Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

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maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

horsmän hat geschrieben:schön zu hören.

Sporen und Kandare sind aber nicht per se "böse" sondern wenn man sie richtig und gekonnt einsetzt (und das spreche ich PK durchaus mal zu) ein unverzichtbares Mittel, ein Pferd mit guter Präzison auszubilden und zu reiten. Insofern verstehe ich nicht, warum Dir nun der Ritt ohne Sporen und Kandare noch mehr gefallen würde.
Weniger ist für ich mehr - da habe ich einfach ein anderes Zielbild im Kopf. :)
horsman
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Beitrag von horsman »

dann must du auch des Reites Beine abschrauben und Gebisslos reiten.
Das Ergebnis wird für mein Empfinden deutlich an Präzison und Schönheit verlieren. In dem Fall ist weniger weniger (immer ausgehend von einem gekonnten Gebrauch der Mittel).

Sag einem Uhrmacher er soll eine Pinzette nicht mehr benutzen dürfen, weil deren Spitze dazu geeinget ist sich zu piksen, oder bei Gewaltanwendung auch zu verletzten. Das Ergebnis sind dann nur Holzuhren im Format eines Suppentellers. Ein Schweizer Chronometer wirst du dann nicht mehr bekommen.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

maulfrei :o) hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:schön zu hören.

Sporen und Kandare sind aber nicht per se "böse" sondern wenn man sie richtig und gekonnt einsetzt (und das spreche ich PK durchaus mal zu) ein unverzichtbares Mittel, ein Pferd mit guter Präzison auszubilden und zu reiten. Insofern verstehe ich nicht, warum Dir nun der Ritt ohne Sporen und Kandare noch mehr gefallen würde.
Weniger ist für ich mehr - da habe ich einfach ein anderes Zielbild im Kopf. :)
Ich möchte zu Horsmän noch hinzufügen, dass Sporen und Kandare die Hilfengebung erheblich verfeinern. Auch aus diesem Blickwinkel gilt das Prinzip "weniger ist mehr". :wink:
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Max1404 hat geschrieben:
maulfrei :o) hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:schön zu hören.

Sporen und Kandare sind aber nicht per se "böse" sondern wenn man sie richtig und gekonnt einsetzt (und das spreche ich PK durchaus mal zu) ein unverzichtbares Mittel, ein Pferd mit guter Präzison auszubilden und zu reiten. Insofern verstehe ich nicht, warum Dir nun der Ritt ohne Sporen und Kandare noch mehr gefallen würde.
Weniger ist für ich mehr - da habe ich einfach ein anderes Zielbild im Kopf. :)
Ich möchte zu Horsmän noch hinzufügen, dass Sporen und Kandare die Hilfengebung erheblich verfeinern. Auch aus diesem Blickwinkel gilt das Prinzip "weniger ist mehr". :wink:
DER war gut, Max !
Horsi : :trink1:
maulfrei :o)

Beitrag von maulfrei :o) »

saltandpepper hat geschrieben:
Max1404 hat geschrieben:
maulfrei :o) hat geschrieben: Weniger ist für ich mehr - da habe ich einfach ein anderes Zielbild im Kopf. :)
Ich möchte zu Horsmän noch hinzufügen, dass Sporen und Kandare die Hilfengebung erheblich verfeinern. Auch aus diesem Blickwinkel gilt das Prinzip "weniger ist mehr". :wink:
DER war gut, Max !
Horsi : :trink1:
Unsere Denkweise ist eben komplett verschieden...
Kandare und Sporen werden mir einfach zu häufig schöngeredet. In erster Linie sind sie ein HilfsmittelVERSTÄRKER, bei deren Erfindung die Gesetze der Physik mit einbezogen wurden - bei der Kandare dient der Hebel als deutlicher Verstärker, bei den Sporen macht man sich den punktuellen Druck zu Nutze - und ich behaupte, dass sämtliche Pferde, die ich bisher gesehen habe und die damit geritten wurden, auch mehr oder weniger irgendwann im Laufe ihrer Ausbildung auf unangenehme Weise Bekanntschaft mit diesen Ausrüstungsgegenständen gemacht haben.

Weniger ist mehr trifft den Nagel bei Kandare und Sporen insofern auf den Kopf, als dass bereits weniger Hilfengebung seitens des Reiters (verglichen mit dem Reiten auf Trense und ohne Sporen) bewirken, dass deutlich mehr beim Pferd ankommt. :?
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Maulfrei, ich sehe Sporen und Kandare als PRÄZISIONSWERKZEUGE, nicht als VERSTÄRKER.
Insofern ergibt sich: Präzisierung und Verfeinerung der Einwirkung und Reduzierung der Hilfengebung ("weniger") bewirkt im Idealfall eine Reiterei, die von Leichtigkeit, Korrektheit und Eleganz spricht ("mehr"). Das, was Dir ja im Fall der Vorstellung von PK ja so gut gefallen hat.

