Wie entspanne ich mein Pferd?

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Samba
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Beitrag von Samba »

@Muppet: Was das "austicken" angeht, bin ich ganz Deiner Meinung. Daher gibts da auch keine Gnade oder Nachsicht. Jegliche Art austicken (er hat ja ein gewisse Variationsbreite...) wird sofort verbal und körpersprachlich quittiert. Das nimmt er auch wahr und hört auf. Manchmal ist dann gut, manchmal probiert er es halt nochmal.

Was die Unaufmerksamkeit angeht: Wenn es nur Unaufmerksamkeit wäre (mal hier hin dahin glotzen, "ach du wolltest was von mir?"...), dann würde ich Dir auch zustimmen. Sein Verhalten geht meines Erachtens aber weit darüber hinaus und lässt sich auch nicht vom "austicken" so einfach trennen: Er hat richtig "Streß" (hart angespannte Muskeln, erhobener Kopf, Explosionen wegen Kleinigkeiten), wenn er in der Arbeitseinheit bei mir stehen soll, ist hektisch. Egal, ob wir gerade angefangen haben oder ob gerade eine halbe Stunde gearbeitet hat. Schicke ich ihn weg (im Schritt) auf ganze Bahn oder Zirkel habe ich (fast) sofort wieder ein ruhiges, mit tiefen Kopf gehendes Pferd.

Mein RL sagt, dass ich mich richtig verhalte: Einfach mein Ding durchziehen, sich nicht imponieren lassen, konsequent "Strafen" bei Austick-Anfällen, weitermachen mit der Sache an der ich gerade bin. Ich zeige auch keine Angst (ich habe auch keine).

Habe gestern einfach mal die Arbeit Arbeit sein lassen und nur geputzt, ne neue Trense anprobiert... Dann habe ich in dieser entspannten Situation auf der Stallgasse einfach mal vorwärts, anhalten, rückwärts im schnellen Wechsel abgefragt (und die super reaktion gelobt). Und zwischendurch "Handauflegen": War erst irritiert, dann fand er es blöd. Ich bin einfach stur geblieben (gut, dass ich ein kleines Pferd habe...) und habe aber Lobeshymnen und Leckerlis fließen lassen, wenn er seine Muskeln entspannt hat. Ein Ansatz von verstehen konnte ich glaub ich erkennen... Macht mir Mut. Ich werde das Handauflegen erstmal außerhalb unserer Arbeitseinheit versuchen zu etablieren. Und dann versuchen, es zu übertragen auf stressigere Situationen.

@kiki: Wenn ich Hand als obere Begrenzung für den Nacken etabliert habe, dann werd ich versuchen, dass mit dem Kappzaum-Zupfen zu kombinieren. Mit Leckerli will ich nur belohnen, aber nicht locken. Mit Leckerli nach unten locken, wird nach hinten losgehen: Dann wird das Hirn nämlich ausgeschaltet :roll: Er folgt dem Leckerli problemlos, ist dann aber nur darauf fixiert und nimmt andere Signale nicht mehr wahr...

LG Samba
Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Samba,
sagt Dir Tellington Touch etwas? Wäre vielleicht eine Möglichkeit, ihn zum Entspannen zu bringen. Mache das gerade bei meinem hyperaktiven, ständig angespannten Hund und komme damit ganz gut durch zu ihm. Wäre vielleicht mal einen Versuch wert.

lg Petra
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Samba
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Beitrag von Samba »

Hallo Petra,

ja sagt mir was. Ich habe sogar ein Buch von ihr (Allgemein, nicht speziell für Pferde). Ich würde unheimlich gern diese TTouches lernen, kenn aber niemanden, der es mir zeigen kann. :(

LG Samba
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chica
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Beitrag von chica »

@samba - hier ist die Liste aller TTeam-Practitioner. Vielleicht ist ja auch jemand in Deiner Gegend dabei ;)
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

Samba hat geschrieben:@kiki: Wenn ich Hand als obere Begrenzung für den Nacken etabliert habe, dann werd ich versuchen, dass mit dem Kappzaum-Zupfen zu kombinieren. Mit Leckerli will ich nur belohnen, aber nicht locken. Mit Leckerli nach unten locken, wird nach hinten losgehen: Dann wird das Hirn nämlich ausgeschaltet :roll: Er folgt dem Leckerli problemlos, ist dann aber nur darauf fixiert und nimmt andere Signale nicht mehr wahr...
Ich hab's so gebacken gekriegt (hat - glaub ich - Heinz Welz mal so erklärt):
Die eine Hand liegt oben auf dem Nacken, da, wo das Genickstück z.B. vom Halfter ist. Die Hand übt keinen Druck aus, sondern wird nur aufgelegt und streichelt die Stelle ein bisschen.
Mit der anderen Hand hab ich den Strick am Karabiner angefasst und nur ganz leicht nach unten gezogen. Und dabei hab ich mich etwas nach vorne gebeugt (bin also selber tiefer gegangen) und ein Stimmkommando gegeben.
Wenn der Kopf erstmal hoch statt runter geht, dann einfach mitgehen und die leichte Spannung vom Strick beibehalten (nicht gegenziehen oder –drücken). Und wenn du merkst, dass der Kopf auch nur ein Millimeterchen nach unten nachgibt, sofort nachgeben und loben.
Ich find's schwierig, schon den Versuch vom Pferd zu erkennen und schnell genug zu reagieren, aber mit der Zeit wird das schon.

