Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Ulrike hat geschrieben:Was sich sagen will, ist, das er, wenn er Unfug treibt, i h das sofort in der Hand spüre und weiß, wieviel Kraft hinter dem Unfug steht.
Es besteht die Möglichkeit, das gefühlvoll abzufangen.
Ich glaube, ich muss meinen Ansatz besser erklären, denn 1. bin ich ein "Sicherheitsfanatiker" und 2. möchte ich das Jungpferd so wenig wie nur irgend möglich korrigieren müssen.
Wenn das junge Pferd im Round Pen o.ä. altersentsprechend mal losstürmt oder -bockt möchte ich da meine Kraft und die Longe nicht dagegen setzen. In der Einfriedung ist das gefahrlos möglich - einwirken werde ich zuerst über Stimme und Körper mit Gertensignal und erst dann mit der Longe. Mir bringt es nichts, wenn ich in der Hand spüre, wieviel Kraft hinter dem "Unfug" steht, denn in dem Moment bin ich schon gezwungen mit der gleichen Kraft entgegenzuwirken, das heißt ich bin zum Reagieren gezwungen und kann nicht mehr agieren.
Ulrike hat geschrieben:Natürlich kann ein festgebundenes Pferd auch den Kopf schütteln, da weiß aber nur der Ausbinder, was das an Kraft bedeutet.
Ich verstehe immer noch nicht, wieso dies ein Argument für Deine Art des Longieren sein soll.
Ulrike hat geschrieben:Klar ist das hier ein Jungpferdethread aber eben auch Praxisbeispiele.
Bei mir sehen wir ein Praxisbeispiel, welches vielleicht verwunderlich ist aber nicht gegen das Pferd gerichtet ist.

LG
Ulrike
Dies steht außer Frage.

Bei Deinem Post mit den Longierbildern schreibst Du:
Ulrike hat geschrieben:Man beachte, das er diese enge Halshaltung völlig alleine angenommen hat.
Das sehe ich nicht so, er nimmt diese Halshaltung ein, weil er abspacken möchte, aber von der Longe auf die Kreislinie gezogen wird.

Wie gesagt, ich habe da halt einen anderen Ansatz und versuche solche Korrekturen zu vermeiden.

LG Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
xelape

Beitrag von xelape »

Nun ich denke - das Thema mit dem Longieren, wurde ja schon einmal ausführlich diskutiert.
Ulrike ist überzeugt davon - die anderen, mich eingeschlossen nicht. Mehr gibt es da kaum zu diskutieren.

Einen Roundpen habe ich für mein junges Pferd auch nicht - longiere am Kappzaum in der Halle.

@Ulrike, die Reitbilder finde ich nicht so richtig aussagekräftig.. und schwer etwas dazu zu sagen...
Wie alt ist Dein Kleiner jetzt?
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

xelape hat geschrieben:
@Ulrike, die Reitbilder finde ich nicht so richtig aussagekräftig.. und schwer etwas dazu zu sagen...
Wie alt ist Dein Kleiner jetzt?

fünf.

Wie muss denn ein Reitbild aussehen, um aussagekräftig zu sein?
Diese Frage interessiert mich jetzt wirklich.

Das es schwer ist, etwas dazu zu sagen, kann ich verstehen, es war auch schwer, Bilder zu finden, die mir einigermassen gefallen.


Tossi, das mit der äusseren Begrenzung durch einen Zaun o.ä., das hätte ich am Anfang auch gerne gehabt, haben wir hier aber nicht.

Die Pferde, auch die der Nachbarn, die auch gleichzeitig Züchter sind, werden hier auch so angeritten.
Es gibt hier keine Begrenzung.

Lustigerweise bin ich auch Sicherheitsfanatiker,da haben wir viel gemeinsam. :lol:


LG ulrike
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich denke wenn diese Haltung und alles gewünscht ist sind sie aussagekräftig, wenn nicht dann sind sie es nicht. Das meinte xelape denke ich :-)
Liebe Grüße, Julia
xelape

Beitrag von xelape »

Vielleicht braucht es noch mehr Input von Dir.
Was reitest Du in dem Moment.. er wirkt sehr stark gestellt und weit oben auf beiden Reitbildern - war das geplant? Oder was wolltest Du in dem Moment von ihm?
Warum wirkst du vorne an der Schulter mit der Gerte ein?

Ich finde er tritt fleissig von hinten - aber mir fehlt auf den eingestellten Bilder dass die Bewegung durch den Körper geht..

*Julia, hat mich schon vorab "erklärt ;)*
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Die Longier- und Reitbilder lassen mich ehrlich gesagt etwas ratlos zurück, deshalb warte ich jetzt auch ganz gespannt auf weitere Erklärungen.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

AAAlso...


auf dem oberen Reitbild sind wir auf dem Weg durch die nächste Ecke, eine Lektion, die immer besser und besser gelingt.


Vielleicht noch mal zu diesem Pferdchen:

Im letzten Jahr waren wir extrem damit beschäftigt, sien Gleichgewicht irgendwie herzustellen, dieses Pferd ist, laut Aussage der Osteopathin hypermobil und muskulär sehr schwach.
Die Bewegungen seiner HH gingen in alle Richtungen, seitl, nach oben, was Euch noch so einfällt.

