Trab aussitzen; Beckenbewegung

Rund um die klassische Reitkunst

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Vince

Beitrag von Vince »

Ach ja: Ich hatte die TE auch missverstanden…
Und ich bin auch keine Frau :D
Macht ja nichts.
Interessante Antworten soweit!
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Noch ein Buchtipp: das Buch von Dr. Ritter. Das ist immer wieder zwischendurch gespickt mit sehr genauen Beschreibungen über das richtige Sitzgefühl.
Viele Grüße
Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Vince hat geschrieben:
Ach ja: Ich hatte die TE auch missverstanden…
Und ich bin auch keine Frau :D
Macht ja nichts.
Vermutlich aber auch kein "Es" :lol: - eine deutliche Entscheidung im Profil für Männlein oder Weiblein beugt solchen Mißverständnissen vor, hier herrscht wohl deutlicher Frauenüberschuß, da war es wohl naheliegend.
Coni
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Beitrag von Coni »

Wenn Du jemand bist, der theoreitisch (mit)lernen will, vielleicht weil er wie ich im Kopf eine Vorstellung braucht und nicht nur über Körperrückmeldungen lernen kann, würde ich eher zu Meyer als zu Riegler tendieren. Riegler hat die Schule der Wiener Hofreitschule hinter sich und da wird das Gefühl durch sehr lange Longe an einen durchlässigen Pferd gelernt und vollkommen ohne Theorie. Die beiden hatten sich ja schon in der Wolle, weil sie einen unterschiedlichen Lernansatz haben. Sicher kommt praktisch jeder zu einem guten Sitz, wenn er es jahrelang auf einem gut ausgebildeten Pferd lernt, aber das ist heute für den Otto-Normal-Verbraucher nicht mehr umsetzbar. Und damit bleibt für uns Gefühlslegastentiker nur diese "wissenschaflicher" Ansatz, dass es einem erklärt wird was passiert und dies das Lernen unterstützt.

Anatomisch es ist übrigens klar, dass auch einen Rechts-Links-Bewegung stattfinden muss!
Coni
Vince

Beitrag von Vince »

Vielen dank für die vielen Antworten!

Coni, du hast schon Recht. Es ist etwas anderes, als halbstarker Eleve täglich zu reiten. Ich benutze meinen Körper den Tag über nur, um mein Hirn spazieren zu tragen.

Ich werde mir auch mal das Buch von Ritter ansehen. Vielen Dank!
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Ich hatte stets immense Probleme mit dem Aussitzen (heute immer noch auf schwungvollen oder steifen Pferden). Ein Gefühl habe ich erst bekommen, als ich zeitweise Western geritten bin und da den Jog geritten bin auf einem sehr bequemen Pferd. Da habe ich endlich gemerkt, dass es tatsächlich eher eine rechts-links-Bewegung ist, die man dementsprechend mit der Hüfte mitgehen muss...

Also ab auf ein superbequemes Pferd im laaangsamen Trab!
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Ich hatte damit immer Schwierigkeiten und umso mehr sehr wertvolle Tipps ich bekam und umso mehr ich darüber gelesen habe, desto weniger konnte ich es.

Bin durch Zufall in die Bewegung hinein gekommen. Mein Pferd hasst Baumsättel und generell alles was im Rücken steif aufliegt.

Also Reitpad her und da musste ich lernen wirklich locker zu sein. Siehe da.....schwups mein Körper erfühlte EINMAL das wirklich locker mitschwingende Becken und merkte es sich. ;)

Seitdem kein Problem mehr. Aber die reine Theorie hat mir nicht geholfen. Dein Fall mag anders sein, aber mir hat nur üben üben üben und das tatsächliche Erfühlen geholfen und den Knoten im Kopf gelöst.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Welche Vorstellung mir sehr geholfen hat beim Aussitzen ist "ich bin ein Sack voller Eiscreme". Meine Beine "fließen" am Pferd herunter, und vor allem: jede Bewegung des Pferdes zulassen. Sowie ich dagegen angehe, ist es aus mit dem Aussitzen. Das ist häufig wirklich eine Konzentrationssache. Und je ruhiger, mitgehender ich sitze, desto besser schwingt mein Pferd über den Rücken - und lässt mich sitzen. :wink:
Celia
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Beitrag von Celia »

