Marc de Broissia, 28./29.11.2009 in Wangen/Allgäu

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Josatianma
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Marc de Broissia, 28./29.11.2009 in Wangen/Allgäu

Beitrag von Josatianma »

Kurs mit Marc de Broissia am 28. und 29.11. im Allgäu

Wir kamen am Nachmittag in einer schönen neuen Reitanlage in Wangen i. Allgäu an und konnten noch vier Reitern zuschauen. Diese ritten sehr unterschiedlich.

Vorgestellt wurde ein 5-jähriger Andalusierhengst, sehr barock und mächtig und aufgeregt.
Hier sah MdB sofort, dass er zu "eng" geritten wurde und er nach oben in eine schöne "Gebrauchshaltung" kommen solllte, da er vom Gebäude her wahnsinnig mächtig war und einen kurzen Hals hatte.
Die Reiterin sollte, wenn er zu tief kam, mit der Hand nach oben und vor gehen. Der Hengst verkroch sich nicht mehr und die Nase kam schön vor die Senkrechte. Der Hengst war auch über Tempo unterwegs. Die Reiterin sollte weniger Bein benutzen und sich vermehrt reinsetzen bzw. schwer machen. Das funktionierte dann auch sehr gut, so dass das Pferd einen schönen raumgreifenden Schritt zeigte. Bei der Reiterin korrigierte MdB vermehrt die Ellbogen, die viel zu weit vom Körper weg waren.
Auch empfahl er ihr, den Hengst nicht in zu tiefes v/a zu reiten, höchstens bis Brustlinie.

Als nächstes kam ein 9-jähriger Warmblutwallach, Springpferd, der am Anfang sehr deutlich über dem Zügel ging und eine schwache Hinterhand hatte. Aber ein ganz feines, liebes Pferd.
Hier musste sehr viel am v/a gearbeitet werden und am Schenkelweichen, da der Wallach das absolut nicht konnte. Wobei er dann nach einigen Malen Üben das Schenkelweichen bei einigen Tritten wirklich super machte.
Das Witzige war, dass der Wallach beim Aufsteigen nicht stehen blieb und MdB darauf bestand, so lange auf- und abzusteigen, bis er stehenbleiben würde. Er begründete dies mit der Sicherheit für die Reiterin. So wurden ca. 5 Minuten verwendet, um das Problem zu beseitigen.
Der Wallach hatte ziemlich raumgreifende Bewegungen, was die Reiterin annahm und ihrn Sitz beeinträchtigte, weil sie ziemlich stark mit dem Becken mitging. Sie "kauerte" sehr im Sattel, so dass MdB mit ihr an ihrer Aufrichtung arbeitete.
Im Trab sollte sie weniger mit dem Bein machen, da der Wallach, wenn man ihn zu sehr vorwärts schickte, sich immer in die Vorderhufe trat. Nach einiger Zeit kam er in ein sehr schönes v/a.
Dann wurde angaloppiert. Hier hatte MdB vermehrt das Augenmerk darauf, dass das Pferd beim Angaloppieren den Kopf unten behielt, da es immer den Kopf beim ersten Galoppsprung nach oben warf. Die Reiterin ging beim ersten Angaloppieren nicht mit der Bewegung mit. Auch dieses klappte dann immer besser.

Dann kam ein 22-jähriger Warmblutwallach, sehr lang im Rücken und mit einem falschen Knick im Hals.
Hier schnallte MdB erstmal den Sperrriemen raus und machte das schwedische Reithalfter weiter, so dass der Wallach genüsslich zu kauen begann.
Auch hier korrigierte er wieder den zu eiligen Schritt, weniger Bein und Hand nicht in Tendenz zurück, sondern vermehrt Hand vor.
Die Reiterin saß nicht mittig auf dem Pferd, immer mit Tendenz nach rechts, so dass automatisch der innere Schenkel ca. 20 cm hinter dem Gurt landete. Der Wallach quittierte diesen Sitzfehler damit, dass er mit der Kruppe nach innen lief.
Das Pferd sollte mehr im Schultervor geritten werden, damit die Hinterhand auf den Hufschlag kommt. Auch wurde immer wieder im Schultervor angetrabt und angaloppiert.
MdB wies auch auf den nicht perfekt gerittenen Zirkel hin, bei dem die Reiterin immer wieder 5 Meter geradeaus ritt und dadurch der Zweck verloren ging: Das Pferd mehr zu biegen und die innere Hinterhand mehr zum Schwerpunkt zu führen. Sie solle von Punkt zu Punkt reiten, so dass der Zirkel schön rund und die Biegung besser wurde.
Ebenso wurden die unruhigen Unterschenkel der Reiterin angesprochen. Durch die Unruhe stumpft das Pferd ab und kann keine konkreten Schenkelhilfen mehr wahrnehmen.

