Ritte die gefallen, bei denen das Pferd die Nase vorn hat

Rund um die klassische Reitkunst

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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Spielnase hat geschrieben:Nachdem was Marquisa geschrieben hat, hab ich mir das Video nochmal und nochmal angeschaut, weil ich ganz überrascht war, als ich die Begriffe "hölzern", "verwerfen" und "fehlende Längsbiegung" gelesen habe. Auch nach mehrmaligem Sehen: ne, kann ich nicht erkennen! Marquisa, könntest du genau den Sekundenstand angeben?

Ich finde, dass die Traversalen ausreichend gestellt und gebogen sind. Sicherlich, nach links scheint es ihm leichter zu fallen, aber das ist doch ok. Ich sehe kein gerades und verworfenes Pferd! Man erkennt doch die Traversale jederzeit als diese und nicht als ein Schenkelweichen?

Zum festen Genick:
Auch das kann ich nirgends erkennen. Ich sehe vielmehr endlich mal ein Pferd, das WIRKLICH gelernt hat in einer korrekten Selbsthaltung zu gehen.

Marquisa, du schreibst, dass du dir ein stärkeres Abkippen des Genicks wünscht, so das er hdS kommt, richtig? Aber warum? Was fehlt dir? "Schwupps"? Sorry, aber bei dem brummigen Warmblut – wo soll der denn so plötzlich sein Schwupps herbekommen? Und zu einem hohen Preis wie ich finde: die herrliche korrekte Selbsthaltung.

PS: Mag schon sein, dass ich meine rosa-rote Brille aufhab, aber mir gefällt das Video eben wirklich gut :D
Bitte,wo habe ich das Fettgedruckte in deinem Post jemals gesagt?
Ich weiß,dass wir eine unterschiedlich Auffassung von korrekt gehenden Pferden haben,aber meine Worte möchte ich nicht verdreht bekommen.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Direkt bei der ersten Zickzacktraversale im Trab:
nach re. gegen Ende der Traversale gegen das innere bein gehend,dabei auf VH,dann Umstellung nach links,unzureichende Längsbiegung,dann Umstellung na.re. komplett fehlende Längsbiegung.

Das ist mein Empfinden,mir gefällt es nicht in Anbetracht des Ausbildungsstandes des Pferdes.
Ohne jetzt genau auf die Sekunden eingehen zu wollen ist mir das Pferd in den Wendungen zu wenig im Genick gestellt,sprich: Oftmals gar nicht.Wie zum Bsp bei min 2.43- 2.52.

Im Übrigen empfinde ich die GGA des Pferdes gar nicht als erdnah,sondern als ausgesprochen fluffig für dieses Modell.

Pirouette bei 2.57 ohne jegliche Stellung und etwas rumgeworfen (finde ich jetzt persönlich nicht so dramatisch wie das "Feste"), ergo ist der reiter mit den äußeren Hilfen nicht gut dran.

dann bei 3.06 Volte ohne Stellung und zu wenig Längsbiegung.

Nicht falsch verstehen,ich finde das Gereit nicht schlecht,aber für mich in letzter Konsequenz nicht erstrebenswert.Ich mag lieber lockere Pferde,die sich im Genick stellen lassen.


Mal als Beispiel die Trabverstärkung: Pferd mit gutem Antritt! Für mich einen Tucken überm Zügel,dadurch im Widerrist nicht optimal aufgefächert,dadurch etwas gebunden in der Vorhand.
Das ist eine gute Trabverstärkung! Aber sie könnte offener aus der Schulter kommen,dann würde sie mir richtig gefallen! Und das glaube ich ist nur zu erreichen,wenn die Pferde im Genick beweglich sind.Sind sie wie dieser hier eher festgemeißelt,wird die komplette Längsachse nicht die maximal mögliche Geschmeidigkeit erlangen.

Ich möchte mal ein Beispiel zeigen von unserem Pony,auf dem ersten Bild noch ein wenig fest und gegen seinen Hals trabend,die Mechanik der Vorhand gut,aber eher von "unten-nach-oben"angelegt:

Bild

hier nun für mein Dafürhalten wesentlich verbessert,schön groß von "oben-nach-vorne" aus der Schulter kommend.Leider sind beide Bilder nicht exakt phasenidentisch,aber ich hoffe man sieht,was ich meine:

Bild

Das haben wir alleinig durch Arbeit am lockeren Genick und der seitlichen Geschmeidigkeit erarbeitet.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:funktioniert es jetzt?

