Handarbeit- Aufkröpfen

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susiesonja
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Handarbeit- Aufkröpfen

Beitrag von susiesonja »

Meine Überschrift ist nicht so ganz gut gewählt, aber ich kann den Umstand schlecht in wenige Worte fassen.

Hin und wieder passiert es das Gurbe sich während der Handarbeit mangels Entspannung richtig aufkröpft. Er ist dann regelrecht auf der Flucht und leicht hysterisch. Ich führe das auf die Gerte zurück und versuche schon diese anders zu halten, bzw. wenig einzusetzen. Ganz ohne geht es meiner Meinung nach aber nicht.
Wenn er in diesem Zustand ist, büffelt er gegen meine Hand und wird dann sehr eng.
Oder wir sind flott unterwegs das ich selbst sehr schnell gehen muß.

Meine Frage:
Soll ich das schnelle Tempo tolerieren, damit er nicht zu eng wird und sich aufkröpft? Oder soll ich in "zwingen" mein Tempo zu gehen, auf mich zu achten und das eng werden in Kauf nehmen?

Hatte jemand schon dieses Problem?
Ach ja.... es tritt auf wenn wir schon eine Weile in Gang sind, trotz der Pausen die ich einlege damit er wieder runterkommt.
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Samba
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Beitrag von Samba »

Hallo susisonja,

wir haben das manchmal: Pony wird im Schritt eilig, ich versuche mit Paraden aufzufangen und schwups wirds vorne eng. Passiert bei uns allerding nur auf der nicht-hohlen Seite.

Bei uns ist es ganz klar ein Versuch sich zu entziehen (im weitesten Sinne "Flucht nach vorn"), wobei es viele Gründe geben kann, warum sich das Pferd entziehen möchte und vielleicht auch Hinweise, die einem kurz vorher schon das nahende Problem vorankündigen können.

Einige Mittel aus meinem "Werkzeugkasten", je nach "Indizienlage":
- mal richtig Pause machen mit (bereits gelernter) Kopftief-Übung: insbesondere angebracht wenn Pferd und Mensch schon "überhitzt" sind
- Energie umleiten: Sich über die Vorwärtsenergie freuen und für Volten nutzen (Du hast einen kleineren Kreis und mußt dich nicht so abhetzen)
- Eigene Disziplin: Passen Körpersprache/Position zur eigentlichen Absicht?
- Disziplin beim Pferd einfordern: Wechsel zwischen Anhalten/ggf. Rückwärts/vorwärts (Wichtig: keine neg. Emotionen, sondern "freundlich aber bestimmte Erinnerung) und die "Bewegungsstücke" länger werden lassen
- Etwas spezieller aber ich versuche es zu beschreiben: Äußerer Zügel nicht über Halsansatz, sondern 1-2 Handbreit hinter Genick über den Hals führen zur Hand, die wie gewohnt in Schulterhöhe getragen wird. Mein Pony kennt das Prinzip "leichter Druck auf Mähnenkamm => Kopf/Hals senken" und hat darauf mit einer schönen Dehnung reagiert (innere Hand begrenzte sie in der Tiefe) die aber auch durch Nachgeben am äußeren Zügel gestattet werden muss. Auch der Schritt wurde gleich viel "weiter" ohne schneller zu werden.

Vielleicht kannst Du damit was anfangen?

LG Samba
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Newton
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Beitrag von Newton »

*zustimm*
Besonders Sambas letzten Tipp kann ich aus eigener Erfahrung sehr empfehlen. Zu Anfang habe ich bei meinem Aufkröpfpony (das scheint für dieses Tier - warum auch immer - eine angenehme Kopfhaltung zu sein) den äußeren Zügel bei der Handarbeit bei jedem Eng-Werden direkt über das Genick geführt. Das verhindert auch relativ zuverlässig, dass man selbst ins Ziehen verfällt, wenn das Tier zu flott wird. Und es ruft ein zuverlässiges Kopfsenken ab - ohne dass die Nase dabei nach hinten kommt!
Ansonsten ist es zumindest bei mir so, dass ich an meiner eigenen Einstellung und Selbstbeherrschung arbeiten muss *ruhig bleiben und tief durchatmen*, mein Pony spiegelt Ärger/Aufregung der Besitzerin sofort und steigert sich da rein. Von daher ist bei uns auch die Sache mit dem Pause machen sehr sinnvoll :roll:
LG, Nicole und der Zauberer von Oz
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

was meint eigentlich das wort aufkröpfen? ich hab das noch nie gehört O__o dass das pferd den kopf so hochstellt, unterhals rausdrückt und eng wird oder so was?
kommt es von kropf? xD
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

Lass ihn nicht gegen Deine Hand drücken. Du solltest ihn über Deine Körperhaltung bremsen können; achte darauf, dass er das respektiert.

