Unterschied Kandare Trense

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Nein, tut er nicht.
Aber erstens ist es nicht soviel Platzverschwendung und zweitens ist es einfach angenehmer zu lesen - finde ich jedenfalls. Und wie Du gemerkt hast, können vielleicht Zusammenhänge besser erkannt werden.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Mimi hat geschrieben:Wenn ich das alles hier so lese, könnte der Eindruck entstehen, (vorausgesetzt man hat eine feine Hand), wäre man mit einer Kandare besser bedient, da das Pferd diese besser versteht. :!: :?:
Ich denke, hierzu muß man in der Diskussion unterscheiden, ob es gerade um ein Stangengebiss oder um eine Kandare geht, aber grundsätzlich ist Dein Eindruck, nicht völlig falsch, wenn man vorraussetzt, dass wir uns, denke ich, völlig einig sind, dass die Kandare nicht in Stümperhände gehört.
Bernie hat geschrieben:Für ein junges Pferd ist die Einwirkung per Trense logischer und wir wollen es unseren Pferden doch so einfach wie möglich machen, oder?
Nimmt man z.B. den von Gawan zitierten Text von Bürger stimmen dieser Aussage nicht alle zu:
Die gebrochenen und gelenkigen Gebisse dagegen knicken über der Zunge winklig ab, klemmen damit den Unterkiefer im Bereich der Laden seitlich ein und rutschen auf den Laden. Weil sie im Gegensatz zur Stange mit Kinnkette nicht stet und zwingend am Unterkiefer anfassen, muss der Reiter sie mit List oder Gewalt betätigen, zumal das Pferd Widerstand leisten und dagegengehen kann. So kehren sich die Begriffe um. Die als scharf angesprochene Zäumung mit Kinnkette hat die präziseste Wirkung und ist deshalb für das Pferd am leichtesten verständlich und in der guten Hand die weichste, schonendste und wirksamste Zäumung. Die als weich bezeichneten gebrochenen Gebisse dagegen sind in ihrer Wirkung auf das Maul nicht präzise, können vom Pferd nicht so leicht verstanden werden und fordern den Reiter zu robuster Handhabung der Zügel heraus.
Janina hat geschrieben:Aufgrund der Stange und der Hebelwirkung hat die Kandare ausschließlich eine beizäumende Wirkung. Ein Pferd, dass zum Einrollen neigt, würde ich also beispielsweise nicht mit Kandare reiten.
Die Stange alleine hat keine Beizäumende Wirkung. Es ist der Hebel, der beizäumt.
Janina hat geschrieben:Ein Pferd, dass zum Einrollen neigt, würde ich also beispielsweise nicht mit Kandare reiten.
Das kann ich nicht bestätigen. Meiner kann sich ganz hervorragend einrollen. Da war das Stangengebiss eine große Hilfe und das ändert sich auch auf Kandare nicht.
Janina hat geschrieben:Als Trainingsgebiss würde ich persönlich grundsätzlich immer die Trense vorziehen. Es ist so, dass man mit einer Trense mehr und deutlichere, mit der Kandare feinere Einwirkungsmöglichkeiten hat.
Differenziertere Einwirkung erreicht man durch die Kombination beider Gebisse.
Daraus ergibt sich, dass ich ein junges Pferd zuerst mit Trense reiten würde, da dieses ja anfangs noch gar keine Hilfen kennt, ich also ein Gebiss brauche, dass möglichst klar alle möglichen Einwirkungen vermittelt (vgl. Bernies Beitrag). Hierfür eignet sich die Trense aufgrund des gebrochenen Mundstücks am besten.
Ich nehme mal an, dass Du mit Trense eine Wassertrense meinst und da sind wir wieder bei der Frage, wie weich und deutlich ist so eine gebrochene Trense wirklich, oder auch wie gut muß man als Reiter eigentlich sein, damit eine Wassertrense wirklich richtig eingesetzt werden kann?
heike61
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Beitrag von heike61 »

Ich nehme mal an, dass Du mit Trense eine Wassertrense meinst und da sind wir wieder bei der Frage, wie weich und deutlich ist so eine gebrochene Trense wirklich, oder auch wie gut muß man als Reiter eigentlich sein, damit eine Wassertrense wirklich richtig eingesetzt werden kann?

ich denke auch dass eine trense gemeint ist...............................
in der frage jedoch vermisse ich, mit was die trense verglichen werden soll ? --- wohl kaum mit der kandare, denn diese definiert sich nur über die hebelwirkung und nicht über die gebissform...........dies wird nicht immer berücksichtigt und führt daher zu mißverständnissen!


sollte die trense mit einem stangengebiss verglichen werde, sehe ich persönlich einen unterschied in den seitlichen einwirkungsmöglichkeiten.


weich? --ein schwammiger ausdruck, da stahl nie weich ist :wink: :wink:




ab welchem ausbildungsstand bzw. welche vorausetzungen einen reiter befähigen ein gebiss zuführen -- könnte ein neues thema füllen :wink:
auch das thema: trense oder stange...................................



