Der Mythos der immerleichten Anlehnung

Rund um die klassische Reitkunst

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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Ahhh - besagtes "Neindorff Video" ist ein anderes, das hier nicht einstellt ist ? :idea:
Gast

Beitrag von Gast »

*Krisi* hat geschrieben:Ahhh - besagtes "Neindorff Video" ist ein anderes, das hier nicht einstellt ist ? :idea:
Siehst Du da einen Neindorff?

Und ein einstellen des Neindorff Videos von Blum wäre aus Copyrightgründen nicht zulässig :wink:
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

gut, man hätte das bissle einfacher darstellen können.... :D
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birdy
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Beitrag von birdy »

gimlinchen hat geschrieben:gut, man hätte das bissle einfacher darstellen können.... :D
Danke dir. Das sehe ich auch so.

@Gast
Missverständnis! Ich habe auch gedacht, dass Neindorff da irgendwo steht ;-)
Aber ich habe in dem Moment auch nicht an das Jahr gedacht, sondern nur den Text gelesen. Sorry!!
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Gast

Beitrag von Gast »

birdy hat geschrieben:
gimlinchen hat geschrieben:gut, man hätte das bissle einfacher darstellen können.... :D
Danke dir. Das sehe ich auch so.

@Gast
Missverständnis! Ich habe auch gedacht, dass Neindorff da irgendwo steht ;-)
Aber ich habe in dem Moment auch nicht an das Jahr gedacht, sondern nur den Text gelesen. Sorry!!
NP :wink:
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*Claudius*
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Beitrag von *Claudius* »

Ich häng mich hier mal mit dran :wink:

Hatte heute ein Gespräch mit einer Miteinstellerin, die meinte, dass man nicht jedes Pferd nur mit einer leichten Anlehnung reiten kann. Ich seh das eigentlich anders. Es ist ja mein Ziel die Hilfen immer mehr zu reduzieren und wenn ich jetzt Pech hätte, dann wäre das mit meinem Pferd nie möglich?!?

Was denkt ihr?
Gibt es Pferde, die man nur mit "starker" Anlehnung (oder was das Gegenteil von leichter Anlehnung ist...) reiten kann? Unabhängig davon, dass man evtl. zur Korrektur mal eine deutlichere Parade gibt oder manche Pferde evtl. erst mit der Zeit "leicht in der Hand" werden. Gibt es tatsächlich Pferde, die man immer nur mit einigen Kilos in der Hand reiten kann?
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Hmm, gute Frage. Mir ist auf jeden Fall bisher noch keins begegnet. Wobei ich allerdings davon ausgehe, dass man mehr in der Hand haben sollte, als das berühmte Zügelgewicht. Aber ganz generell läuft die Ausbildung eines Pferdes nun mal so, dass es mehr und mehr Last auf der Hinterhand aufnimmt und dann vorn leichter wird. Natürlich kann und wird sich das auch innerhalb einer Einheit verändern, weil das Pferd die Kraft verliert oder auch schlicht und ergreifend, weil es gerade mal keine Lust hat, richtig mitzuarbeiten. :wink: Aber: Wenn ich bei einem hoch ausgebildeten Pferd genauso viel in der Hand habe, wie bei einem jungen Pferd, was logischerweise noch nicht so auf der HH sitzt, ist in meinen Augen etwas ganz Gravierendes schief gelaufen in der Ausbildung. Das allerdings ist leider heute gar nicht so selten und liegt in meinen Augen nicht zuletzt auch daran, dass es heute ziemlich viel Handgereit gibt. Was wiederum daran liegt, dass viel Reiter heute nicht mehr sitzen lernen…
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padruga
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Beitrag von padruga »

Wobei ich allerdings davon ausgehe, dass man mehr in der Hand haben sollte, als das berühmte Zügelgewicht. Aber ganz generell läuft die Ausbildung eines Pferdes nun mal so, dass es mehr und mehr Last auf der Hinterhand aufnimmt und dann vorn leichter wird.
Hm, ich weiß nicht. Ich sehe keinen Grund dafür, dass man am Anfang der Ausbildung mehr Zügelgewicht akzeptiert. Ich finde schon, dass man von Anfang an mit "fast nur Zügelgewicht" reiten kann, und dennoch sich das Pferd dabei in den Zügel strecken kann. Die Anlehnung wird dann nicht viel leichter, wenn das Pferd sich setzt hinten (nur der Zügel kürzer). Die Vorstellung ist sehr verbreitet, dass man ein Pferd im Laufe der Ausbildung von "grob nach fein" reitet, und daher auch mehr Zügelgewicht anfangs in Kauf nimmt. Das sehe ich überhaupt nicht so und bis jetzt hat das auch immer so geklappt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es Pferde gibt bei denen das nicht von Anfang an so geht. Oder gar nicht... Keine Ahnung. Daher eine interessante Frage von Claudius.
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Klara
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Beitrag von Klara »

