Welche Lektionen bei hängender innerer Schulter?

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Butterfly1
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Welche Lektionen bei hängender innerer Schulter?

Beitrag von Butterfly1 »

Hallo :D

bei meinem Pony ist auffällig, dass er gerne die innere Schulter "hängen" lässt in Wendungen bzw eher gesagt diese nicht aufrichten will/kann. Besonders fällt es auf bei Volten im Trab und Galopp. Hier muss ich aufpassen wie ein Wachhund, immer wieder geraderichten - innen stellen - geraderichten, dann bleibt die Schulter oben. Aber einzig mit Innenstellung in die Volte...dann lässt er sofort die innere Schulter hängen. Und das obwohl ich wirklich betont mit Drehsitz über die Gewichtshilfe am äußeren Zügel wende, also kein Wenden mit dem inneren Zügel (dann würd ich ja sein Verhalten verstehen).
Wie gesagt, wenn ich ständig wechsel zwischen kurz geradestellen - innen stellen - gerade stellen - ... dann passiert es nicht. Aber wehe ich mach das nicht. Ich denke es ist ein Kraft- und Koordinationsproblem, das sich mit der Zeit lösen wird.
Welche Lektionen helfen hier denn noch?
Schulterherein/Travers ganze Bahn und Zirkel machen wir schon. Ebenso weite Wendungen in Innen- bzw Konterstellung mit Drehsitz und über Gewichtshilfen.
Den Longenkurs mach ich auch schon in der Hoffnung ihm bei dem Schulterthema deutlicher machen zu können was ich möchte, bin noch am Anfang. Hier ist sehr auffallend, dass er auf dem linken Hand alles lehrbuchgemäß ausführt, rechts fußt er beim Führen in Stellung noch minimal nach außen versetzt bzw fällt es ihm sehr schwer beim Übertreten nach vorne und nicht zur Seite zu treten. Aber es hat sich schon wirklich sehr gebessert hier.

Was hilft denn noch bei Pferden die sich gerne auch die innere Schulter fallen lassen? Oder hab ich das Repertoir schon ausgeschöpft? :wink: Und muss noch mehr Gedulgeduldgeduld haben?


Grüßle Caro
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Hört sich für mich wie die normale natürliche Schiefe und somit mangelndes Gleichgewicht an.

Hier hilft nur absolut konsequentes Reiten und das Herstellen eines guten Schenkelgehorsams. Mir haben auch Vorübungen am Boden - vor allem viel SH am Boden und dann vom Sattel aus, geholfen.

Immer wieder wechseln zwischen den anspruchsvollen gebogenen Linien und den geraden Linien. Ab und zu mal vom Hufschlag (also der Bande als Anlehnung) lösen. Tempi ständig wechseln (auch auf gebogenen Linien) und vor allem die Ecken konsequent korrekt reiten. Jede Ecke ist ein Hilfe, das Pferd beim Erlernen einer korrekten Biegung zu unterstützen. Hier sollte man nicht schluren, sondern jede Ecke als eine Viertelvolte sehen und reiten.
horsemanship78
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Beitrag von horsemanship78 »

Hallo,

ich kann immer wieder den Longenkurs von www.wege-zum-pferd empfehlen. Wenn Dein Pferd dies gelernt hat, zeigt er das auch unterm Sattel. Echt klasse und logisch aufgebaut. Findest unter Handarbeit auch einen riesigen Thread zu.

LG HMS

Ups richtig fertig lesen wäre sinnvoll, den machst Du ja schon :oops: :oops: :oops: :oops:
padruga
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Beitrag von padruga »

Ich würde das Pferd auf der rechten Hand noch nicht mit dem äußeren Zügel in die Wendung führen, solange es auf die innere Schulter fällt, sondern nur per Körperdrehung, gut angelegtem inneren Bein und eher langem äußeren Zügel, ev. sogar noch vom Hals weggestreckt zur Seite. Sonst hängt sich das Pferd noch mehr auf die innere Schulter. Inneren rechten Zügel eher hoch nehmen und in Richtung Mittellinie des Pferdes bzw. Widerrist/Mähnenkamm nehmen (aber nicht drüber hinweg) bzw. bei tiefer Zügelführung inneren Zügel dicht an Hals anlegen.

Eigenen Sitz kontrollieren, ob äußere linke Pobacke in der Wendung beim "Kippen" noch stabil im Sattel sitzt oder "mit verrutscht" !! Passiert einem schnell mal ohne dass man es merkt.

Weitere gute Übungen (aber die machst du ja wahrscheinlich eh schon):
-Zirkel vergrößern und verkleinern zum Abstimmen aufs Bein
-Schulterherein auf beiden Händen (Schulterherein linke Hand mit nur wenig Biegung reiten)
-Allgemein die Dehnungshaltung erarbeiten/sichern, (v. a. an linken Zügel)
-Schulterherein, Wechsel zu Renvers und wieder zurück
-Schulterherein, abwenden auf Volte (oder Stück geraudeaus) und wieder weiter geradeaus SH reiten
-Häufiger Wechsel der inneren/äußeren Schenkelhilfen z.B. SH /Travers oder Traversale und zurück
-Schulterherein rechte Hand, Wechsel in Travers, öfters wechseln. Pferd dabei sensibel machen auf seitwärtstreibenden äußeren (linken) Schenkel

Andere Möglichkeit bzw. Beginn um den linken/äußeren Zügel als Wendehilfe einzuführen: Pferd davor in leichtes Schulterherein (ev. Schultervor) mit guter Stellung/Biegung bringen (so dass rechtes Hinterbein gut unter den Pferdekörper untertritt und etwas von der Last die das Pferd sonst auf die rechte Schulter wirft, abnimmt), aus diesem SH heraus mit angelegtem äußeren Zügel (und vorwärtstreibenden gewichtshilfen) in die Wendung reiten. (Auf äußerem Sitzbein gut sitzen bleiben dabei). Alles erst wenn Pferd gut mit innerem (re.) Hinterbein untertritt/trägt (und Travershilfen vom linken äußeren Schenkel gut annimmt). Für die Wendung dann weniger inneres Bein einsetzen, mehr leicht angelegten äußeren (linken) Schenkel. Dann bei Beginn der Wendung ev. äußeres Hinterbein ganz leicht zu etwas schnellerem Abfußen animieren (oder ev. auch mal versuchen es mehr zu belasten), so dass es nicht ins Scheren/Schieben kommt. Rechten Zügel absolut locker dabei lassen, möglichst auch inneres Bein.
Manchmal hilft es auch einfach alles in langsamerem Tempo zu machen. oder sogar stehen zu bleiben und Pferd erst mal neu zu sortieren. Selber sensibel werden und genau den Punkt finden, an dem das Pferd "kippt" und das Gleichgewicht verliert. Genau kurz vor diesem Moment "Maßnahmen" bereit halten, je nach Bedarf dann einsetzen. Kann mal inneres, mal äußeres Bein/Zügelhilfe sein, manchmal auch rasch wechselnd.
Hoffe die Beschreibung ist einigermaßen nachvollziehbar. Klappt eigentlich immer. Hoffe du kannst was brauchen davon. Aber ist schon so wie du sagst: Reine Geduldssache.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Padruga, sehr gute Erklärung!
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