Pferd im Rücken locker bekommen

Rund um die klassische Reitkunst

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Mondkind
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Beitrag von Mondkind »

Ich hab das gleiche Problem mit meiner Stute, auch kurzrückig.

Ihr helfen Trab-Galopp Uebergänge oder Stangentraben. Ausserdem Abkauübungen im Stand. Zügel lang lassen ist eher kontraproduktiv, also habe ich meist eine weiche Verbindung, lasse sie aber mehrmals ZadHk zwischendurch. Momentan reite ich auch von kurz nach lang.

Auf den eigenen Sitz achten ist extrem wichtig, man muss selbst locker und ausbalanciert sein.
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Bei meinem war oder ist es weiterhin so, dass er durch seine natürliche Aufrichtung sehr leicht dazu neigt seinen Rücken wegzudrücken. (Friese)
Habe aber mit intensiver und kontinuierlicher arbeit ihn soweit, dass ich die Dehnungshaltung egal wann abfragen kann. Die Dehnungshaltung bei ihm, er dehnt sich in richtung Trense, dadruch er gelernt hat aktiv zu treten, wenn er sich denht, kommt er somit auch nicht auf die Vorhand und habe somit meinen schingenden Rücken. Er macht das wirklich schon sehr gut! War auch ein ganzes Stückchen arbeit, aber das wird eh nie aufhören, denn wer ist schon perfekt :lol:
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

So, hat länger gedauert, aber jetzt kann ich wieder was zum Thema schreiben:
Nachdem mein Pferd sich beharrlich gesträubt hat, wirklich über den Rücken zu laufen und dafür den Kopf schön tief zu nehmen, und zwar auch bei einer Bereiterin, die daraufhin meinte, das hätte sie bei vielen Arabern erlebt, und nur übers Reiten bekäme ich sie nie dazu, ordentlich über den Rücken zu laufen, weil sie einfach nicht genug nachgibt, habe ich die Variante gewählt, gegen die ich mich so lang gesträubt habe: mit einer Art modifizierter Dreieckszügel ausgebunden, erst locker und dann immer kürzer, bis sie Zug im Maul bekam, wenn sie mit dem Kopf zu hoch kam (aber wirklich nur dann, sonst war die ganze Konstruktion locker). So habe ich sie dann 1-2x am Tag für 10-15 Minuten longiert - und der Knoten ist irgendwann geplatzt. Das Schimmeltier hat begriffen, dass sie den Rücken locker lassen kann und dass das viel angenehmer ist. Bei ihr waren hohe Kopfhaltung und Rücken fest halten so fest verknüpft, dass es nicht anders ging. Diese Losgelassenheit unterm Sattel beizubehalten, da arbeiten wir noch dran (ohne Hilfszügel), aber ich habe momentan öfter dieses wunderbare Feeling, auf Wolken zu schweben, weil das Pferd wirklich locker ist.
Manchmal sind Hilfszügel gar nicht so schlecht - vor allem, wenn man jemanden findet, der damit umgehen kann. Das Schimmeltier sieht jetzt viel zufriedener unterm Sattel aus.
8)
horsman
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Beitrag von horsman »

ehrlich gesagt finde ich diese Ausbindevariante für diesen Zweck wenig geeignet. Ein Chambon dagegen schon eher.

Seitengänge an der Hand (Übertreten auf Kreisen) bringen auch oft den gewünschten Effekt, dass das Pferd den Hals mal fallen läßt und dafür seine Rückenmuskeln entspannt, sodass sie nach und nach gedehnt werden können.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Seitengänge haben leider gar nichts gebracht - wenn Pferd will, geht das auch mit festgehaltenem Rücken.
Chambon ging nicht, das war unsere erste Wahl. Deshalb die Dreieckszügel. Wir haben uns schon gut überlegt, was wir machen. Bei anderen Pferden mag es anders gehen - hier sind wir auf diesem Weg zum Ziel gekommen. Die Bereiterin bildet seit 25 Jahren Araber aus, und mein Schätzchen ist 9 und hat genug Zeit gehabt, sich diese "Unsitte" mit dem festgehaltenen Rücken anzgewöhnen. Das Schema zu durchbrechen und ihr zu zeigen, dass es auch anders geht, das war unser erstes Ziel. Vielleicht nicht sehr elegant, aber ich finde Dreieckszügel mittlerweile nicht mehr so schlimm - kommt drauf an, wie man sie verschnallt.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Verrätst du uns auch, wie genau der modifizierte Dreieckszügel aussieht? *liebguck*
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Cathy1603
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Beitrag von Cathy1603 »

Gamina hat geschrieben:Seitengänge haben leider gar nichts gebracht - wenn Pferd will, geht das auch mit festgehaltenem Rücken.
Ich denke da wart ihr vielleicht nicht ganz konsequent oder habt etwas falsch gemacht? Stangenarbeit ist auch ganz toll für Hüftmuskulatur lösen usw.

