Danke erstmal für die Blumen .Max1404 hat geschrieben:@Skywalker: Du hast genügend Erfahrung und Einfühlungsvermögen, um Dir eine Menge Fragen zu stellen, wenn etwas nicht funktioniert. Du stellst Dir in einer solchen Situation auch die richtigen Fragen und kannst daher auch relativ verlässlich die richtige Antwort finden. Du weißt auch, wann es besser ist, vom System kurzfristig abzuweichen.skywalker hat geschrieben: Zuerst mal Analyse: kann er nicht oder will er nicht?
Wenn er nicht kann, warum nicht? Angst? Unsicherheit? Körperliches Problem? Kommunikationsproblem, d.h. versteht er nicht? --> Ursache abstellen: Angst: einen schritt zurückgehen, Aufgabe vereinfachen, Umgebung ändern, Vertrauen aufbauen, d.h. durchaus also Übungsabbruch. Bei der Vermutung, dass er nicht versteht, würde ich die Strategie ändern, also meine Körpersprache überprüfen, ob wir z.b. ein Missverständnis haben.
Wenn ich vermute, dass er nicht will: Warum nicht? Zu langweilig? Zu oft? Zu unhöflich gefragt? (d.h. am Anfang zu viel Druck - meiner ist da regelrecht beleidigt und stellt die Zusammenarbeit ein) Zu anstrengend? Einfach keine Lust? Austesten, ob ich es ernst meine? --> entsprechend reagieren. .
Ich glaube, dass gerade das System Parelli für viele erwachsene Reitanfänger sehr verführerisch ist, weil es ein angeblich sicheres Rezept bietet, um sein Pferd in allen Situationen verlässlich beherrschen zu können.
Meinst Du, dass solche unerfahrenen Pferdebesitzer wirklich in der Lage sind, eine Situation richtig zu deuten und entsprechend zu reagieren? Und wer zieht den Kürzeren, wenn die Situation aus Unerfahrenheit falsch gedeutet wird und die entsprechende (falsche) Sanktion nach sich zieht? Benötigen unerfahrene Reiter nicht ein ganz außergewöhnlich großes Maß an Empathie, um nicht falsch zu reagieren? Vor allem, wenn sie an einen "Hardliner-Trainer" geraten?
Es ist so erschreckend viel System in der Parelli-Lehre ...
Aber diese Analyse-Liste ist eigentlich genau das was parelli lehrt - in meiner Interpretation zumindest.
So zu denken hat mich das "Parelli-System" gelehrt. Ich war ja vor 4 Jahren ein völlig blauäugiger Pferdebesitzer...
Ich hab mich aber wie gesagt sehr sehr intensiv mit der Theorie auseinandergesetzt, von Anfang an. Das war eine Tugend in der Not, weil die Intruktoren sind z.T. ziemlich schwer zu bewegen, zu einem zu kommen um zu unterrichten. Vielleicht war das sogar gut so, denn im Unterricht ist schon richtig, da gehts oft bummzack, die Theorie bleibt auf der Strecke, das stimmt. Wobei ich aber hier vermute, dass den Instruktoren hier nichts anderes überbleibt, als auf Kundenwünsche zu reagieren. Menschen wollen meist gleich was tun, nicht 10 Stunden Theorie anhören.
Zu den falschen Sanktionen ist die Parelli-Meinung (meine Interpretation): Wenn es ein Problem beim Lesen des Pferdes gibt (eben die Frage: Willer nicht oder kann er nicht), bleibt nix anderes übrig als auf eins zu tippen und entsprechend zu reagieren (grob gesagt - Druck erhöhen bei willnicht, Druck wegnehmen bei kannnicht). Man hat die 50:50 Chance, dass man richtig liegt. Als milde gestimmter Mensch (ich meistens) nimmt man vielleicht eher prinzipiell "kannnicht" an statt "willnicht". Da kommts dann auch drauf an, wie gut man das Pferd schon kennt. Wenn man falsch liegt, wird das Problem verschlimmert, dann hat man wenigstens was gelernt und kann das nächte Mal die richtige Lösung anbieten.
ich glaube hier kommt wieder die amerikanische Denkweise ins Spiel, die sind einfach etwas lockerer: Probier halt aus, ja vielleicht hat man dann etwas kaputt gemacht und muss wieder am Vertrauen arbeiten (wenn man kannnicht irrtümlicher für willnicht hielt), oder man muss wieder am Respekt arbeiten (wenn man willnicht irrtümlicherweise für kannnicht hielt).
Ich wundere mich, dass das Parelli System als so starr empfunden wird ... je mehr ich drüber nachdenke, desto eher find ich es eigentlich total flexibel und so. Wenn ich so vergleiche, was hier Leute schreiben, wie sie das ganze empfinden, und wie ich es empfinde, dann ist das fast, als würden wir von zwei ganz unterschiedlichen Systemen reden... vielleicht hab ich tatsächlich dadurch, dass ich sehr viel alleine den Weg nach den schriftlichen Unterlagen und DVDs gegangen bin, so viel eigenes reininterpretiert, sodass ich mir meine ganz persönliche milde Variante von parelli gebastelt habe....
Ich muss auch sagen, dass in den Kursen wo ich bin meist am Respekt gearbeitet werden muss (da ich bei Unsicherheit bezüglich kannnicht oder willnicht meistens "im Zweifel FÜR den Angeklagten" *ggggg* plädiere und kannicht annehme - was gerade bei meinem recht selbstbewussten und sturen Tierchen aber eigentlcih ziemlich selten der Fall ist .
Bisher hab ich nur einen Instruktor getroffen, der Milde und Härte in absoluter Emotionslosigkeit gerecht gleichmäßig verteilt hat. Der war milder und feiner in seiner Körpersprache als ich je wen andern gesehen habe, aber bei Bedarf auch härter als alles was ich je gesehen habe - und konnte in Sekundenbruchteilen von einem zum anderen springen. Er hat m.M. zu Recht fünf Sternchen .
Ach ja, noch wegen der unerfahrenen Pferdebesitzer: Theoretisch (wieder mal ) sollte ein unerfahrener Parelli-Mensch, ein Anfänger, anfangs mit einem guten lehrpferd arbeiten (genau wie in der klassischen Reiterei). Mit einem Pferd, dass Parelli nicht kennt oder gar einem Problempferd sollte man erst arbeiten, wenn man level 3 absolviert hat (so nach 2 Jahren also ca.). Als Anfänger kann man dann am erfahrenen Pferd lernen, auf wie feine Signale es schon reagiert und kann sich darin üben, wirklich wirklich fein zu werden in seiner Körpersprache.
Aber was passiert in der Realität (auch in meiner)? Unerfahrener Mensch kauft sich - hoffentlich wenigstens unbewusst wie ich - ein ziemlich schwieriges Pferdeexemplar, das nix kennt. Dann muss man gleichzeitig lernen, seinen Körper zu beherrschen, und dem vielleicht dauertestenden Tier Herr zu werden - und das gibt dann genau die unschönen Szenen, die man vielleicht oft sieht.