Wo fängt Rollkur an?

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ich ruf das A-Video nicht auf. Sonst meint sie nachher noch, es müsse ja gut sein, wenns soviele Leute anschauen :roll: Oder man müsste es gleich entsprechend "bewerten" :twisted:
Ich schließ mich auchmal Anchy an.
Es grüsst ottilie
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Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Gast2

Beitrag von Gast2 »

danke für den Anky Link. Das find ich ja echt spannend, was sie erklärt.
"method for Top-Sport".
Aha.

interessant, dass sie mit "direct rein" reitet, und die diagonale Hilfe inneres Bein gegen äußeren Zügel als nciht notwendig erachtet. Sozusagen Hand ohne Bein, Bein ohne Hand. *brechweg*

und: man beachte, wie mühelos sie die Nase des Pferdes an die Brust bekommt. Ich würde alles wetten, dass genau das ist, was dann nach FEI als zulässig für LDR erachtet wird, womit wir wieder genau so weit sind, wie immer nach diesen denkwürdigen Sitzungen in Lausanne.

Wahrscheinlich wird Lausanne in 100 Jahre in der REiterwelt genau so traurig bekannt sein wie Waterloo.
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Ich finde das Aufweichen dessen was als Rollkur in Deep and Round bezeichnet wird erschreckend.
Ziehe ich die Rübe runter- egal was ich damit erreichen will- finde ich das nicht reell und schon gar nicht Richtlinienkonform, ganz im Gegenteil.
Noch mal deutlich, für die die mich falsch verstehen. Ich zeige keineswegs mit den Fingern auf die Reiter, deren Pferde mal zu tief kommen, ich verurteile aber, dies als Methode rechtfertigen zu wollen, um Wege abzukürzen.
Argumente, nur so "an den Rücken zu kommen" sind für mich Selbstbetrug. Vielmehr sollte es dann heißen " ICH kann es leider nicht besser".

Liebe Grüße
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
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horsman
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Beitrag von horsman »

d´accord, rollkur fängt da an, wo man bewußtes hdS als Methode betreibt. und ich kann immer noch begreifen, wofür das nützlich sein soll, weil man nur den hals bearbeitet, nicht aber die hinterbeine.

zum anky-video:
bis ende der 5. minute hab ich gar nicht mal viel zu meckern. auch was sie zur hilfengebung anmerkt passt sogar zur legerete (nichts tun, wenn es nichts zu tun gibt, die dinge einfach halten usw.). wohl jedoch wäre das losschnallen des nasenriemens hier sehr interessant und aufschlussreich. man sieht nämlich nie ein gut tätiges maul.

dann ab 6. minute fängt sie mit rollkur an. sie rechtfertigt sich damit, dass sie als topreiter das richtig mache und reiter auf niedrigerem niveau sollten das besser nicht machen. informativer fürs publikum wäre mal gewesen, was der unterschied zw. "richtiger" und "falscher" rollkur wäre, wenn sie schon anleitung dafür gibt. leider fehlanzeige. deswegen ziemlich unverantwortlich.

desweiteren kann ich keinen gymnastischen effekt erkennen, außer für die halsdehnung. was aber passiert hinter dem sattel, wo die musik spielt? nichts! desweiteren redet sie zwar davon nicht an den zügeln zu ziehen, schaut man aber auf die ellenbogen, tut sie es doch. auch hier wäre ein offener nasenriemen mal ein guter indikator, ob das was sie redet tatsächlich das ist, was sie da tut.

mE wäre ein offener nasenriemen, die suche nach guter maultätigkeit, das belassen der nase vorne und das genick oben und dann aber arbeiten der hinterhand klar der bessere weg und die bessere gymnastik.

ich frag mich allen ernstes, warum sie das nicht so machen. entweder beherrschen sie es nicht, oder aber "ihre" methode führt tatsächlich zu besseren ergebnissen im sinne der turnieranforderungen.
Zuletzt geändert von horsman am Mi, 24. Feb 2010 23:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

horsmän hat geschrieben: bis ende der 5. minute hab ich gar nicht mal viel zu meckern. auch was sie zur hilfengebung anmerkt passt sogar zur legerete (nichts tun, wenn es nichts zu tun gibt, die dinge einfach halten usw.).
Ja, diese Aussage hat mich auch überrascht. Kann es sein, das davon auf Prüfungsvideos nicht mehr viel zu sehen ist, oder täusche ich mich? Da sieht das immer viel angestrengter aus. Aber der Ansatz ist ja gut.

