Westernreiter hat Fragen zum einreiten

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

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Beiträge, die nicht inhaltlich zielführend sind, werden gelöscht, ebenso etwaige Verteidigungsversuche - das ist hier nicht Thema!
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

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Inhaltlich nicht zielführend
Zuletzt geändert von Finchen am Di, 20. Sep 2011 09:59, insgesamt 2-mal geändert.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

horsmän hat geschrieben: sondern suchen mehr nach "Lektionen" wie Stops, Drehungen
Rein Pers.Einschätzung: Western-Reiter drücken sich um korrekte Ausbildung herum.

Was die Turnier-Profi-Western-Szene angeht, das sehe ich noch deutlich weiter über der Grenze zum Tierschutz, als die Vergleichs-Szene.
Was du beschreibst ist vor Allem die Reining-Szene.

Westernreiten ist aber noch mehr.

Eine Reining wird in einem ganz anderen Tempo geritten, als z.B. eine Dressurprüfung, aber auch da kann man sehr schön sehen, wie sich die Pferde setzen.
In anderen Disziplinen, dem Trail z.B. ist eine feine Ausbildung unerlässlich.

Wie in jeder Reitweise gibt es schöne und nicht so schön anzusehende Reiter-Pferd-Kombinationen.
LG
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horsman
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Beitrag von horsman »

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Auf eure penetrante Zensur hab ich keine Lust mehr. Sie lähmt jedwede Diskussion.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Finchen hat geschrieben:EDIT by MOD

Inhaltlich nicht zielführend
(zunächst sorry, ich hatte editiert, statt zu zitieren, dann meinen Text wieder rausgeschitten und nun hier wie eigentlich gedacht erstellt)

Das war es offenbar doch - s. horsemans nächsten Beitrag. :) Da sind dann die Fragen aus EÖ-Post gezielt beantwortet, erst da.

Es können wohl tatsächlich nur Reiter die beide Lager erlebt haben die Unterschiede erklären.

Ein wichtiger in der Schenkelarbeit:
- das Ziel der Westernreiter ist tatsächlich die reine Impulsreiterei, im Grunde soll der Schenkel einmal Richtung und/oder Geschwindigkeit fordern, bleibt dann passiv (sieht nicht mehr so aus, ist aber eigentlich das Ziel der Westernreiterei, so immer gerne propagiert in Bezug auf das vermeintlich pferdefreundlichere) - anders in wohl den meisten Sparten der klassischen Reiterei: der Schenkel aninmiert immer mal wieder die HH, fordert ein Untertreten, eine aktive HH.
Gleiche Impulsgebung wird der Zügelhilfe zugesprochen - die Anlehnung soll nicht konstant sein (wie in der Klassik gewünscht), auch wenn das nicht konsequent so umgesetzt ist.

Ein weiterer: Schenkel zur Biegung ist bei den Westernreitern nur sehr spärlich genutzt, es wird weniger von Biegung gesprochen und gefordert, sondern geht um die Verschiebungen (Schulter, Hüfte, Lateralverschiebung), eine Innenstellung auf einem Zirkel zB ist kein erklärtes Ziel, ebenso in Wendungen nicht - wichtig: Pferd reagiert spontan auf den seitwärtstreibenden Schenkel, einen dazu noch agierenden biegenden Schenkel gibt es nicht. Dafür die Unterscheidung des hüfteschiebenden und zB schulterblockierenden Schenkels.

Man könnte die Unterschiede (und sicher auch Gemeinsamkeiten) lange auflisten.

Aber das würde m.M. die Fragen nicht korrekt beantworten. Dazu braucht es meiner Meinung nach präzisere solche, damit klar ist, was der TE genau wissen will, was ihm schon bekannt ist etc.
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Colloid
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Re: Westernreiter hat Fragen zum einreiten

Beitrag von Colloid »

