Pferd im Rücken locker bekommen

Rund um die klassische Reitkunst

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Gamina
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Pferd im Rücken locker bekommen

Beitrag von Gamina »

Hi,
über die Suchfunktion bin ich nicht richtig fündig geworden - deshalb meine Frage: wie bekomme ich ein kurzrückiges Pferd locker im Rücken? Beim letzten Kurs wurde mir gesagt, mein Pferd wäre viel zu fest im Rücken :oops:
Durfte dann ohne Sattel reiten und habs auch gemerkt. Der Sattel passt und sie hat (noch) keine Probleme im Rücken. Ist ein "Hochrechteckpferd".
Tip war, sie mehrmals in der Woche mit Chambon zu longieren und unter dem Sattel erst mal wieder 3 Schritte zurück zu gehen und am v/a zu arbeiten - bis der Rücken locker ist.
Habt ihr noch Tips, wie ich meinem Pferd das v/a "erleichtern" kann? Sie läuft mit hoher natürlicher Aufrichtung - und Kopf runter findet sie total doof. Stangen am Boden ignoriert sie bzw. schaut nicht groß runter - trifft die Stangen aber auch nicht.
Freu mich über Anregungen. Danke!
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Newton
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Beitrag von Newton »

Bei meinem Haflinger - auch sehr kurzrückig und gerne mal ziemlich fest (allerdings ohne das Problem des hohen Kopfes) - hilft Galopp. Zum einen häufiges Angaloppieren, aber auch längerer Galopp am Stück...
Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass Rücken, Zähne etc. o.k. sind. Den Ratschlag bekam ich von der Osteopathin meines Vertrauens - der Erfolg war/ist erstaunlich. (meine ganz aktuelle Erfahrung)
LG, Nicole und der Zauberer von Oz
Warren

Beitrag von Warren »

Zum Rücken lockern hilft bei meinem Vollblut v/a in einem flotten Trab. V/a im Galopp hilft auch, es fällt ihm aber deutlich schwerer. Er ist auch so ein Pferd dass Kopf runter doof findet. Um ihm das v/a zu 'erleichtern', spiele ich deswegen manchmal ganz leicht mit dem Zügel. Da fängt er dann meistens an zu Kauen und nimmt den Kopf runter. Bei ihm ging das v/a aber nicht von heute auf morgen, es hat ziemlich lange gedauert bis er verstanden hat dass Kopf runter auch schön sein kann.

Was auch helfen kann ist eine kleine Gymnastkreihe zu springen, viele Pferde werden dadurch im Rücken locker. Dass hilft aber auch nicht bei allen Pferden, manche (wie meiner) verspannen sich dabei nur nochmehr.

Mit longieren habe ich nicht viel Erfahrung, ich denke aber dass es hilfreich sein könnte mit einem Chambon zu longieren, da er dann auch lernt den Kopf runter zu nehmen.
padruga
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Beitrag von padruga »

Ein Cambon verursacht nur dass der Kopf nicht zu hoch genommen wird, hat aber kaum Einfluss auf die Lockerheit des Rückens. Dazu finde ich es sinnvoller, jegliche Einschränkung eher zu vermeiden und alle Hilfen dazu eher "bittend", einladend zu geben statt über begrenzende Hilfszügel jeglicher Art.
Grundvoraussetzung wäre für mich erst einmal das Herstellen von innerer und körperlicher Gelöstheit. Danach ist das Vorgehen je nach Pferd verschieden. Für manche Pferde ist der Galopp gut, für andere wieder etwas anderes (z.B. untertouriger Trab, Schlangenlinien...).
Wichtig finde ich dabei auch die ständige Überprüfung des eigenen Sitzes: Meistens mangelt es einem an der Fähigkeit im richtigen Moment sofort den Rücken zu entlasten. Vor allem bei den Übergängen ist es oft wichtig sehr schnell den Rücken -kurzfristig aber sehr schnell- frei zu machen. Wenigstens für 2-3 Schritte. Oder bei Paraden nicht schwerer einzusitzen, sondern anfangs den Rücken eher zu entlasten.
Lala
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Beitrag von Lala »

Meine läuft vermeintlich von selbst in einem recht ordentlichen v/a. In Tat und Wahrheit kann sie dabei aber trotzdem fest im Rücken bleiben, der Schwung der Hinterhand bleibt dann irgendwo in der Mitte stecken...

