Frage zum Thema Piaffe

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

Senselessme
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Beitrag von Senselessme »

Ich bin wahrscheinlich einfach schlecht darin, mich vernünftig auszudrücken. Aber jetzt wo du es schreibst, klingt es selbst für mich so. Eigentlich wollte ich ja nur wissen, ob eine gewisse Muskelmasse bereits nötig ist um die Piaffe korrekt ausführen zu können so wie ich bei einer liegestütze auch ohne die Muskeln halt einfach nicht weit runterkomme und gar nicht wieder hoch!
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Klar ist die Piaffe anstrengend und erfordert auch einen gewissen Trainingszustand, sodass ein falsch oder schlecht trainiertes Pferd sie nicht korrekt ausführen wird. Daher wäre es ratsam, zunächst mit den Vorübungen anzufangen, z. B. Schritt und Trab immer wieder kurz versammeln, Schaukel, Seitengänge, Schritt-Halt und Trab-Halt-Übergänge usw.
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

@Rusty,
ich wollte mich nochmal explizit bedanken, dein Hinweis auf das ungerne Vorschwingen der rechten HH bzw bei genauerem Betrachten vielmehr häufiges Ausfallen der linken HH war ein sehr guter Hinweis. Herr Ritter hatte mich im Unterricht auch schon darauf hingewiesen, aber wie immer muss man Dinge erst selbst erkennen, um sie wirklich anzugehen :wink:
Erklärt mir einige Auffälligkeiten unterm Sattel (warum wir nach dem Sprung nur schwer im Rechtsgalopp landen z.B.), hat mich zu genauerem Hinfühlen gebracht (speziell angaloppieren links, da kommt immer für einen Moment die Hinterkarre rein, als ich begonne hab, das zu korrigieren quittierte er das anfangs mit einem Bocksprung in den Galopp um sich zu entziehen oder er sprang vorne links an, hinten mogelte er sich raus und sprang rechts an, nach einiger Übung und reichlich Hilfslektionen klappt das jetzt aber ich muss extrem auf die HH aufpassen links).
In der Piaffe rechts versucht er sich gerade anfangs in die Linksstellung zu mogeln :twisted: ich fordere bewusst Rechtsstellung und fordere gezielt das rechte Hinterbein und gelegentlich rechte Hüfte zum Vorschwingen auf. Ich bilde mir ein, dadurch ist die Piaffe rechts deutlich besser geworden...sollte schon wieder dringend filmen :lol:
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Mal in die Runde werfe...

Eine ehemalige RL von mir hat in einem ihrer Seminare den Unterpunkt "Ist die Piaffe ein Allheilmittel? Das sollte doch jedes Pferd beherrschen, oder?"

Hab ein bisschen darüber nachgedacht. Denke ich an meinen Fjordi muss ich ehrlich sagen, dem ging/geht es prima ohne Piaffe und ich bin mir sicher, dass es für ihn eine ziemliche Zumutung gewesen wäre, diese zu erlernen. Er ist ein Pony mit geringer Beweglichkeit, sehr guter Stabilität und festem Bindegewebe.

Sehe ich dagegen meinen Hagall und welchen positiven Effekt unsere Arbeit an der Piaffe auf ihn und seine Hängebrücke hat muss ich sagen, diese Lektion ist ein fantastisches Gymnastikprogramm für ihn. Er hat dank dieser Lektion endlich verstanden wo dieser Rumpf sich denn hinbewegen soll. Er bekommt Kraft und damit Stabilität. Durch so präzises ansteuern der einzelnen Beine/Körperpartien helfe ich uns gerade mit der Geraderichtung. Für mich eine extrem wertvolle Lektion, die ich nicht mehr missen möchte.



Wie seht ihr das?
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Bestimmt braucht nicht jedes Pferd die Piaffe - die meisten leben ja auch hervorragend ohne.

Erst recht braucht kein Pferd eine falsch beigebrachte Piaffe, z. B. Gewicht vorn auf die Vorhand schmeißen und hinten fröhlich mit der Kruppe auf und ab hüpfen. Von daher denke ich, dass man sich nur an diese Lektion heranbegeben sollte, wenn man kompetente Hilfe hat.

Der Weg zur Piaffe, also Geraderichtung und Arbeit an der Versammlung, ist letztlich für jedes Pferd wichtig und gewinnbringend. Wie weit man mit dem einzelnen Pferd auf diesem Weg kommt und was ein Pferd überhaupt in dieser Richtung zu leisten vermag, ist sehr, sehr unterschiedlich. Da sollte man sich auch keine Illusionen machen und auf Teufel komm raus Lektionen pauken, die dem Pferd jegliche Motivation nehmen.

