Ritte die gefallen, bei denen das Pferd die Nase vorn hat

Rund um die klassische Reitkunst

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Donna
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Beitrag von Donna »

Fiorella hat geschrieben:Hallo,

ich würde sogar sagen, wenn diese Frau aus UK vielen Leuten beibringen, würde, so schlecht und langweilig zu reiten, wie sie das tut, wäre sehr vielen Pferden in ganz vielen ländlichen Reithallen enorm geholfen. ;-)

Und meiner ganz persönlichen, natürlich völlig unmaßgeblichen Meinung nach, beschreibt diese Aussage hier, ein paar Posts weiter oben, genau das Problem, das derzeit vielfach zu beobachten:
Meiner unwissenden Meinung nach fällt das Pferd im Gslopp auseinander. Die Paraden zum Halten wirken etwas wie Notbremsen. Insgesamt fehlt mir das Runde und der Schwung.


(Hervorhebungen von mir)

Die derzeitige Mode bevorzugt extrem gangstarke Pferde, die in einer runden Haltung vorgestellt werden. Man hat sich dadurch anscheinend allgemein so daran gewöhnt, Pferde zu sehen, die zwischen den Hifen eingespannt werden, um, platt ausgedrückt, möglichst viel Gang rauszuquetschen, das eine lockere, leise Vorstellung wie diese hier als schwunglos und auseinandergefallen wahrgenommen wird.
Alles was nicht "rund" und "schwungvoll" ist, wird also vielfach als falsch wahrgenommen.

Was ich jetzt gar nicht werten will, ich beschreibe lediglich meine Wahrnehmungen.

Gruss, Fio

P.S. ich bin übrigen definitiv kein Anhänger der Lehre des Herrn Karl, sondern beziehe mich ausschliesslich auf das eingestellte Video.
Gut analysiert,da finde ich mich wieder,danke Fio!
FNB
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Beitrag von FNB »

Ich freue mich, dass auch andere Reiter sich nicht immer von Gängen blenden lassen. Mir gefällt ja unspektakulär ganz gut. Ich sehe kein auseinandergefallenes Pferd. Ich sehe eines, welches gut und durchlässig auf die Hilfen reagiert.

LG
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

na ja, die Mode vor 100 Jahren zeigte aber auch mehr oder wenig "rund" gerittene Pferde und im Galopp zeigten sich die Pferde der spanischen Reitschule auch insgesamt etwas gesetzter.

Das liegt meiner Meinung nach nicht nur daran, daß wir gangstärkere Strampler gewohnt sind. Das sind die Lippizaner ja auch nicht.

Keine Frage, sie hat eine sehr weiche Hilfengebung und ihr Pferd ist bestimmt sehr zufrieden mit dieser Art der Reiterei und bestimmt täte es vielen Pferden in deutschen Reithallen gut, so geritten zu werden.

Nichtsdestotrotz gefällt mir die "Sportreiterei" einer Ingrid Klimke deutlich besser. Wenn ich wählen sollte, würde ich lieber von Klimke unterrichtet werden oder von Klaus Balkenhol. Aber jeder wie er mag.
FNB
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Beitrag von FNB »

ES GEHT NICHT UM DEN STATUS EINER RL!!!!

Ist das so schwer zu verstehen? Es geht mir rein um den RITT!!!! Wer einen RL sucht oder beurteilen möchte, kann das ja woanders machen.

Und einen PK Reiter auf Level 1 kann man keinesfalls mit einer I. Klimke vergleichen. Das würde auch kein Reiter auf Level 1 von sich behaupten.
grisu
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Beitrag von grisu »

Grundsätzlich ist das ein netter Ritt.

Allerdings finde ich auch, dass ein Pferd für einen gymnastisch sinnvollen Kontergalopp mehr Versammlung zeigen sollte. Das Problem ist nicht, dass das Pferd nicht rund genug ist oder die Reiterin die Gänge nicht ausreichend "rausquetscht", sondern dass er eben einfach so vor sich hinläuft. Beim Übergang vom Galopp zum Trab fällt er einfach aus, beim RR zieht er sich durch den Hallensand - alles nicht schlimm, aber für mich kein Pferd, dass ich in diesen Lektionen mit Kandare vorstellen würde.

