Western und Klassik - Verträgt sich das?

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Laika28
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Western und Klassik - Verträgt sich das?

Beitrag von Laika28 »

Mich würde Eure Meinung zu folgendem Thema interessieren:

Meint Ihr, man kann Klassik und Western "kombinieren"? Bzw. wenn ja - inwieweit? Oder bringt ein Mix aus den beiden Reitstilen nur noch mehr Verwirrung, statt hilfreich zu sein?

Hintergrund ist folgender:
Wicky und ich treten momentan einfach auf der Stelle. Probleme haben wir auch am Boden. Außerdem lässt sie sich besser/leichter gebisslos reiten. Wirklich gute, qualifizierte RLs sind hier in unserer Gegend mehr als spärlich, eine gute RL, die eine Ausbildung bei Bea Borelle macht, wohnt zu weit weg, um dort regelmäßig Unterricht zu nehmen, ebenso Wickys damalige Ausbilderin, eine Reken-RL und Schülerin von Ruth Giffels. FN-RLs kommen nicht in Frage, erst recht nicht die, die bei uns so unterwegs sind.
Nun habe ich eine Western-RL im Nachbarort gefunden, die hauptsächlich Basisarbeit und Bodenarbeit anbietet. Außerdem lässt sie teilweise gebisslos reiten (LG-Zaum, womit ich Wicky auch reite). Die Qualifikationen lesen sich gut, was man so hört - allerdings von Westernreitern - ist durchweg positiv.

Ich überlege nun, ob ICH dort auf den Schulpferden Unterricht nehmen soll und mit Wicky vorerst Bodenarbeitsunterricht, ggfls. später auch gemeinsamen Reitunterricht. Komplett auf Western umstellen möchte ich allerdings nicht :roll:

Wie würdet Ihr entscheiden? Finger weg? Oder ausprobieren und sich das Beste für Pferd und Reiter aus dem Unterricht rausziehen? Andere Ideen?
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Also, ich denke, dass sich Western und Klassik recht nahe stehen, denn beide "Lager" wollen ihre Pferde auf sanfte Impulse reiten. Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Ich hätte wohl Probleme mit den Sätteln... :?

Aber ich würde auch die FN nicht verurteilen. Die FN ist gut, die Richtlinien sind es auch. Fragwürdig ist manchmal, was manche FN-Bereiter oder FN-Reitlehrer daraus machen, aber da kann die FN nichts für. Ich habe einen tollen Reitlehrer aus dem FN-Lager. Ich würde auch hier mal ganz unvoreingenommen den einen oder anderen in der Nähe angucken.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ich finde, dort auf einem Schulpferd Unterricht zu nehmen, hört sich doch schon mal gut an.
Wenn Du die Dame dann für passend befindest, kannst sie ja zu Euch holen.
Meine Meinung - Du wirst selber merken, ob es für Dich kombinierbar ist oder nicht.
Ansonsten hab ich persönlich von der Westernreiterei viel zu wenig Ahnung um beurteilen zu können, was da evtl. Überschneidung findet und was nicht. Wobei doch zumindest die altkalifornische Westernreiterei nicht so weit weg ist von der Klassik, oder täusche ich mich?
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Da dachte ich doch fast, ich hätte diesen Thread aufgemacht und mein Alzheimer geplagtes Hirn erinnert sich nicht mehr. :wink:

Als erstes müsste man wissen, was diese Trainerin unter Westerreiten versteht. Orientiert ihr Training auf Western-Turnier-Prüfungen oder ist es mehr am Freizeit-Westernreiten ausgerichtet?

Mein Verständnis vom Westernreiten - geprägt durch Leute wie Pfister, Kreinberg und Ettl - passt gut zur klassischen Reitweise. Oder wie eine befreundete Westerreiterin feststellte: Das, was sie bei Philippe Karl gelesen hat, hat sie bei Kreinberg im Video gesehen.

Die Wurzeln des Westerreitens liegen letztlich in der iberischen Reitweise, die zu einer vermehrten Arbeitsreitweise weiter entwickelt wurde. Gerade beim kalifornischen Stil reitet man mit einer stärkeren Anlehnung als im texanischen Stil. Über das Ranchreiten und die damit verbundenen Reiterwettbewerbe wurde wieder mehr Augenmerk auf die klassischen Elemente gelegt.