Geholfen haben bei ihr viel Biegen und vor allem Seitengänge. Aber auch da nicht lange gleich sondern immer wieder wechseln zwischen Ansätze von SH und KH in beide Richtungen. Die Lockerheit kommt eher durchs umstellen...
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Mein Wallach wird gut locker im Rücken, indem wir oft angalöppeln; das auch schon recht frühzeitig. Bei unserer Stute ist untertouriger Trab besser.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Biggi07
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Lockern im Rücken

Beitrag von Biggi07 »

Viel Schritt lange und gut seitwärts am Boden (Schulterherein/Traver) auch im Schritt. Viele Volten viele 8ten und ganz viel Schlangenlinien, daß sich Dein Pferd geschmeidig macht. Und unter dem Reiter dies 20 Minuten am Stück nachreiten. Danach müßte der Rücken "lose" sein. Verzeih den Ausdruck. Einfach schwingen wie Wackelpuddig.

Manchmal muß man sich selber zurücknehmen um zu erreichen, was man sich innerlich vorstellen kann.

Sag mir doch mal bescheid, wie es war!

Habe selber auch so ein Pferdchen und das ist dann meistens Goldes wert.

Herzliche Grüße Biggi
Menschen, wenn ihr Vorschriften macht, so macht sie doch so, daß sie euch keine Schande und den Tieren keinen Schaden zufügen! (Wolstein)
padruga
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Beitrag von padruga »

Manchmal muß man sich selber zurücknehmen um zu erreichen, was man sich innerlich vorstellen kann.
Schöner Satz!
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Danke für eure Tips!
Also lieber nicht mit Hilfszügel longieren.
Ich reite sie viel in Seitengängen und auf gebogenen Linien. Hab selber gar nicht gemerkt. dass sie den Rücken noch so fest hält. Sie hat eine gute Selbsthaltung, und das "Schummeln" mit dem Rücken ist im Galopp aufgefallen - weil sie da nicht so weit untertritt wie sie könnte. Daraufhin kam die Anmerkung, dass sie im Rücken zu fest ist.
Dann werde ich jetzt noch intensiver Biegungen reiten und Seitengänge im Wechsel einbauen. Allerdings lieber nicht täglich - sonst bekommt sie einen "Platz-Koller". Vor dem Ausritt wäre sicher sinnvoller als danach, aber danach ist sie zumindest entspannter. Was meint ihr?
Ich hätte gern eine 2km lange "Rennbahn", um sie langsam und gleichmäßig galoppieren lassen zu können. Dann wäre sie zumindest mental entspannt.
LG, Anette
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Vielleicht sogar Seitengänge in den Ausritte einbauen :D
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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smilla
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Beitrag von smilla »

Wie reagiert sie denn aufs Zügel aus der Hand kauen? Folgt sie dem Zügel oder reißt sie ihn dir aus der Hand? Ich finde das ein wichtiges Mittel (in Verbindung mit einem aktiven Hinterbein), um die Dehnungshaltung zu entwickeln.
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
Seunig
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Stimmt, Seitengänge gehen auch auf Feldwegen :D
Sie folgt dem Zügel meist schön in die Tiefe - hängt davon ab, wie viel wir gearbeitet haben. Klappt erst gut nach wenigstens 20-30 Min. Tempowechsel, Schlangenlinien etc.

Warum ist den Rücken fest halten fürs Pferd bequemer als lang machen? Eine Frage der inneren Anspannung?