Wir reden hier nicht von Missbrauch, sondern von einem korrekten Einsatz dieser Hilfsmittel im Sinne JEDER klassischen Reitlehre. Insofern finde ich, dass diese Bemerkung von Dir keineswegs dem Sinn klassischen Reitens oder klassischer Dressur entspricht:
Weniger ist mehr trifft den Nagel bei Kandare und Sporen insofern auf den Kopf, als dass bereits weniger Hilfengebung seitens des Reiters (verglichen mit dem Reiten auf Trense und ohne Sporen) bewirken, dass deutlich mehr beim Pferd ankommt. :?
Und das finde ich wiederum: :? :? :?

Nix für ungut. :)
Viele Grüße
Sabine
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Zum Thema Sporen möchte ich "den guten alten Steinbrecht" mal zitieren:

"Die richtige und gründliche Arbeit mit den Sporen ist der einzige Weg, ein Pferd durch und durch biegsam und tätig zu machen. Ohne einen unbedingten Gehorsam auf den Sporn ist es nicht möglich, die Haltung des Pferdes zu bestimmen, seinen Schwerpunkt nach Belieben zu verlegen, ihm die Richtung und den Takt seiner Bewegung vorzuschreiben."

Aus dem Gymnasium des Pferdes, Kapitel Von den Hilfen - sehr lesenswert für alle, die in Sporen und Kandare lediglich ein Hilfsmittel sehen, um das Pferd mittels Schmerzen gefügig zu machen. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

maulfrei :o) hat geschrieben: Unsere Denkweise ist eben komplett verschieden...
Kandare und Sporen werden mir einfach zu häufig schöngeredet. In erster Linie sind sie ein HilfsmittelVERSTÄRKER, bei deren Erfindung die Gesetze der Physik mit einbezogen wurden - bei der Kandare dient der Hebel als deutlicher Verstärker, bei den Sporen macht man sich den punktuellen Druck zu Nutze - und ich behaupte, dass sämtliche Pferde, die ich bisher gesehen habe und die damit geritten wurden, auch mehr oder weniger irgendwann im Laufe ihrer Ausbildung auf unangenehme Weise Bekanntschaft mit diesen Ausrüstungsgegenständen gemacht haben.

Weniger ist mehr trifft den Nagel bei Kandare und Sporen insofern auf den Kopf, als dass bereits weniger Hilfengebung seitens des Reiters (verglichen mit dem Reiten auf Trense und ohne Sporen) bewirken, dass deutlich mehr beim Pferd ankommt. :?
- Sorry, das ist wirklich eine schlimme Vorstellung - finde ich ehrlich gesagt erschreckend !
Ich vermute mal hoffend, dass eine solche Aussage lediglich aus der Tatsache herrührt, dass du keine Erfahrung mit Kandare du Sporen hast.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hier mal ein ganz aktuelles Video aus dem Sport, und ich bitte die Sportgegner, einfach mal ihre Bedenken kurz beiseite zu schieben und sich diesen Ritt ausschließlich unter dem Gesichtspunkt Kandaren- und Sporeneinsatz anzuschauen und zu bewerten:
http://www.youtube.com/watch?v=H-h9oNZp2yU
Die Sporen berühren das Pferd kaum und geben nur kleine Impulse, bei der Zügelführung herrscht die Trense vor. Oliveira hat mal sinngemäß gesagt, dass der Reiter die Sporen einsetzen soll wie der Gitarrenspieler die Saiten zupft - das sehe ich hier perfekt umgesetzt.
Viele Grüße
Sabine
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Ja, kann ich beipflichten, ein wohltuend anzusehender Ritt mit einem fein abgestimmten Einsatz der Sporen.

Sehe Sporen und Kandare auch als feines Hilfsmittel, punktueller diskreter einzuwirken, bei einem fein abgestimmten Pferd und einem ebenso fein abgestimmten Reiter. Eine ganz leise Sprache für jemanden der zuhören kann :wink:
Bei vielen Reitern beobachtet man aber leider nur damit die Vertuschung einiger eklatanter Ausbildungsfehler. Pferd geht nicht vorwärts also ran an den Sporen, Pferd geht über den Zügel , also runter mit dem Hebel. Mal ganz plakativ und reduziert ausgedrückt!

Aber in einem gebe ich Maulfrei schon recht, man sieht den gerechtfertigten Einsatz eher selten. Guckt Euch doch mal um in Euren Ställen und schaut den Leuten auf Hand und Fuß. Von daher kann mich ihre AUssage dazu auch kaum entsetzen.

