,horseman, Fakt ist aber das sein Buch ohne Fotos vorlag und es nach seinem Tode veröffentlicht wurde.Die Fotoserie befand sich im Besitz von Frau Simms,da sie Alleinerbin war.Er starb 2004.
Du meinst das du das in einer Illustrierten gefunden hast, 2001, da muss man dann wissen, was stand dabei und ob er es sich die Rechte gesichert hat einen Artikel vor Druck nochmal freizugeben.
Unter dem Bild müsste stehen, dass das Pferd wie ein Bluthund( oder Fuchs) auf der Spur gehen soll
.Das tut dieser mit der Nase über dem Boden...Das Bild ist nicht falsch, es ist eine Momentaufnahme während des Lösens, aber auch keinesfalls sein Wunschvorwärts-abwärts
JEDER der wirklich über einen längeren Zeitraum bei ihm Unterricht hatte,weiss das!
Heute stellt die Sattlerei Sommer einen Sattel unter seinem Namen her,ganz der Mode angepasst: eine Sitzprothese : http://www.sattelmacher.com/produkte/so ... ff_ds.html
wer den Orginalsattel gesehen hat, der wirklich in Zusammenarbeit entstand , der weiss das war ein hervorragender Dressursattel ,jetzt ist es Betrug und Etikettenschwindel.So ist das , bald ist nichts mehr da von seinem Wissen übrig.Im Institut wird inzwischen gar gelehrt, das er vorwärts-abwärts nur auf Bugglenk wollte, das entspricht genau dem Lug und Betrug der Sattelfirma. Ach und Wohl dem der weiss wo sich das Buggelenk befindet.Das Bild aus der Fotoserie ist deutlich drunter.
so in etwa sollte der Sattel von 1973 aussehen
http://sattel.wayoutwest.info/englisch- ... dorff.html
Senselessme
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Beitrag von Senselessme »

Ich denke, die Schwierigkeiten rühren daher, dass ein korrektes v/a gar nicht so einfach zu reiten ist. Meines Erachtens sollte die Nase nicht tiefer als bis auf Buggelenkshöhe genommen werden, da bei den meisten Pferden das Nackenband zu kurz wäre, damit die Hinterhand noch gut arbeiten kann.
Das ist dann nämlich der zweite wichtige Punkt, die Hinterhand muss mitarbeiten!

Und mittlerweile denke ich eher, dass v/a nur in gewissen Portionen Sinn macht. Es ist die Variationen der Haltung die am ehesten trainieren.

und zu guter Letzt: Es kommt aufs Pferd an, wie Julia schon geschrieben hat!
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

*sorry, doppelt*
Zuletzt geändert von Rapunzel am Sa, 08. Apr 2017 18:44, insgesamt 1-mal geändert.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Donna, wie so oft verstehe ich nicht, was dein Problem ist. Aber das macht nix.

Unter dem Bild in EvAs Buch steht einfach nur "Lösen-Schließen-Versammeln", also nicht: "Dies ist das ideale V/A" oder so etwas. Ich finde die Bildfolge in vielerlei Hinsicht wunderbar, in diesem Fall zB auch, weil man sieht, dass das Pferd bei einem korrekt gerittenen V/A auch dann nicht zwangsweise vermehrt auf die Vorhand kommt, wenn die Nase deutlich tiefer als Buggelenkshöhe ist.
Rusty072009
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Beitrag von Rusty072009 »

Eine interessante Fragestellung!

Vorwärts-Abwärts zur Hand hin zu suchen ist aus meiner Sicht für jedes Pferd das erste was es lernen sollte. Ohne die Möglichkeit die Oberlinie zu entspannen kann ich an keine weiterführende Arbeit denken. Ich halte jedoch auch wenig davon, das junge Pferd lange Sequenzen in dieser Haltung gehen zu lassen. Nur so oft und so lang wie nötig, dh bis ich sicheres und konstantes Loslassen an meinen Hilfen erreicht habe, länger nicht. Dies gilt fuer die Grundausbildung eines Pferdes genauso wie für jede einzelne Reiteinheiten und jede einzelne Lektion. Zuerst vorwärts abwärts zur Hand, erst danach kann ich an ein vermehrtes engagieren der Hinterbeine denken.
Bei vorhandlastigen Pferden geht das abwärts lösen meiner Erfahrung nach meist schnell und einfach, aber es ist oft eher schwer eine wirkliche Dehnung bei getragenen Brustkorb zu erreichen. Hier gehe ich eher zügig dazu über dem Pferd vermehrtes tragen zu vermitteln um daraus eine effektivere Dehnung zu erarbeiten. Diese Pferde würde ich nicht sehr lange sehr tief lassen, meiner Erfahrung nach kann das die weitere Ausbildung erschweren und den Bewegungsablauf des Pferdes verschlechtern. Je nach Veranlagung des Pferdes kostet es hier viel Mühe in versammelnden Übungen, bis überhaupt nur eine Tendenz von reeller Dehnungshaltung zu erkennen ist. (Ich denke hier bspw an meinen jungen Kaltblüter oder auch die meisten Warmblüter)
Bei Pferden die eine eher gut gewinkelte Hinterhand haben und ihre Balance gerne auf dieser suchen ist es oftmals viel schwieriger überhaupt erst mal abwärts zu bekommen. Hier kann die Arbeit daran durchaus länger und intensiver ausfallen. Diesen Typ Pferd schicke ich auch eher mal bis ganz runter, einfach um ein sicheres entspannen an meinen Hilfen zu erreichen. Dies zu erhalten kostet oft viel konsequente Arbeit, vor allem wenn es an das Versammeln geht, was diesen Pferden leicht fällt, aber eben nicht unter Beibehaltung der Dehnung. (Diese Erfahrung konnte ich bspw mit Pferden im iberischen Typ sammeln)

Aus einer Sicht entsteht Dehnung also nur aus vorwaerts-abwärts bei dennoch getragenen Brustkorb. Wieviel, wie lange und wie oft vorwärts-abwärts oder Versammlung hierfür nötig ist hängt vom einzelnen Pferd ab.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Fortissimo:
denkst du bei den "Gegnern" des v/a an die aktuellen Diskussionen auf facebook?
Da wurde offenbar in den Oliveira-Stables relativ herbeigezogenes argumentiert lt. einem Kommentar einer Teilnehmerin.
Weil mir manche "Gegenargumente" etwas ungeheuerlich erscheinen, tue ich mich auch schwer mit der Theorie, dass v/a verkehrt und immerzu völlig unnötig sein soll. :?
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

War hier jemand beim besagten Event der guten Frau Pausch in den Oliveira-Stables dabei? Das, was ich bisher auf FB hierzu gelesen habe, bestätigt meinen eigenen Eindruck von dieser Frau, den ich letztes Jahr in Heimsheim habe gewinnen können.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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