Er konnte mich kaum durch zwei Ecken einer kurzen Seite tragen, der Motor ging sofort aus.


Eine Zeit hing auch das Wobbler Syndrom im Raum, diese Theorie hat sich aber zerschlagen.

Mein Ziel ist natürlich, ihn über den Rücken zu bekommen, da sind wir noch von entfernt. Aber, die HH ist aktiv, der wohl wichtigste Baustein.

Dieses Jahr steht im Zeichen der weiteren Muskelkräftigung, ich kann immer besser spüren, wie er sich rahmen lässt und die Bewegung mit kanalisierten Kräften halten kann.

Der Kopf und Hals als Balancestange werde ich nicht in eine Form bringen sondern versuche anzunehmen was geht.
Tiefer geht schon mal, er kann es aber noch nicht gut halten, ohne die aktive HH zu verlieren.

Da finde ich das obere Reitbild eigentlich schon ganz hübsch. Natürlich kann er noch aktiver sein, so fühlt es sich im Moment aber nicht an. Wir arbeiten an einer besseren Beweglichkeit in den großen Gelenken.

Das untere Bild zeigt uns in Auflösung begriffen, irgendwas erregt seine Aufmerksamkeit.
Da ich immer Gefahr laufe, mit Fahrleinen zu reiten, ist die Zügellänge "nicht optimal" 8) .

Da er gerne da noch hin torkelt wo er hinschaut, habe ich wahrscheinlich die Gerte als Begrenzung eingesetzt. Also, nicht als Schlag sondern als Kontakt.

Das hat uns auch das erste Jahr als Begrenzung nach aussen weitergebracht.

Was mir an dem unteren Bild gefällt, ist die Ruhe, die aus seinem Blick spricht. Und auch die aktive HH.

Ein großer Pluspunkt dieses Pferdchens.

Natürlich wünschte ich mir ein besseres Ergebnis meiner Arbeit des letzten Jahres, aber, da ich da oben gesessen und gearbeitet habe, weiss ich, was wir schon erreicht haben.

Von hier aus kann es weitergehen.


LG Ulrike
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Kleine Anregung: Zum Schaffen einer äußeren Begrenzung für das Longieren eines Jungpferdes kann man sich notfalls in Ermangelung eines richtigen Longierzirkels auch mit einer Abtrennung aus Litze auf dem Reitplatz behelfen. Das ist sicher nicht ideal, aus meiner Perspektive aber besser als wenn man auf eine äußere Begrenzung verzichten muss. Das käme für mich beim jungen Pferd aus den genannten Gründen nicht in Frage.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
FNB
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Beitrag von FNB »

Tossi hat geschrieben:
Ulrike hat geschrieben:Was sich sagen will, ist, das er, wenn er Unfug treibt, i h das sofort in der Hand spüre und weiß, wieviel Kraft hinter dem Unfug steht.
Es besteht die Möglichkeit, das gefühlvoll abzufangen.
Ich glaube, ich muss meinen Ansatz besser erklären, denn 1. bin ich ein "Sicherheitsfanatiker" und 2. möchte ich das Jungpferd so wenig wie nur irgend möglich korrigieren müssen.


......

Wie gesagt, ich habe da halt einen anderen Ansatz und versuche solche Korrekturen zu vermeiden.

LG Elisabeth
Das finde ich eine tolle Einstellung! Die Korrekturen sind einfach unnötig, weil einmal falsch "gelerntes" (konditioniertes) so viel schwerer zu löschen ist, sowohl beim Reiter als auch beim Pferd.

LG FNB
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Edelstein
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Beitrag von Edelstein »

Wachtelhalterin hat geschrieben:@ Edelstein: Schön dass du die Bedürfnisse des Pferdes wahrnimmst. Merkst du nach dem Osteo jetzt eine Verbesserung bezüglich Guckigkeit?
nein - eher im Gegenteil, da ich sie jetzt drei Tage in Ruhe gelassen habe und sie nur auf der Weide stand - gestern dann wieder guckiger, aber denke die Routine kommt die nächsten Tage zurück. Ist ja auch jetzt so kalt geworden wieder...
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Wir sehen hier ja nur Momentaufnahmen eines Pferdes, welches nur du, Ulrike, genau kennst. Vielleicht sähe es auf anderen Fotos auch ganz anders aus.

Dennoch finde ich deine Einschätzung zu den Bildern interessant und möchte dieser widersprechen - verglichen zu den Longierbildern (wo man ein sehr weit vorschwingendes Hintebein sieht!) sehe ich bei den Reitbildern gar keine so aktive Hinterhand, sondern eher eine, die nach hinten rausschaufelt (was völlig normal für ein unausbalanciertes Jungpferd ist!)

Was mich persönlich stören würde, wäre das mein Pferd, ist der massiv herausgedrückte Unterhals, damit gleichzeitig der festgehaltene Rücken. Dies passt auch gut zu der m.M. nach weniger aktiven Hinterhand.

