Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Janina
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Beitrag von Janina »

sab hat geschrieben:Bezüglich Tritt ans Schienbein; der Schmerz ist IMMER der Gleiche. gleiches gilt für den ungeschickten (am Zügel ziehen, ins Kreuz fallen) Reiter ,auch das ist der gleiche Schmerz. Die Intention ist bezüglich des Schmerzempfindens völlig egal, denn der Schmerz wird durch meine Nerven übertragen. Und zwar passiert die Schmerzübertragung unanbhängig davon, ob der Trittgeber eine guter oder ein böser Mensch ist, denn dies beeinflusst nciht die nerven, die für die Schmerzübertragung zuständig seind.

Bezüglich des Tritts " aus Versehen" ist es eine RATIONALE, NACHTrÄGLICHE Handlung des Verzeihens meinerseits, denn derjenige "hat es ja nicht so gemeint.

Das ein Pferd so handelt bzw. so handeln kann wie eben beschrieben, dass bezweifele ich sehr stark. Es ändert im übrigens nichts, ich kann
auch wohlmeinend mein Pferd kaputtreiten

LG

Sabine
Das ist so nicht richtig.
Schmerz wird sehr kompliziert weitergeschaltet, es gibt sowohl eine unbewusste, als auch eine bewusste Komponente und es gibt verschiedene Arten der Schmerzmodulation, von denen es abhängt, wie stark ein Schmerz letztlich empfunden wird. Die rationale Bewertung ist noch mal ein ganz anderer Schritt.
Die Schmerzwahrnehmung ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig, dazu gehören auch psychosoziale Komponenten. Das Ganze passiert im limbischen System.
So ist z. B. in Studien belegt, dass unter labortechnisch erzeugter "Angst" bzw. Personen, die psychoanalytisch sehr viele Merkmale des Neurotizismus aufweisen, ein einheitlicher Schmerzreiz (bspw. Elektroreiz einer festgelegten Höhe) subjektiv als unangenehmer empfunden wird, als ohne diese Angst bzw. von Personen, die diese Merkmale nicht aufweisen.
Zudem gibt es eine chemische Modulation innerhalb der Verschaltungsverläufe im Rückenmark, so funktioniert bspw. die Schmerzreduzierung durch Endorphine (weshalb z. B. Sportler Verletzungen während eines Wettkampfes subjektiv als nicht so schlimm empfinden).

Also lange Rede, kurzer Sinn: Um ganz korrekt zu bleiben: Schmerz ist nicht gleich Schmerz! 8)
Und um den Bogen zu den Pferden zu bekommen: Möchte man in der Übertragung der Studienergebnisse von menschlicher Schmerzwahrnehmung so weit gehen, dann könnte man durchaus mutmaßen, dass ein Pferd, dessen Reiter ihm "nicht wohlgesonnen" ist, Angst/Stress empfindet (Verarbeitung in der Amygdala, einem Teil des limbischen Systems, s.o.) und demzufolge ebenso wie ein Mensch evtl. Schmerzreize subejektiv "schlimmer" empfindet.

So, und das heißt auch immer noch nicht, dass sich nun keiner mehr ums Reitenlernen bemühen müsste, wenn er sein Pferd nur ordentlich lieb hat :P , aber vlt. hilft es doch ein bisschen, dass man nicht gleich die Krise kriegt, nur weil mal jemand mal nicht so "chic" auf dem Pferd sitzt.
Ich bitte noch mal darum zwischen "gefällt mir nicht" und "tierschutzrelevant" zu differenzieren!
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Motte
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Beitrag von Motte »

Leute...ihr wollt mir jetzt ernsthaft verklickern, dass Pferde unterscheiden zwischen "oh, der hat mir jetzt unbeabsichtigt einen auf den Zahn gegeben" (und da er das nicht absichtlich gemacht habe, verzeih ich ihm) und "oh, der hat mir grad absichtlich einen auf den Zahn gegeben" (und deswegen erdulde ich das nicht)???
Warum gibt es denn so viele Korrekturpferde, die von Menschen ausgebildet wurden, die sich völlig überschätzen? Glaubt ihr ernsthaft, da laufen massenweise Menschen rum, die bewusst ihrem Pferd Schaden zufügen wollen? Das halte ich jetzt mal glatt für ein Gerücht!

Und das hat nix damit zu tun, dass ein Pferd, wenn es mich kennt und grundsätzlich Vertrauen zu mir hat, sicherlich eine andere Toleranz-Schwelle hat. Das heißt aber nicht, dass der Schmerz, den ich u. U. unbeabsichtigt verursache, weniger stark ist.
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Janina
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Beitrag von Janina »

Ich will überhaupt nichts "verklickern", ich habe lediglich dargestellt, was man bzgl. dieses Themas beim Menschen weiß (das ist wenig genug), weil ich da ganz gut "eingearbeitet" bin.
Die Übertragung aufs Pferd kann, muss man nicht machen und sie muss auch nicht richtig sein.

Mal abgesehen davon, dass ich einfach mal abstreiten würde, dass die Mehrzahl der Korrekturpferde tatsächlich durch unbewusst zugefügte Schmerzreize entsteht...
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sab
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Beitrag von sab »

Motte, ich finde den Verlauf dieser Disskussion auch ziemlich bizarr. Erst reitet der blöde Ami eigentlich ganz gut. Nachdem aber eher dann doch eine gewisse Einigkeit besteht, dass er schlecht sitzt, ist das alles aber gar nicht so schlimm, weil guten Menschen, die schlecht sitzen, von ihrem Pferd verziehen wird....

