Anlehnung gebisslos ?

Rund um die klassische Reitkunst

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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Max1404 hat geschrieben:
Rosana hat geschrieben:bin ja insgesamt jetzt vielleicht 6 oder 7 mal mit Gebiss geritten... :wink:
Rosana, lass Dir einfach Zeit und mach Dir vom Kopf her keinen Stress, das wird schon! Dein Pferd ist das Gebiss doch gar nicht gewöhnt, Du bist doch noch immer in der allerersten Eingewöhnungsphase. Außerdem reitest Du doch höchstens 1x in der Woche mit Gebiss, auch das hat natürlich Einfluss auf das Lernverhalten (bei Reiter und Pferd :wink: ). Hast Du's mal mit Abkauübungen von unten zur Gewöhnung ans Gebiss versucht?
Ja, danke, stimmt. Abkauübungen vom Boden mache ich fast jedes Mal vor dem Reiten (auch ohne Gebiss). Ich glaube das bringt auch was.
Reiten mit vier Zügeln wäre natürlich auch noch ne Variante, muss ich mal drüber nachdenken.
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

@Rosana: Meinen reite ich inzwischen fast ein Jahr (hilfe, doch schon so lange :D) und er ist immer noch nicht zu jeder Zeit zufrieden mit dem Gebiss.
Er ist auch eher so der iberische Kampfkauer ;) Selbst blind an der Longe eingeschnallt fand er das Gebiss extrem blöd.
Inzwischen geht es viel besser, aber es hat echt lange gedauert. Ich reite immer noch vierzügelig mit Kappzaum dazu. Grade im Gelände ist er viel ruhiger, da hat er auch mehr zu gucken. Wär vllt auch eine Idee, vierzügelig ins Gelände?
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Schließe mich hier Cubano an: Meiner hat auch lange nicht so wirklich gut aufs Gebiss angesprochen (Kampfkauen, wehrig), besser geworden ist es mit 1. "dem" richtigen Gebiss (in seinem Fall sehr dick, einfach gebrochen mit Olivenkopf) das muss man einfach ausprobieren, 2. einem hannoverschen Reithalfter (sehr locker verschnallt - englisch ging absolut gar nicht und geht heute noch nicht wirklich, ganz ohne auch nicht) und 3. und wichtigstens: konsequente Arbeit an meiner Hand und Zügelführung. Die allzu nachgiebige "bloß-nichts-kaputtmachen"-Version hat alles nur noch verschlimmert. Seit ich wirklich mit betont gleichmäßiger, ruhiger, geschlossener, nicht "rumfuckelnder" Hand reite, ist die Anlehnung zu 90 % super geworden (leicht, aber gleichmäßig und jederzeit nach vorn überprüfbar) und die restlichen Prozentchen habe ich innerhalb von Sekunden wieder, wenn ich auf "vorne rummuckeln" einfach mit Nachtreiben und Anbieten der Hand reagiere.

Neulich war mal eine Bekannte da, die nach PK reitet. und hat ca. 10 Minuten auf meinem Pferd gesessen (mit relativ langem Zügel, "Wackelkontakt" und offenen Händen, Zügel nur mit den Fingern angefasst) - sofort hatten wir einen totalen Rückfall in die Steinzeit mit Aufrollen bis zur Brust, hektischem Kampfkauen, Kopfschlagen und Widersetzlichkeit ...
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coverke
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Beitrag von coverke »

Mein Jungspund, mittlerweile fünfeinhalb Jahre, seit ca. 1,5 Jahren unterm Sattel wird ausschließlich mit LG-Zaum geritten. Der LG-Zaum deshalb weil es damit am Besten funktioniert.

Wir haben mit Kappzaum angefangen und wollten dann auf Gebiss umsteigen. Er hat damit so einen Stress, das wir schon auf der Nase lagen. Er hat Panik sobald das Ding im Maul ist. Wirklich Panik! Soweit kenn ich ihn um Panik und Wiedersetzlichkeit unterscheiden zu können. Ich hab zig Gebisse ausprobiert - bei jedem das selbe Spiel. Ich muss dazu sagen, dass er als Traber mit 2 Jahren eingefahren wurde, er von Haus aus sehr sensibel ist und ich persönlich denke, das da was schief gelaufen ist.

Ich bin ambitionierte Freizeitreiterin und will weder auf Tuniere noch Hohe Lektionen reiten (sonst hätte ich mir ja gleich eine andere Rasse gekauft :wink: ). Aber ein gesundes Gymnastizieren und Reiten schaffen wir auch gebisslos - umsomehr ich Kasimir am Sitz habe um so besser wird es.

Nicht nur meine RL war immer ganz fasziniert wie gut es auch gebisslos geht.
skywalker

Beitrag von skywalker »

Bin wieder da :-).