Mit Leckerlis hätte ich das bei MEINER Stute auch nicht machen dürfen. Dafür ist sie zu gierig und verfressen und ich hätte mir wahrscheinlich ein Problem mehr antrainiert. :roll:
"Reiten Sie Ihr Pferd glücklich." - Nuño Oliveira
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Samba
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Beitrag von Samba »

@chica: Danke für den Link. Ich war schon mal auf der Seite, aber da funktionierte sie nicht richtig. Deiner klappt :D Ja, eine kommt aus der Nähe (20 km), eine andere ca. 1h Fahrt. Ich werd mich mal im Stall umhören, ob die eine oder andere bekannt ist, und ansonsten am Wochenende mal telefonieren.

@greta j.: das mit dem Vorbeugen ist noch ne gute Idee... probier ich aus
muppet
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Beitrag von muppet »

@kiki
Irgendwie hab ich mich überhaupt nicht auf Dich bezogen. :lol:

@samba
Ich verstehe das nicht ganz. Wenn Du wirklich meinst, daß er sobald es an Arbeiten geht völlig unter Streß steht, dann musst du rausfinden was das ist bzw. woher das kommt. Das hört sich für ein Jungpferd, daß eigentlich noch nichts schlimmes erlebt hat, merkwürdig an.
So von Weitem dazu was zu sagen, finde ich schwer. Mir würde spontan einfallen, daß er mal völlig überfordert wurde und ihn die Arbeit jetzt deswegen auch überfordern könnte, auch wenn es in Deinen Augen nur Mini-Arbeiten ist. Würde es mit relativem von Null anfangen versuchen. Eine Arbeitssituation als solche sollte ihn nicht stressen.
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Samba
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Beitrag von Samba »

@muppet: Willkommen im Klub. Ich versteh es ja auch nicht... "was tun" ist kein Streß für ihn, "rumstehen" ist streß.

Überforderung? Alles was ich im Moment mache, kennt er eigentlich schon vom letzten Sommer, ist also nicht neu. Wir haben aber dennoch wieder von vorne angefangen: Erste 2 Wochen nur Führarbeit, dann am Halfter longieren etc. Es geht bestimmt noch langsamer, aber er ist 5, keine 3 Jahre alt.

Ich vermute, dass das "öde" Kreiseln in Halle oder Bahn ihn nervt. Er will ganz deutlich laufen laufen laufen. In unseren kleinen Reiteinheiten wirkt so viel zufriedener (auch stehend), besonders im Gelände. Hab schon überlegt, Bodenarbeit irgendwie ins Gelände zu verlagern, aber das geht ja nur im Schritt und das lastet ihn definitiv nicht aus.

Wie ich ja bereits am Anfang schrieb, es wird mit dem Weideauftrieb vieles besser werden, weil er seine Energie dann beim Spielen loswerden kann und auch mal wieder richtig abgaloppieren kann. Dann sind wir reittechnisch auch wieder ein Stückchen weiter und ich kann dadurch mehr Abwechslung reinbringen. Im Moment ist es halt (auch für mich) echt öde: Varianten sind "Longieren wir heute in der Halle oder aufm Platz?" Gottsei dank können wir ja schon Bahnfiguren longieren... und am Wochenende unsere kleinen Reiteinheiten.
Und der nächste Winter wird auch besser: a) bleiben die Sommerkumpel über den Winter da und b) können wir dann ja richtig reiten

Es wird schon, ein bißchen Geduld bis zur Weide und ein bißchen Sturheit für unsere Handauflege-Übung... Irgendwie...

Naja, ich mach mich jetzt auf den Weg zu ihm und lass mich überraschen, was der Abend so bringt.

P.S.: Danke für Eure Gedanken, auch wenn ich nicht immer der gleichen Meinung bin. Aber: Beim Erwidern muss man seine Situation ja auch reflektieren 8)
muppet
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Beitrag von muppet »

Ah Mißverständnis, ich dachte jetzt, daß er sich dann immer bei der Arbeit stresst, nicht nur wenn er steht.