http://www.rts.ch/archives/tv/informati ... ssage.html
Das läuft bei mir jetzt- vielen Dank- leider muss ich jetzt los, ich schreibe heute Abend was dazu- für mich ist es - soviel vorab- sehr nahe an meinem Ideal- berücksichtig man Ganasche und Hals des Pferdes, sowie die Oberlinie hinterer Rücken /Kruppe + Hinterhand.
esge
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Beitrag von esge »

Da sieht man, wie das Punktepony zwischen den beiden Bildern insgesamt an Tragkraft gewonnen hat.
Loslassen hilft
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Sorry Marquisa, ich dachte, du sprichst hier vom Genick:
Ich nehme da lieber anscheinend völllig unklassisch ein kurzes Abkippen in Kauf,wenn sich das Pferd nicht mehr tragen kann und kurzzeitig nicht vorm Bein ist.
Was soll denn sonnst abkippen? Und nochmal: Was erhoffst du dir dann davon? Was soll das Pferd (denn noch) zeigen?

Hmmm, ich sehe immer noch kein nicht gestelltes Genick. Und schon gar nicht verworfen. Ich wills nicht verleugnen, sondern ich hab wohl grade Tomaten auf den Augen, nicht falsch verstehen :wink:

Vielleicht empfinde ich "es" auch als korrekte Selbsthaltung des Pferdes und für dich ist es ein festgestelltes Genick?

Aber trotz deiner genannten Punkte:
Ich finde gerade dieses Paar ausgesprochen locker! Trotz etwas rumgeworfener Piruette, ja, das sehe ich, finde es aber überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil: Auf mich wirkt es eher so, als ob diese Lektion dem Pferd ausgesprochen schwer fällt, die 2 aber lange daran gearbeitet arbeiten. (Sind jetzt wilde Spekulationen natürlich ...) Gerade in der Piruette ist das Pferd trotzdem hoch motiviert und macht fast alles alleine, der Reiter wirkt kaum ein. Das finde ich grandios!! Das es vielleicht etwas übereilt und ein wenig rumgeworfen ist, ist für mich wirklich ein klitzekleines Manko.
grisu
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Beitrag von grisu »

Dass sich Marquisa hier falsch zitiert fühlt, kann ich gut nachvollziehen. Denn das hier:
Spielnase hat geschrieben:Sorry Marquisa, ich dachte, du sprichst hier vom Genick:

Naja, das hier:
Ich nehme da lieber anscheinend völllig unklassisch ein kurzes Abkippen in Kauf,wenn sich das Pferd nicht mehr tragen kann und kurzzeitig nicht vorm Bein ist.
entspricht nicht diesem von dir ausgelegten Zitat:
Spielnase hat geschrieben: ...

Marquisa, du schreibst, dass du dir ein stärkeres Abkippen des Genicks wünscht, so das er hdS kommt, richtig? Aber warum? Was fehlt dir? "Schwupps"?
Sich etwas wünschen und etwas in Kauf nehmen sind dann doch zwei verschiedene Paar Schuhe.
Vielleicht ist es ein einfach ein Problem, das du hier mit dem Gebrauch der deutschen Sprache hast.

"etwas in Kauf nehmen" bedeutet nicht, es zu befürworten oder es sich gar zu wünschen, sondern es eben zähneknirschend zu tolerieren , wenn es gar nicht anders geht.

Beispiel: "Wenn ich den Flugzeugabsturz überlebe, nehme ich auch einen gebrochenen Arm in Kauf".

Das bedeutet keineswegs, dass man sich grundsätzlich gerne den Arm bricht.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Marquisa: Danke für das Einstellen der beiden Punkte-Pony-Bilder. Die zeigen genau den Unterschied in der „Durchlässigkeit“ des Genicks, um den es auch mir ging, als ich diesen Punkt im Video kritisiert habe. Ansonsten sehe ich das wie Grisu. Das was Marquisa geschrieben hat, entspricht keineswegs dem, was da jetzt herausgelesen wird.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Senselessme
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Beitrag von Senselessme »

Ihr könnt das alles immer so schön in Worte fassen. Irgendwas hatte mich an dem Video auch gestört, mir ging halt nur durch den Kopf: "Losgelassenheit fehlt". Nach euren Erklärungen hab ich mir das gleich nochmal angeschaut.

