Totilas - Eine eigene Klasse?

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

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dshengis
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Beitrag von dshengis »

saltandpepper hat geschrieben: Was ich am peinlichsten finde ist daß sie nicht abbrechen.
Ist die Frage, was peinlicher ist: Abbrechen oder (so) weitermachen?

Natürlich wäre es ein Gesichtsverlust (und den scheint man zu fürchten), würde aber auch eine gewisse menschliche Größe zeigen. Aber wer würde sich dann trauen, den Totilas zu reiten? Die Chance, sich zu blamieren, ist groß. Außerdem hängt ja Fam. Rath/Linsenhoff wohl auch finanziell mit drinnne, oder?

Wenn es an der ganzen Sache einen wenigstens teilweise erfreulichen Aspekt gibt, dann den, dass man Erfolg (zumindest nicht immer) kaufen kann! Auch wenn ich bei EG und Totilas nicht alles so fand, wie ich es gerne sehen würde, so hatten die beiden zusammen immerhin eine große Ausstrahlung. Der hat gestrahlt, der Kerl (also der Pferd)! Und es ist für mich ein wenig beruhigend, dass er eben keine Maschine ist, der man einfach so einen anderen Piloten verpassen kann, sondern ein Lebewesen, dass mit seinem Menschen eine Beziehung eingeht (oder auch nicht. Denn daran fehlts in meinen Augen bei Totilas und MAR).

und @sab: Zumindest in den letzten Jahren waren die Videos vom Abreiteplatz bei EG "sauber", also keine Rollkur, soweit ich das verfolgt habe.
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

dshengis hat geschrieben:würde aber auch eine gewisse menschliche Größe zeigen
Ebend.

Waren denn Reaktionen aus dem Publikum zu verzeichnen? Ich kann hier nicht mit Ton gucken und hab auch ziemlich rasch abgebrochen - das ist mir einfach zuwider diese Quälerei anzugucken.

Wenn schon aus den Sportreihen kein Aufschrei kommt wärs ja schön wenn die Züchter entsprechend handeln und Toti nicht zum Sprung kommt - aber auch hierfür wirds ne Grösse brauchen die leider nicht mehr in den gefragten (menschlichen) Eigenschaften steht :(
Es grüsst ottilie
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Cubano hat geschrieben:[@Finchen: Das sehe ich anders mit Gal. Ich mag den auf seinen anderen Pferden wirklich nicht reiten sehen (auf Lingh beispielsweise kriege ich die Krise) aber eine so feine Einwirkung, wie er bei Totilas hatte, habe ich ganz generell nur selten im Dressurzirkus gesehen. Der wird schon gewusst haben, warum er das Pferd so reitet und ihm nicht einen derart massiven Handeinsatz aufnötigt, wie MAR das tut.
Ich glaube wir reden nur aneinander vorbei - DAS gefiel mir bei EG auch deutlich besser, keine Frage, aber auch da war er oft sehr viel zu eng und spannig, nicht locker etc., nur darauf bezog ich mich, denn das hat MAR nicht verbessert, sondern noch deutlich verschlimmert.
Insgesamt lief das Pferd unter EG deutlich besser, keine Frage! :wink:


Und wie Foxens Video zeigt ging das Pferd auf Trense vor gut 6 Jahren ja noch deutlich besser - für meinen Geschmack hätte es bei diesem Ausbildungsniveau bleiben können, allemal sehenswerter als das was MAR jetzt zeigt. :roll:

Dass die Größe fehlt nun einfach den Fehlversuch als solchen zu deklarieren ist bei dem ganzen Tamtam, dass die Sippschaft um den Kauf etc gemacht hat ja nachvollziehbar, macht es jedoch kein Stück besser! Peinlich ist es, was da krampfhaft versucht wird hochzupuschen, was wirklich sehr niedriges Reitniveau ist.
Tipolino
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Beitrag von Tipolino »