Andererseits kann ich von meiner Stute sagen, die auch eher stramm ist und die Piaffe (noch?) nicht kann: korrekte, geraderichtende und versammelnde Arbeit ist ein enormer Gewinn für alle Sparten des Reitens und der Arbeit vom Boden aus. Es dauerte natürlich einige Zeit, bis sie einsah, dass sie sich da doch bitte mal hinten mehr anstrengen sollte, und auch jetzt möchte sie ihr Gewicht am liebsten nur auf die rechte Schulter packen und mit dem linken Hinterbein bitte kein Gewicht aufnehmen.
Doch heutzutage strengt sie sich richtig an, wenn wir versuchen, aus einer Traversvolte ins Kurzkehrt zu kommen. Letztens bescheinigte unsere RL sogar ein leichtes Absenken der Kruppe! :) Und an der Longe kann sie mittlerweile auch aus dem Schritt gesetzt angaloppieren, ohne den Hals zum Schwungholen zu benutzen.
Springen wir auch einfacher, weil man eben besser um die Kurve kommt, ohne an Schwung zu verlieren und ohne in große Schräglage zu kommen. Die allgemeine Balance ist besser, was auch im Gelände vorteilhaft ist. Schlussendlich fällt es ihr leichter, mich zu tragen, und das ist doch das wichtigste Ziel.

Fazit: Wenn man bis zur Piaffe oder weiter kommt, ist das spitze, und man sollte es auf jeden Fall versuchen - mit Sinn und Verstand und unter Berücksichtigung der physischen und psychischen Voraussetzungen des Pferds und des Menschen. Wenn einem selber diese Arbeit absolut keinen Spaß macht, wird man kaum das Pferd dazu motivieren können.
Notwendig ist die Piaffe bestimmt nicht, um ein gesundes Reitpferd zu bekommen und zu erhalten. Aber sie ist ein sehr gutes Instrument dafür.
horsman
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Beitrag von horsman »

Bestens beschrieben puppa
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Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Kleiner Tipp am Rande. Bin nicht so das Schnalz-Talent, ganz taktmäßig zu schnalzen in der Piaffe fällt mir echt schwer. Hab jetzt auf dem Handy eine Metronom-App, derzeit eingestellt auf 100 Schläge pro Minute (laut RH sind 90-100 Schläge pro Minute optimal beim Großpferd)...die App knack vor sich hin und ich kann damit super den Takt halten ohne mich optisch vom Pferd beeinflussen zu lassen. Hat bislang definitiv den positiven Effekt, dass die Piaffe gleichmäßiger und ruhiger wird. Mein Pferd interessiert das Knacken überhaupt nicht, reagiert rein auf meine Stimme/meine anderen Hilfen. Von daher ein tolles Hilfsmittel :D
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Wir piaffieren weiter 8) inzwischen auch unter dem Sattel.
Hab für euch ein Video von unserer allerersten Piaffe unter dem Sattel, ich bin das vorher noch nie geritten und Hagall macht das unter dem Sattel auch zum erste Mal in dem Video :wink:
Gehört zwar eigentlich nicht zur Handarbeit, aber ich wollte euch zeigen wie sich unsere Piaffe weiter entwickelt :wink:

https://youtu.be/tQ8c1OcN-gE
xelape

Beitrag von xelape »

schön :) - tolle Entwicklung.
Ein ganz schönes Flummi dein Pferdchen oder?

Danke dass Du uns teilhaben lässt.
Vignir

Beitrag von Vignir »

Wow, toll!!! :D Ich muß zwar zugeben, daß ich sicherlich keine wirkliche Ahnung von der Piaffe habe, aber für mich sieht das richtig, richtig gut aus. Und so ein Hübscher! 8)
horsman
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Beitrag von horsman »

tolles Pferd mit Talent für Versammlung und starken Hinterbeinen.
Das Ergebnis gefällt mir auch schon, jedoch könnte das Pferd für meinen Geschmack etwas runder in Anlehnung bleiben/werden.
Aber Piaff entwickeln und verbessern ist halt auch ein Prozess für Jahre.
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Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Danke :D

Ja Horsman,das seh ich auch so. Ist ja auch unser beider erstes Mal :wink: halte immer noch bei jedem anschauen die Luft an.
Zu dem Zeitpunkt war der Sattel nimmer ganz passend, sicher mit ein Grund dass mein Sensibelchen nicht ganz rund in der Anlehnung ist.
Derzeit entwickle ich die Piaff unter dem Sattel aus der Schaukel und achte u.a. auf das rund bleiben. Ein Thema das an sich bei ihm nicht nur in der Piaff wichtig ist, er hat anatomisch von Natur aus die Tendenz den Hals oben hin zu stellen. Seit der Sattel komplett neu gepolstert und angepasst ist und ich beim Osteopathen war wird das immer immer besser :oops:
horsman
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Beitrag von horsman »

Knapstruper? Aus dänemark??
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Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Knabstrupper zu 3/4, als Knabstrupper auch eingetragen. 1/4 Frederiksborker. Enkel von Hugin von Dänemark von Bent Branderup. Aber in Deutschland gezogen.
Allerdings wurde mir mal von einer Osteopathin und auch von meinem Trainer gesagt, dass sie schon viele Knabstrupper behandelt bzw unterrichtet haben aber so einen wie Hagall noch nicht getroffen haben. Da es mein erster Knabstrupper ist kann ich dazu nix sagen ob er eher untypisch ist :wink:
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

ein so hübsches Pferd Butterfly und eine tolle Arbeit,gratuliere!
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