Hast Du einen erfahrenen Lehrer für Handarbeit? Ich finde es immer schwer, solche Probleme alleine zu lösen...
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Immer diese hysterischen Friesen.

Ich habe die Erfahrung bei Pico gemacht, daß er sich gerne hochzieht, wenn ihm entweder langweilig ist, oder seine Konzentration nachläßt. Also gibt es da zwei Ansätze: Übungen wechseln oder einfach zwei Runden locker vorwärts laufen und Pferd einfach nur führen. Dann wieder ganz ruhig anfangen.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Josatianma hat geschrieben:Immer diese hysterischen Friesen.
:lol: Sind sie nicht süß....
Ich weiß oft gar nicht was ihn auf die Palme bringt.
Barbara I hat geschrieben: Du solltest ihn über Deine Körperhaltung bremsen können; achte darauf, dass er das respektiert.

Hast Du einen erfahrenen Lehrer für Handarbeit? Ich finde es immer schwer, solche Probleme alleine zu lösen...
Doch, er respektiert meinen Bereich schon. Ich kann ihn auf Abstand halten, wenn es auch zugegebenermaßen manchmal volle Konzentration erfordert. Eben wenn er in Aufregung ist. Eine Lehrerin habe ich, aber die war gerade nicht greifbar als mir die Frage unter den Nägeln brannte. :wink:
Samba hat geschrieben:- Etwas spezieller aber ich versuche es zu beschreiben: Äußerer Zügel nicht über Halsansatz, sondern 1-2 Handbreit hinter Genick über den Hals führen zur Hand, die wie gewohnt in Schulterhöhe getragen wird. Mein Pony kennt das Prinzip "leichter Druck auf Mähnenkamm => Kopf/Hals senken" und hat darauf mit einer schönen Dehnung reagiert (innere Hand begrenzte sie in der Tiefe) die aber auch durch Nachgeben am äußeren Zügel gestattet werden muss. Auch der Schritt wurde gleich viel "weiter" ohne schneller zu werden.
Das hört sich interessant an. Kopf/Hals senken auf Druck am Mähnenkamm ist ihm grundsätzlich bekannt.
Newton hat geschrieben:Ansonsten ist es zumindest bei mir so, dass ich an meiner eigenen Einstellung und Selbstbeherrschung arbeiten muss *ruhig bleiben und tief durchatmen*, mein Pony spiegelt Ärger/Aufregung der Besitzerin sofort und steigert sich da rein.
Ja, ruhig bleiben. Ich merke wie ich mich manchmal anspanne wenn er so ist wie er ist, und ich muß mich dann ganz bewußt darauf konzentrieren cool zu bleiben.
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich kopiere einfach mal meinen Eintrag aus meinem TB hier rein. Bin zu faul das zweimal in Worte zu fassen. :wink:

Handarbeit. Ich achte sehr auf Ruhe meinerseits und mache mehr Pausen als sonst. Ich lasse ihn immer wieder dehnen und wende oft auf gebogene Linien ab, wenn er eilig wird.
Anfangs geht es ganz gut. Ich muß extrem auf meine Position achten. Aber es fällt mir doch schwerer als bei z. B. Varino.
Meine RL besteht auf die Gertenführung wie Hinrichs das macht, aber ganeu da liegt unser Problem. Wenn ich auch darauf bestehe, wird Gurbe irgendwann doch wieder hektisch und dann muß ich (für mein Gefühl) sehr am äußeren Zügel halten, was dann wieder eine unruhige Zügelführung (und Gertenführung) zur Folge hat.
Den Zügel über das Genick geht nur wenn ich die Gerte anders führe, also senkrecht an der Schulter. Sonst plustert er sich fürchterlich auf.
Ich bin eher der Meinung die Gertenhaltung je nach Tagesform und Situation individuell einzusetzen.
Andererseits glaube ich das die "Degenhaltung" doch am effektivsten ist.
Den Trab habe ich nur kurz angetestest und dann auch gebogenen Linien.

Ach...schwierig.
Es frustriert mich ein wenig das ich bei der Handarbeit (die ich sehr gern mache) mit Gurbe Probleme habe, mit anderen Pferden (meist kleinere) so überhaupt nicht.
Es ist irgendwie eine Frage des Handlings.
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Samba
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Beitrag von Samba »

ist ja interessant: Ich komme mit der Degenhaltung auch nicht klar... ich verkrampfe mich dabei und das Pony reagiert dann ebenso (und wird hektisch). Einige Wochen habe ich es probiert (im Sinne von "an das Gefühl gewöhnen"), aber es wurde nicht besser. Abgesehen davon finde ich diese Haltung schon "sehr stark". Seit ich auch im Unterricht darauf bestehe, die Gerte so zu führen wie es mir angenehm ist (wie beim Reiten in der Hand), geht es uns allen besser damit.
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