Ich kann beide Bewegungen im Aussitzen feststellen, je nachdem, welches Pferd ich reite. Mein alter Wallach, der langrückig und leicht überbaut ist, lässt mich im Trab deutlich seitwärts schwanken, während mein Youngster mit eher kurzem Rücken und mehr bergauf gebaut, mich nur vor und zurück bewegt. Auch ist es Tagesform, allerdings weiß ich nicht, ob meine oder die der Pferde. Wahrscheinlich bin ich nach langen Tagen am Schreibtisch auch eher fest und nicht mehr zu jeder Bewegung fähig.
Letztlich hat der Reitlehrer Recht, der dich auf dein Gefühl verweist. Und ich denke schon, dass du auch als noch nicht so erfahrener Reiter ein gutes (weiches, schwingendes) von einem schlechten Gefühl (polternd, eher wie eine Erschütterung) unterscheiden kannst.
Vielleicht hilft es auch, zumindest ohne Bügel zu reiten, ohne Sattel ist ja nicht jedermanns Sache.(':wink:')
lottef
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Beitrag von lottef »

[quote]Ich bin trotzdem der Meinung, dass das Becken in alle Richtungen beweglich sein muss, es gibt ja sogar Theorien, dass man im Trab wechselseitig treiben muss/sollte/kann; die unterstützen meiner Meinung nach auch mein Feeling, dass man eben nicht nur vor- und zurückschwingt, sondern durchaus auch seitwärts/kreisförmig. Was ja eigentlich logisch ist, denn der Trab gibt ja eine diagonale Zweibeinstütze, und folglich senkt und hebt sich der Rücken nicht nur nach oben/unten, sondern auch leicht nach rechts und links, auch das Becken des Pferdes bewegt sich im Trab leicht von rechts nach links, je nach Stützbein. (Sehr schön beim nicht ausgebundenen Longieren zu sehen, man kann u. a. das an- und abspannen des langen Rückenmuskels sehen) Hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt [/quote]

klasse Erklärung ... genauso empfinde ich es auch.

Hatte ich einen blöden Tag, dann bin ich häufig besonders steif und komme kaum in die Seitwärtsbewegung, was wiederum beim geschmeidigen Aussitzen eher hinderlich ist. Zwar fliege ich dann nicht aus dem Sattel, aber ich habe dann das Gefühl, dem Pferd mehr als nötig in den Rücken zu "bolzen".

An solchen Tagen hilft dann nur die hier schon beschriebene Übung: Füße aus den Bügeln und taktgleich erst das eine Knie ein kleines Stück nach oben anziehen und beim nächsten Takt das andere ... quasi wie Radfahren. Verbinde ich dann das Gefühl, "mein Becken an den Bauchnabel ziehen zu wollen", dann bin ich an der richtigen Stelle gespannt und nicht schlabberig. Häufig ist mein Pferd nach wenigen Minuten sehr locker und fühlt sich sichtlich wohl. Das wirkt sicher wieder auf mich aus und ich fühle genau dann, dass ich im Takt erst mit der (beispielsweise) linken Beckenseite und dann mit der rechten Beckenseite vorschwinge .. wo wir wieder bei der Theorie wären, dass auch eine gewisse Seitwärtsbewegung statt findet. Das wechselseitige Treiben ergibt sich dann ganz von allein.
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

http://www.toeltknoten.de/pdf/Leichttra ... 0%2012.pdf

Gesehen und kopiert.
Ein sehr lesenswerter Artikel zum Thema.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
murriknurri
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Beitrag von murriknurri »

Hallo!
Im Aussitzen führt Dein Becken die schon mal genannte bildliche Bewegung des Rückwärts-Fahrradfahrens aus. Das heißt Deine beiden Sitzbeinhöcker ( also eigentlich der gesamte Beckenring ) bewegen sich gleichzeitig mit der Hüfte des Pferdes kreisförmig abwechselnd nach hinten. Wird der Rahmen der Trabbewegung weiter, verändert sich diese Kreisbewegung mehr in Richtung liegende Ellipse, wird der Trab versammelter wird es eine stehende Ellipse.
Diese Rotationsbewegung der Hüfte wird möglich durch das wechselseitige Anspannen der geraden Bauchmuskeln ( das sogenannte "Kreuzanziehen").
Diese Bewegungen lassen sich am Besten erspüren an der Longe auf einem Pferd mit entspanntem Rücken: Zuerst das Tempo wählen, in dem Du den Trab am besten sitzen kannst-FÜHLEN-dann den Rahmen durch die Veränderung Deiner Rotationsbewegung erweitern und verkürzen.
Nicht umsonst hat die ständige Sitzschulung an der Longe in allen klassischen Ausbildungsinstituten einen so hohen Stellenwert.
Die vorhandenen Werke von Meyners und Riegler sind empfehlenswert.
Ich empfehle zusätzlich: Das Gymnasium des Reiters von Schusdziarra, dort wird sehr verständlich erklärt, warum die Dinge so sind wie sie sind: weil es unsere eigene Anatomie nur so möglich macht.
Oceansoul84
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Beitrag von Oceansoul84 »

