Wieviel Anlehnung muss/soll sein?

Rund um die klassische Reitkunst

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Manfred

Beitrag von Manfred »

Hallo Leute,

kann das sein, dass die "Klassenteilung" hier ein wenig entgleitet!? :?

Die Pferdewelt ist nun einmal sehr bunt. Unterschiedliche Vorbilder ziehen auch Meinungsverschiedenheiten nach sich.

Warum fragen wir nicht einfach die Pferde, womit sie sich wohlfühlen?

Solange wir nur auf das Urteil eines Richters Wert legen, müssen wir doch tun, was dessen Vorstellungen und den jeweiligen Richtlinien entspricht.

Das Pferd wird da dann nicht gefragt. D'rum ist mir egal was Dritte sagen. Für mich ist nur wichtig was mein Pferd zu mir sagt. Ob es mir ausweicht oder gar wegläuft, ob es lediglich bereitwillig mir folgt oder mir freudig entgegenläuft, ob es nur abwartet, was passiert oder auch selbst etwas anbietet usw.

Wenn Antares zielstrebig zu einem Podest auf dem Reitplatz läuft, warum soll ich ihm dann nicht zeigen, dass er sich da auch raufstellen kann? Nur weil das gerade nicht gefragt war und keiner sehen möchte? Hat er wirklich nur das zu tun, was ich von ihm verlange?

Doch zurück zur Anlehnung in Bezug auf die Punkte an der Bahn. Wenn ich mein Pferd eben dort anhalten lasse und dies dann wiederhole, hilft dieser Punkt auch ihm genau das dort zu tun. Insofern hat er ebenso wie ich einen Anlehnungspunkt für eine Übung gefunden.

Gleiches gilt aus meiner Sicht auch für Bahnfiguren. Sie helfen dem Pferd eine bessere Linie zu finden, weil sie sich in immer gleicher Form wiederholen. Es findet eine Anlehnung und weiß was von ihm verlangt wird.

Antares hat mich z. B. ziemlich verblüfft, als ich ihn an der langen Seite der Bahn enlang longiert habe und zu spät meine Hand nach dem Durchqueren der Ecke wieder vorgestreckt habe. Also ist er vom Hufschlag abgebogen und lief einen großen Bogen. Vor der nächsten Ecke kehrte er von sich aus auf den Hufschlag zurück (ohne meine Hilfe). Damit hat er mir ganz klar demonstriert, dass er diese Übung bereits kennt, obwohl ich sie noch nicht oft mit ihm gemacht hatte.

Die Arbeit auf dem Dressurviereck macht also Sinn, weil sie dem Pferd Sicherheit bei der Erfüllung der gestellten Anforderungen durch die Anlehnung an gewisse Punkte bietet.

Allerdings verleitet zuviel Orientierung an diese Anlehnung wiederum dem Menschen nicht mehr genau zuzuhören und auf ihn zu achten. Insofern müssen dann auch wieder Wechsel / Änderungen mit eingebaut werden, denke ich oder auch mal ein anderer Platz ohne diese Bezugspunkte zum üben gewählt werden.

Viele Grüße
Manfred
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

@Steffen:
Wie ist das mit den Westernreitern? So ich mich da nicht völlig irre, funktioniert ein sliding stop sehr gut ohne Anlehnung, aber durchaus versammelt!

Dass es in der Ausbildung des Einsatzes der Zügel bedarf, ist unbestritten. Aber es ist wie mit den meisten Sachen: Man muss auch wieder loslassen können :P
"Anlehnung" verwende ich deswegen nicht gern als Begriff, weil er mit dem Adjektiv "stet" verbunden ist. Da ist auch mir "Kontakt" lieber.

Ansonsten: Volle Übereinstimmung mit Medoras Gedanken und auch mit denen unserer Halsring-Reiter-Fraktionsvorsitzenden (und wenn wir ihr beide hundertprozentig zustimmen, uns aber im Übrigen sehr unterscheiden in unseren Ansichten, so verdeutlicht es nur, wie sehr alles interpretierbar ist.)