DAS will ja nun auch wirklich niemand hier sehen.

Anchy
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Beitrag von Motte »

Es besteht aber ein grundsätzlicher Unterschied zwischen:
"Der Einsatz von Sporen und Kandare ist bei vielen Reitern verbesserungswürdig"
und
"Der Einsatz von Sporen und Kandare ist überflüssig"
charona
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Beitrag von charona »

Max1404 hat geschrieben:Zum Thema Sporen möchte ich "den guten alten Steinbrecht" mal zitieren:

"Die richtige und gründliche Arbeit mit den Sporen ist der einzige Weg, ein Pferd durch und durch biegsam und tätig zu machen. Ohne einen unbedingten Gehorsam auf den Sporn ist es nicht möglich, die Haltung des Pferdes zu bestimmen, seinen Schwerpunkt nach Belieben zu verlegen, ihm die Richtung und den Takt seiner Bewegung vorzuschreiben."

Aus dem Gymnasium des Pferdes, Kapitel Von den Hilfen - sehr lesenswert für alle, die in Sporen und Kandare lediglich ein Hilfsmittel sehen, um das Pferd mittels Schmerzen gefügig zu machen. :wink:
da könntest Du dann der Vollständigkeit halber auch den Passes zitieren, in welchem Steinbrecht erläutert, wie er den unbedingten Gehorsam auf den Sport erzielt. Das ist eher :shock: :roll:

Ich persönlich sehe den korrekt eingesetzten Sporn bzw. Kandare als Verfeinerung der Hilfengebung.
Donna
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Beitrag von Donna »

Die Dame mit der weißen Reitkappe ist Uta Gräf:
http://www.youtube.com/watch?v=Nn-x7O-3y1c
das war doch der Star der Szene, die so fein reitet oder?
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Charona, Sätze, die beim heutigen Leser ein gewisses Unverständnis oder gar Ablehnung hervorrufen, kann ich bei jedem Top-Klassiker finden, auch beim allseits verehrten Gueriniere. Das jedoch beeinträchtigt den Wert der Gesamtaussage ihrer Werke in keinster Weise und muss stets vor dem Hintergrund der Zeit gesehen werden, in der sie geschrieben wurden.
Die Aussage, die ich zitiert habe, ist jedoch heute noch richtig und gültig und erklärt, warum ein richtiger Einsatz des Sporens unerlässlich zur weiteren Ausbildung des Pferdes ist.

Edit: und der da war wirklich ein herrlicher Vertipper:
charona hat geschrieben: ... in welchem Steinbrecht erläutert, wie er den unbedingten Gehorsam auf den Sport erzielt.
:lol: 8)
Zuletzt geändert von Max1404 am So, 04. Mai 2014 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

maulfrei :o) hat geschrieben:Kandare und Sporen werden mir einfach zu häufig schöngeredet. In erster Linie sind sie ein HilfsmittelVERSTÄRKER, bei deren Erfindung die Gesetze der Physik mit einbezogen wurden - bei der Kandare dient der Hebel als deutlicher Verstärker, bei den Sporen macht man sich den punktuellen Druck zu Nutze - und ich behaupte, dass sämtliche Pferde, die ich bisher gesehen habe und die damit geritten wurden, auch mehr oder weniger irgendwann im Laufe ihrer Ausbildung auf unangenehme Weise Bekanntschaft mit diesen Ausrüstungsgegenständen gemacht haben.
Grundsätzlich sind alle Gegenstände, die ich benutze um mit Pferden umzugehen, Hilfsmittel, die sich (absichtlich oder unabsichtlich) auch missbrauchen lassen. Wollte ich ein Pferd ganz "frei" ausbilden, müsste ich das ohne irgendein Hilfsmittel irgendwo in der Pampa oder der mongolischen Steppe anstellen, wo das Pferd sich allerdings auch einfach von mir verabschieden kann... Da wir aber bei uns nicht über die entsprechenden geographischen Gegebenheiten verfügen, benutzen wir eben verschiedene Hilfsmittel, und sei es nur ein Zaun, der verhindert, dass das Pferd ein bestimmtes Stück(chen) Land verlässt.

