Totilas - Eine eigene Klasse?

Allgemeines rund ums Pferd

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Donna
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Beitrag von Donna »

Durchaus wahr! Mit dem feinen Unterschied ,dass der Sportler die Wahl hat ,da sitzt keiner mit Sporen und Kandare drauf.Der Mensch tut sich aus eigenem Willen schinden.Der Soldat nicht.So kommen wir doch bei Gawans Beispiel an.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

charona hat geschrieben:und ich sehe bei dem Boldt Foto einen Menschen, der selber die Wahl hatte, sich den Strapazen auszusetzen. Ein Pferd hat diese Wahl NICHT

Mal davon abgesehen, dass meine Intention, dieses Bild einzustellen, eine andere war... Kann Dein Pferd sich sein Leben aussuchen? Kann es entscheiden,ob Deine Liebe zu ihm Deine reiterlichen Fehler ausgleicht? Bist Du sicher, dass es bei einem besseren Reiter nicht zufriedener wäre? Bist Du sicher, dass es seine Haltungsbedingungen so gut findet, wie Du meinst? Übrigens lässt sich das Du in meinem Beitrag problemlos durch wir ersetzen. Worauf ich nämlich hinaus will, ist folgendes: Wir alle haben unsere Pferde aus egoistischen Motiven. Und sei es nur, damit wir uns moralisch dem einen oder anderen Reiter gegenüber überlegen fühlen können... :P
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Julia
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Beitrag von Julia »

So!

Bitte alle einmal durchatmen und dann zurück zum Thema!


Danke

:D
Liebe Grüße, Julia
Phanja

Beitrag von Phanja »

Cubano hat geschrieben:
charona hat geschrieben:und ich sehe bei dem Boldt Foto einen Menschen, der selber die Wahl hatte, sich den Strapazen auszusetzen. Ein Pferd hat diese Wahl NICHT