Achso: Keine Ausbinder, keine Hilfszügel ;)

LG André
Vamos
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Beitrag von Vamos »

n´ Abend, :?

die Krönung dieser sowieso sinnlosen Diskussion, finde ich den Beitrag, in dem Hubertus Schmidt, welcher als sehr feinfühliger, die Pferde stets respektierender Reiter geschätzt wird, als Übel-wenn auch als geringes-bezeichnet wird, und das auch noch auf Zustimmung trifft. Soviel Überheblickeit und Anmaßung löst bei mir Brechreiz aus.Bild

Abschliessend sei noch gesagt, dass ich auch ohne Sportreitereiambitionen eher zur der hier so verachteten "Anlehnungs- Punktgenau-Reiterei" tendiere, zumindest wenn ich auf einem Dressurplatz meine "Kringel" ziehe. Wenn ich darauf keine Lust habe, gehe ich ins Gelände oder betreibe anderen freizeitreiterlichen Geikel mit meinem Pferd.

So und jetzt könnt ihr mich mit Hilfszügeln aller Art virtuell strangulieren. Achso, die besitzt ja hier keiner und ich kann euch auch keine leihen, weil ich auch keine habe.Schwein gehabt!!!

...und tschüss
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chica
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Beitrag von chica »

@all - jeder hier darf eine eigene Meinung haben! Bitte versucht, diese auch zu akzeptieren und nicht, anderen eure Meinung aufzudrücken. Beleidigungen etc. werden gelöscht!

*der Admin hat gesprochen*

und jetzt viel Spaß beim Weiterdiskutieren ;)
LG Ines
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Sodeli, jetzt habe ich mir alles durchgelesen und dabei das Gefühl bekommen, dass hier einsereits gegen die FN-Reiterei etwas polarisiert wird. Ich denke, nur weil wir eine andere Einstellung zu Pferden und dem Reiten haben, sollten wir nicht anfangen über andere herzufallen. Nur weil mein Nachbar seine Hecke anders schneidet als ich, muss ich ihn ja auch nicht als Trottel bezeichnen!! Soweit schließe ich mich Ines absolut an: diskutieren ja, aber keine persönlichen Beleidigungen und schon gar nicht Personen, die nicht Mitglied in diesem Forum sind.

Bei euren Ausführungen zum Thema Anlehnung ist mir vor allem aufgefallen, dass Steffen von einem, meiner Meinung nach ziemlich weit ausgebildeten Pferd spricht, mit dem er am Punkt halten möchte und die anderen eher auf dem Weg der Ausbildung dorthin sind.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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pepe
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Beitrag von pepe »

Aaalso:
Anlehnung, Kontakt, wie auch immer- wenn ich einen Spannungsbogen halten möchte, brauch ich einen Anfang (Kopf) und ein Ende (Hinterhand). Beide muß ich als Reiter kontrollieren können.
Punktgenaues Reiten ist anzustreben. Wenn ich bei C Überstreichen soll, weiß ich das ne Weile vorher. Die Zeit mein Pferd in einer Prüfung locker zu machen hab ich immer- von alleine wird nichts besser. Auch eine Dressurprüfung kann man "auf Sieg" reiten. Ob ich eine Dressurprüfung reiten will oder nicht ist jedoch meine eigene Sache.
Hubertus Schmidt ist der Einzige den ich z.Zt. entspannt anschauen kann. Bei ihm sieht jeder Ritt wie eine ("auf Sieg") Übungsreihe aus, sehr spontan, sehr locker.
Hinten stechen, vorne halten ist FN- Möchtegern- Turnier-typisch.
Erst trippeln, ohne Rücken, dafür mit Kandare ist Barock- Gedönse- typisch.

Wir sind alle nur Menschen. 8)
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo Freunde,

das habe ich doch alles schon mal, mit gleichem Wortführer in einem anderen Forum gelesen........oder täusche ich mich?

Nur zu den Bahnfiguren und Bahnpunkten.

Zunächst ist nicht die Ausführung einer Lektion an einem Punkt das Wesentliche der Reiterei, sondern die pferdegerechte und für das Pferd leichte Art der Ausführung des Abgefragten. Ob dieses bei A oder 2 m hinter A geschieht ist m.E zunächst völlig wurscht.