Sie hat nachgewiesenermaßen kein Rückenproblem - mehrere Chiropraktiker meinten, sie wäre sehr schön beweglich in Hals-Schulter-Bereich; Rücken ist gut bemuskelt, Bauch ist straff, ab und an leichte Blockaden im Bereich der Lendenwirbelsäule (lass ich 2x/Jahr routinemäßig überprüfen, weil das beim Anreiten Probleme gemacht hatte).
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Gamina hat geschrieben:Danke für eure Tips!
Also lieber nicht mit Hilfszügel longieren.
Ich reite sie viel in Seitengängen und auf gebogenen Linien. Hab selber gar nicht gemerkt. dass sie den Rücken noch so fest hält. Sie hat eine gute Selbsthaltung, und das "Schummeln" mit dem Rücken ist im Galopp aufgefallen - weil sie da nicht so weit untertritt wie sie könnte. Daraufhin kam die Anmerkung, dass sie im Rücken zu fest ist.
Dann werde ich jetzt noch intensiver Biegungen reiten und Seitengänge im Wechsel einbauen. Allerdings lieber nicht täglich - sonst bekommt sie einen "Platz-Koller". Vor dem Ausritt wäre sicher sinnvoller als danach, aber danach ist sie zumindest entspannter. Was meint ihr?
Ich hätte gern eine 2km lange "Rennbahn", um sie langsam und gleichmäßig galoppieren lassen zu können. Dann wäre sie zumindest mental entspannt.
LG, Anette
Das was du beschreibst trifft auch auf meine Stute zu. Mir hat mal eine Tierärztin gesagt, dass gerade Pferde mit kurzem Rücken eine hohe Versammlungsbereitschaft haben und sie dadurch auch eine bessere Selbsthaltung haben. Sie mogeln da aber scheinbar gerne und machen den Rücken fest. Somit fliesst die Bewegung nicht mehr von der Hinterhand über den Rücken bis ins Genick durch.
Weiteres meinte sie, dass Pferde mit kurzem Rücken "länger" in der Lage wären Gewicht mit einem festen Rücken zu tragen als Pferde mit langem Rücken.

Ich denke es gibt hier bei kein Geheimrezept. Ich habe es bei meiner Stute auch noch nicht 100 %ig gefunden. Bis dato bekomme ich sie locker durch Reiten in Stellung, Zügel aus der Hand kauen lassen.
Abkauübungen im Stand. Schenkelweichen, Schulterherein nur kurz reiten und dann sofort wieder gerade aus schicken und Zügel aus der Hand kauen lassen.
Wie gesagt, sicher kein Allgemein Rezept, aber bei meiner funktioniert das momentan sehr gut.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
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Gamina
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Beitrag von Gamina »

Am WE hat mir ein älterer Herr ähnliches gesagt. Er meinte, das wäre das größte Problem der kurzrückigen Pferde, vor allem wenn sie dann auch noch gut bemuskelt sind - sie können den Rücken festhalten und machen das auch, weil es ihnen leichter fällt, als den Hals zu strecken. Das machen sie im Wechsel mit durchhängen lassen - was sich manchmal wie locker anfühlt, es aber nicht ist.
Er sagte, sie hätten diese Pferde früher viel Trab/Galopp-Übergänge im Gelände gehen lassen und klettern (aber richtig, Sandberge hoch - muss mal die nächste Sandkuhle lokalisieren :D ).

Ich werde die nächsten Wochen mal probieren und weiter berichten.
Gestern an der Hand habe ich versucht, sie schön kauend zum Hals strecken zu bekommen - da steckt noch viel Arbeit drin.
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Gamina hat geschrieben:Warum ist den Rücken fest halten fürs Pferd bequemer als lang machen? Eine Frage der inneren Anspannung?
Bequemer und gesünder ist es keinesfalls. Aber hier liegt oft der Hund in der ganz frühen Ausbildung begraben, wenn das junge Pferd nicht sorgfältig die Dehnungshaltung lernt. Und dann kommt eben das zum Tragen, was hier oft erwähnt wurde: kurzrückige Pferde können sich schön durchs Leben schummeln, wenn sie den Rücken "nur" versteifen, anstatt korrekte V/A zu gehen. V/A ist nämlich anstrengend.
Udo Bürger schreibt in der "Vollendeten Reitkunst" hierüber.

Bei meinem hochbeinigen und kurzrückigen Friesen hatte ich auch das Problem. Auch wenn es zu dem Zeitpunkt gegen meine Überzeugung war, geholfen hat mir das Warmreiten in einem frischen Arbeitstrab, eher etwas über Tempo. Zügel nicht wegschmeißen, sondern Anlehnung anbieten und Stück für Stück im Rahmen der Dehnungsbereitschaft des Pferdes vorlassen. Mit anderen Worten: ich habe ihn anfangs von kurz nach lang geritten und greife hierdrauf heute auch immer wieder zurück, wenn er zu Beginn Mühe mit der Losgelassenheit hat.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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