Wie will der so bei Olympia starten?
Mit den Taktfehlern, Spannungstritten und vor allem mit heraushängender Zunge kann man doch hoffentlich immer noch nicht die OS gewinnen oder?
Und was mir die ganze Zeit durch den Kopf ging beim kucken: sollen die Niederländer vor lachen von ihren Pferde fallen? Also Angst brauchen sie so ja doch wirklich nicht haben.
Ich verstehe es auch nicht warum niemand den EG mal anruft - er hat doch das glaube ich sogar angeboten oder irre ich mich da?
Liebe Grüße Sandra


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charona
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Beitrag von charona »

sab hat geschrieben:Oder läuft das Pferde am Ende turnierkonform nur mit Zwangsmethoden wie der Rollkur ? Das ist doch die Frage, die sich hier stellt.
EG hat nur ganz am Anfang bei SJ trainiert, sprich gerollkurt, und wahrscheinlich nicht ohne Grund aufgehört und den Trainer gewechselt.[/quote]
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Eine Schülerin von mir arbeitete eine zeitlang bei einem großen Sportsender, sie hat EG oft beim Abreiten - auch in den Bereichen, die die Öffentlichkeit ausschlossen gesehen und berichtete nur Positives : völlige Ruhe, Freundlichkeit, viele Pausen am langen Zügel, viel Lob, nicht stundenlanges Herumgenudel und Gerolle, wie bei den meisten anderen Startern in gleichen Prüfungen.

Pferd und Reiter waren ein Team und sie haben einander geachtet.
Daß die Trabtouren keine "reellen" waren steht ja außer Frage, das war nur Showtrab, aber das war kein künstlich gespanntes Streßgezappel.

Das Pferd hat dabei kein Problem für sich gehabt, es hat halt "Show" gemacht - selbstbewußt und oft mit einem gewissen Schalk im Blick- wie mir meine Schülerin glaubhaft berichtete. Auch EG saß völlig entspannt und teilweise vertieft, lächelnd auf "seinem" Hengst.

Sehr auffallend, daß der Hengst damals absolut unbeeindruckt vom Publikum war und am langen Zügel mit einer gewissen Genugtuung , offenbar wohlwissend, daß dieser angemessen sei, seinen Applaus empfing. Und damals hat das Publikum ja oft nicht nur applaudiert, sondern getobt.
Jetzt stolpert eine Maus und er geht ab wie Emmas Lunpi. Das läßt tief blicken.

Als Zuchthengst wird er offenbar nicht wirklich akzeptiert. Ich habe gehört, daß die Züchter nicht wirklich erpicht drauf sind, ihre Stuten belegen zu lassen. Und die Fohlen sind bisher wohl auch nur durchschnittlich.
Offenbar eine echte "Fehlinvestition".
Grundsätzlich würde sich hier in mir hierüber eine gewisse Häme breitmachen, denn ich finde es sehr wichtig, daß den Geldbündel-schwenkenden "Investoren" hier mal eine Grenze gesetzt wird. Wenn ich aber sehe, wie fatal sich das für das Pferd auswirkt kann ich mich nicht darüber freuen.
Es ist wirklich nur bitter.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

saltandpepper hat geschrieben:Grundsätzlich würde sich hier in mir hierüber eine gewisse Häme breitmachen, denn ich finde es sehr wichtig, daß den Geldbündel-schwenkenden "Investoren" hier mal eine Grenze gesetzt wird. Wenn ich aber sehe, wie fatal sich das für das Pferd auswirkt kann ich mich nicht darüber freuen.
Es ist wirklich nur bitter.
Das sehe ich genauso :(

Ich bin wirklich gespannt wie sich die Dinge noch weiterentwickeln.
Und ob dies vielleicht eine Lehre für andere, ähnliche Fälle sein wird.
Es grüsst ottilie
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Die Empörung in NL ist schon recht gross.

Während teilweise die Fakten ohne Häme (http://www.horsus.nl/?p=nieuws&i=9818-d ... chta-video) widergegeben werden, wird anderenorts Tacheles geredet.
Ich find's peinlich und kann bei aller Abneigung gegen Sjef Jansen und Konsorten die holländische Empörung sehr gut verstehen.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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ana springfeldt
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Beitrag von ana springfeldt »

Habe eben das Video von Reiter Revue gesehen und kann nur sagen,
es ist zum Weinen.