Die Funktion (die Leichtigkeit der Ausführung) steht für mich in allen Fällen erst mal vor der Form (bei A, auf dem ersten Hufschlag, u.s.w.)

Weiter: man kann von einem Pferd nur Bewegungen, Lektionen verlangen, die das Tier auch leisten kann. Das bedeutet, daß es unsinnig ist von einem jungen Pferd zu verlangen am A - Punkt in Losgelassenheit, an der Hand, gerade u.s.w. anzuhalten. Der Reitersmann sollte froh sein, wenn sein Reittier an der kurzen Seite stehen bleibt, gelassen und ruhig auf ein Kommando zum erneuten Antreten wartet, ein Beispiel, daß sich ohne Schwierigkeiten auf die gesamte Ausbildung ausbreiten lässt. Eine Piaffe kann man erst verlangen, wenn genügend Tragekraft entwickelt ist, wenn das Pferd auch in der Lage ist diese Leistung zu erbringen. Es ist recht dumm einfach nur zu verlangen, daß die Volte rund, das SH auf dem Hufschlag, das Halten bei A ausgeführt werden soll, wenn das Tier überhaupt nicht in der Lage ist eine 6 m Volte zu tragen.

Vorbereitung ist der halbe Weg nach Rom!

Später kann man erst von Reiter und Pferd verlangen, jedes Pferdebein "dahin tropfen zu lassen, wo der Reiter das Auffußen vorgesehen hat." Später, viel später!

Ja klar, Reiten ist Kommunikation, Verständigung mit einem anderen Lebewesen, das pflanzenfressende Fluchttier Pferd und der fleischfressende Räuber Mensch. Nur......vor der Verständigung muß ein Verstehen stattfinden, was bedeutet, die beiden Gesprächspartner müßen sich auf eine beidseitig verständliche Sprache einigen, anderenfalls wird das Gespräch nicht sonderlich fruchtbar sein. Der Klügere, als welchen ich hier mal den Menschen hinstelle, was, wie mir völlig klar ist, schon wieder eine endlose Diskussion heraufbeschwören kann, muß unabdingbar die Sprache des Gesprächpartners lernen.

Sprache eröffnet auch hier, wie im richtigen Leben, nicht nur eine Möglichkeit Geschäfte zu machen, eine Möglichkeit, die sich dem aufmerksamenTurnierbeobachter häufig zwischen Pferd und Mensch zu erschließen scheint, nein, Sprache gibt immer auch den Blick auf andere Denkweisen, Lebensweisen, hier also die Verständnisweise der Pferde frei.
Und machen wir uns nichts vor, das Pferd ist in einem absoluten Abhängigkeitsverhätnis von uns Menschen. Ein anders Vorgehen wäre für uns lebensgefährlich.

Brechreiz? Geritten und geübt wird nur mehr das, was Punkte und damit Moneten bringt. Halten wurde bis April-Mai? 2006 nicht gewertet, folglich nicht geübt. Das ein ausgebildetes Reitpferd das Stehenbleiben beherrschen sollte, war folglich nicht mehr aktuell. Die daraus sich ergebenden Bilder waren wirklich zum K.....! Was soll's! Eine Ehrenrunde bringen sie ja auch nicht merh hin, die losgelassenen "Dressurpferde". Kommunikation????

Den Pferden war's egal. Die Reiterei dagegen hat gegen den Pferdesport wieder verloren, wie bei der Schaukel, dem Wechsel im Mittelgalopp, dem Pliégalopp, dem Renvers dem.......... Piaffe und Passage standen doch auch schon auf der Streichliste. Na ja, aber den "klassischen" starken Trab haben die "Bewahrer der klassischen Reitkunst" (sic!) noch erhalten.

Ich schweife ab und beende daher die Predigt.

Wünsche einen schönen Abend,

Dörr









.
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
Manfred

Beitrag von Manfred »

Hmm,

ist offenbar nicht so ganz einfach hier auf einen Nenner zu kommen. :roll:

Das fängt ja bereits mit dem Verständnis von besagter Anlehnung an.