Warum kannst Du nicht mehr Reiten? Gibt es dafür Gründe? Sonst lässt sich das doch leicht abstellen, weniger Longe und mehr raus in die Pampa, finde ich sowieso das beste für junge Hüpfer.

btw.. auch wenn es für Dein Pferdchen jetzt nicht zutrifft, ich hab schon die Erfahrung gemacht, daß das Alter auf den Papieren noch lange nicht das Alter im Kopf ausmacht. Wir hatten schon fünfjährige Vollbabys und sehr abgeklärte Youngster, alleine kopfmäßig betrachtet. Ich mußte mich da schon mal ganz schön umstellen und empfand es selbst als sehr anstrengend. :lol:
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kiki
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Beitrag von kiki »

@samba

Hast du ihn eigentlich von klein auf an?
Du sagst ihr habt letztes Jahr schon was gemacht.
Wie war es da denn? Auch so schlimm?

Also wir haben vorletztes Jahr im Winter eine Pause gemacht, wegen Platzverhältnissen usw. und haben im Frühjahr da weiter mach können wo wir aufgehört haben. Die Pferde vergessen nicht was sie gelernt haben.
Vielleicht langweilt sich der Kleine?

Und das mit der Weide wird sicher Besserung bringen, sei doch sonst geduldig und fang dann erst richtig an zu arbeiten, ist doch nicht mehr lange.
Geh doch mit ihm jetzt mal an der Hand spazieren, hat auch einen Lerneffekt und er sieht viele neue Sachen, das ist doch gut für seien input. :lol:
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Samba
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Beitrag von Samba »

so nun komm ich endlich mal wieder dazu, zu antworten.

@kiki: Nein, ich habe ihn im Januar gekauft. Er wurde letztes Jahr im Sommer angeritten und dann alle 2-3 Tage was mit ihm gemacht. Bezüglich des Nicht-Vergessens hatte ich das auch so im Ohr... Nur ist das bei ihm genau anders herum. Sattel ich ihn 3 Tage lang nicht, stellt er sich am 4. Tag so an als ob er ihn noch nieeee gesehen hat... :roll:

Meine SB vermutet, dass er in Polen vielleicht doch auf der Rennbahn gewesen ist und vielleicht dort Schwierigkeiten gemacht und als "ungeritten" verkauft wurde. Das ist eines meine Recherche-Projekte: Wie rauskriegen, ob ein Pferd schon Rennen gelaufen oder dafür trainiert worden ist. Ich bin ihn beim Proberitt ja auch galoppiert und da hatte er überhaupt keinen "Zug"... er ist locker vor sich hin galoppiert wie ein routiniertes Schulpferd.

Morgen gehts ja endlich auf die Weide... ich bin sehr gespannt. Da ich seit Mittwoch krank bin (zu erschöpft um mit ihm zu arbeiten), hat er Quasi ein paar Tage Urlaub. Ich lass die neue Situation jetzt erst mal auf mich zu kommen.

@muppet: Unser Reitpensum steigt ganz allmählich, aber wir brauchen noch ein paar Einheiten bis ich alleine ohne Begleitung (und Longe) rausgehe. Das hängt mit unserem "Sattel-Problem" nach der langen Nichtreitzeit (Eingewöhnung in neuen Stall, Sattelsuche...) zusammen. Ich mußte quasi wieder von vorne anfangen.

Das Handauflegen am Widerrist ist ganz schnell etabliert gewesen. Ich kann es sogar vom Sattel aus abrufen. Und das beste ist, es wirkt: Am Dienstag in der Stunde hat er während der Longenarbeit bzw. bei den Handwechseln/Nachgurten nicht einmal ge"tickt"... Wenn ich ihn zu mir hole, stellt er sich schon mit gesenkten Kopf hin (seine neue Art zu betteln). Jetzt müssen wir aber noch ein Kommando für "hoch" etablieren!
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kiki
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Beitrag von kiki »

Sattel ich ihn 3 Tage lang nicht, stellt er sich am 4. Tag so an als ob er ihn noch nieeee gesehen hat...
Vielleicht testen oder verarsc....e?
Am Dienstag in der Stunde hat er während der Longenarbeit bzw. bei den Handwechseln/Nachgurten nicht einmal ge"tickt"... Wenn ich ihn zu mir hole, stellt er sich schon mit gesenkten Kopf hin
Das hört sich doch schon ganz gut an. Mach weiter so, du bist bestimmt auf dem richtigen Weg. :D
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Samba
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Beitrag von Samba »

@kiki: ganz eindeutig. Daher ignoriere ich das auch gemeinerweise und schnauz ihn auch noch an...

Aber manchmal find ich es einfach nur nervig, dass er sich so anstellt... Naja, hoffen wir das beste: Dass die Hoppes auf der Weide gute Kumpels werden und dass er seine pubertären Allüren mit denen auslebt :roll:

Wie war das nochmal: Mit sieben Jahren kommt nochmal so ne Phase, oder?
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