Zudem sind die wenigsten von uns so begnadete Pferdemenschen, dass sie ein Pferd allein über ihre Körpersprache ausbilden könnten, daher verwenden wir verschiedene Gegenstände, um mit Pferden umzugehen. Dabei können auch Gegenstände, über die wir in der Regel gar nicht nachdenken, oder die gern als pferdefreundlich verkauft werden, durchaus gegen das Pferd eingesetzt werden. Unangenehm wirken können alle. Einige Beispiele:

Viehhüter: Damit machen die meisten Pferde bei uns mal unangenehme Bekanntschaft, aber solange sie auf der Weide, die damit umzäunt ist, genug zu futtern finden und genug Platz haben, ist der Viehhüter kein Problem. Das selbe Teil die Boxenwand entlang gespannt, damit sich das Tier nicht sein glänzendes Fell an der Wand schubbern kann, ist Tierquälerei.

Knotenhalfter: Dank der Schnüre und Knoten kann ich damit durchaus scharf auf den Kopf des Pferdes einwirken, verwende ich zudem einen Führstrick mit schwerem Bullsnap kann ich dem Pferd letzteren z.B. beim Yoyo-Spiel an den Unterkiefer knallen (so gesehen bei PP himself, und da war es sicher kein Versehen). Nach ein paar solchen Kinnhaken lernt das Pferd dann schnell, auf den kleinsten Fingerzeig rückwärts zu gehen.

Roundpen: Dieses Hilfsmittel benutzen viele Reiter, ohne darüber nachzudenken, das Teil steht ja auch so unschuldig rund in der Gegend rum, das tut ja gar nichts. Allerdings könnte ich in einem Roundpen ein Pferd psychisch und physisch fertig machen, ohne es jemals zu berühren. Während ein Pferd in einer Reithalle noch eine Ecke hat, in der es eine Abwehrposition einnehmen kann, ist dies im Roundpen nicht möglich, da der eben - rund ist. Mal abgesehen davon ist jede Wand eine ausgesprochen starke Hilfe, da sie sich nicht zur Seite schieben lässt. Ein Pferd z.B. in hohem Tempo gegen eine Wand zu wenden kann für das Pferd ausgesprochen stressig sein.

Bei allen Hilfsmitteln, die ich verwende, sollte ich mir über die Wirkung im Klaren sein, die das Teil hat, und mir überlegen, wofür ich es einsetze. Auch aus welcher Reitweise ein Hilfsmittel kommt, spielt eine Rolle, ein Spadebit etwa setzt eine bestimmte Ausbildung des Pferdes voraus, die anders verläuft als in der deutschen Reitweise.

Zu den Sporen: Ich benutze z.Zt. keine, aber wenn ich am Putzplatz ein Pferd dazu bringen will, etwas um die Vorhand zu wenden, drücke ich ihm eventuell mit den Fingern in die Rippen. Ich nehme jetzt mal an, dass du das nicht tust, da du ja Sporen ablehnst (und so ein Finger in den Rippen ist ja für das Pferd auch unangenehm).

Zur Kandare: Ist so viel Zug auf dem Zügel, dass die Kandare im Anschlag ist (d.h. die Kinnkette wirkt, und damit auch der Hebel), kommt mehr Druck auf die Zunge als bei gleichem Zug auf dem Trensenzügel. Im Gegensatz zur Trense gibt mir die Kandare aber im Bereich vor dem Anschlag eine Art "Pufferzone" in der meine Handbewegungen je nach Länge der Bäume nicht verstärkt, sondern verkleinert im Maul ankommen. Eine detaillierte Erklärung, wie die Kandare in diesem Sinn wirkt, findet sich bei Stahlecker: http://www.hsh-fritz-stahlecker.de/file ... E_1-10.pdf Arbeite ich also im Sinne Stahleckers mit der Kandare, ist sie sehr wohl ein feines Instrument.

Noch allgemein zur Frage, ob etwas für das Pferd unangenehm ist: Sehr viele Dinge, die wir von den Pferden verlangen, sind für sie erst mal unangenehm oder zumindest irritierend: Hufe Raspeln, etwas auf dem Rücken tragen, sich zur Zwangsseite biegen, Hänger fahren, sein Gewicht mit den Hinterbeinen tragen statt es einfach mit den Vorderbeinen zu stützen, sich an einem heissen Tag nicht ins Wasser legen zu dürfen, etc. Gewöhnen wir ein Pferd bedacht und geduldig an diese Dinge, wird es damit auch umgehen können, ohne völlig gestresst zu sein. Im Idealfall merkt es sogar, dass ihm manche Dinge nützen, z.B. sein Gewicht mehr mit der Hinterhand tragen zu können. Für mich sind nicht die eingesetzten Hilfsmittel das Problem, sondern die menschliche Ungeduld und die Vorstellung, mit irgendwelchen Tricks liesse sich die langwierige Ausbildung, die das Pferd braucht, abkürzen. Letztlich spielt es für ein Pferd keine Rolle, ob es mit Hilfe eines Gebisses oder eines Knotenhalfters vermurkst wird...
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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