Zu guter Letzt kam ein wunderschöner, 6-jähriger Andalusierhengst, auch sehr schön barock, aber feiner als der erste und mit tollen Bewegungen.
Uns kam es so vor, als hätte die Reiterin nicht sehr viel Erfahrung, außerdem hatten wir den Eindruck, sie hätte ziemlichen Respekt - wenn nicht sogar ein bisschen Angst - vor diesem Pferd, obwohl der Hengst augenscheinlich keinen Anlaß zur Sorge gab.
Aber auch hier war MdB sehr darum bemüht, der Reiterin das Richtige zu vermitteln. Hauptsächlich ging es darum, dass das Pferd bzw. die Reiterin geradeaus ritt, korrekte Volten und Hufschlagfiguren machte.
Aufgrund eines vermehrten Rechtssitzens ging das Pferd auf der linken Seite immer wieder auf dem Zirkel zur Bande hin nach rechts auf den Hufschlag. Das hatte er wohl ausgetestet und machte es immer wieder.
Also sollte sie sich mehr nach innen drehen, mehr links in den Steigbügel treten und die Hand am Anfang übertrieben nach links zur Seite führen. Nach einigen Wiederholungen gelang es ihr am Schluss dann auch korrekt auf dem Zirkel zu reiten.

Der Eindruck, den ich von diesem Kurs hatte:
MdB ist ein absoluter Perfektionist. Er ist sehr engagiert mit seinen Schülern und versucht, jedem mit Geduld aber Beharrlichkeit seinen Standpunkt zu vermitteln. Er achtet sehr auf präzise Ausführung aller Übungen und macht kontinuierlich Sitzkorrekturen.

AUTOR: Maravilloso
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Danke für den Bericht!
Da muß ich nächstes Jahr doch mal aufpassen, er hat hier um die Ecke auch einen Kursort, und endlich mal hinfahren.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Hallo,
danke für den Bericht. Da kommt mir doch eine Frage: Bei MdB auf der HP steht, dass er Reiter ab Klasse M für den Unterricht nimmt "Ambitionierte Reiter ab dem Niveau der Klasse "M" finden bei mir die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. " Und hätte mich aus diesem Grund zumindest mit meinem Pony nie dorthin getraut, da wir zwar M-Lektionen beherrschen, aber noch lange (wahrscheinlich nie) M-Niveau haben werden.
Wenn ich so die geschilderten Reiter-Pferdepaare lese ... das ist doch kein M-Niveau? Oder hab ich da was falsch verstanden?
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Maravilloso
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Beitrag von Maravilloso »

Butterfly1 hat geschrieben:Hallo,
danke für den Bericht. Da kommt mir doch eine Frage: Bei MdB auf der HP steht, dass er Reiter ab Klasse M für den Unterricht nimmt "Ambitionierte Reiter ab dem Niveau der Klasse "M" finden bei mir die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln. " Und hätte mich aus diesem Grund zumindest mit meinem Pony nie dorthin getraut, da wir zwar M-Lektionen beherrschen, aber noch lange (wahrscheinlich nie) M-Niveau haben werden.
Wenn ich so die geschilderten Reiter-Pferdepaare lese ... das ist doch kein M-Niveau? Oder hab ich da was falsch verstanden?
Also ich war auch immer der Meinung, dass er eigentlich nur Schueler ab L/M Niveau nimmt und hab mich dann auch gewundert.
Hab dann auch meine RL nochmal gefragt, die ja ein paar Jahre bei ihn Unterricht genommen hat.
Sie weiss das eigentlich auch nur so. Aber sie hat dann gemeint, viele sind von sich aus der Meinung sie koennen mind. auf L-Niveau reiten. :roll:
LG
Sandy


Nichts wird mit Grobheit, Gewalt und Zwang
erreicht, aber Alles durch Feinheit und Energie.
(Nuno Oliveira)
WILANO

Beitrag von WILANO »

Oh nein! in Wangen! da wä ich ja in ner guten halben Stunde gewesen... Mist! verpasst... aber vielen Dank für deinen Bericht..
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Kerstin-K
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Beitrag von Kerstin-K »

Danke für den super Bericht, machte Spaß, diesen zu lesen !

MdB ist toll ! Ich bin 3 Kurse bei ihm geritten und er feilte an noch so kleinen Kleinigkeiten. Ich mag das, bin selber schlimme Perfektionistin :wink: !

Mir ging es übrigens genauso. Ich war damals zwar auf L-Niveau, hatte aber dennoch Bedenken, mich anzumelden. In den Kursen ritten tatsächlich Leute mit, die deutlich schwächer ritten, aber das war wohl in Ordnung so ?!

Bei einem der Kurse musste ich bereits in den ersten Minuten wieder absteigen, weil mein Pferd plötzlich lahm ging - im Nachhinein stellte sich gottseidank heraus, daß es nur ein Hufgeschwür ist. MdB gab mir bei der Verabschiedung von sich aus das komplette Kursgeld zurück und sagte, es täte ihm leid, daß ich nun nicht mitreiten konnte. Das hat mir sehr imponiert :shock:, so würden nicht viele Lehrgangsleiter reagieren.
Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht in unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt...
(Buddha)
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