Mal davon abgesehen, dass meine Intention, dieses Bild einzustellen, eine andere war... Kann Dein Pferd sich sein Leben aussuchen? Kann es entscheiden,ob Deine Liebe zu ihm Deine reiterlichen Fehler ausgleicht? Bist Du sicher, dass es bei einem besseren Reiter nicht zufriedener wäre? Bist Du sicher, dass es seine Haltungsbedingungen so gut findet, wie Du meinst? Übrigens lässt sich das Du in meinem Beitrag problemlos durch wir ersetzen. Worauf ich nämlich hinaus will, ist folgendes: Wir alle haben unsere Pferde aus egoistischen Motiven. Und sei es nur, damit wir uns moralisch dem einen oder anderen Reiter gegenüber überlegen fühlen können... :P
Naja - solche Vergleiche machen ja jetzt das Bild von Totilas nicht besser. Deine Theorie geht jetzt davon aus, dass man in keiner Weise die Zufriedenheit und die Lebensfreude eines Pferdes beurteilen kann. Wenn man sich damit beschäftigt, gibt es aber recht eindeutige Anzeichen für die eine oder andere seelische Verfassung.
Ich persönlich erlebe, dass die Menschen, die sich ernsthaft Gedanken dazu machen, auch im Großen und Ganzen die zufriedeneren Pferde haben.
Dass wir alle Pferde aus egoistischen Motiven in mehr oder weniger Gefangenschaft halten, rechtfertig in keinster Weise besonders schlechte Haltungsbedingungen oder besonders rücksichtslosen Umgang mit dem Pferd.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben:Ganz ehrlich: Ich verstehe nicht mal so wirklich, wie man auf den Vergleich GP-Pferd - Wanderreitpferd überhaupt KOMMEN kann.
Das war schlicht meine Antwort auf die Frage:
Kiruna Karmina hat geschrieben:Gawan, wie guckst oder Dein Pferd denn nach körperlichen Höchstleistungen bei 32 Grad im Schatten aus der Wäsche?
Mein Pferd habe ich nun mal fürs Wanderreiten und nicht für das Reiten von GPs (Dressürlen tun wir für den gymnastischen Ausgleich). Und daher lautete meine Antwort:
Hab vor ein paar Tagen bei solchen Temperaturen einen 36km-Ritt gemacht, mein Pferdchen war nachher verschwitzt und müde, aber was er nicht zeigte, war dieser in sich gekehrte Blick.
Warum sollte man ein GP-Pferd nicht mit einem Wanderreitpferd vergleichen? Es könnte durchaus interessant sein, mal zu überlegen, welche Anforderungen die jeweilige Tätigkeit an das Pferd stellt, über welche Eigenschaften das passende Pferd verfügen sollte und über welche besser nicht. Eine Anforderung, die sich einem Wanderreitpferd stellt, das länger unterwegs ist, mit der sich ein GP-Pferd wohl kaum auseinandersetzen muss, sind z.B. wechselnde Futterverhältnisse, im Extremfall auch Futtermangel. Ein GP-Pferd muss zackig den Befehlen seines Reiters gehorchen, ein Wanderreitpferd muss dagegen auch mitdenken und je nach Situation selbständig eine Lösung suchen. Beide Pferde sollten für ihre jeweilige Tätigkeit sorgfältig trainiert werden. Usw.
Cubano hat geschrieben:Und Danke für Deine Interpretation des Bolt-Fotos: Genau darauf wollte ich nämlich hinaus - die einen sehen Siegeswillen, die anderen sehen schmerzvolle Anstrengung.
Im Fall von Bolt schliessen sich die auch nicht aus, er weiss was er will, die "schmerzvolle Anstrengung" ist der Preis für den Sieg. Für ein Pferd hat eine solche Anstrengung und der damit verbundene Stress einen Sinn, wenn es vor einem Raubtier flüchtet, oder wenn ein Hengst mit einem anderen Hengst um Stuten kämpft, aber ob eine solche Anstrengung auf einem Dressurviereck für ein Pferd aus seiner Sicht sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln.
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Gawan Gib Dir keine weitere Mühe. Solche und ähnliche Gedanken habe ich auch schon ein paar Mal ausgetauscht - es macht keinen Sinn.
Das meine ich an dieser Stelle völlig unabhängig von Personen und bevorzugter Pferdenutzung. Das Ergebnis ist nur jedes Mal das gleiche:
Die jeweilige Leistung für Wanderreiten und Dressurreiten lasswen sich nicht vergleichen. Genausowenig wie Gewichtheben und Marathon laufen.
Es funktioniert einfach nicht.
Während das durchschnittliche Wanderreitpferd keine guten Piaffen liefern wird, wird das Dressurpferd keine ordentliche Wanderreitleistungen erbringen.
Das ist Apfel mit Birne vergleichen. Wenn man es dringend vergleichen müßte, würde man vermutlich beim Wandereitpferd eine geschickt geklickerte :mrgreen: Piaffeimitation hinbekommen und ein Dressurpferd, das zwar grundsätzlich locker auch über 20 Km gefegten Waldboden am Stück kommt.
Das gleiche und damit vergleichbar ist es in beiden Fällen dennoch nicht ;-)

Von daher: Friede miteinander und alle zusammen gegen Rollkur und ähnliche Späße!
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Phanja hat geschrieben:
Naja - solche Vergleiche machen ja jetzt das Bild von Totilas nicht besser.
Guten Morgen,
das war auch gar nicht meine Absicht. Also das Bild von Totilas besser zu machen. Das sehe ich grundsätzlich genauso kritisch wie die meisten hier. Mir geht nur – mit Verlaub – die Selbstgerechtigkeit auf die Nerven, mit der wir alle dazu neigen, unsere Reiterei, unsere Pferdehaltung und unseren Umgang für allein selig machend zu halten.