Nach der allgemeinen Definition im Reitsport wird darunter lediglich die Verbindung zum Pferdemaul verstanden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Anlehnung

Doch das würde ja bedeuten, dass jede gebisslose Reitweise ohne Anlehnung erfolgt. Dem ist doch sicher nicht so, oder?

All die anderen Kommunikationsmöglichkeiten mit einem Pferd hätten dann keine Anlehnung. Wie ist es da blos möglich, dass die Pferde sich dennoch entspannen können (Abschnauben den Kopf senken und dabei schwungvoll in Selbsthaltung gehen) bei der jeweiligen Arbeit? :roll:

Als Antares noch Hengst war, konnte er schon zweijährig piaffieren. Er nahm dabei, ohne mein dazutun, eine imposante Selbsthaltung ein. :wink:

Insofern stimme ich mit der Ausage, das wir den Pferden nichts beibringen müssen, was sie von Natur aus ohnehin schon selbst können, überein.

Wir brauchen nur eine Kommunikation zu ihnen entwickeln, die sie gut verstehen, damit wir ihr Können bei Bedarf nur abzufragen brauchen.

In eben dieser Kommunikation liegt die ganze Schwierigkeit und die besteht für mich nicht nur über eine Verbindung zum Maul.

Ergo, wird die Anlehnung, welche dem Pferd durch das Verständnis unserer Kommunikation gegeben wird, doch auch noch anders möglich sein.

Das Pferd lehnt sich also an etwas an, was ihm Sicherheit und Halt gibt. Es kann sich darauf verlassen, mich richtig verstanden zu haben. So verstehe ich die Anlehnung bei dieser Kommunikation.

Muss ich dazu dann wirklich noch einen Spannungsbogen aufbauen? :?:

Die Piaffe wird sicher ohne Anspannung nicht möglich sein, doch diese Anspannung wird doch vom Pferd selbst aufgebaut und nicht durch meine Körperkraft (von hinten nach vorne schieben und vorne gegenhalten, damit die Kraft nach oben entweicht). Vielmehr sind es nur die vielen kleinen Kommunikationssignale, die ihm zu verstehen geben, dass in diesem Moment einen Anspannung erwünscht ist, die in eine Piaffe übergehen soll, denke ich.

Könnte ich das nicht auch ohne einen Spannungsbogen vom Boden aus erreichen, indem ich rytmische Signale an die Beine sende (mit der Gerte leicht antippen, bis der jeweilige Fuß angehoben wird)? Das verbinde ich dann mit einem Stimmkomando, damit ich diese Übung auch aus dem Sattel abrufen kann. Mein Pferd weiß dann was ich gerne möchte und wird sich sicher bemühen, dem zu folgen, um mir zu zeigen, dass es mich verstanden hat.

Wissen tue ich das jedoch nicht, denn bis zu diesem Vergnügen bin ich noch nicht gekommen. Aber auf eine massive Einspannung meines Pferdes würde ich dabei gerne verzichten.

Dass es auch ohne Zäumung geht, habe ich schon öfter gesehen. Nur den Weg dahin kenne ich noch nicht.

Viele Grüße
Manfred
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

moreno hat geschrieben:Weiter: man kann von einem Pferd nur Bewegungen, Lektionen verlangen, die das Tier auch leisten kann. ...

Es ist recht dumm einfach nur zu verlangen, daß die Volte rund, das SH auf dem Hufschlag, das Halten bei A ausgeführt werden soll, wenn das Tier überhaupt nicht in der Lage ist eine 6 m Volte zu tragen.

Vorbereitung ist der halbe Weg nach Rom!

... da sind wir sicher alle völlig einer Meinung. Aber das bedeutet doch, dass man eben Pferde erst dann bestimmten Anforderungen aussetzt, wenn sie genügend darauf vorbereitet sind. Ein Pferd, das noch nicht ausreichend ausgebildet wurde, kann natürlich keine 6-Meter Volte ausführen und sollte sich darum auch einer solchen Prüfung nicht unterziehen. Aber wenn man dieses statement mit ganzem Herzen unterstützt, müsste man eigentlich das System der FN Dressur unterstützen, statt sich mit Brechreiz abzuwenden.

