Was macht guten Unterricht aus?

Rund um die klassische Reitkunst

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Rabano26
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Beitrag von Rabano26 »

tincoinumena hat geschrieben:Mir ist noch ein Diskussionspunkt eingefallen :)

Was haltet ihr von Schulpferden?
Welche Ansprüche habt ihr an ein gutes Schulpferd?
Allgemeine "Do & Don't"s


Die wenigsten kaufen sich ein eigenes Pferd, wenn sie reiten lernen, oder können sich ein eigenes Pferd leisten.
Ich kenne sowohl den Schulpferd-Typ, der nie korrigiert wurde, und die, die regelmäßig Korrektur geritten wurden. Letzterer ist leider immer noch zu selten.
Manche Pferde fordern korrekte Hilfengebung, andere lassen alles über sich ergehen.
Als ich nach unserem Unfall wieder anfangen wollte zu reiten (mein Pferd stand aber zu dem Zeitpunkt noch 350 km von mir weg), suchte ich hier auch ein gutes Schulpferd. Was ich fand, waren Pferde, die es gewohnt waren, in der Abteilung hinter einander zu laufen. Mehr nicht. Das ein oder andere konnte man auch mal selbstständig lenken. Aber auch guter Einzelunterricht war nicht zu finden! Ich war sehr froh, das ich dann die Möglichkeit bekam, das Pferd einer Freundin mit reiten zu können.

Ich hätte gerne mal ein gutes Schulpferd, auch jetzt, um vielleicht Lektionen zu reiten, die meiner nicht kann, ich aber dafür dann das Gefühl bekomme. Nur ich wüsste auf anhieb nicht wo es das gäbe hier... :?
Es grüßen aus dem schönen Rheinland

Ellen, Peije und Rabano
Rusty072009
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Beitrag von Rusty072009 »

Was macht für euch guten Unterricht aus? Was ist für euch wichtig?

Alle meine Fragen sollten beantwortet werden. Ich wünsche mir konkrete Lösungsansätze für Probleme. Ich wünsche mir klaren, absolut konsequenten Unterricht ohne irgendetwas schön zu reden oder mir Defizite nicht klar aufzuzeigen. Ich wünsche mir, dass mich der Unterricht mit jeder Stunde etwas vorwärts bringt. Mein Reitlehrer sollte über ausreichend Erfahrung, Kompetenz und Sicherheit verfügen um mich auf den richtigen Weg zu bringen bzw. zu halten.

Wie gewichtet ihr Didaktik und Inhalt?

Inhalt ist für mich absolut vorrangig. Ich sehe mich als Schüler ein Stück weit selbst in der Verantwortung eine Unterrichtseinheit sinnvoll und zielführend zu gestalten bzw. diese im Nachhinein entsprechend zu reflektieren.

Wie viel theoretischen Hintergrund wünscht ihr euch bei den Erklärungen?

Ich möchte alle Zusammenhänge verstehen. Ich wünsche mir jede theoretische Information die ich benötige um die Ausbildung meines Pferdes auch Zuhause selbstständig fortsetzen zu können. Ich MUSS verstehen warum ich etwas auf eine bestimmte Art tun soll. Wenn ich es nicht verstehe werde ich es nicht oder falsch machen.

Braucht ihr Bilder für den Kopf oder reale Anweisungen?

Ich benötige ein Bild davon welche Veränderung ich beim Pferd bewirken möchte. Für konkrete Veränderungen an meinen Ausführungen komm ich mit klaren Anweisungen meist besser zurecht.

Worauf würdet ihr euch absolut nicht einlassen?

Ausbildungsmethoden mit irgendeiner Art von Kraft- oder Gewalteinwirkung gegenüber dem Pferd. Weiterhin würde ich mich nicht auf etwas einlassen wobei ich ein schlechtes Gefühl habe oder womit ich bereits schlechte Erfahrungen gesammelt habe.