@Gawan: Genau das, was Sinsa geschrieben hat, meinte ich gestern bereits. Es LÄSST sich einfach nicht miteinander vergleichen. Deshalb auch meine Bemerkung, dass ich nicht mal weiß, wie man auf einen solchen Vergleich kommen kann. Unstrittig ist, dass ein gutes Wanderreitpferd über Qualitäten verfügt, die weit über die Kondition eines Hochleistungssportlers hinausgehen. Ebenso unstrittig ist aber auch, dass ein GP-Pferd nun mal Hochleistungssportler IST. Und das gilt für mich halt nicht für ein normales Wanderreitpferd, was ich als Normal-Sportler bezeichnen würde. Das wertet übrigens ein gutes Wanderreitpferd mitnichten ab.
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charona
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Beitrag von charona »

@Cubano, ich lese aus den Beiträgen absolut keine Selbstherrlichkeit heraus. Und persönlich weiss ich, was ich an der Haltung meiner Pferde verbessern würde, wenn es möglich wäre und ob sie mit einem anderen Reiter zufriedener wären, kann schon sein. Aber wie ja schon erwähnt wurde versuchen die meisten von uns, dem Pferd die optimalste Haltung und Fütterung zu bieten ABER nicht unter dem Aspekt der Leistungsverbesserung sondern langlebigkeit und Zufriedenheit des Pferdes stehen im Vordergrund.

Ich trainiere meine Friesen grundsätzlich nicht bei 32 grad, weil sie die Hitze nicht so gut abkönnen, aber ich kann mir den Luxus auch leisten, ich muss kein Geld mit den Mädels verdienen, sondern sie erfreuen täglich mein Herz und dass mein weg für uns richtig ist, erkenne ich daran, dass die Mädels immer besser und motivierter mitarbeiten.

Und es dreht sich bei dem Foto und bei der Diskussion ja schon lange nicht mehr nur um Totilas, das ist die teilweise tierverachtende Nutzung/ Haltung/ Training von Pferden im Spitzensport oder möchtegerne Spitzensportlern.
Und dass da eine Menge schiefläuft, dass wissen wir alle hier. Wenn dem nicht so wäre, dann gäbe es wohl kein Klassikreiten-forum.

Aber wer sagte den schönen Satz: die Kultur eines Landes erkennt man daran, wie man mit den Tieren umgeht

In diesem Sinne, wünsch euch einen schönen Tag
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

[quote="charonaUnd es dreht sich bei dem Foto und bei der Diskussion ja schon lange nicht mehr nur um Totilas, das ist die teilweise tierverachtende Nutzung/ Haltung/ Training von Pferden im Spitzensport oder möchtegerne Spitzensportlern.
[/quote]

Das ist aber auch wieder nur unsere persönliche Meinung.
Wir unterstellen hier, dass Totilas mit seinem Leben unglücklich ist, aber wissen wir das?

Bis Anfang des Jahres hätte ich das genauso gesehen. Für drei Monate hatte ich dann einen Hengst zum Reiten da.
Erst tat er mir super Leid. Nur eine Paddockbox und raus nur ein bisschen Paddock alleine und wenn ich ihn gearbeitet habe. Bis ich feststellen musste, wie zufrieden er mit seinem Leben ist.

Früher ist er viel Turnier gegangen. Er stand mit seinen Stuten auf der Weide und trotzdem kam er immer angerannt, wenn er den Hänger seiner Trainerin gesehen hat, hat gewiehert und konnte es kaum erwarten einzusteigen.
Er könnte 24h draußen leben, aber eigentlich will er das gar nicht, freut sich abends auf seine Ruhe in der Box (Weiber können ganz schön anstrengend sein :-P). Außerdem hasst er Regen... ;-) Er arbeitet für sein Leben gern.
Seit er keine Turniere mehr geht ist er wesentlich unzufriedener. Er hat immer noch ganzjährig eine Stute bei sich stehen, kommt raus etc. Wirklich glücklich ist er mit dem Nichtstun aber überhaupt nicht.

Trotzdem würden viele sagen "hach, der führt ein Traum-Hengstleben".