Zum zweiten kommt es darauf an, wo Ihr - Du und Dein Pferd - steht und was Ihr erreichen wollt. Für die Western-Freizeit-Reitweise (ohne working cowhorse etc.) empfinde ich klassische Elemente als äußerst hilfreich, so zu reiten, dass ich die Pferdegesundheit erhalte.

Deshalb denke ich, auch in Deinem - umgekehrten - Fall kann das Westernreiten gute Denkanstöße bringen.
Zuletzt geändert von Jarit am Mi, 03. Jun 2009 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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Newton
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Beitrag von Newton »

Das finde ich interessant, weil mich zurzeit ähnliches beschäftigt. Bei mir resultiert das einfach daraus, dass ich gerne Turniere reiten möchte und zwar die Camargue-Turniere (südfranzösische Arbeitsreitweise) und evtl. Working Equitation.
Da habe ich nun ein echtes Problem mit der Ausrüstung. Camargue= Ausbildung mit der Kombination Kandare/Cavecon, die entsprechende Zäumung ist Voraussetzung für die Turnierteilnehme und ist nun mal nicht dafür gemacht, mit einer konstanten Anlehnung zu reiten.
Das Pony hat aber grade wunderschön gelernt, sich ans Gebiss (Wassertrense) heranzudehnen. Ich habe nie viel in der Hand, darf es ja auch nicht sein. Aussage meiner RL (FN!!): MAXIMAL das Gewicht eines Wasserglases. Funktioniert derzeit auch wunderbar. ;-)
Ich stelle mir zurzeit auch die Frage, ob ich mein Pony durch die Kombination der beiden Reitweisen verwirre oder nicht. Zu Beginn der Ausbildung hatte ich da nie Probleme, aber langsam habe ich das Gefühl, mich für eins von beidem entscheiden zu müssen (will ich aber eigentlich nicht *knatsch*).

Wie gesagt, mein größtes Problem ist z.Zt. die Sache mit der Anlehnung: Ja, nein, nicht konstant.... Das macht mich halt etwas ratlos. Ich bin sehr gespannt, wie du dich entscheidest und was hier sonst noch für Antworten kommen…
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emproada
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Beitrag von emproada »

Es gibt in jeder Reitweise gute und schlechte RL, deshalb muss man es einfach ausprobieren und für sich selbst entscheiden was einem zusagt.
Ich selbst habe auch schon viel ausprobiert, allerdings auch vermehrt auf Schulpferden. Dem eigenen Pferd tut man vielleicht nicht den riesen Gefallen, wenn man ständig rumexperimentiert.

Und am Westernreiten würde mich einfach der Sattel stören, aber das ist ja auch wieder ganz extrem Geschmackssache. :wink:
Viele Grüße Tina
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

@Newton: bin ich froh, dass ich mit meinem Reitweisen-Mix nicht allein da stehe ...

Ich nehme übrigens bei einer sehr aufgeschlossenen FN-Trainerin Unterricht und habe mit Unterricht bei einer Westertrainerin begonnen. Skadi ist dadurch nicht verwirrt. Voraussetzung ist allerdings das "aufgeschlossen", weil sie halt akzeptiert, dass es kein Hilfendauerfeuer bei mir gibt.
emproada hat geschrieben:Und am Westernreiten würde mich einfach der Sattel stören, aber das ist ja auch wieder ganz extrem Geschmackssache.
*LOL* Genau! Ich möchte auf meinen nicht mehr verzichten. Als ich das erste Mal in einem Westersattel saß, fühlte sich das an wie Nachhausekommen, auch wenn ich hinterher eine aufgeschuffelte Kehrseite hatte. Der Sitz ist für mein Körpergefühl einfach ideal. Jetzt gruselt es mich jedesmal, wenn ich ein englisch gesatteltes Pferd reiten darf/muss ...
Leider saß ich nur einmal in einem echten Barock-Sattel, das war aber auch nicht so toll, er war für meinen Po viel zu groß und ich bin nur herumgerutscht. :?
LG
Jarit

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Newton
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Beitrag von Newton »

Jarit hat geschrieben:@Newton: bin ich froh, dass ich mit meinem Reitweisen-Mix nicht allein da stehe ...
:roll: Rate mal, wer interessiert das Skadi-Tagebuch liest :P
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ich habe seit ich Georgia habe ein ähnliches Problem... :?

Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ich hänge an der Klassik, will aber auch die Westernsparte nicht ganz außer acht lassen. Daher reite ich irgendwie auch Beides. So sehr unterscheidet es sich dann ja doch nicht.

Bei den Westernreitern ist mir allerdings aufgefallen, dass nicht alle dieselbe Hilfengebung benutzen. Ich war eine zeitlang bei einer Westerntrainerin (mit Schulpferd), aber das war für mich sehr schwierig, weil sie ganz andere Hilfen gab als ich.
Wenn du einer Trainerin findest die entweder dieselbern Hilfen benutzt, oder aber auf dich und dein Pony gut eingeht sollte das aber überhaupt kein Problem sein.
LG
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Nach einigen Gesdprächen mit "unseren" Westernreitern glaube ich schon das sich die Reitweisen "vertragen".
Es kommt wohl auch darauf an nach welchem Stil die RL unterrichtet. So weit ich es verstanden habe gibt es die Varianten das Pferd unter das Gewicht treten zu lassen (z.B. bei Seitengängen) oder vom Gewicht weg. Ersteres praktiziere ich auch so (nicht western :wink: ).

Also würde ich die RL mit Schulpferd ausprobieren und dann sehen ob Du es für Euch umsetzen kannst.
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

susiesonja hat geschrieben:So weit ich es verstanden habe gibt es die Varianten das Pferd unter das Gewicht treten zu lassen (z.B. bei Seitengängen) oder vom Gewicht weg.
Kannst Du mir das bitte näher erklären. Steh grad aufm Schlauch. :kopfkratz: Danke.


@Newton: :oops: :D
LG
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich habe einer Reiterin zugesehen und z.B. im Travers nach links saß sie rechts und hat quasi das Pferd vor sich hergeschoben. Ich würde im Travers nach links auch nach links sitzen, also in Bewegungsrichtung.

Sie sagte mir das es wohl verschiedene Möglichkeiten auch innerhalb des Westernreitens gibt. Einige Ausbilder lehren ausschliesslich dem Druck zu weichen, andere lassen unters Gewicht treten. Soweit die Kurzfassung. :wink:
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ähnlich ist es auch beim rückwärts mit den Schenkeln, die einen Treiben schnell, die andere strecken die Beine ganz weg...
LG
Sheitana
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Janina
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Beitrag von Janina »

Ich habe letztes Jahr ja eine Woche lang Unterricht von Kreinberg gesehen bzw. mein Vater hat auch eine Stunde genommen.
Fazit: Wenn der Trainer umfassend informiert ist, kann das hervorragend klappen.
Kreinberg mag nun auch ein Ausnahmetrainer sein, aber das heißt ja nicht, dass nicht auch andere "kleinere" Trainer gut unterrichten können.

@Sattel: Meiner Ansicht nach braucht man zum Westernreiten grundsätzlich keinen Westernsattel... (zu einem Trainer, der Ausrüstungsvorschriften macht, würde ich ohnehin nicht gehen)
Der Westernsattel ist ein Gebrauchssattel, der für seinen ursprünglichen Zweck optimal entwickelt ist. Für "mal ´ne Stunde Westernreiten am Tag" braucht man ihn meiner Meinung nach nicht :wink:

@Newton/Nicole: Speziell zu deinem "Problem":
Lässt sich das nicht schon alleine durch die Gebissunterscheidung lösen? Sprich, wenn du "klassisch" auf Trense trainierst, forderst du Anlehnung, auf Kandare/Cavecon dann eben nicht. Zumal auch ein klassischer Reiter auf blanker Kandare nicht mit "Anlehnung" reiten würde.
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

@Sheitana/SusiSonja

Ah! Mir gehen reihenweise Lichter auf. Das ist das, was mir die Westertrainerin beim RR beigebracht hat: Mich zurücklehnen und das Gewicht nach hinten verlagern, anfangs vorn noch mit dem Zügel die Tür schließen, so dass das Pferd später nur auf Gewichtsverlagerung rückwärts tritt. Gegensatz dazu im Englischen: Vorn zu machen und im geraden Sitz gegen die geschlossene Tür treiben, ggf. noch ein bisschen zupfen, so dass das Pferd rückwärts geht.
Die Gewichtsgeschichten sind mir logischer und auch Skadi scheint sie besser zu verstehen.

OT Ende. :P :wink:
LG
Jarit

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