Ich hab aber mal ne andere Frage, habs hier schon ein paar Mal gelesen. Was ist ein aufgefächerter Widerrist? Wie kann ich mir das vorstellen? Ich hab das zuvor noch nie gehört oder gelesen. Wenn jemand mal erklären könnte, das wär super!
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

So wieder zuirück...
Was marquisa hier bemängelt, ist für mich im Hinblick auf das sauber oben stabil getragene Genick erstrebenswert.
Für mich ist bei einem Pferd mit so einem Gebäude - kaum Ganaschenfreiheit, langer Rücken, lange, leicht konvexe Lende, lange, horizontale Kruppe mit hochangesetztem und gespannt getragenen Schweif und dieser Hinterhandwinkelung/ Längenverhältnis der einzelnen Teile der Hintergliedmaße, dieses stabil und ruhig oben getragene Genick Voraussetzung für die Balance, die das Pferd - also genau dieses hier!- für diese schweren Lektionen braucht.
Mir wäre eine erhöhte Nachgiebigkeit im Genick- auch seitlich unwichtiger, als die Grundbalance.
Würde man hier mehr Stellung und Genickrundung abverlangen, bzw. anstreben, müsste dieses Pferd nach meiner Einschätzung, dafür das Genick absinken lassen und hätte die Balance die es braucht nicht mehr.

Es KÖNNTE, so wie es gebaut ist, nicht mehr im Genick nachgeben( die Ganasche gibt nicht mehr her) , sondern würde dies auf die Halswirbel 2,3 und 4 verlagern.
Auch denke ich, dass noch mehr bergauf in diesem Pferd kaum mehr möglich ist. Man sieht, wie sehr das Tier sich mit den Pirouetten plagt, obwohl er absolut sitzt- ein tieferes Genick gibt diese Lektion mit diesen Hanken nicht her. Über die Biegung kann man streiten, ich denke, das Pferd krabbelt ihm da teilweise ein wenig unterm Hintern weg.

Um mehr Aufwärts im Rumpf/ der Halsbasis bekommen zu können, müsste das Pferd mehr Auftrieb aus dem Hinterbein aktivieren können, aber auch dieses ist in seinen Möglichkeiten am Limit- bei Marquisas Ponyschatz sieht man hingegen, dass das Pferd in dieser Hinsicht eine großartige Entwicklung durchläuft- da ist aber eben auch noch Potential da.

Das Pferd aus dem Clip hingegen läuft in seinen Möglichkeiten ja schon wie ein Vogel-Strauß.

Deswegen bin ich auch nicht der Meinung, das das Pferd in einer tieferen Halshaltung mehr Schwung in der Verstärkung entfalten könnte, mehr Schub hingegen ja, der dann aber nicht mehr getragen werden könnte und somit in die Vorlastigkeit führte. Bergauf ade....

Das Pferd gibt absolut im Hinterbein nach- folglich gibt es auch im Genick entsprechend seiner Möglichkeiten nach. Denn es hebt sich zu keinem Zeitpunkt heraus- teils tendiert es dazu, aber führt es nicht durch.

Teilweise ist die Ausführung der Lektionen nicht ganz perfekt- aber wir wissen ja Pefektion und Reiterei... :roll:
Ich finde diesen Ritt wirklich großartig !
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Meg
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Beitrag von Meg »

Ich hab's mir nochmal in Ruhe angeschaut und kann nichts anderes, als mich einfach dran erfreuen. An diesem feinfühligem Reiter, an, ach einfach allem.

Ehrlich gesagt will ich da gar nicht nach Fehlern suchen...
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Zum Vergleich, hier der selbe Reiter auf einem anderen Pferd (ab 1:30):
http://www.rts.ch/archives/tv/informati ... artin.html
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

"Henri Chammartin" ist hiermit zum ganz großen Vorbild erhoben. DIESER SITZ !!! Diese Effizienzin der Einwirkung! HAMMER! Ja,, das ist für mich Reiten !
Danke Donna, dass du diesen Ursprungsclip rausgefischt hast! Mir wäre wirklich was entgangen.
Nandor
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Beitrag von Nandor »

:shock: Wow, der unglaublich ruhige Sitz in den Einerwechseln.
charona
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Beitrag von charona »

ja, dieser geniale Sitz (vor allem auch bei den Einerwechseln) war mir auch aufgefallen. Genial! wenn man den mal mit dem heute üblichen Geturne der Grossen auf den Pferden vergleicht.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Das Video,welches Gawan eingestellt hat gefällt mir auch sehr gut!

Der Mann hat wirklich Gefühl in Hand und Popo,ohne Zweifel!
Hier gefällt mir auch die Längsbiegung in weiten Teilen viel besser.
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