Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Sascha hat geschrieben: Ehrlich gesagt, sind meine Erfahrungen mit dieser Herde so gut, dass ich es mir überhaupt nicht mehr vorstellen kann, ein Jungpferd ohne mehrere erwachsene "Respektspferde" aufzuziehen. Es ist einfach enorm, wie viel Ruhe und Sicherheit die Jungs aus dieser Herdenstruktur ziehen konnten.
Ich mir eigentlich auch nicht mehr.

Wir bekommen dieses Jahr zwei Fohlen. Bei dem einen ist klar, auch wenns ein Hengst wird, wird auf jeden Fall kastriert (geht an eine Freizeitreiterin als erstes Jungpferd) und könnte dann in der Herde bleiben.
Wenn das zweite Fohlen ein Hengst wird, dann werden wir ganz schön überlegen müssen....
Denn in der Herde bleiben heißt schlicht mit spätestens 8 Monaten kastriert werden.
Ich könnte mir für einen Hengst auch eher eine Herde mit "Gleichaltrigen" (z.B. 1-4jährig) vorstellen, als für eine Stute.
Auf der Suche nach Aufzuchtplätzen habe ich allerdings gemerkt, es ist schon schwierig überhaupt Ställe zu finden, wo nicht nur Jahrgänge zusammen laufen. Dann auch noch im Winter Platz genug, keine Heulage etc. ist quasi unmöglich.
Dann würde ich doch eher auf so eine Aufzucht wie bei Rapunzel zurück greifen. Da stimmen Fütterung und Haltung und auch Sozialkontakte werden gepflegt. Wenn auch nicht unbedingt durch viele ältere Pferde.
LG
Sheitana
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

[quote="le_bai"

ist es dann sogar noch DÜNN, ohje - dann ist man ein züchter mit mangelhafter aufzucht..[/quote]

Schon irgendwie witzig: Bei meiner Suche sind seinerzeit alle Jungpferde sofort und auf der Stelle durchs Raster gefallen, die mir zu aufgefüttert aussahen. Einen dreijährigen Iberer, der aussieht wie fünf würde ich im Leben nicht kaufen, weil man halt mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass der schlicht gemästet ist. Und das will ich auf keinen Fall, Übergewicht ist so ziemlich das Letzte, was so ein Jungspund gebrauchen kann. Meiner bestand damals eigentlich vor allem aus drei Dingen: Beine, Mähne und extrem viel Selbstbewusstsein. :wink:
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo,


wer das nun genau gesagt hat, hier, weiss ich nicht mehr, es ging um die Überlastung eines wachsenden Pferdes, das geritten wird.

Es muss meiner Meinung nach aber nicht zwangsläufig überlastet werden, denn eine sinnvolle Gymnastik regt ja auch das Wachstum an und stimuliert das Pferd, "hineinzuwachsen" in seine Aufgaben.
Sehr wohl kann ich auch auf diese Art meinem Pferd Gutes tun.


LG Ulrike
esge
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Beitrag von esge »

Eben - feste Sehnen, harte Knochen und gut ausgebildete Muskeln kriegt ein Pferd nicht vom Rumstehen. Und abgesehen von den wenigen wirklich guten Aufzuchtweiden (große Flächen, bergig, verschiedene Untergründe, auch Steine) die es in Deutschland gibt, können ausgedehnte Spaziergänge da wirklich viel bringen. Abgesehen davon dass auch die BE extrem viel fitter wird... Mein Lusotier hatte immer nur mitleidige Blicke für mich übrig, wenn ich mit ihm im Taunus dieBerge hochgekeucht sind. Vermutlich konnte er es deshalb nicht erwarten, dass ich mich endlich draufhockte - endlich durfte er die Berge in seinem tempo hochziehen. Was ihm seinerzeit die Bezeichnung "Mischung zwischen Bordercollie und Zahnradbahn" von mir einbrachte.

Wer ein gutes Führpferd hat, kann den Youngster natürlich auch super als Handpferd auslasten und auftrainieren. Stand mir damals leider nicht zur Verfügung. Handpferdereiten finde ich sowieso das absolute Optimum, um das Jungpferd konditionell, muskulär und nervlich vorzubereiten. Aber die Gegebenheiten gibt's halt auch nicht immer und ganz ehrlich: Mancher junger Sack voll Flöhe ist auch kaum mitführbar.
Loslassen hilft
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

DAS sieht verdammt gut aus, bis darauf, dass die meisten Pferdchen etwas sehr fett sind. Aber mal ganz von den wirklich abgefahrenen Farben abgesehen scheinen die Aufzuchtbedingungen ja auch ein Traum zu sein.

https://www.facebook.com/YeguadaPacoMarti
Nandor
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Beitrag von Nandor »

Jetzt müssten wir den Threat langsam umbenennen.

In der Schweiz gibt es so eine robuste Aufzucht auch mal bei einem Warmblutzüchter.

Blöd für Rapunzel, daß es Springpferde sind:

http://www.lesdannes.com/

Obwohl Springen macht ja auch Spaß.