Das ist jetzt ein wenig polemisch. Aber ich frage mich doch langsam, warum hier so viele Menschen Wert darauf legen, dass schlechtes Reiten NICHT schadet, wenn es denn eine gutherzige, reine Seele ausübt....???!!!
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Janina
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Beitrag von Janina »

Ich möchte noch mal um einen sachlichen Ton bitten!
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wenn es bei der Debatte um das Video hier ginge, würde ich das Ganze ja voll unterstreichen.

http://www.youtube.com/watch?v=si-OzVqLSas

Jou, das ist eine ältere Dame, die nicht mehr super elastisch sitzt, das Pferd geht nicht bilderbuchgemäß über den Rücken, aber sie tut dem Tier definitiv nicht weh, schadet ihm nicht, sie bemüht sich um Fortbildung, und ganz offensichtlich ist das eben so ein sehr freundliches, nettes Pferd, das die kleinen Unperfektheiten großzügig toleriert. Von den luxuriösen Lebensumständen des Pferdes wie im Text geschildet mal gar nicht zu reden, hahaha.

Die Lady ist aber auch keine Ausbilderin, sie reitet hundertmal korrekter und "netter" als der Legerete-Typ, sie fuckelt nicht mit einer Kandare und sie manipuliert nicht an dem Pferd herum. Das finde ich einen erfreulichen Anblick, auch wenn nicht alles super ist.
horsman
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Beitrag von horsman »

ich kann auch bei dem Ami auf dem XX / Lusi - Crusado nix schlimmes erkennen, was dem Pferd bösen Schaden zufügen könnte, auch wenn sein Sitz im leicht forcierten Trab nicht der geschmeidigeste ist. Manch eine(r) neigt hier zur Hysterie.

(Ich beziehe mich ausschließlich auf das zuerst verlinkte Video und nicht auf etwaige zahlreiche andere Videos dieses Mannes)
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
sab
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Beitrag von sab »

Ja, und ich beziehe mich AUCh auf die anderen Videos wobei ich auch das mit dem Fuchs immer noch grauenvoll finde. Und noch mal, der Typ ist nicht Lieschen Müller aus einem Reitforum sondern ein Ausbilder. Und von einem Ausbilder erwarte ich ein etwas pferdegerechteres Reiten.
grisu
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Beitrag von grisu »

Rapunzel hat geschrieben:Wenn es bei der Debatte um das Video hier ginge, würde ich das Ganze ja voll unterstreichen.

http://www.youtube.com/watch?v=si-OzVqLSas
Sorry, absolutes OT. Weiß jemand, von wem die Musik in dem Video ist? Nur die am Anfang. Wirklich wichtig!
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ich finde bei der Dame mit der Lusistute viel befremdlicher,dass die Hoppeline aua Fuß hat....
Shkan
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Beitrag von Shkan »

marquisa hat geschrieben:Ich finde bei der Dame mit der Lusistute viel befremdlicher,dass die Hoppeline aua Fuß hat....
Welches Bein? (ernsthaft gefragt)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Wenn es bei der Debatte um das Video hier ginge, würde ich das Ganze ja voll unterstreichen.

http://www.youtube.com/watch?v=si-OzVqLSas

Jou, das ist eine ältere Dame, die nicht mehr super elastisch sitzt, das Pferd geht nicht bilderbuchgemäß über den Rücken, aber sie tut dem Tier definitiv nicht weh, schadet ihm nicht, sie bemüht sich um Fortbildung, und ganz offensichtlich ist das eben so ein sehr freundliches, nettes Pferd, das die kleinen Unperfektheiten großzügig toleriert. Von den luxuriösen Lebensumständen des Pferdes wie im Text geschildet mal gar nicht zu reden, hahaha.

Die Lady ist aber auch keine Ausbilderin, sie reitet hundertmal korrekter und "netter" als der Legerete-Typ, sie fuckelt nicht mit einer Kandare und sie manipuliert nicht an dem Pferd herum. Das finde ich einen erfreulichen Anblick, auch wenn nicht alles super ist.
Welcher Légèreté-Typ :?: :?: :?:

Ich finde die Lady auf dem Humpelhoppel weitgehend nett und ineffektiv. Der Sporeneinsatz ist nun nicht das, was ich als superpferdefreundlich empfinde...
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Shkan hat geschrieben:
marquisa hat geschrieben:Ich finde bei der Dame mit der Lusistute viel befremdlicher,dass die Hoppeline aua Fuß hat....
Welches Bein? (ernsthaft gefragt)

schau mal bei min. 2.26 bis 2.37 nach,bei der Rückführung aus der Trabverstärkung kann man es sehr schön sehen :wink:

ansonsten stimme ich S&P zu,weitgehend nett und ineffektiv triffts ganz gut. Ganz abgesehen davon,dass das Pferd nicht tacko läuft,tippelt es auch insgesamt sehr verkürzt.Wird halt nicht "geritten" im eigentlichen Wortgebrauch.
frieda
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Beitrag von frieda »

sorry ich kann bei der Hoppeline kein aua fuß erkennen...
das Pferd steht nicht reell an den Hilfen und hat auch keine aktive HH aber definitiv keine Lahmheit bei 2.26-2.37...

LG frieda
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Shkan hat geschrieben:
marquisa hat geschrieben:Ich finde bei der Dame mit der Lusistute viel befremdlicher,dass die Hoppeline aua Fuß hat....
Welches Bein? (ernsthaft gefragt)
Hinten links.
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