Ich sehe keinen Grund dafür, dass man am Anfang der Ausbildung mehr Zügelgewicht akzeptiert.
Ich schließe mich da voll an, aber es gibt ja auch unterschiedliche Pferdetypen, sodass es hierbei auch mehr oder weniger aufwendig sein wird für den Reiter, um dieses auch tatsächlich umsetzen zu können. Ich hab selbst einen "leichten" Halbblüter und eine büffelige WB-Dame.
LG
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

padruga hat geschrieben:Ich sehe keinen Grund dafür, dass man am Anfang der Ausbildung mehr Zügelgewicht akzeptiert. Ich finde schon, dass man von Anfang an mit "fast nur Zügelgewicht" reiten kann, und dennoch sich das Pferd dabei in den Zügel strecken kann.
Das mag sein. Nur hat das mit einer muskulär funktionierenden Dehnungshaltung nicht das Mindeste zu tun. Denn dazu brauche ich nun mal den Spannungsbogen, der von der HH über den Rücken bis zum Nackenband verläuft. Und den kriege ich leider nicht, wenn ich vorn nicht das Gegenstück des Bogens habe, sprich die Anlehnung.
Weil es dem Pferd anfänglich aber schwer fällt, diese Dehnung zu absolvieren, ist das überhaupt nicht ungewöhnlich, dass man am Anfang mal mehr auf den Zügeln hat. Denn ein junges Pferd läuft IMMER auf der Vorhand, weil die Natur es zwar mit Schubkraft, nicht aber mit genügend Tragkraft ausgestattet hat. Das ist etwas, was der Reiter erst erarbeiten muss. Was mich angeht, habe ich einen jungen PRE, der der Traum jedes "Leichtreiters" sein dürfte. Da hatte ich nämlich am Anfang seiner Ausbildung rein gar nichts in der Hand. Und das sah dabei auch noch richtig gut aus, weil er nämlich auch nicht wirklich hinter dem Gebiss war. Dummerweise hatte ich aber auch den Rücken so nicht wirklich – bei dem bin ich froh, dass er jetzt endlich ans Gebiss zieht, auch wenn ich da aktuell mehr in der Hand habe, als ich in einem Jahr haben werde.
Aber das ist wohl wieder mal eine Frage, in der wohl verschiedene Reitweisen aufeinanderprallen. :wink:
Nachtrag: Das es ohne feine Anlehnung, denn auch im o.g. Stadium eines Pferdes hat das für mich rein gar nichts mit "grob" zu tun, nicht wirklich funktioniert, kann man in meinen Augen prima aktuell im Augenschmaus-Thread sehen, letztes eingestelltes Video mit dem Curly…
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Die Qualität der Anlehnung hängt unmittelbar mit der Qualität der Hinterhand zusammen.

Ein Pferd, das von Natur aus einen wenig optimalen Körperbau mitbringt oder ein Pferd, dessen Bewegungsmechanik nicht viel hergibt, wird vermutlich immer etwas schwerer in der Anlehnung sein als ein gut gebautes Bewegungswunder.

Manche Pferde brauchen im Laufe der Ausbildung auch zeitweilig etwas mehr Anlehnung, bevor man wieder etwas leichter werden kann.

Normalerweise sollte die Anlehnung aber mit zunehmender Versammlung leichter werden.

Cubano, die Tatsache, dass heute oft zu handbetont geritten wird, hängt damit zusammen, dass man heute gerne einer in Beton gemeißelten Kopf-Halshaltung den Vorzug gibt und mit der Tatsache, dass man durch vorne halten+hinten stechen den äußerst begehrten Stechtrab für die Diagonale erzeugt ...
Viele Grüße
Sabine
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Fliehendes Pferd
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Beitrag von Fliehendes Pferd »

Die jungen Pferde machen doch den Hals eh von allein krumm, da kann man schon froh sein, überhaupt was in die Hand zu bekommen. Nach meinen Erfahrungen ist das bei jungen Pferden nicht mehr und nicht weniger als bei den älteren. Die Unterschiede bestehen von Pferd zu Pferd. Manche gehen nur mit einer wirklich fühlbaren Anlehnung, bei anderen hat man wirklich nur das Zügelgewicht und alles andere würde sie stören. Diese "persönlichen" Vorlieben eines Pferdes bestehen aber schon in jungen Jahren und bleiben auch im Verlauf derAusbildung.
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Beitrag von horsman »