Ich kann dir eigentlich nur Sally Swift "Reiten aus der Körpermitte" ans Herz legen. :idea:
Die beschreibt mit mentalen Bildern (z.B. "stell dir vor du bist eine Tanne") was man wann wie fühlt/macht. Das finde ich persönlich sehr viel besser umsetzbar als "spanne Muskel xy an".
Ich habe die Bücher gerade leider nicht zur Hand, sonst könnte ich dir sagen, was drinsteht zum Traben. :lol:
Die Bücher sind sehr gut zu lesen, super erklärt - und mir haben sie echt geholfen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Wie bei allem am Reiten ist es auch hier mal wieder so : Es kommt ganz drauf an.
Je nachdem, wie du für dich in deinem Körper mit der Bewegung umgehst, kann die eine oder andere Technik passend sein.
Was du brauchst :
Die Fähigkeit, die Bewegungen des Pferdes so auf dein Becken übertragen zu lassen, daß die Grundbalance deines Körpers nicht gestört wird.
Das Becken muß also genau die zur Bewegung des Pferdes passenden Ausgleichsbewegungen ausführen können, die dir ermöglichen in dir aufgerichtet und ausbalanciert zu sitzen.

Die gesamten Anknüpfungspunkte des Körpers zum Becken hin- also nach unten die Hüftgelenke für die Beine und nach oben die Mittelpositur- müssen dabei so losgelassen und dennoch stabil sein, daß die Bewegung ohne große Ausschläge weitergelitet wird.

Wie genau du dieses Fähigkeit erreíchst, ist eine ganz individuelle Geschichte, denn jedes Pferd bewegt dich ein wenig anders und jeder Reiter hat ein ganz individuelles Muster, mit dieser Bewegung durch das Pferd umzugehen, welches mehr oder weniger zielführend sein kann.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung :
Ein Reiter der auf die Bewegunbg mit einer in der Öffnung befindlichen Hüfte verzögert reagiert, die mangelnde Flexibilität in diesem Bereich mit einer erhöhten Mobilität im Bereicht der LWS nach hinten begegnet und dieses Bewegung dann in Folge nach hinten oben, hinter den Schwerpunkt entlässt. - optisch ein Reiter, der zum Stuhlsitz tendiert, mit rundem Rücken, eingezogenem Bauch und den Kopf vor dem Körper trägt.

Für diesen Reiter ist eine Korrektur im Sinne in der von dir erwähnten Art von Riegler sinnvoll. Denn der Reiter muß das Aufrichten des Beckens lernen fließend zuzulassen , die Bewegung gleichmäßig durch die WS bis zum Kopf hin durchlaufen lassen und den Kopf tragen lernen. Und er muß lernen, über die langen Rückenmuskeln, seitlich losgelassen, zu stabilisieren.

Ein Reiter hingegen, der die Hüfte im Schluß festhält, wird die LWs in der Schwingung nach vorne übermobil einsetzen und kann über eine Anleitung zu einer dreidimensionalen Bewegung, viel eher in die Losgelassenheit der Rückenmuskulatur und die dynamische Interaktion mit der Bauchmuskulatur finden.

Das Problem mit allen Anleitungen zum Sitz ist es, daß sie Wege darstellen, die zu einem Endergebnis führen sollen. Diese Wege sind aber so mannigfaltig, daß man sie immer nur in sehr kleinem Umfang beschreiben kann.
Mein Tip wäre daher, mehrere innere Bilder zu haben und ganz für sich in Ruhe mit dem Pferd auszuprobieren, welches Vorgehen mir hilft.

Oder, und das ist in meinen Augen der bessere Weg :
Gezielte Sitzschulung zu suchen. Es gibt hierfür heute sehr gute Angebote, die teils sehr unterschiedlich, sehr gute Lernmöglichkeiten bieten.
Als begleitende Literatur empfehle ich die Bücher von Swift, Waneless, Meyners , v.Dietze , Kurt Albrecht, sowie Vater und Sohn Schusdziara -

Ein Buch , das etwas unkonventionell mit diesem Thema umgeht, aber dennoch für mich sehr interessant ist : "Reiten,Reiter, Reiterei" von Solinsky.
Gruß S&P
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Für mich war die aha-Erklärung zur Bewegung des Pferdes und des Reiters im Trab die des Biomechanikers Dr. Josef Kastner aus Wien.
Zuletzt geändert von ninischi am Sa, 29. Dez 2012 00:11, insgesamt 2-mal geändert.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
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