Bitte nicht lachen :wink: aber
für mich sieht es so aus, dass das Pferd derart unter psychischem Druck steht und keinen anderen Ausweg findet, als Lektionen durcheinanderzuschmeissen und unmotiviert herumzuhampeln.
Ich kann mich erinnern, dass mein bestes Pferd, das ich je hatte :cry:
auch diese Störungen zeigte, als ich mit ihm wohlmeinend, zu einem
super Trainer ging. Es war auch ein super sensibles Pferd, hochbegabt
und ich wollte ihn gerne für das Bundeschampionat der 6 Jährigen qualifizieren. Er hat dann nur noch gepatzt, wurde nach Fehlern panisch und war völlig durch den Wind.
Matthias Rath wirkt auf dem Hengst absolut hilflos, wie ein Passagier.
Oder eine Marionette des Vaters.
Der Vorfall zeigt, dass er reiterlich noch gar nicht die Souveränität hat.
( wohlgemerkt : ich möchte da nicht draufsitzen und die Situation muss höllisch sein, furchtbar )
Warum lässt man nicht gleich den Vater reiten; ich weiss, dass der sehr souverän und erfahren ist.
Ich denke, mit der Rollkur hat das jetzt nichts mehr zu tun, das müsste
Totilas inzwischen verarbeitet haben.
Schade um dieses wunderschöne und hochbegabte Pferd.
Die Niederländer werden vor Schadenfreude Samba tanzen
aber der Wahrheit war es egal,
ob die Menschen an sie glaubten,
die Erde blieb eine Kugel
und der Spinner hatte Recht
sab
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Beitrag von sab »

Ja, ich glaube auch, dass das Pferd von den Züchtern nicht wirklich akzeptiert wird. Da sind jedenfalls die Dinge , die ich hier im Norden auch höre.

Ich bin bei Gals angeblich so freunlicheren Ausbildungsmethoden nicht sicher, denn mir fallen nicht viel Spitzenreiter ein, die KEINE Rollkur anwenden. In dem grossen St. Georg Artikel zu dem Thema 2005 war auch Gal in eindeutiger Pose mit abgebildet. Insofern glaube ich nicht, dass Totilas nun plötzlich nach einem anderen Ausbildungssystem ausgebildet worden sein sollte- warum auch, wenn die Methode doch immer wieder mit Siegen belohnt wird ?! Das würde dann nämlich erklären, warum die Linsenhoff-Sippe in ihrer Verzweifelung Sjef Janssen holen will, sozusagen back to the roots. Und eins schafft die Rollkurmethode doch völlig zweifelsfrei; absolut gehorsame Pferde.

Weiss eigntlich einer, ob es vor Olympia noch eine Qualifikation gibt ? Muss Rath vorher noch mal reiten ?

LG

Sabine
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Das hab ich am 22. Aug. 2011 geschrieben...
Colloid hat geschrieben:Tja...
Totilas hat Herrn Gal halt das Sitzen beigebracht, MAR (noch?) nicht. Es ist aber auch schwierig, wenn man mit einem agierenden Schiebesitz bisher "alles erreicht" hat.
Ich finde die beiden ein sehr augenscheinliches Beispiel von "Reiter stört Pferd" weswegen sie insbesondere in Lektionen Probleme haben, wo der Sitz verhältnismäßig passiv sein sollte: GP, Piaffe und FW. MAR stört ihn hier sehr, macht viel zu viel Druck mit der Hand, schiebt ihn mit dem Sitz auf die Hand und lässt ihn gar nicht springen...immerhin ist Totilas so nett und versucht es trotzdem ;)
(Deswegen glaube ich auch, daß Totilas Interieur nicht so "schlecht" sein kann, ein echtes "Charakterpferd" hätte ihm wahrscheinlich schon was gehustet.) ...
Diese Ursache hat man aber immer noch nicht erkannt, stattdessen meint man, man müsse dem "Rollkurpferd" mit einem Rollkurtrainer beikommen. Es ist so todtraurig...ich befürchte, wenn das so noch ein halbes Jahr weitergeht, haben sie den Hengst endgültig gebrochen, dann ist der Ausdruck und die Ausstrahlung weg - wahrscheinlich für immer.
Das muss man EG zugute halten, daß er erkannt hat, daß er das Pferd machen lassen muss (auch wenn er dann wenig Einfluss auf die Ausführung (der Trabverstärkung bspw.) hat), damit das Pferd glänzen kann. Was wohl für EG auch eine sehr neue Erfahrung war. :roll: :wut: :cry: Tja, und Selbstbewusstsein vererbt sich schlecht... :|
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