Danke für die schöne Diskussion inzwischen...
Motte hat geschrieben:
skywalker hat geschrieben:Danke Gawan! Genau so einen Test hätte ich gehofft zu finden, und eigentlich gibt er genau das wieder, was ich vermutet hätte. Allein die Zügel ohne Durchhang anstehen zu lassen, braucht in meinem Empfinden sehr sehr viel Kraft.

ich wollte (und will!) padruga nicht anzweifeln, dass sie wirklcih so fein ist mit ihrer Hand, um 10g Zügeldruck einzusetzen (damit erwarte ich auch nicht, dass der Gesamtdruck 10g beträgt, sondern dass er sich nur um 10g verändert, z.B. *hausnummer* 100g, bei Einwirkung dann 110g.

Wenn ich mir jetzt so eien Digitalwaage vorstelle und dass ich mit dem Finger da drauf drücke, bis sie genau 10 g anzeigt und das dann länger aushalte - für mich unvorstellbar, dass es gleichmäßig 10g bleiben. So ruhig kann man die Finger kaum halten ... und wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass das ganze system in bewegung kommt! (also als Versuch: nun die Waage bewegen und versuchen mit dem Finger mit exakt 10g dranzubleiben).

Also für mich ist das unvorstellbar, ganz ehrlich. Will aber niemandem absprechen, dass er es doch kann.
motte hat geschrieben:Und was schliesst du jetzt daraus?
Ich schließe daraus, dass eine bewusste Einwirkung von 10g, von dem die Rede war, zumindest für mich nicht vorstellbar und nicht möglich ist...

Grundsätzlich gings darum, wie viel Druck man der Knochenhaut auf der Nase zumuten kann.
skywalker hat geschrieben: Und dieser Test wäre für mich auch ein Beweis, dass an einer 8m langen Longe schon überhaupt keine Anlehnung möglich ist - ich meine, in dem Fall kommt ja dann sogar schon der Wind etc. ins Spiel ...
motte hat geschrieben:???
Die Longe dient ja auch nicht der Anlehnung!
War aber die Rede davon:
Lilith79 hat geschrieben: Wenn Anlehnung mit Gebiss wegen des Dauerdrucks nicht akzeptabel ist dürfte man ja auch nicht mit Anlehnung am Kappzaum longieren?
skywalker hat geschrieben:uuuuh, da tut sich gleich ein ganzer weiterer Fragenkatalog in mir auf, nämlich weniger wegen Kappzaum als vielmehr Anlehnung an der Longe
@ horsmän: Du hast vorhin geschrieben, ich solle mich doch auf mein Gefühl verlassen... das ist z.T. mein Problem, sobald ich das GEfühl habe, nun hab ich stetigen, ruhigen Kontakt (der vielleicht mal zur Anlehnung führt), dann ist da schon ordentlich Kraft dahinter für mein Empfinden. Genauso: Sobald das Pferd in den Zügel "zieht" (vielleicht wie es sein soll, ich weiß es nicht), kommt mir das viiiel zu fest vor. Mir kommt es eben bereits als zu viel Krafteinwirkung vor, wenn ich die Zügel nur mal spanne - schon an der Nase, vom Gebiss ganz zu schweigen. Angenehmen Kontakt finde ich nur an einem leicht durchhängenden Zügel :roll: .

@ Rosana: Würde mich freuen weiter zu lesen, wie es so bei euch geht, und ob du deinem Pferd mit Konsequenz das Gebiss schmackhaft machen kannst :-).
skywalker

Beitrag von skywalker »

Rosana hat geschrieben: Abkauübungen vom Boden mache ich fast jedes Mal vor dem Reiten (auch ohne Gebiss). Ich glaube das bringt auch was.
Wie machst du die gebisslos? *neugierigschau*
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

skywalker hat geschrieben:
Rosana hat geschrieben: Abkauübungen vom Boden mache ich fast jedes Mal vor dem Reiten (auch ohne Gebiss). Ich glaube das bringt auch was.
Wie machst du die gebisslos? *neugierigschau*
Hallo Skywalker, tut mir leid, dass ich deinen Thread so okkupiert habe, aber wenn es für dich interessant ist, isses ja gut!

Ich mache ohne Gebiss vor allem eine seitliche Abkauübungen, also einem Zügel seitlich einwirken, damit das Pferd sich im Genick seitlich stellt. Dabei soll es dann möglichst noch das Gewicht auf die jeweils äußere Schulter verlagern und im Halsansatz möglichst gerade bleiben. Direkt "Abkau"-Übungen sind das natürlich nicht, in dem Sinn, das das Pferd den Kiefer lockert/öffnet und abkaut. Aber für das Genick sind sie trotzdem gut. Herr Ritter hatte es mir so gezeigt und es verbessert die Anlehnung.
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skywalker

Beitrag von skywalker »

Kein Problem, ist ja nicht "mein" Thread, da darf jeder was schreiben ;-)

Ah, verstehe. Ich dachte du hast tatsächlich eine bestimmte Einwirkung gefunden, mit der du abkauen auslösen kannst. Danke jedenfalls für die Erklärung, werde auch einmal probieren, wie mein Pferd auf so etwas reagiert.
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Klara
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Beitrag von Klara »

Das Lösen im Stand beschreibt BB ja auch sehr gut. Am KZ vorm Longieren mach ich das auch sehr gerne.
LG
Maren
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Jolly
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Beitrag von Jolly »

Beim Anpassen einer gebisslosen Zäumung habe ich gestern festgestellt, dass das Pferd auch damit tatsächlich abkaut, genauso wie Gebiss. Ich weiß nicht, ob das Zufall war, ob er das macht, weil er das vom Gebiss kennt oder ob es durch das Lösen im Genick passiert...
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coverke
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Beitrag von coverke »

Mein Jungspund kaut auch ab sobald ich ihm den LG-Zaum drauf mache - und Abkauübungen kennt der bestimmt nicht vom Fahren her...