Ohne den Kontergalopp, das RR und das Angaloppieren aus dem Schritt und vor allem ohne Kandare hätte mir dieser Ritt übrigens ganz gut gefallen.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Fortissimo hat geschrieben:
Nichtsdestotrotz gefällt mir die "Sportreiterei" einer Ingrid Klimke deutlich besser. Wenn ich wählen sollte, würde ich lieber von Klimke unterrichtet werden oder von Klaus Balkenhol. Aber jeder wie er mag.
Ja, das ist ja auch ein Problem, das man in der Praxis oft hat. Die Qual der Wahl zwischen einen ordentlichen Reitlehrer mit ein paar Schwächen und Ingrid Klimke oder Klaus Balkenhol (ich reit ja nur deswegen nicht bei Ingrid Klimke, weil mir die Anfahrtskosten ein bissel zu hoch sind und die anderen Einsteller dann so neidisch wären ). :D
Donna
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Beitrag von Donna »

Es geht doch nur um den Ritt , nicht um die Lehrtätigkeit.Ich wiederum möchte weder von IK noch von KB Unterricht,zu sportorientiert für meinen Geschmack.jedem das seine.
Zuletzt geändert von Donna am Do, 22. Jan 2015 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Fortissimo hat geschrieben:na ja, die Mode vor 100 Jahren zeigte aber auch mehr oder wenig "rund" gerittene Pferde und im Galopp zeigten sich die Pferde der spanischen Reitschule auch insgesamt etwas gesetzter.

Das liegt meiner Meinung nach nicht nur daran, daß wir gangstärkere Strampler gewohnt sind. Das sind die Lippizaner ja auch nicht.

Keine Frage, sie hat eine sehr weiche Hilfengebung und ihr Pferd ist bestimmt sehr zufrieden mit dieser Art der Reiterei und bestimmt täte es vielen Pferden in deutschen Reithallen gut, so geritten zu werden.

Nichtsdestotrotz gefällt mir die "Sportreiterei" einer Ingrid Klimke deutlich besser. Wenn ich wählen sollte, würde ich lieber von Klimke unterrichtet werden oder von Klaus Balkenhol. Aber jeder wie er mag.
Entnehme ich, diesem Beitrag, dass du findest, dass eine Ingrid Klimke und ein Klaus Balkenhol besser reiten können, als diese Dame aus England ?
Nun, das finde ich auch. :lol:
Ganz allgemein betrachtet, können die beiden sogar besser reiten als 99,9% ALLER Reiter !
So gesehen ist es keine Kunst, nicht so gut zu reiten- tut eigentlich fast jeder 8) 8) 8)

Grisu, aus "deutscher Sicht " unterschreibe ich deinen Beitrag, allerdings sehe ich die Sache mit dem Läschärtä-Hintergrund und das, was dort im Focus steht, ist alles da.
Das Pferd geht genau so, wie man es dort auf diesem Stand sehen will. Das ist Niveau I - also Basis. Es geht um Durchlässigkeit, präzise Führung und Reaktivität- um Leichtigkeit des Pferdes. Es geht darum, das Pferd in jede beliebige Richtung und Haltung bitten zu können und dass diese Bitte prompt und genau mit "Ja" beantwortet wird.
Schwung, Spannung und Versammlung im deutschen Sinne ist nicht angestrebt.
Die Kandare ist in dieser Art zu reiten-bzw. auszubilden, ein Ausbildungsmittel und wird anders eingesetzt, als auf dem deutschen Weg und auch anders geführt.

"Kandarenreife des Pferdes" ( wieder im deutschen Sinne) ist bei dieser Form der Führung für einen sinnvollen Einsatz nicht erforderlich, weil die Anwendung der Kandare anders erfolgt und nicht die Hanke betrifft, jedenfalls nicht dergestalt, wie es bei einem gespannten Pferd geschieht.

Die Punkte Schwung, Spannung und Rundung, kommen erst später auf diesem Ausbildungsweg.