Homer hat geschrieben:Hallo,
Ich oute mich jetzt mal als Westernreiter. Ich reite seit vielen Jahren Western, zwar nicht auf Turnieren, aber sonst denke ich recht anständig. Ich habe bereits einige Pferde eingeritten und bis zur Basis ausgebildet. Nun war ich vor ein paar Wochen auf einem Turnier als Zuschauer. Und auf dem Abreiteplatz wurde mir echt teilweise schlecht. Von wegen Westernreiten sei lockeres reiten. Da wurde getreten, gerissen gebrüllt... Und dann schwebte plötzlich ein Englischreiter herein. Das Pferd lief Wunderschön. Ich war begeistert.
:shock: Wo? Wer? ;)
So und nun zu meinem eigentlichem Anliegen. Ich reite derzeit zwei Norweger ein und nun möchte ich mir ein paar Anregungen aus dem klassischem holen. Die zwei sind nun soweit, dass sie am langem Zügel Schritt laufen. Sich etwas lenken lassen und anhalten. Wie macht ihr nun weiter? Im klassischen? Was macht ihr mit euren zügeln? Wie bringt ihr die Schenkelhilfen bei? Was für Schenkelhilfen habt ihr überhaupt! Reitet ihr erst auch mal am langen Zügel oder sucht ihr direkt Kontakt?
Vielleicht hat ja jemand Lust mich aufzuklären...
Die Frage ist, wie reitet du das? Western im texanischen oder im altkalifornischen Stil? Vom altkalifornischen Stil zum Klassischen ist kaum ein Unterschied, zwischen dem texanischen Stil und dem Klassichen liegen Welten ---insbesondere, weil dort jeder "sein Ding" macht. Frage 10 Trainer, wie sie abwenden (angaloppieren, etc.) und du bekommst 11 Antworten.
Ansonsten wirst du wohl etwas ins Detail gehen müssen, ich bezweifle, daß hier jemand die gesamte Reitlehre abscheibt ;)
Wenn es dich wirklich interessiert, wäre am Anfang dieses Buch gut: Die klassische Reitkunst - Alois Podhajsky
PS: Du wohnst bei Karlsruhe? Soso... ;)

@Finchen: EÖ?????? :?:
Ansonsten verstehe ich nicht wirklich, was dein Problem ist?

@Horsmän:
horsmän hat geschrieben:Ich kenne mich im Western-Reiten nicht aus
Da hast du völlig recht! 8)
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Finchen
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Re: Westernreiter hat Fragen zum einreiten

Beitrag von Finchen »

Colloid hat geschrieben:[@Finchen: EÖ?????? :?:
Ansonsten verstehe ich nicht wirklich, was dein Problem ist?
EÖ - Eröffnung
Das gleiche wie deines - wie schon beschrieben ist die Beantwortung nur durch nahezu ausufernde Erklärungen möglich.
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Cubano hat geschrieben:Moins,
na ja, da im Eingangsposting zunächst mal steht, dass der TE einige Pferde bereits bis zur Basis ausgebildet hat, können wir doch davon ausgehen, dass ein gewisses praktisches Wissen vorhanden ist, oder? Und dass ein Western-Reiter auf Klassik umsteigen möchte, ist so ungewöhnlich auch nicht – ebenso wenig wie der Umstieg von "englisch" auf Western.
Ansonsten denke ich, so wie Poetin auch, dass das kleine Einmaleins in allen reiterlichen Lagern ähnlich ist. Dann allerdings beginnen die Unterschiede, und einer der größten ist für mich die Sache mit der Anlehnung…
Haben wir hier im Forum nicht jemanden, der in beiden Reitweisen zu Hause ist/war? Der oder die könnten wahrscheinlich am meisten zu diesem Thread beitragen.
Ja ich :-)
Daher:
Was die Turnier-Profi-Western-Szene angeht, das sehe ich noch deutlich weiter über der Grenze zum Tierschutz, als die Vergleichs-Szene.
das bezweifle ich. Im Westernreitsport sieht man es nur deutlicher, als in den Verlgleichs-Szenen.
Ich kenne mich im Western-Reiten nicht aus, sehe nur ab und zu einen oder zwei Leute hier bei uns Western reiten und hab hier und da beim ABreiten eines Western-Turniers. zugeschaut, weil es sich nicht vermeiden ließ. Als wesentlichen Unterschied sehe ich an (weiß aber nicht ob das auch so sein soll):
Western-Reiter suchen nicht nach Impulsion der HH
Western-Reiter definieren Anlehnung anders, da man sie meistens auf recht abenteuerlichen Gebissen reiten sieht.
Wersten-Reiter streben nicht in erster Linie zur Reinerhaltung und Verwollkommung der Gänge, sondern suchen mehr nach "Lektionen" wie Stops, Drehungen
Rein Pers.Einschätzung: Western-Reiter drücken sich um korrekte Ausbildung herum.
Mit deinen ersten drei Annahmen hast du völlig Recht. Mit der letzen, da gibt es solche und solche: Viele haben mittlerweile eingesehen, dass es nicht reicht, sich auf einen Westernsattel zu setzen und dann am langen Zügel Lektionen zu schroten. Eine Handvoll ist zu dieser Erkenntnis leider noch nicht gekommen. Und dann hängt es vor allem ganz klar davon ab, bei welchem Verband man Turniere reitet. Bei der EWU sind 90% der Reiter nett und solide mit ihren Pferden unterwegs und haben sie an den Hilfen und haben sie auch gymnastiziert und "versammelt" Von den 10%, die das nicht machen, sind 99% die Reiner.
Bei der AQHA sind 99% der Reiter mit ihren Pferden nicht nett unterwegs und haben von solider Grundausbildung leider auch noch nicht viel gehört.
Ein weiterer: Schenkel zur Biegung ist bei den Westernreitern nur sehr spärlich genutzt, es wird weniger von Biegung gesprochen und gefordert, sondern geht um die Verschiebungen (Schulter, Hüfte, Lateralverschiebung), eine Innenstellung auf einem Zirkel zB ist kein erklärtes Ziel, ebenso in Wendungen nicht - wichtig: Pferd reagiert spontan auf den seitwärtstreibenden Schenkel, einen dazu noch agierenden biegenden Schenkel gibt es nicht. Dafür die Unterscheidung des hüfteschiebenden und zB schulterblockierenden Schenkels
Nur teilweise richtig. Ein Schenkel zum biegen wird sehrwohl eingesetzt und Innenstellung in Wendungen ist erwünscht. Man kann (und das sieht man auch bei guten Westernreitern) durchaus einhändig reiten und mit dem äußeren Schenkel verwahren( der es unterstützt, die Richtung vorzugeben in Verbindung mit dem Neckrein (dem äußeren Zügel am Hals), während der innere Schenkel biegt.

