Der Mensch auf dem Pferd

Allgemeines rund ums Pferd

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

chica hat geschrieben:Und in den Foren ist von Benehmen und Anstand dann meist noch weniger übrig... Klassiker hin oder her, aber respektvolles Benehmen schaut eigentlich anders aus.
Schon wahr Chica,
aber ganz realistisch betrachtet, kann man sich in den Weiten des www nun mal am besten profilieren. Lustigerweise habe ich dabei die Erfahrung gemacht, dass die User, die sich gern als reiterliche Normalos bezeichnen, im Sattel meistens um Lichtjahre mehr drauf haben, als die brillanten Theoretiker, die Dir haarklein erzählen, warum die Gewichtsverlagerung des Fußes im Steigbügel auf den kleinen Zeh das einzig Wahre ist (lacht nicht, diese Diskussion gabs wirklich mal :D ). Mich hat diesbezüglich ein Besuch bei einigen Forianern vor einigen Jahren nachhaltig kuriert. Seitdem weiß ich eigentlich ziemlich schnell, wie ich welches Foren-Benehmen einzuordnen habe – und nehme das schlicht nicht mehr so ernst.
Darüber hinaus ist und bleibt Reiten nun mal eine hoch emotionale Sache. Dass es da in Debatten auch mal etwas heftiger zur Sache geht, finde ich vor diesem Hintergrund eigentlich völlig normal.
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chica
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Beitrag von chica »

Noch so eine Eigenschaft, die vielen abgeht (ich schließe mich übrigens bei keinem meiner Kritikpunkte aus!): sich selbst nicht zu Ernst zu nehmen 8) Egal ob real oder virtuell.
LG Ines
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

Debatten sind völlig ok, finde ich. wie soll ich sonst den standpunkt des anderen verstehen lernen?

nur die geisteshaltung, dass man die wahrheit alleine kennt, stört mich. und die boshaftigkeit, die ich an mir selbst erlebe.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Ich finde das ist ein sehr wichtiges Thema! Allerdings kann ich da zwischen meinen Ansichten im www und im wahren Leben unterscheiden.

Im www finde ich es spannend andere Ansichten zu lesen und darüber zu diskutieren. Ich fand immer gerade die Beiträge der User die eine etwas kontroverse Meinung haben besonders Lesenswert und ich habe dann immer versucht das geschriebene nachzuvollziehen. Für mich erweitert das ungemein meinen "Reithorrizont", selbst wenn ich danach feststelle, dass ich ganz und gar anderer Meinung bin. Schon alleine zu verstehen WARUM jemand die Dinge anders macht oder sieht kann hilfreich sein und manchmal hilft es einen das eigene Verständniss dafür, warum man es eben nicht so macht zu vertiefen.

Im wahren Leben tue ich mich da deutlich schwerer, weil ich halt die armen Pferde sehen muss und damit oft nicht klar komme. Wobei mich ich mit schlechtes Reiten noch ganz gut klar komme, schwierger sind die Leute die sich nicht reflektieren. Solange jemand sein Bestes versucht, kann er von mir aus rückwerts auf dem Pferd sitzen und in der Nase dabei bohren. Doch dieses Gewaltreiten, wo der dumme Gaul alles Schuld ist :cry:

Ich merke, da dann richtig wie ich mich selber beim reiten verkrampfe.
Meist spiegelt sich das eigne gereit aber auch im Charakter wieder. Ich weiß nicht mehr wo es stand: "Zeig mir wie du reitest und ich sag dir wer du bist!"
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chica
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Beitrag von chica »

gimlinchen hat geschrieben:nur die geisteshaltung, dass man die wahrheit alleine kennt, stört mich. und die boshaftigkeit, die ich an mir selbst erlebe.
Beides ist durch und durch menschlich und nicht immer vermeidbar, besonders wenn man ein eher emotionaler Typ ist.
LG Ines
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich habe das Glück, einen Stall gefunden zu haben, in dem tatsächlich gegenseitige Toleranz herrscht. 18 Freizeitreiter - jeder machts anders.
Gut - es ist eben kein Extrembeispiel dabei, aber doch schon einiges, was ich persönlich anders machen würde (und auch zwei, drei wirklich Planlose, bei denen ich schon manchmal nicht hingucken kann). Mir hilft es aber ganz gut, wenn ich mir selbst sage, dass es für jeden Einzelnen eben funktionieren muss. "Fremde" Pferde oder Menschen müssen eben nicht meinen Ansprüchen genügen.
Und - ich finde, man sollte die Leute nicht ausschließlich nach ihrem Umgang mit dem Pferd betrachten. Man kann sich auch mit Menschen nett unterhalten und beim Reiten trotzdem komplett getrennte Wege gehen ...
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

chica hat geschrieben:
gimlinchen hat geschrieben:nur die geisteshaltung, dass man die wahrheit alleine kennt, stört mich. und die boshaftigkeit, die ich an mir selbst erlebe.
Beides ist durch und durch menschlich und nicht immer vermeidbar, besonders wenn man ein eher emotionaler Typ ist.
Aber es ist änderbar... kostet halt viel Arbeit an sich selber, Rückschläge inclusive :?
Gehört für mich aber unbedingt dazu.
Es grüsst ottilie
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chica
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Beitrag von chica »

@ottilie - über Unzulänglichkeiten hinwegsehen, so lange sie dem Pferd nicht schaden, ist auch was, was für mich dazu gehört *g* Man kann einfach nicht mit jedem gut Freund sein.
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Linski
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Beitrag von Linski »

Mädels da muss ich leider ins gleiche Horn tuten.
Und ich gestehe, das ich da teilweise nur staunend davorstehe.
Inzwischen sag ich mir dann nur "lass es, man kann nicht jeden retten"
Und erschreckenderweise fällt mir das zunehmend leichter.