Auch beim Reiten kaut er schön ab und sein bestes Erkennungsmerkmal (von aussen gesehen) ob er locker ist oder nicht ist seine Unterlippe :wink: wenn die locker mitfluppt dann ist alles easy. Für meine RL eine gute Überprüfung :D
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rosana hat geschrieben:Ich mache ohne Gebiss vor allem eine seitliche Abkauübungen, also einem Zügel seitlich einwirken, damit das Pferd sich im Genick seitlich stellt. Dabei soll es dann möglichst noch das Gewicht auf die jeweils äußere Schulter verlagern und im Halsansatz möglichst gerade bleiben. Direkt "Abkau"-Übungen sind das natürlich nicht, in dem Sinn, das das Pferd den Kiefer lockert/öffnet und abkaut. Aber für das Genick sind sie trotzdem gut. Herr Ritter hatte es mir so gezeigt und es verbessert die Anlehnung.
( bescheiden den Finger hebt) Rosana, du machst die "Ab-BIEGE-übungen" - was sehr sinnvoll ist. :D
Die "Ab-KAU-übungen " kannst du nur mit Gebiß machen, weil sie den Kaureflex über den Maulwinkel mit einbeziehen. :wink:
Die Abbiegeübungen können aber ebenfalls ein Abkauen auslösen, allerdings wirklich nur indirekt, über das Lösen. ( was ja schon mal gut ist)
Die Abkauübungen wirken gezielt und direkt und das Abkauen ist hierbei Voraussetzung, bevor die Biegung angefragt wird.

Eine sozusagen umgekehrte Wirkungskette :
Einmal Biegen, darüber Lösen und damit Kauen,
das andere Mal : Kauen lassen, darüber Lösen und dann gelöst biegen.

Beides kann funktionieren. Je nachdem, wie klug und einfühlsam man es aufbaut, trotzdem sind es verschiedene Dinge.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

skywalker hat geschrieben:Ah, verstehe. Ich dachte du hast tatsächlich eine bestimmte Einwirkung gefunden, mit der du abkauen auslösen kannst.
Wenn es ums tatsächliche Kauen geht, kann man das auch auslösen indem man mit den Fingern in die Maulwinkel oder die Lade greift (also genau in die Lücke wo sonst das GEbiss liegt) und ggfs. ein bisschen massiert (hat mir die Physiotherapeutin gezeigt) Das kann aber am Anfang wenn das Pferd es nicht gewöhnt ist, erstmal ziemlich starkes Kauen hervorrufen.

Was mir zum Maul lösen auch noch gezeigt wurde ist Zahnfleisch massieren (stammt glaub von Linda Tellington Jones) Das ist aber durchaus etwas eklig :D Natürlich nur zu empfehlen, wenn man sich sicher ist dass das Pferd nicht beisst :D Meine Stute mag das aber tatsächlich gerne. Bei fremden Pferden oder Pferden die ich nicht gut kenne, würd ich mich DAS aber nicht trauen.
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

saltandpepper hat geschrieben: ( bescheiden den Finger hebt) Rosana, du machst die "Ab-BIEGE-übungen" - was sehr sinnvoll ist. :D
Klar stimmt, danke für die Klarstellung!Bild
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Bino
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Beitrag von Bino »

Rapunzel:
"Neulich war mal eine Bekannte da, die nach PK reitet. und hat ca. 10 Minuten auf meinem Pferd gesessen (mit relativ langem Zügel, "Wackelkontakt" und offenen Händen, Zügel nur mit den Fingern angefasst) - sofort hatten wir einen totalen Rückfall in die Steinzeit mit Aufrollen bis zur Brust, hektischem Kampfkauen, Kopfschlagen und Widersetzlichkeit"

Vielleicht wollte die Bekannte einfach nur vorsichtig sein, mir geht es jedenfall auf fremden Pferden oft so, dass ich erstmal zu zaghaft bin. Reiten nach PK hat jedenfall nichts mit Wackelkontakt und sinnlosem Gezuppel zu tun, wenn man es richtig macht.

Den umgekehrten Fall konnte ich übrigens heute beobachten: ein junges, talentiertes und nach PK solide ausgebildetes Pferd, das sonst in einer schönen Dehnungshaltung mit freien Gängen locker vorwärts ging, lief unter einer anderen Reiterin verspannt und mit unruhigem Kopf.

Was ich an den Abkauübungen so gut finde, ist, dass ich sie auch einsetzten kann, um mein abgelenktes Pferd zu entspannen und auf mich zu konzentrieren. Das stelle ich mir ohne Gebiss schwierig vor.
Der Tanz ist der Käfig, in dem man fliegen lernt. (Claude Nougaro)
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