NUR HIER wird durch ein System von Regeln und Kontrollen überwacht, dass keine kranken oder zu jungen Pferde bei Prüfungen zugelassen werden. Gegenbeispiele: Bei den Weltreiterspielen war beim Westernreiter das Durchschnittsalter der Toppferde 7 Jahre, die hatten dann aber schon einige Millionen an Preisgeldern gewonnen, wann glaubt Ihr, hat deren Ausbildung begonnen? In Portugal weiß ich von Pferden, die bereits 6-jährig in der Stierkampfarena liefen. Im Showreiten werden Pferde nervlichen Höchstbelastungen ausgesetzt, ohne dass es irgendwelche Kontrollen gibt. Im Freizeitbereich ist es doch genau so: Bei welcher Jagd wird vorher überprüft, ob das Pferdausreichend trainiert ist?
Die FN Dressur jedenfalls hat ein solches System, sicher kann man es verbessern, aber zumindest existiert es.

NUR HIER werden Reiter, die Pferde auf einem Niveau vorstellen, für das dieses Pferd nicht ausgebildet ist "rausgeklingelt", das hat es selbst bei den Weltreiterspielen gegeben. Gibt es solche Kontrollen im Freizeitbereich?

NUR HIER muss ein Reiter zuerst nachweisen, dass er systematisch und Schritt für Schritt ein Pferd präsentieren kann. Es gibt eine gestaffelte Anforderung vom Führzügelwettbewerb bis Grand Prix. Genau das entspricht doch morenos Forderung. Ausbilder und Richter werden geschult und geprüft, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden. Das ist zwar lange keine Garantie, aber immerhin ein Ansatz. WO gibt es das denn sonst? Im Freizeitbereich erklärt sich jeder selbst zum Großmeister, wird von keiner Instanz überprüft und entzieht sich dadurch jeder Kritik. Und das ist die Alternative? Na dann prost :?

Ich durfte einmal eine Reitstunde bei einem der oben genannten Topausbilder beobachten, bei der 6 Reitanfänger auf blanker Kandare 30min lang abwechseln Schulterherein und Travers reiten sollten und kräftig dabei gelobt wurden. So etwas läßt sich im Freizeitbereich nicht verhindern, weil es keine Regeln gibt und jeder nach "Try and Error" ausbildet. Für ein Kommunikationssytem mit einem sensiblen Lebewesen eine sehr fragwürdige Ausbildungsmethode. Das sind dann die Leute, die beim Anblick von Hubertus Schmidt einen Brechreiz verspüren?!
Glaubt wirklich irgend jemand, es sei pferdegerecht, wenn jeder ausschließlich nach eigenem Empfinden und unter Mißachtung der klassischen Lehre ausbildet. So kann man vielleicht ein Pferd pflegen und vielleicht sogar mit einem Pferd spielen und Spaß haben, aber auf diese Weise soll man ein Dressurpferd ausbilden?

Natürlich ist Sport auf hohem Niveau nicht mehr pferdegerecht, vor allem dann nicht, wenn das Lebewesen nicht durch systematisches Training darauf vorbereitet wurde. Im Freizeibereich läßt jeder Hinz und Kunz sein Pferd auf der Stelle strampeln, nachdem er ein Buch gelesen und an einen Lehrgang bei einem Großmeister teilgenommen hat.
Wo in diesem tollen System ist denn da die Chance, dass die von moreno beschriebenen Mißstände erkannt werden? Es gibt keine Kontrolle also gibt es keine Kritik und das ist der Beweis, dass dieses System der FN-Lehre so weit überlegen ist? Um das zu glauben muss man schon sehr davon überzeugt sein, dass man selbst die Weisheit und den Pferdeverstand gepachtet hat. Wenn man dann auch noch Brechreiz entwickelt beim Anblick von Dressurleistungen auf höchstem Niveau, dann gibt es für dieses Verständnis nur die Bewertung, die vamos schon geschrieben hat.