Zum Rest ist wohl alles gesagt

8)
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
horsman
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Beitrag von horsman »

ja, denke auch, dass sie in ihren cliniks eher vorzeigerollkur vorführt und beim abreiten zur prüfung, wenn die nerven blank liegen, sieht das dann noch viel weniger "nett" aus.

sie ist ja sicher auch bemüht ihren ruf in der öffentlichen wahrnehmung bei der vermehrt aufkommenden kritik zu verteidigen und nicht als tierschinder in verruf zu kommen. sponsoren und so . . .
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Susanne, das Augenmerk liegt immer in der Bearbeitung der Hinterhand. Es mag gut sein, dass es Ausnahmen von Ausnahmen gibt, aber ich finde es erschreckend, wenn sich hier eben die Grenzen so aufweichen (wie schon ein User vor mir gepostet hat) und noch dazu in einem Forum, das sich die klassiche Reitweise auf die Fahnen schreibt. Wir reden hier nur über die Theorie und da sollte man sich an das Ideal halten. Ich verstehe Deine Argumentation nicht, da ich Dich so nicht einordnet hätte?

Man kann durchaus etwas gut finden, aber sich im Netz doch so deutlich dazu zu äußern, kann auch völlig falsch aufgefasst werden und falsch rüberkommen, davon gehe ich jetzt mal aus.

ich stimme der Aussage zu, dass es eine fadenscheinige Ausrede ist, nur so würde man den Rücken bekommen (sei es jetzt mit HdS oder Rollkur), dann soll man sich bitte eingestehen, dass man es anders nicht kann oder eben sein lassen.

Nichts am bewussten Reiten HdS wird besser mit der Aussage, dass es "das geringere Übel" sei. Vergleiche mit Schlechterem macht das Schlechte nicht besser.

In jedem anderen Forum würden mich diese Beiträge wohl eher nicht entsetzen, hier tun sie es.

Es wird immer kopforientierter, alle Welt schaut auf den Kopf, wo was ist, wie und welcher Nasenriemen (horsmän, auch Deine Beiträge sind immer sehr kopforientiert). Gutes Reiten beginnt an der Hinterhand und endet dort. Ich stelle die These auf, dass es sehr viel weniger Probleme gibt, wenn die Reiter sich auf den Motor hinten konzentrieren würden, die Fehler zuerst im Sitz/Hilfengebung und dann in der HH suchen würden, als alles und jedes am Maul oder Kopf korrigieren zu wollen. :roll:
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich habe mir beide Teile des Videos angesehen. Es gibt durchaus positive Sequenzen, vor allem in Part 1 die ersten Minuten. Auch ihre Erklärungen sind erschreckend simpel und logisch.

Sie betont sehr oft, dass sie Profireiterin ist und nur sehr gute Reiter und Profis diese Methode anwenden sollen.

Nun, dann bin ich jetzt einfach beruhigt, denn ich bin kein Profi, auch kein sehr guter Reiter. In meinem Umfeld gibt es diese Profis auch nicht und wenn sind sie wohl keine, weil sie so nicht reiten, also tangiert mich die ganze Geschichte wohl gar nicht.

Sturm im Wasserglas?
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ Bernie: Klar, mit der Hinterhand gebe ich Dir völlig recht. Mich stört nur, daß Dinge so undifferenziert gesehen werden. Jemand - selbst wenn er bewußt leicht HdS reitet rollkurt eben noch nicht. Rollkur geht IMO tiefer und runder los. Natürlich ist weder noch das klassische Ideal. Aber dennoch gibt es Abstufungen, Grautöne, Unterschiede, wie auch immer man das nennen will.
Liebe Grüße
Susanne
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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Ich gebe Dir insofern recht, dass ein HdS keine Rollkur ist, aber deshalb wird das bewusst tief und eng einstellen (HdS) nicht besser oder gar legitimiert. Deshalb fand ich Deine Argumentation im vorletzten Beitrag schwierig. Danke für die Erklärung.
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Beitrag von esge »