Worauf ich hinaus will: Sicherlich ist es nicht pferdegerecht, dass ein Pferd gar nicht frei raus kommt. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Auch nicht darüber, dass Totilas keine Sozialkontakte pflegen kann.

Aber zu unterstellen, dass es ein armes geschundenes Tier ist, weil es Leistung erbringen soll halte ich doch für sehr überheblich. Zumal wenn als Grundlage ein Foto genommen wird, wo ein verkniffener Gesichtsausdruck zu sehen ist. Fotos können einem viel erzählen, man kann aus einer Kür jede Menge "tierverachtende Szenen" ausschneiden, wenn man nur den richtigen Moment sucht. Wohingegen die Zuschauer, die nicht nur die Bilder, sondern die ganze Kür gesehen haben einen ganz anderen Eindruck gewonnen haben.

Ich will damit sicherlich weder Rollkur, noch sonst welche Methoden in Schutz nehmen, aber vielleicht kommen wir dann mal wieder davon weg einzelne Momente zu zerreißen und "Fehlergucker" zu werden.
LG
Sheitana
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

Bei Sheitana würde ich jetzt gerne "gefällt mir" klicken :lol:
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.
Finesse
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Beitrag von Finesse »

Sheitana.
Meinen Respekt für Deinen Beitrag, so und nicht anders ist es :D
Donna
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Beitrag von Donna »

Welch selbstpreisende Hymne auf die eigene Klugheit , Toleranz und das ideale objektive Sehen.
Mir fallen dazu nur Lieder von Arik Brauer ein.Wohl dem der sie nicht kennt.
Finesse
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Beitrag von Finesse »

Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Cubano hat geschrieben:Deshalb auch meine Bemerkung, dass ich nicht mal weiß, wie man auf einen solchen Vergleich kommen kann.
Ich hab's zwar gestern schon mal geschrieben, aber da meine Antwort offensichtlich nicht wahrgenommen wurde, wiederhole ich es nochmals anders formuliert, in der Hoffnung, dass damit klar wird wie es zu diesem Vergleich kam:
Kiruna hatte schlicht gefragt, wie ich (nicht sonst wer) bzw. mein Pferd (nicht das Pferd eines Anderen) nach einer (irgendeiner) körperlichen Höchstleistung bei 32 Grad im Schatten aussehen. In der Frage wurde nicht spezifiziert, in was diese Leistung zu bestehen hat, es wurde auch nicht definiert, was als körperliche Höchstleistung gilt, ob damit beispielsweise eine kurzfristige Belastung gemeint ist oder eine langfristige. Und da ich eben vor ein paar Tagen einen Ritt bei heissem Wetter gemacht hatte, erwähnte ich diesen (vermutlich hätte ich mein Pferdchen auf diesem Ritt noch mehr "auswringen" können, aber da wir nicht vom BöFei verfolgt wurden, habe ich darauf verzichtet).

Und mal rein logisch betrachtet: Ohne Vergleich könnte ich gar nicht feststellen, dass die Leistung eines GP-Pferdes anders geartet ist als die eines Wanderreitpferdes. Wenn ich sage, dass sich die Leistung eines Gewichthebers nicht mit der Leistung eines Marathonläufers vergleichen lässt, weil der eine eine kurzfristige Kraftleistung erbringt, der andere eine langfristige Ausdauerleistung, dann habe ich schon verglichen, in diesem Fall zwei Sportarten (das wäre dann das Gemeinsame). Vrgl. (vergleiche) https://de.wikipedia.org/wiki/Vergleich_(Philosophie) (der Link funzt nicht so ganz, gemeint ist der Artikel Vergleich - Philosophie)

@ Sheitana
Falls du des Französischen mächtig bist, hier http://www.mediation-animale.org/votre- ... l-heureux/ gibt es einen Artikel eines französischen Verhaltensforschers zur Frage, wann man ein Pferd als glücklich bezeichnen kann.
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Leider ist mein französisch nicht gut genug dafür... :?
LG
Sheitana
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