Der Kontergalopp hat den Sinn, die Schulterfreiheit des Pferdes zu verbessern und die Balance ( tut er so geritten auch- sogar enorm!) , deren Optimierung wiederum in dieser Schule DANN mit zur Versammlung führt und aus der Versammlung in die Spannung und den Schwung.
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 22. Jan 2015 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
sapere aude
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Beitrag von sapere aude »

...
Zuletzt geändert von sapere aude am Mo, 18. Dez 2017 20:47, insgesamt 1-mal geändert.
FNB
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Beitrag von FNB »

S & P : gut beschrieben, danke!!!
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Lilith79 hat geschrieben:
Fortissimo hat geschrieben:
Nichtsdestotrotz gefällt mir die "Sportreiterei" einer Ingrid Klimke deutlich besser. Wenn ich wählen sollte, würde ich lieber von Klimke unterrichtet werden oder von Klaus Balkenhol. Aber jeder wie er mag.
Ja, das ist ja auch ein Problem, das man in der Praxis oft hat. Die Qual der Wahl zwischen einen ordentlichen Reitlehrer mit ein paar Schwächen und Ingrid Klimke oder Klaus Balkenhol (ich reit ja nur deswegen nicht bei Ingrid Klimke, weil mir die Anfahrtskosten ein bissel zu hoch sind und die anderen Einsteller dann so neidisch wären ). :D
:lol: :lol: :lol:
Reiten wir nicht alle NUR DESWEGEN nicht bei Ingrid Klimke ???
:lol: :lol: :lol:
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

@grisu: danke. Dann steh ich mit meiner Meinung nicht ganz allein da :wink:

@s&p: ich kenne den Ausbildungsweg von PK nicht, wenn das in Niveau I so gefordert wird, dann soll das wohl passen und die Frau macht alles richtig.

Ja, ich finde, daß Klimke und Balkenhol besser reiten :lol: - aber darum geht es nicht. Ich glaube, daß der Ausbildungsweg komplett anders ist! Die Anlehnung ist bei IK und KB steter, die Pferde zeigen tatsächlich mehr Körperspannung (was ich auch nicht schlimm finde! Körperspannung muss ja nichts mit Stress zu tun haben). Es wirkt auf mich einfach energischer.

@sapere aude: ich kenne 3 Achal Tekkiner, alle drei laufen im Distanzsport. Sie sind häufig sehr "unabhängig" in ihrer Denkweise, meist auf einen Menschen fixiert. Keine Pferde, die einen Reiterwechsel gut vertragen. Strafe jeglicher Art vertragen sie nicht (anders als viele Warmblüter) und können echt ekelig werden (habe erlebt, wie eine Reiterin mehrfach im Graben gelandet ist)! Wenn ihnen etwas Spaß macht, lernen sie sehr schnell. Langeweile vertragen sie nicht und entwickeln dann schon mal untugenden. Und ich habe festgestellt, daß Kälte und Nässe nicht gut vertragen. Sie haben ein sehr seidiges Fell. Im Winter ist also eine Regendecke angebracht.

Am besten steht dem Tekken die "Windhundfigur", ein überfetteter Tekke ist ein grauslicher Anblick, da sie ja häufig einen Hirschhals haben. Bei einem drahtigen Tekken schon ein ungewohnter Anblick, bei einem fetten Tekken unerträglich..

Übrigens können diese Pferde - trotz Hirschhals - sehr schön in der Dressur gehen! Der Hals ist da nicht wirklich das Problem.
Fiorella
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Beitrag von Fiorella »

saltandpepper hat geschrieben:
Reiten wir nicht alle NUR DESWEGEN nicht bei Ingrid Klimke ???
:lol: :lol: :lol:
Also ich auf jeden Fall! :lol: :lol: :lol: :lol: :wink:

Aber gesetzt dem Fall, wir könnten uns darauf einigen, dass die meisten Leute die Reiterei vielleicht doch ein ganz klein wenig näher an der Basis betreiben als Frau Klimke und Herr Balkenhol, und deren regelmäßige Schüler, dann würden wir ja auch vielleicht auch alle davon ausgehen können, dass wir Fehler, machen, uns unseren jeweiligen Ideal nur relativ langsam nähern, und dabei womöglich manchmal auch den einen oder anderen #Umweg oder Notbehelf nutzen.