saltandpepper hat geschrieben:Eine Schülerin von mir arbeitete eine zeitlang bei einem großen Sportsender, sie hat EG oft beim Abreiten - auch in den Bereichen, die die Öffentlichkeit ausschlossen gesehen und berichtete nur Positives : völlige Ruhe, Freundlichkeit, viele Pausen am langen Zügel, viel Lob, nicht stundenlanges Herumgenudel und Gerolle, wie bei den meisten anderen Startern in gleichen Prüfungen.
Genau so haben Freunde von mir das Paar auch auf dem Abreiteplatz, z.B. in Aachen erlebt. Und: Bei allem Verständnis dafür, dass Holländer quasi automatisiert mit Rollkur gleichgesetzt werden, ist es immerhin durchaus möglich, dass genau diese Methode bei Totilas eben nicht funktioniert, und Gal deshalb nach einem anderen Weg gesucht hat. Wie schon mal geschrieben: Auf einem spanischen Reitkanal lief mal ein Interview mit Gal, in dem er offen gesagt hat, dass er beim Proberitt nach einigen Sekunden von sich aus abgesprungen ist. Nicht ganz unmöglich, dass er schon damals die Quittung für sein bis dato betriebenes Gereit bekommen hat.
Davon abgesehen, steht Janssen ja nicht nur für Rollkur, er hält auch die Hilfen durch das Bein für vergleichsweise überflüssig – wie das laufen soll, ist mir komplett schleierhaft. Das Pferd ist ja jetzt schon null vor den Hilfen.

@S&P: Zeit für den roten Stift - auch den Rest Deines Beitrags unterschreibe ich Punkt für Punkt :wink:
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

saltandpepper hat geschrieben:ich finde, das Pferd hat seinen Schmelz verloren. Vorher bei Gal, war es Showtrab, aber ein eleganter, sehr losgelassener geschmeidiger Showtrab. Ob man so reiten sollte ist eine persönliche Entscheidung. Wenn man damit gewinnen kann und gewinnen will, wird man es eben so zeigen, wenn man kann. Und der Prüfstein der Reiterei, der Schritt war wirklich gut !
Jetzt ist es spanniger Showtrab und der Schritt kommt teilweise auf den Kopf, kommt aus dem Rücken, nicht vom Hinterbein- sehr gut zu sehen beim langen Zügel. Auch hier sind teileweise Taktverschiebungen zu sehen.
und der Schweif ! Losgelassen ist anders.

Das Pferd fasziniert in dieser Vorstellung nicht mehr. Es hat den Zauber verloren.
Dieser Zauber war das, was mich trotz des Showgehampels so angesprochen hat. :shock:
Das habe ich kurz nach dem "Wechsel" geschrieben- die Entwicklung hat sich leider genau so fortgesetzt.
Danke für den Stift Cubano, aber ich hab ja schon 3 :wink: :shock: langsam wird es unheimlich..... :engel:
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No
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Beitrag von No »

Ein billiges Pferd teuer aussehen zu lassen ist Reitkunst. Aus einem teuren Pferd ein kaputtes Problempferd zu machen sagt viel über den Reiter aus…

Traurig.
horsman
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Beitrag von horsman »

ein neuer Reiter wird schon versucht: :wink:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... on-Totilas
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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