LG Poetin
Homer
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Beitrag von Homer »

Oh jetzt wird es ja doch noch interessant. Danke Poetin. Ds mit dem Schenkel und der Innenstellung hätte ich jetzt auch richtigstellen müssen.
Und du hast auch recht mit den reinern. Das artet meines Erachtens total aus. Auch die Zucht der damals so coolen quarter Horses. Aber das gehört ja nicht zum Thema.
Ich habe auch zwei Ranches gearbeitet und kenne weitere zwei recht gut. Ich habe schon viele verschiede Arten gesehen ein Pferd einzureiten. Bei jedem Trainer gab es Sachen die mir gefallen haben und Sachen, die ich schlecht fand. Ich Suche mir von all dem immer das aus was mir am besten gefällt, und was mir vorallem als logisch erscheint. Denn wenn man selber nicht versteht warum man es so machen soll, dann kann man es auch ganz sicher nicht den kleinen beibringen.
Meine bisher ausgebildeten Pferde liefen alle sehr vernünftig. Reagierten gut auf den Schenkel ( auch auf den biegenden ) und waren sehr fein zu reiten. Aber das was mir fehlt ist die Hinterhand. Ich habe damals einfach immer gesagt bekommen, wenn der Kopf unten ist, dann läuft das Pferd über den rücken. Mittlerweile weiß ich dass es komplett schwachsinnig ist. Aber schaut man auf Turnieren rum, dann wird immer nur der Kopf runtergeholt aber die Hinterhand wird meistens leider ignoriert. Und genau das gefällt mir nicht. Daran möchte ich gerne was ändern. Im Prinzip fühl ich mich im Westernsattel und mit der Reitweise wohl, möchte aber gerne etwas mehr fürs Pferd tun. Dazu hab ich nun eine konkrete Frage. Bei beiden Trainern haben wir den jungen immer das nachgeben beigebracht, indem wir Druck mit dem Schenkel ausgeübt haben ( quasi wie den Bauch hochheben) und Kontakt zum Pferdemaul aufgenommen. Den Druck so lang erhöht bis das Pferd nur ganz minimal nachgegeben hat. Und dann haben wir die Zügel regelrecht " weggeschmissen " . Die erst Zeit sieht es dann immer so aus wie wenn das Pferd nickt. Später haben wir dann den Schenkeldruck erhalten und das Pferd sollte den Kopf unten lassen. Dabei wünschten die Trainer aber kaum Kontakt zum Maul. Die Pferde sollten quasi hinters Gebiss. Und da fängt meiner Meinung nach das Problem an. Hinter der senkrechten. Verkriechen hinterm Gebiss. Hinterhand wird schlaff.... Wie macht ihr es bei den jungen? Haltet ihr von Anfang an Kontakt? Was macht ihr wenn sie schwer werden? Gegenhalten? Loslassen? Wie mach ich nem jungen klar dass es ans Gebiss rantreten soll aber sich nicht daran abstützen soll. Oder kommt das erst viel später in der Ausbildung?
Ich hoffe ich hab meinen Text nun so geschrieben dass man meine Fragen diesmal versteht und es nicht wieder für ein Fake hält. Ich möchte hier nicht lernen ein Pferd einzureiten. Ich will nur Ideen und Verbesserungsvorschläge im Sinne des Pferdes.
horsman
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Beitrag von horsman »