Und *cubanodiehandreich* exakt die gleiche Erfahrung hab ich auch gemacht.
Lächeln! Reiten macht Spaß!
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Chica - auch das Ignorieren will gelernt sein :wink:

Und jeder kann an sich arbeiten, ganz egal was er für ein Typ ist. Es kommt auf den Willen an, und ob man etwas annehmen möchte.
Zumindest für mich persönlich wird das immer klarer - gerade im Zusammenhang mit Reitkunst geht es für mich persönlich überhaupt nicht, wenn jemand das nicht auch persönlich lebt - soweit er dies eben vermag.
Ausrutscher passieren jedem.
Es grüsst ottilie
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chica
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Beitrag von chica »

@otti - *chichi* *sich ertappt fühlt* :D

Aber wie willst Du denn Reitkunst "leben"? Ich gehe jetzt mal von mir aus: Meine Pferde halten mir täglich den Spiegel vor, reagieren auf mich und "belohnen" mich, wenn ich es richtig mache, indem sie das freudig tun, was ich von ihnen möchte. Beide sind ganz unterschiedlich und tragen ganz enorm zu meiner Charakterbildung (gott, wie abgedroschen das klingt) bei und zeigen mir sehr deutlich meine Schwächen auf, an denen ich arbeiten muss.

Natürlich wirkt sich das auch weitestgehend auf mein Umfeld aus, aber trotzdem habe ich mich beim menschlichen Miteinander weniger "im Griff", als mit den Pferden. Mag vielleicht daran liegen, dass mir ein Mensch sehr genau mitteilen kann, wo seine individuellen Grenzen sind. Beim Pferd taste ich mich da eher ran, genauso, wie die Tiere meine Grenzen ausloten.

Aber das hat ja nix mit Reitkunst an sich zu tun, sondern einfach mit Selbstreflexion.
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lalala

Beitrag von lalala »

Ich muss schon immer schmunzeln wenn jemand von "Reitkunst" spricht (jaaaaa, da kommt wieder die Schlechtigkeit hervor - aber ich stehe dazu) und ich reiche Cubano und Linski die Hand aufgrund exakt gleicher Erfahrungen.
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emproada
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Beitrag von emproada »

*Cubano,LinskiundLalaladieHandreich* :D
Viele Grüße Tina
Motte
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Beitrag von Motte »

emproada hat geschrieben:*Cubano,LinskiundLalaladieHandreich* :D
Ich möcht da mit bei - und wollen wir jetzt nen Kreis bilden? :D
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

lalala hat geschrieben:Ich muss schon immer schmunzeln wenn jemand von "Reitkunst" spricht (jaaaaa, da kommt wieder die Schlechtigkeit hervor - aber ich stehe dazu)
Ach, dann bin ich noch viel schlechter :D
Mittlerweile bemerke ich an mir selbst nämlich eine gewisse Intoleranz (nennt es Altersstarrsinn :D ) was die Begrifflichkeit "Reitkunst" angeht. Schlicht dann, wenn ich – wie bereits in vielen Fällen geschehen – die Pferde vieler dieser Reitkünstler betrachte: Keine Oberlinie, keine Kruppenmuskulatur, dafür gern mal einen Unterhals…
Und wenn ich dann so einige Videos vor dem inneren Auge Revue passieren lasse, wird das leider nicht besser mit meiner Intoleranz. Ein Grundtempo, bei dem ich mich immer frage, ob ich gerade ein Standbild betrachte, nur Geeire von schräg nach quer, Galoppaden im wunderschönsten Vierschlag – es ist ein Dilemma :D Und ja, es ärgert mich maßlos, wenn dann solche Reiter mir erzählen wollen, wie furchtbar schrecklich und tierverachtend doch das FN-System sei. Seit wann ist es pferdefreundlich, ein Pferd jahrelang ohne Muskulatur zu reiten? Und ihm vor lauter Untertourig-Geschlappe jegliche Anmut zu rauben… grummel.
Ja, ich weiß, das ist alles subjektiv und emotional und überhaupt – ich kann aber leider nicht dagegen an, dass ich heute eigentlich nur noch Respekt vor reiterlichen Graswurzeln habe, die schlicht sagen "Mensch Leute, geht mir weg mit Kunstanspruch, ich hab genug mit meinem Handwerk zu tun"

Laut los lacht: Motte, ich wollte exakt das Gleiche schreiben mit dem Kreis - wir könnten auch unseren Namen tanzen :D
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