Kommunikation mit dem/r Reitlehrer/in?

Das hängt sehr vom individuellen Charakter/ Typ des Trainers ab. Grundsätzlich komm ich nicht zum quatschen in den Unterricht, sondern um etwas zu lernen. Kommunikation meinerseits sollte bestenfalls auf „Warum bin ich heute hier, was möchte ich verbessern“ und meine Rückfragen beschränkt bleiben.
(Auf Kursen wunder ich manchmal über diejenigen, die erstmal 15min ihre Lebensgeschichte erzählen bevor die Unterrichtseinheit losgehen kann…)

Wie häufig reitet ihr Unterricht?

I.d.R. Tagesseminare oder Wochenendkurse ca. 4x/ Jahr. Darüber hinaus nehme ich als Theorieteilnehmerin an weiteren Kursen teil und nutze bei konkreten Fragestellungen die Möglichkeit per „Video Coaching“ von einer Trainerin unterstützt zu werden.

Wie viel seid ihr bereit dafür zu bezahlen?

Ich zahle i.d.R. 50Euro/ Einheit, wäre aber bei entsprechender Kompetenz des Trainers auch bereit mehr zu zahlen.

Lieber ein "Meister" oder mehrere Experten?

Ich denke dass es wichtig ist langfristig von einem kompetenten Trainer begleitet zu werden, damit dieser die bisherige Entwicklung bestmöglich einschätzen kann.
Darüber hinaus finde ich es dennoch sehr sinnvoll sich von weiteren Experten Anregungen zu holen, vorausgesetzt diese gehen mit dem Ausbildungsplan des „Stammtrainers“ konform. Jeder Trainer hat seinen Fokus und teilweise völlig unterschiedliche Erfahrungen und Lösungsansätze. Ich kann von jedem etwas lernen wenn ich offen dafür bin.

Wer sollte unterrichten dürfen?

Jeder der selbst bereits mehrere, unterschiedliche Pferden bis zum unterrichteten Niveau/ in der entsprechenden Disziplin ausgebildet hat.

Lieber keinen Unterricht geben/nehmen, als schlechten?

„Schlechter“ Unterricht wäre welcher der von meinen oben genannten Faktoren abweicht. Den würde ich dann wahrscheinlich lieber nicht nehmen.
Aber andererseits… meiner Ansicht nach kann man von jedem etwas lernen. Manchmal sogar von Menschen die sich eigentlich noch auf einem niedrigeren Niveau bewegen als man selbst. Weil sie vielleicht einen bestimmten Fokus auf eine bestimmte Sache haben, die mir selbst nicht aufgefallen ist.

EDIT: Was haltet ihr von Schulpferden? Und welche Vorraussetzungen ein solches haben?

Ein Schulpferd sollte (wie im ursprünglichen Sinne) ein sehr weit geschultes Pferd sein. Das ist meiner Ansicht nach eine tolle Sache.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Vielleicht sollten wir an dieser Stelle kurz mal klären, dass Didaktik sich nicht von Inhalt trennen lässt. Bei einigen Antworten scheint es, als hätte Didaktik etwas mit Schönreden oder nett sein zu tun. Das ist nicht der Fall!

Kurz gesagt beschäftigt sich Didaktik mit der Frage, wer was von wem und warum lernen soll.
Bezogen auf den Reitunterricht wäre eine gute didaktische Aufbereitung also in erster Linie die Überlegung des Reitlehrers, was heute warum für Pferd und Reiter als Thema dran sein sollte.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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tincoinumena
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Beitrag von tincoinumena »

ninischi hat geschrieben:Vielleicht sollten wir an dieser Stelle kurz mal klären, dass Didaktik sich nicht von Inhalt trennen lässt. Bei einigen Antworten scheint es, als hätte Didaktik etwas mit Schönreden oder nett sein zu tun. Das ist nicht der Fall!