@ Manfred: Bei allem Verständnis für deine Liebe zu den Pferden, aber das ständige Wiederholen von Lektionen oder das Bestreben der Pferde sich an die Bande anzulehnen ist genau das Gegenteil, was die Dressurausbildung will. Man will keine aufgezogene Puppe, die einfach stur etwas wiederholt, was man ihr eingetrichtert hat. Man will ein aufmerksames und mitdenkendes Pferd, das mit dem Reiter kommunizert, das systematisch auf die Anforderungen vorbereitet wurde und das auf die Hilfen des Reiters reagiert. Häufige Wiederholungen sind dafür nicht nur wenig hilfreich, sondern geradezu tödlich. Alleine daran zeigt sich das völlig unterschiedliche Verständnis von Ausbildung. :wink:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von chica »

@Steffen - vielleicht hast Du es mitbekommen: Es steckt ein sog. Barockverband in der Gründung. Unter der Organisation der FN. Dieser versucht momentan die Brücke zwischen der klassischen Ausbildung nach alten Vorbildern und der bereits bestehenden straffen Organisation der FN zu schlagen. Ein Unternehmen, das ich mit meiner Mitgliedschaft unterstütze, um eben dieser Guru-Reiterei wie Du sie beschreibst entgegen zu wirken.

ABER: Ich mag Deine schwarz-weiß-Malerei überhaupt nicht! Auch ich habe auf einem Hinrichs-Kurs Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben. Trotzdem halte ich ihn für einen hervorragenden Pferde-Menschen. Bei einem Branderup-Kurs ist mir auch das ein oder andere aufgestoßen. Trotzdem ist er ein toller Ausbilder, der Wissen sehr gut vermitteln kann. Nicht alles ist toll und nicht alles ist schlecht. Dazwischen gibts auch noch was - und da muss man dann eben seinen gesunden Menschenverstand einsetzen, um diese Zwischentöne aufzufangen und das für SICH SELBST beste rauszuziehen.

Sorry fürs Off-topic.
LG Ines
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

@ chica: Wieso male ich schwarz-weiß???

Ich habe immer wieder die FN kritisiert und einige Ausbildungsmethoden, die man leider in der Paxis nicht selten sieht verurteilt. Ich habe nie von Brechreiz oder ähnlichem gesprochen, der mich überkommt und auch ich halte Herrn Hinrichs für einen ausgesprochen guten Ausbilder. Insofern verstehe ich den Vorwurf ehrlich gesagt überhaupt nicht!

Aber es muss doch einmal gestattet sein, dass man die Widersprüche in der Argumentation einiger FN-Haßprediger aufzeigt. Wie hier polarisiert wird, zeigt sich doch daran, dass bei jeder Kritik, die sich nicht gegen die FN sondern richtet auch einmal die hier verkündten Heilslehren in Frage stellt, sofort eine Schlammschlacht losgeht. Es gibt vermutlich wenig Beiträge von mir, in denen ich nicht auch klar und deutlich die Mißstände in der FN anspreche. Wieso male ich Schwarz-Weiß.Ich habe z.B. die Leistungen von Stromboli in höchsten Tönen gelobt und war mit Ihrer Auffassung völlig einig. Auch morenos Beiträge habe ich oft unterstützt. Muss man denn hier Augen und Verstand verschließen, damit man nicht als Schwarz-Weiß-Maler bezeichnet wird. Man lese sich mal die Beiträge zur FN-Kritik durch, ob diese denn auch wenigstens im Ansatz Kritik an der eigenen Sache erkennen lassen. Da sprudeln Vokabeln wie Brechreiz und noch ganz andere statements und alle sind begeistert?!

So ganz verstehe ich diese Logik nicht :roll:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
lalala

Beitrag von lalala »

Hinrichs, Karl, Branderup und Co dürfen auch mal Fehler machen, schlechten Unterricht oder miese Vorführungen geben und sind trotzdem noch über allen Zweifeln erhaben....Aber ein HS (z.B.)löst Brechreiz aus ? *kopfschüttel* Und ich befürchte, die wenigsten haben einen HS schon in seiner alltäglichen Arbeit auf dem Fleynhof erlebt oder durften ihn beim unterrichten beobachten...