Stichworte hier wären:
a) stets Vorwärtsimpuls suchen (bitte nicht mit schnell reiten verwechseln! - mal im Steinbrecht nachlesen)
b) Dehnung ans Gebiss suchen
c) Nachgeben im Unterkiefer suchen= Abstossen am Gebiss (mal bei Baucher oder auch Steinbrecht nachlesen)
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Habibi
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Beitrag von Habibi »

Also da ich in beiden Reitweisen unterwegs war versuche ich mal etwas dazu beizutragen. Ich habe erst die klassische / englische Reitweise gelernt und dann Western. Was mich am Anfang sehr irritiert hat, das es beim Western die unterschiedlichsten Herangehensweisen gibt. Es gibt Trainer die ihre Pferde sehr wohl gymnastizieren und sehr viel Wert auf die Seitengänge legen und das mit ihren Pferden in einer wunderbaren Leichtigkeit praktizieren. Es gibt Trainer die wünschen keine Biegung auf dem Zirkel und manche Biegen und Stellen ihre Pferde weit effektiver und sinnvoller als mancher englischer Reiter. Die guten Trainer finden man heutzutage aber nur noch selten im Turniersport, weil sie sich von diesem deutlich distanzieren!!!
Die meisten Westernreiter wollen, dass das Pferd dem annehmenden Zügel nachgibt aber wünschen keine Anlehnung, also keine konstante Verbindung. Das Pferd gibt bei annehmendem Zügel nach, so dass der Zügel dann durchhängt und soll diese Position des Kopfes dann "dauerhaft" beibehalten.

Bei der Ausbildung eines "klassischen" Reitpferdes soll das Pferd die Verbindung zur Reiterhand suchen und sie zulassen. Das kann man vor dem ersten Aufsitzen über Handarbeit schon am Boden üben. In den ersten Anfängen wird eine dauerhafte Anlehnung natürlich noch nicht stattfinden, das ist ein längerer Prozess und es gibt da verschiedene Wege nach Rom, wie hier in einigen Themen im Forum zu lesen. Generell wird der Zügel aber aufgenommen und der Kontakt zum Maul gesucht. Die Schenkel des Reiters haben ein ständigen Kontakt zum Pferd, dass hat aber beileibe nicht mit einem dauerpressen und treiben zu tun. Es gibt einige Westernreiter die ihre Pferde in großer Anlehnung zum Klassischen ausbilden und da sind die Unterschiede nicht besonders groß. Meine Erfahrung :lol: !
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ich habe jetzt keine Zeit ins Details zu gehen aber ich selbst mache es gerade genau umgekehrt. Ich lerne von Peter Kreinberg, den man doch als Westerreiter bezeichnen muss, auch wenn er inzwischen reitweisenübergreifend arbeitet. Dort könntest Du evt. finden, was Du suchst. Ich jedenfalls finde dort viele tolle Übungen und Tips und es wird großer Wert auf die Hinterhand gelegt. Gerade in den Übungen zur Nachgiebigkeit auf den Zügel.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Ich möchte zum einen auf diesen Thread verweisen:
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=5260
Vielleicht findest Du da Ansatzpunkte.