Kilos in der Hand über länger als Sekundenbruchteile gehören nicht in die klass. Dressur und braucht auch kein Pferd.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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dornröschen
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Beitrag von dornröschen »

Claudius hat Folgendes geschrieben
Gibt es tatsächlich Pferde, die man immer nur mit einigen Kilos in der Hand reiten kann?
Ja, solche Pferde gibt es. Ich hatte in meiner Reitkarriere schon öfter das "Vergnügen" solche Exemplare reiten zu dürfen. Allerdings würde ich bei einem Pferd, das sich mit vielen Kilo auf die Hand legt, nicht von Anlehnung - weder einer "starken" noch sonst irgendeiner Anlehnung - reden. Ich finde es schwer das Wort Anlehnung mit Adjektiven zu versehen, da in meinem Verständnis die Anlehnung an sich das Ziel ist und Anlehnung, wenn sie denn erreicht wird, an sich korrekt ist. Ein Pferd geht dann in Anlehnung, wenn es die stetige, federnde Verbindung zur Reiterhand sucht und der Reiter umgekehrt eine stetige, federnde Verbindung zum Pferdemaul zulässt, siehe FN Richtlinien. Das Pferd geht dann am Zügel. Der Impuls der HH kann ohne Störung über das Becken, den Rücken, den Hals und das Genick bis ins Maul und die Hand des Reiters "fliessen". Das Pferd zieht ans Gebiss. Das ist für mich Anlehnung. Die einen ziehen dabei etwas mehr, die anderen weniger, das hängt vom Pferd und seinem Ausbildungsstand ab (schließe mich da vollumfänglich Cubano und Max an).

Legt sich ein Pferd aber mit vielen Kilo auf die Reiterhand, so liegt ein Ausbildungsfehler vor. Ziel der Ausbildung ist es ja, die Balance des Pferdes zu schulen, so dass es vermehrt Gewicht auf der HH aufnimmt / vermehrt mit der HH unter den Schwerpunkt fußt und somit vorne leichter wird, also auch weniger Gewicht in der Reiterhand liegt. Nicht umsonst steht die Anlehnung in der Ausbildungsskala hinter Takt und Losgelassenheit. Hat das Pferd seinen Takt gefunden und ist losgelassen, kann es auch in Anlehnung gehen.
Eine "starke" Anlehnung existiert in meinen Augen nicht. Das Pferd kann sich auf verschiedenen wegen der Reiterhand entziehen: es kann hinter dem Zügel gehen, dann hat der Reiter nix in der Hand; es kann auf dem Zügel gehen, d.h. es legt sich auf die Reiterhand, der Reiter hat viele Kilo in der Hand; es kann über dem Zügel gehen, indem es den Rücken wegdrückt und den Unterhals herausdrückt; im letzten Fall versuchen viele Reiter durch starken Zug am Zügel das Pferd zum Nachgeben zu zwingen.

Legt sich das Pferd also konstant schwer auf die Hand, dann ist in der Ausbildung etwas schief gelaufen. Punkt 1 und 2 der Ausbildungsskala, die Voraussetzung dafür, dass das Pferd in Anlehnung gehen kann, sind nicht erfüllt. In so einem Fall muss man zurück an die Basis und erstmal Takt und Losgelassenheit installieren, bevor man an Anlehnung denken kann.


Viele Grüße,
Daniela
Ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.
Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch.
(Stanislaw Jerzy Lec )
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Bino
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Beitrag von Bino »

Ich finde es wichtig, dass man den "Grad" der Alnlehnung bestimmen und dosieren kann, wie man es gerade braucht, mal mehr in der Dehnungshaltung mit Spannungsbogen, mal weniger in versammelteren Lektionen, aber immer leicht und das von Anfang an. Die Verbindung sollte immer da sein.
Bei meinem Spanier funktioniert das sehr gut, er musste aber auch erst lernen, an die Hand heranzutreten. Mit meinem vorigen Pferd war es schwieriger, da es sich sehr gerne auf die Hand gelegt hat. Wenn ich dann nicht aufgepasst habe, war die leichte Anlehnung dahin.
Der Tanz ist der Käfig, in dem man fliegen lernt. (Claude Nougaro)
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