:wink:
"Der Pferdemensch mit der ganzen Vollkommenheit seiner Kunst bringt sein Leben damit zu, diese Unvollkommenheit zu korrigieren" - (D'Auvergne)

Liebe Grüße
Cathy und Julbrich
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Modifizierte Dreieckszügel: nicht laufend, sondern 2 Paar Zügel; 1 Paar in Höhe der Ringe beim Sattel befestigt , 1 Paar handbreit unterhalb des Sattelblattes (also ähnlich wie Ausbinder) befestigt. Beide so locker, dass das Pferd in korrektem v/a laufen kann, aber weder zu hoch noch zu weit vor kann. Die laufende Variante ging anfangs nicht, weil sie da den Kopf immer noch hochreißen konnte und das auch genutzt hat, um sich zu entziehen. Wie gesagt, nicht elegant, aber Zweck erfüllt.
Das Problem beim Araber ist das "hirschen": Kopf hoch und weg. Dazu "schnickt" mein Schimmel noch gern mit Kopf und Hals, brauchte also die seitliche Begrenzung. Deshalb ging es mit dem Chambon nicht.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

:kopfkratz:
Hä? Also praktisch wie zwei Paar Ausbinder? Versteh das noch nicht ganz...
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Kann man sich so vorstellen. Der Obere war so locker, dass ein Strecken noch möglich war, der untere so locker, dass sie den Kopf normal tragen konnte, nur nicht total hochreißen. War aber nur für die ersten Male, dann haben wir richtige Dreieckszügel oder genauer Laufferzügel genommen. Die Zügel waren einzeln und wurden auf 2 Arten verschnallt:
1. vom Gurt zwischen den Vorderbeinen durch zur Trense und wieder seitlich an den Gurt in Höhe des Buggelenkes ;
2. vom Sattel in waagerechter Linie zum Pferdemaul, durch den Trensenring und zurück zum Gurt, seitlich auf Höhe des Buggelenkes befestigt.

Die 1. Variante verhindert ein Herausheben des Pferdes, was bei meiner sehr wichtig war. Sie konnte den Hals fallen lassen und den Rücken aufwölben.
Die 2. Variante gibt mehr seitliche Führung, ist allerdings nichts zum Lockern des Rückens und kam erst im späteren Stadium, als sie etwas mehr untertreten sollte.
RioNegro
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Beitrag von RioNegro »

Jetzt muss ich mal ganz doof fragen:
worin habt Ihr den Vorteil dieser "modifizierten" Dreieckszügel gesehen?
Irgendwie versteh ich das grad nicht ganz. Glaub ich.
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

@RioNegro
Die unterschiedliche Verschnallung (ist beides nichts ungewöhnliches und gibt es seit Jahren) oder dass wir am Anfang keinen durchgehenden Zügel genommen haben? Letzteres beruht schlicht darauf, dass das Pferd mit der laufenden Zügelvariante erst Probleme hatte und locker verschnallt beim Buckeln fast in die Zügel kam. Sprich: Kopf runter und hinterm Zügel, Zügel schlackert. Deshalb "starre" (hatten Gummizug an den Enden) Zügel, damit sie von oben nicht zu weit abtaucht, und von unten nicht zu hoch kommt. Enger verschnallt, also ohne Schlackern fand meine Stute am Anfang nicht akzeptabel. Das hat sie zu stark mit dem Hals in die Tiefe gezwungen, was sie um keinen Preis wollte. Also haben wir probiert, was sie akzeptabel findet und womit wir erreichen, was wir wollen: ihr zu zeigen, dass es besser ist, den Hals fallen zu lassen und ihn zum Tragen zu nutzen.
Ist das verständlich? :wink:

Meine Stute geht in sehr hoher natürlicher Aufrichtung, ist stark bemuskelt und sehr kurz im Rücken, was es ihr leider ermöglicht, den Rücken ohne Probleme festzuhalten. Und ihr Temperament tut ein Übriges. Was sie nicht will, das macht sie nicht - und den Hals fallen lassen wollte sie auf gar keinen Fall. Ich war bei verschiedenen Reitlehren und Kursen. Keiner konnte mir helfen, sie dazu zu bringen, den Hals fallen zu lassen. Die meisten haben ihre hohe Aufrichtung gut gefunden und immer gemeint, ich solle sie schön von hinten an den Zügel reiten. Das hat (im Nachhinein gesehen) das Problem nur verstärkt. Und wenn ein Pferd nicht locker lassen will, weil es darin keinen Sinn sieht, dann helfen auch keine Stangen und keine Seitengänge - meine Erfahrung, denn das habe ich jahrelang versucht. Auch konsequent - aber mein Pferd war noch etwas konsequenter. Jetzt hat sie gemerkt, dass es sie nicht umbringt, den Hals fallen und den Rücken locker zu lassen und somit rückenschonend zu tragen - ich bin unendlich froh darüber und Janine sehr dankbar dafür. Unter dem Sattel arbeiten wir natürlich auch weiter in Seitengängen und mit Stangen - aber jetzt eben mit einem Pferd, das locker lassen kann.
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