Zum anderen bin ich jemand, der Erfahrungen im Westernreiten hat, letztlich bei der Klassik gelandet ist, aber nichts zum Einreiten von Pferden sagen kann.
Mein Pferd wurde englisch angeritten, ehe ich es gekauft habe. Ich habe es sofort auf Signalreitweise umgestellt, bin dann aber trotz Westerntrainer nicht weitgekommen, was die Aktivierung der Hinterhand bzw. die Gymnastizierung im Allgemeinen betraf. Erst durch Umstieg zu einer klassischen RL konnten wir Fortschritte erzielen. Schlüssel dazu waren die Seitengänge, die für den Westerntrainer deutlich weiter hinten standen.
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Finchen hat geschrieben:Ein wichtiger in der Schenkelarbeit:
(...) anders in wohl den meisten Sparten der klassischen Reiterei: der Schenkel aninmiert immer mal wieder die HH, fordert ein Untertreten, eine aktive HH.
Gleiche Impulsgebung wird der Zügelhilfe zugesprochen - die Anlehnung soll nicht konstant sein (wie in der Klassik gewünscht), auch wenn das nicht konsequent so umgesetzt ist.
Finchen, ich stimme Dir im Prinzip zu, allerdings möchte ich noch folgendes präzisieren: in der Dressur wird darauf Wert gelegt, dass die HH in Richtung bzw. unter den Schwerpunkt tritt. Gerade auch auf gebogenen Linien - dort sorgt der innere ("biegende") Schenkel dafür, dass der innere Hinterhuf unter den Schwerpunkt tritt. Der äußere Schenkel und der äußere Zügel halten das Pferd "in der Spur" und verhindern ein Ausbrechen aus der Biegung über die HH bzw. die Schulter. Dafür wird aber nicht ständig durch Schenkelhilfen animiert, sondern das Ziel ist es, die Hilfen so lange schweigen zu lassen, bis eine Korrektur (z. B. ein nachtreiben) erforderlich ist. Hilfen sollen nur eingesetzt werden, um eine Veränderung zu erzielen. Beim jungen Pferd muss man mehr unterstützen, aber es sollte immer angestrebt werden, mit so wenig und so feinen Hilfen wie möglich auszukommen und die Hilfen mit fortschreitender Ausbildung immer öfters schweigen zu lassen. Eines der schwersten Dinge überhaupt in der Reiterei, egal in welcher Sparte :wink:

Bei den Zügelhilfen wünscht man sich eine stetige Anlehnung. Die kann jedoch beim ausgebildeten Pferd sehr fein sein, kann jedoch auch, abhängig von der Situation oder den physischen/psychischen Gegebenheiten des Pferdes, durchaus auch mal etwas deutlicher sein, ohne, dass das falsch wäre. Kriterium für eine gute stetige Anlehnung ist nach meiner Auffassung, dass das Pferd der Reiterhand jederzeit weich und unmittelbar folgt: auf ein Nachgeben mit der Hand muss das Pferd sich unmittelbar wieder nach v/a an die Hand dehnen. Das Pferd sucht den Kontakt mit der Hand. Nur so kann ein Gespräch zwischen Pferdemaul und Reiterhand stattfinden.

Homer, auch beim jungen Pferd habe ich immer versucht, einen Kontakt herzustellen und so lange wie möglich zu halten (und das dann immer öfter und immer länger zu erreichen). Wichtig dabei ist, dass man dem jungen Pferd eine verlässliche Konstante bietet, daher sollte die Hand sehr ruhig sein (ohne starr zu werden). Wichtig ist immer wieder das Nachgeben (aber so, dass man dem jungen Pferd anbietet, der Hand nach v/a zu folgen. Die Anlehnung ist also auch im weichen kurzen Nachgeben noch immer vorhanden - das ist das Ziel).
Realistisch ist, dass das beim jungen Pferd nur in kurzen Phasen tatsächlich so passieren wird.
Ich mache immer viele kurze Pausen, und zwar am hingegebenen Zügel.

Die Arbeit an der Anlehnung bzw. der Dialog der Reiterhand mit dem Pferdemaul ist etwas, was niemals aufhört und was in jeder Reiteinheit auch beim weiter ausgebildeten Pferd immer wieder neu erarbeitet werden muss, vieles ist tagesformabhängig, und die Qualität der Anlehnung kann auch in verschiedenen Lektionen variieren.

Wenn das Pferd vorne schwer wird, liegt es meistens daran, dass es zu tief kommt und dass die HH nicht mehr genügend mitarbeitet. Es hilft nachzutreiben und im selben Moment kurz die Hand vorzugeben, damit man das Nachtreiben nicht gleich wieder ausbremst (Prinzip Hände ohne Beine - Beine ohne Hände). Die Reaktion wird beim unerfahrenen Pferd extremer sein als beim erfahren Pferd, es könnte kurz Balanceschwierigkeiten bekommen, kurz den Kopf hochnehmen und möglicherweise einen Satz vorwärts machen. Nicht schlimm, loben, ruhig Verbindung wieder aufbauen (nicht durchparieren, einfach weitermachen und "darüber hinwegreiten"). Das erfahrenere Pferd wird leichter an der Hand werden, weil es die HH wieder aktiver einsetzt; das sollte im Fluss der Bewegung passieren, und der Betrachter sollte idealerweise nur noch eine leichte Korrektur der Formgebung bemerken.
Viele Grüße
Sabine
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