Ich persönliche finde dann eben den Notbehelf "lockere Zügelführung und auseinandergefallen" dem Pferd gegenüber netter, als "rund gezogen".

Und Letzteres ist es nun mal, was ich nahezu jedes Mal, wenn ich irgendwo eine Reithalle betrete, in unterschiedlicher Ausprägung zu sehen bekomme.

Mag ja sein, dass ich in einer schlimmen Gegend leben, wo ich nur die schlechten Ausnahmen zu sehen bekomme: Mag auch sein, das es ganz ganz viel mehr tolle andere Reiter zu sehen gibt, die überall da vertreten sind, wo ich zufällig nicht hinkomme. Oder vielleicht bin ich auch zu blöd, um die gute Regel zu erkennen.

Ist alles möglich. Ich schildere hier wie gesagt nur meine Wahrnehmung.

Gruss, Heike
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hm, das Video haben wir doch schonmal rauf und runter diskutiert.

Ich verstehe, was S&P schreibt, aber gut finde ich es trotzdem nicht. Wirklich öde finde ich den immer wieder gleichen Vorwurf mit den Gangwunder und den Sehgewohnheiten. NEIN - mir gefällt es nicht deshalb nicht, weil das Pferd nicht die Beine schmeißt, sondern weil es die von grisu sehr schön beschriebenen Ausbildungsmängel aufweist. Dass Schwung und "Gummi" vernachlässigt werden, mag ja Geschmackssache sein, aber ordentliche Übergänge, ein vernünftig durchgesprungener Galopp usw. sind es nicht. Und "Basis" wäre für mich Bahnfiguren und GGA, hier werden aber durchaus anspruchsvolle Lektionen gezeigt. Natürlich gibt es vielerorts Schlimmeres, aber das kann doch auch kein Kriterium sein. Das klingt auch immer so, als gäbe es nur "auseinandergefallen, schwunglos und unkorrekt, aber nett" und "strampelndes Gequetsche". Man kann aber doch durchaus nett und fein reiten und trotzdem Anlehnung, Körperspannung, Schwung und den eigenen Sitz kultivieren.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Hm, das Video haben wir doch schonmal rauf und runter diskutiert.

Ich verstehe, was S&P schreibt, aber gut finde ich es trotzdem nicht. Wirklich öde finde ich den immer wieder gleichen Vorwurf mit den Gangwunder und den Sehgewohnheiten. NEIN - mir gefällt es nicht deshalb nicht, weil das Pferd nicht die Beine schmeißt, sondern weil es die von grisu sehr schön beschriebenen Ausbildungsmängel aufweist. Dass Schwung und "Gummi" vernachlässigt werden, mag ja Geschmackssache sein, aber ordentliche Übergänge, ein vernünftig durchgesprungener Galopp usw. sind es nicht. Und "Basis" wäre für mich Bahnfiguren und GGA, hier werden aber durchaus anspruchsvolle Lektionen gezeigt. Natürlich gibt es vielerorts Schlimmeres, aber das kann doch auch kein Kriterium sein. Das klingt auch immer so, als gäbe es nur "auseinandergefallen, schwunglos und unkorrekt, aber nett" und "strampelndes Gequetsche". Man kann aber doch durchaus nett und fein reiten und trotzdem Anlehnung, Körperspannung, Schwung und den eigenen Sitz kultivieren.
Das genau ist der springende Punkt, für die Läschärtäristen sind z.B. alle Formen der genau abrufbaren, seitlichen Verschiebbarkeit "Basics". Wenn man sein Pferd zwischen ALLEN Hilfen hat, kann man nämlich auch die Hufschlagfiguren sauber reiten. Die Ausbildungsdefizite sind bei dem, was du als erstrebenswert beschreibst, in deren Augen z.B. Unflexibilität, Steifheit, Schwere und Unpräzision.
Andere Sicht der Dinge...
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 22. Jan 2015 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
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