Und sobald man mal etwas Kritik an der Klassikszene übt sieht man schon wieder alles schwarz-weiss :? :x
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Beitrag von horsman »

Wie das Thema Anlehnung doch immer wieder die Lager teilt.

Zack, befindet man sich wieder mal mitten in einer "FN vs. Klassik-Diskussion". Dabei stellt auch die FN-Lehre ihrerseits Ansprüche darauf "klassich" zu sein. Irgendwie gibts hier also anscheinend Gründe für unterschiedliche Auffassungen.
Schön wäre, man würde sich von seiten offizieller FN-Vertreter jedoch mal wirklich der Diskussion stellen und die unterschiedlichen Auffassungen (z.B. von Anlehnung) und deren Ursprünge ergründen und erläutern und ggf. auch andere Wege anerkennen, anstatt immer auf der allein seligmachenden Richtigkeit ihres "System" rumzureiten (was m.M.n. schon ein Wiederspruch an sich ist, weil es niemals nur ein System für alle Pferde geben wird).
Eine gute Möglichkeit hierzu, wäre m.E. gewesen, wenn man von offizieller FN-Seite mal sachlich auf die Argumente und auch Vorwürfe von P.K. einginge. Eine sachliche Auseinandersetzung wäre doch für alle fruchtbar.
Bisher höre ich darüber aber nischt - vielleicht kommts ja noch...

Und kurz zum Thema H.S. Das was ich von ihm in Abreitehallen und Viereck gesehen habe, hat mich ehrlich gesagt auch nicht vom Hocker gerissen. Gut, es war kein grobes Gefuchtel, wie von anderen dieser Zunft, aber großmeisterlich fand ich es auch nicht. Dem Ausdruck fehlte es m.E. an Schwung und Impuls, denn auch hier drohten das Pferd in vers. Lektionen zunehmend abzusterben. Wie es zuhaus in seinem Training ausschaut, kann ich nicht beurteilen.

Gruß
horsmän
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Beitrag von chica »

Steffen hat geschrieben:@ chica: Wieso male ich schwarz-weiß???
In Deinem letzten Beitrag kam das so rüber...
(...) einiger FN-Haßprediger aufzeigt.
Hab ich hier - bis auf die Anspielung auf HS, die mir selbst sauer aufstößt - nicht gesehen. Aber DASS es im modernen Dressursport Missstände gibt, ist ja wohl unbestritten.

Was die Kritkifähigkeit anbelangt: ich bin es, weil ich reiterlich gesehen noch ganz klein bn. Schere bitte nicht alles aus dem "Klassiklager" über einen Kamm ;) Und wäre die FN so übel, wäre ich nicht Barockverbands-Mitglied.

@all - ich finde es schade, dass hier immer wieder zwischen FN und Klassik differenziert wird. Das Gedankengut, das die FN vertritt, ist doch an sich völlig in Orndung und überschneidet sich mit vielen Vorbildern aus der Klassikszene. "Klassisch" ist ja eigentlich FN...
Das Problem ist dasselbe wie fast überall - einige Mitglieder bringen die ganze Gemeinschaft in Verruf und das ist für Kritiker natürlich ein gefundenes Fressen. Hüben wie drüben.

Und Schlammschlacht habe ich hier auch keine gesehen, möchte ich auch ehrlich gesagt nicht ;)[/quote]
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Beitrag von horsman »

@Chica
"Klassisch ist ja eigentlich FN..."

nee, nee so einfach ist es nicht.
Die FN-RL, also das Grundgerüst der FN-Lehre (und jetzt nicht die schlechten sportliche Reiterbeispiele) stehen in einigem m.E. wesentlichen Punkten entgegen mancher der Grundsätzen von klassischen Meistern, weswegen schon hier der Bezug zur "Klassik" zumindest diskussionsbedürftig ist. Dieser Diskussion hat man sich aber bislang nicht gestellt.
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