Ich muß auf jeden Fall spätestens im Rentenalter umziehen. Das Münsterland ist einfach zu dicht besiedelt.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

300 ha!!! Wahnsinn!
Welcher Multimillionär unter uns bietet mehr? :wink:

Für die Pferde muss das ja genial sein.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, Les Dannes kenne ich ;-)
Und bei meinen Züchtern sind´s auch 300 Hektar. Man kann sich das als Normaldeutscher einfach nicht vorstellen, dass man die Pferde z.T. ne halbe Stunde oder mehr SUCHEN muss oder überhaupt nur mit dem Geländemotorrad entdecken kann. Die BRAUCHEN dann einfach auch eine wirkliche Aufgabe, wenn man sie da wegholt.
xelape

Beitrag von xelape »

ich stand bei Freiburg mal in einem Stall mit rieeeeeeeesen Weiden und Wald sehr hügelig..
Die Bande hat gehört dass man ruft und hat sich dann gerne mal durch den Wald auf die andere Seite versteckt und wieder zurück..
Wie oft ich da genervt wieder den Weg zurückangetreten habe... :roll: :roll:

Gerne kam der Ponymann (verfressen) nach 30 min doch mal nach unten getrappelt ob er nicht doch was abstauben könnte...

Betreffend Aufzucht, natürlich gibt es "ideale" Bedingungen, aber ich finde was Shakan und Sache beschreiben, durchaus auch als gut...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

esge hat geschrieben:
Wer ein gutes Führpferd hat, kann den Youngster natürlich auch super als Handpferd auslasten und auftrainieren. Stand mir damals leider nicht zur Verfügung. Handpferdereiten finde ich sowieso das absolute Optimum, um das Jungpferd konditionell, muskulär und nervlich vorzubereiten. Aber die Gegebenheiten gibt's halt auch nicht immer und ganz ehrlich: Mancher junger Sack voll Flöhe ist auch kaum mitführbar.
Das lernen sie alle, wenn sie das grundsätzliche 1x1 des Benehmens auch gut gelernt haben! :D Da darf man dann gerne am Strick mal hüpfen und springen, aber nicht ziehen - wenn das verinnerlicht ist... geht das auch als Handpferd super. :)
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Wie ist das eigentlich bei den Riesenweiden, wenn ein Pferd mal den Tierarzt braucht? Oder man es aus anderen Gründen einfangen muss? Kommen dann Cowboys mit dem Lasso? Oder ist das Leittier in der Gruppe ein zahmes erwachsenes Pferd, das man als erstes halftert? Oder werden sie in einen Pferch getrieben? Oder sind alle so neugierig, dass sie immer gleich kommen?

Ich frage, weil bei uns am Stall auch die Reitpferdeherden auf ganztägiger Sommerweide gehalten werden und einige Pferde dann gewisse Anzeichen von Verwilderung zeigen. Wenn man die nicht mindestens alle zwei Tage zum Putzen und Arbeiten runter holt, kann man das Einfangen vergesssen. Ein beliebter Spruch der Stallkollegen: "nimm lieber das Betäubungsgewehr mit" :wink: .
Nandor
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Beitrag von Nandor »

http://www.lesdannes.com/index.php?opti ... 59&lang=de

Ich glaube in irgenteinem Artikel hat der Besitzer dieses Stalles mal soetwas gesagt wie: "Diese Art der Haltung ist zwar für fast alle Pferde aber nur für 1% der Pferdehalter geeignet"

Ich stelle mir gerade den Winter vor, da bin ich nämlich immer im Dunklen im Stall. Wenn ich da das Pferd mit der Taschenlampe im Wald suchen müßte.....
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Danke für den Link!
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, ich hab dort sowohl schon Pferde aus der Herde zum Hof geholt (einfach aufgehalftert und losgegangen, eine Person geht zum Nachtreiben hinterher) als auch auf der Weide verladen, war bisher kein Problem, wenn man´s in Ruhe und mit Plan macht. Allerdings assoziieren die ja auch nichts Schlechtes mit dem "Geholtwerden" und kommen immer neugierig herbei, wenn Menschen da sind.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Erstaunlich!
Und wie läuft dort das Weidemanagement hinsichtlich der Hinterlassenschaften? Kann solch eine Fläche überhaupt abgeäppelt werden? Werden parallel Rinder gehalten, welche die Geilstellen abfressen?

Ich kenne nämlich einen Züchter, der seit Jahrzehnten Herdenhaltung auf einer großen Naturschutzfläche betreibt. Dort ist die Wurmbekämpfung durchaus eine Herausforderung.

Eine praktische Lösung bietet die Natur auf der autofreien Insel Juist, wo die Pferde ja noch das komplette Transportwesen übernehmen (Personen, Waren, Müll, Heizöl, einfach alles). Bei Spring- und Sturmfluten werden die Wiesen außerhalb des Deiches überspült. WC sozusagen :mrgreen:
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