Eine "Reitlehre" a la AvG stellt die Reitlehre, im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf.
Und überall wo Pferde bewusst (!) auf den Kopf gestellt werden, fängt für mich Rollkur an. Dann ist es eben noch keine schlimme Rollkur. Es spielt nicht so eine große Rolle, wie stark ein Pferd eingerollt wird, sondern der Gedanke dahinter ist wichtig. Denn auch bei Rollkur light wird die funktionelle Anatomie des Pferdes übergangen. Das macht das Pferd nicht gleich kaputt - aber nützen tut es ihm auch nichts. Und Dressur sollte doch dem Pferd nützen - dachte ich. Reden wir nicht immer vom Gymnastizieren? Wozu bitte ist das Kringelreiten im Sandkasten sonst gut? Ok, es macht auch Spaß (mir zumindest und meistens), aber WENN wir schon behaupten, dass es auch gut fürs Pferd ist, dann müssen wir auch möglichst immer - im Rahmen unserer Möglichkeiten - dafür sorgen, dass biomechanische Grundsätze auch befolgt werden.
Vermutlich hat so gut wie jeder Reiter in der Praxis schon mal länger oder kurzfristig Methoden angewandt, die dem nicht entsprechen. Wenn ein Pferd ständig glotzt und unaufmerksam ist, verflixt nochmal, da habe ich auch schon mal gelegentlich einen Kopf runtergezwungen und gesagt, dass die verdammte Rübe jetzt mal bleibt wo sie ist. Leider sind das immer emotionale Verzweiflungstaten, wo aus Dressur Domptur wird. Gut, dann atmet man mal tief durch und reitet hoffentlich gescheit weiter. Und gesteht sich ein, dass das eben im besten Falle eine Disziplinierungsmaßnahme war, aber sicher keine Gymnastik. (nicht, dass Disziplinierungsmaßnahmen nicht mal gelegentlich nötig sein können...)
Und mit "Methode" sollte man da nicht kommen. Und schon gar nicht mit "Profi-methode". Diese Praktiken sind immer Zeichen der Hilflosigkeit für mich und wo sie methodisch werden ein Zeichen, dass es nicht ums Pferd geht sondern um ein Ziel, das mit allen Mitteln zu erreichen ist. Dann ist das Pferd für die Dressur da und nicht mehr die Dressur fürs Pferd.
Loslassen hilft
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Susanne, was wäre denn die Differenzierung? Gezielt leicht HdS ein wenig Rollkur,Rollkurlight sozusagen? Was bezwecke ich damit leicht hinter die Senkrechte einzustellen, was ich dann hinterher wieder korrigieren muß.
Nein, ich bleibe dabei, man betrügt sich damit selbst auf Kosten der Pferde.

Liebe Grüße
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Unbek. Ecuyer
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Beitrag von Anchy »

esge hat geschrieben: . Leider sind das immer emotionale Verzweiflungstaten, wo aus Dressur Domptur wird. Gut, dann atmet man mal tief durch und reitet hoffentlich gescheit weiter. Und gesteht sich ein, dass das eben im besten Falle eine Disziplinierungsmaßnahme war, aber sicher keine Gymnastik. (nicht, dass Disziplinierungsmaßnahmen nicht mal gelegentlich nötig sein können...)

.
Esge, das finde ich ist ein ungemein wichtige Aussage. Eine klare Abgrenzung zu der "Reitlehre" an sich zu ziehen.


Anchy
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Esge - guter Beitrag!
Zur emotionalen Hilflosigkeit kommt dann wohl oft auch noch die körperliche dazu... reiten mit Anschnallriemen gibts halt leider noch nicht :?
Es grüsst ottilie
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Beitrag von Tipolino »

Hab letztens mit einer Freundin telefoniert, die macht grade Praktikum in Ansbach und da war wohl kürzlich erst ein Kurs, bei dem sie zugesehen hatte und meinte, als die Reitlehrerin sagte (ich weiß leider nicht mehr wie die hieß - tut ja auch nichts zur Sache):
"so und jetzt stell ihn doch zum Schluß der Stunde tief ein, damit der Rücken wieder nach oben kommt"
musste sie gehen weil sie sich auch dachte (wie ich als ich das gehört hab) warum man denn zum Schluß der Stunde den Rücken wieder hochholen muss und wo der denn während der ganzen Reiteinheit war.

DA fängt für mich die Rollkur an, nicht im Sinne von Unterdrückung sondern man lernt scheinbar im Moment von Anfang an dass das ein wichtiges Mittel sei um den Rücken "wiederhochzuholen" und "aufzumachen".
Zuletzt geändert von Tipolino am Do, 25. Feb 2010 09:12, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Sandra


*Irgendwas ist immer*
*Jeder hat das Pferd das er verdient*
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