Wie gesagt - das ist alles nicht ungewöhnlich für ein Jungpferd. Wahrscheinlich ist dies einfach sein natürlicher Bewegungsablauf.
Vielleicht ist er auch etwas hektisch vom Charakter her und kann deswegen generell nicht gut "loslassen"?

Ich würde als allererstes die Zügelhilfen zum Nachgeben am Gebiss "installieren", damit der sich nicht so festmacht, wenn er dich trägt.
Er muss ja nicht vorbildlich vorwärts-abwärts gedehnt laufen, aber so wie man das auf den Fotos sieht, würde ich das auf gar keinen Fall stehen lassen, da es nicht gut für seinen Rücken ist.
Ponyreiter aus Überzeugung
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Die Stabilisierung der Halsbasis in der Streckung, wäre für mich bei deinem Pferd allererste Priorität, Ulrike. Warum ?
Um die Aktivität des Hinterbeines kanalisieren und damit das Pferd stabilisieren zu können.
Die Abbrecherei ist sinnvoll für ein tendentiell steifes, stabil-strackes Pferd, welches sich organisiert, in dem es Hals und Schulter koppelt.

Für ein hypermobiles ist es nach meine Erfahrung absolutes Gift.

Und hier wäre eine Arbeit an einem ruhigen, Ruhe-bringenden, sehr gleichmäßigen Takt, in zwanglos- langer Haltung sinnvoll, aus der man allmählich eine Vorspannung der Muskulatur erhält, die man dann stabilisierend und fördernd nutzen kann.

Dieses Pferd wird sich nicht über das Heben des Halses heben, sondern es bricht in der Halsbasis herunter, mit allen negativen Auswirkungen.

Das aktive Hinterbein ist hier- nach meiner Einschätzung-, nicht Vor- sondern Nachteil, denn die Aktivität ist nicht kanalisierbar, sondern trägt nur zum dynamischeren Zerfallen bei- Marke Qualle mit Pepp.

Du brauchst ein kanalisierbares Vorwärts mit Rahmen und Länge. SO wie hier gezeigt, kann er dich nicht tragen, der Bub.
Momentaufnahmen, sicher, aber in diesen gezeigten Momenten, trägt er nicht.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Danke, :)
ich stimme Euch da völlig zu, so kann es nicht bleiben. Denn, es ist erst ein Anfang.

Gestern habe ich den ganzen Tag darüber nachgedacht, was hier im Forum gesagt wird, was ich von meinen Unterstützern vor Ort höre und was ich sehe und fühle, wenn ich mit den Pferden arbeite. Reichlich Stoff. :oops:
Meine echte Crux ist wirklich meine Hand.

auf den Bildern breche ich das Pferd nicht aktiv ab. Mein Ziel ist eine weiche Anlehnung, mein Problem ist aber, das ich selber viel zu schnell das Pferd vorne alleine lasse, also eben das Annehmen des Gebisses durch das Pferd selber verweigere indem ich zu schnell mit dem Zügel nachgebe.

Ein seltenerer Fehler in der Reiterei, aber ein schlimmer Fehler dennoch.

Insofern, danke Klassikfjord und s&p, muss ich an meiner Hand arbeiten, auch selber die Spannung oder den Zug oder die Kraft, die durch das Pferd auf die Zügel kommt, auszuhalten.
Um ihm damit dann zu Losgelassenheit kommen lassen zu können.

s&p über Deinen Begriff "Qualle mit Pep" :lol: und dem Satz davor
werde ich noch nachdenken. Denn tatsächlich war das im letzten Jahr nicht kanalisierbar, das hat mich auch in die Verzweiflung getrieben.

diesen muskulären Kanal, den kann ich jetzt aber geritten spüren. Für mich bedeutet es, das wir jetzt erst überhaupt anfangen können, zu arbeiten, eben um ihn in die Lage versetzen zu können, mich zu tragen, bei losgelassener Bewegung.


Es ist ja auch so; stelle ich Bilder ein, habe ich ja auch das Gefühl dazu, ich habe die Fortschritte in meiner Hand, in meinem Allerwertesten und in meinem Kopf. Das ist aber nicht darstellbar. Spannend ist dann aber die Reflexion darüber... 8)


LG Ulrike
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ulrike, ich stimme S&P total zu - und zu deinem letzten Post noch ergänzend: Dass das Pferd den Unterhals rausdrückt, mag seine natürliche Tendenz sein, bei der du zu wenig aktiv gegensteuerst - die starke Überstellung im Hals ist aber ganz sicher NICHT vom Pferd selbst eingenommen, sondern die führst du mit der inneren Hand herbei. Damit löst du eine ganze Kette von Folgereaktionen aus, von denen S&P einige beschrieben hat. Das solltest du wirklich ganz schnell abstellen zugunsten einer stetigen Führung, vor allem bei einem instabilen Pferd wie von dir beschrieben.
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich würde den einfach ganz schlicht erstmal V/A reiten. Und das bekommt man jedem Jungpferd sehr schnell erklärt da sie einmal die Position eigenommen, sehr schnell merken wie viel angenehmer das für sie ist. Warten bis sie das von selber machen ist müßig...
Liebe Grüße, Julia
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