Kurz gesagt beschäftigt sich Didaktik mit der Frage, wer was von wem und warum lernen soll.
Bezogen auf den Reitunterricht wäre eine gute didaktische Aufbereitung also in erster Linie die Überlegung des Reitlehrers, was heute warum für Pferd und Reiter als Thema dran sein sollte.
Danke für die Definition. Eigentlich sollte die ursprüngliche Frage auch eher in die Richtung gehen, ob man lieber einen Reitlehrer hat, der viel kann, aber es nicht immer sinnvoll rüberbringen kann oder lieber einen Reitlehrer, der recht ordentlichen Unterricht gibt (vielleicht aber nicht die allumfassende Erfahrung eines Nuno Oliveiras hat), dafür aber gut erklären kann.
Liebe Grüße Tina


Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat. - Kurt Tucholsky
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Irgendwie hatte ich beim Lesen der Beiträge stark den Eindruck als ob die Bedeutung des Wortes Didaktik Vielen recht unklar ist :?:
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Lilith79 hat geschrieben:Irgendwie hatte ich beim Lesen der Beiträge stark den Eindruck als ob die Bedeutung des Wortes Didaktik Vielen recht unklar ist :?:
Kam mir auch so vor.

Zur besseren Klarheit ein Beispiel von schlechter Didaktik (leider selbst erlebt): Es sollen Taktstangen und anschliessend ein kleines Hindernis gesprungen werden. Mir war nicht genau klar, wie ich das tun sollte, also machte ich es mal irgendwie. Anscheinend grundfalsch, was mir mehrmals und deutlich klar gemacht wurde. Mir ist bis heute nicht klar, was ich genau falsch gemacht habe... An diesem Beispiel fehlt es an klarer Instruktion und auch eine Reflexion, was genau falsch war, war nicht vorhanden.

Didaktisch sinnvoll wäre es gewesen, wenn die RL nachgefragt hätte, ob die Aufgabe klar war (ich hätte auch nachfragen können, also nicht nur RL-Fehler). In meinem Fäll hätte sie die Aufgabe nochmals erklären müssen. Nach der Ausführung war klar, dass ich keine Ahnung hatte, das hätte die RL merken müssen und spätestens jetzt wäre eine Erklärung fällig gewesen. Eine Reflexion ist hilfreich, also was habe ich jetzt gemacht, wieso das nicht funktioniert hat und was ich das nächste Mal besser machen könnte.

Das richtige kritisieren gehört auch zur Didaktik. Es ist für das Selbstwertgefühl des Schülers konstruktiver, wenn die Sache kritisiert/gelobt wird und nicht der Schüler als Person.

Und natürlich die Aufbereitung des Lernmaterials. Ich kann von einem Reitanfänger nicht erwarten, dass er mit der Aussage 'Lass das Pferd mehr an die Hand herantreten' etwas anfangen kann.
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Zum eigentlichen Thema: Mir ist wichtig, dass ich zu jedem Zeitpunkt weiss, wieso ich eine Übung mache und wieso diese sinnvoll ist.

Die Qualifikation der RL ist mir wichtig, eine staatlich nicht anerkannte Ausbildung und regelmässige Weiterbildungen genügen aber völlig.

Der Preis ist in der Schweiz um einiges höher als in DE. Meine Schmerzgrenze sind 80.- .

Meine Situation ist insofern speziell, als dass ich ein Pflegepferd habe, mit welchem ich auch Unterricht nehmen darf. Ich reite es nur einmal in der Woche und mir ist wichtig, dass ich es möglichst ähnlich reite wie die Besi. Deshalb nehme ich bei der gleichen RL Stunden. Aber sehr unregelmässig, max. einmal im Monat.

Am Wichtigsten finde ich, dass ein roter Faden in der Ausbildung vorhanden ist. Ich will nicht planlos Spuren in den Sand ziehen, sondern irgendwo hinkommen. Wohin und wielange das dauert ist mir aber nicht wichtig.
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