das zitat von bürger ist wenig hilfreich für den vergleich trense /stange --- zumal endlich der irrtum des "nussknackereffektes", als solcher erkannt wurde.
man sollte den gesamten abschnitt -- "im bürger" -- lesen --sonst kann das Zitat zu mißverständnissen führen (wie zu sehen)




grüße
Wenn du weitergehst, ändert sich deine Perspektive!
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Janina
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Beitrag von Janina »

sinsa hat geschrieben: Ich denke, hierzu muß man in der Diskussion unterscheiden, ob es gerade um ein Stangengebiss oder um eine Kandare geht,...
Nun ja, der Titel sagt es schon aus, es geht also um die Trense und um die Kandare. Und die Kandare ist nun mal ein Stangengebiss.

Und richtig, dem Bürger-Zitat würde ich so, wie es dort steht, nicht zustimmen.

Die Stange alleine hat keine Beizäumende Wirkung. Es ist der Hebel, der beizäumt.
Aber die Tatsache, dass die Kandare ein Stangengebiss ist, verhindert, dass sie weitergehende Wirkungen als die beizäumende haben kann :wink:
Das kann ich nicht bestätigen. Meiner kann sich ganz hervorragend einrollen. Da war das Stangengebiss eine große Hilfe und das ändert sich auch auf Kandare nicht.
Inwiefern war dir da ein Stangengebiss eine Hilfe? Du meinst also ein Stangengebiss ohne Hebel? (darum ging es ursprünglich ja überhaupt nicht)
Was hat das in diesem Zusammenhang für Vorteile?
Ich nehme mal an, dass Du mit Trense eine Wassertrense meinst und da sind wir wieder bei der Frage, wie weich und deutlich ist so eine gebrochene Trense wirklich, oder auch wie gut muß man als Reiter eigentlich sein, damit eine Wassertrense wirklich richtig eingesetzt werden kann?

Und auf was möchtest du damit hinaus? Im Zusammenhang mit der Ursprungsfrage? Möchtest du damit aussagen, dass man für den richtigen Einsatz der Trense "besser" reiten können müsste als für den richtigen Einsatz der Kandare?
Dem würde ich nun ganz und gar nicht zustimmen, zumal wir nun schon wieder Reiter- und Pferdeausbildung vermischen. Ich bin jetzt von der Voraussetzung ausgegangen, dass beide Gebisse sowie deren Kombination vom Reiter ausreichend eingesetzt werden kann. Ansonsten macht die Diskussion in meinen Augen von vornherein keinen Sinn.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

heike61 hat geschrieben:ich denke auch dass eine trense gemeint ist...............................
in der frage jedoch vermisse ich, mit was die trense verglichen werden soll ? --- wohl kaum mit der kandare, denn diese definiert sich nur über die hebelwirkung und nicht über die gebissform...........dies wird nicht immer berücksichtigt und führt daher zu mißverständnissen!
Ich würde gebrochene und ungebrochene Trensen/Gebisse vergleichen und dazu natürlich noch alle anderen Möglichkeiten der seitlichen Einwirkung, wie Kappzaum etc.
heike61 hat geschrieben:..wohl kaum mit der kandare, denn diese definiert sich nur über die hebelwirkung und nicht über die gebissform...........dies wird nicht immer berücksichtigt und führt daher zu mißverständnissen!
Definiert sie sich wirklich immer dadurch? Es gibt auch Kandaren mit gebrochenem Gebissteil ;-)
Das können wir aber wirklich in diesem Fall aussen vor lassen, da es nur dem Namen nach Kandaren sind. Ich wollte nur mal etwas sinnlos klugscheissern :lol:
heike61 hat geschrieben:sollte die trense mit einem stangengebiss verglichen werde, sehe ich persönlich einen unterschied in den seitlichen einwirkungsmöglichkeiten.
Ich kann es nur wiederholen: Es gibt durchaus einige, die ihr Pferd mit einer Stangentrense biegen.
heike61 hat geschrieben:ab welchem ausbildungsstand bzw. welche vorausetzungen einen reiter befähigen ein gebiss zuführen -- könnte ein neues thema füllen :wink:
auch das thema: trense oder stange...................................
Das erste Thema wäre für mich ein logisches Resultat dieser Diskussion.
In dem zweiten Thema denke ich, sind wir schon mittendrin.
heike61 hat geschrieben:das zitat von bürger ist wenig hilfreich für den vergleich trense /stange --- zumal endlich der irrtum des "nussknackereffektes", als solcher erkannt wurde.
man sollte den gesamten abschnitt -- "im bürger" -- lesen --sonst kann das Zitat zu mißverständnissen führen (wie zu sehen
Diesen Teil verstehe ich nicht. Den "Nussknackereffekt" hat bisher noch keiner hier angesprochen. Wer also soll da was falsch verstanden haben? Oder stehe ich gerade auf der Leitung? :kopfkratz:

Janina hat geschrieben:
sinsa hat geschrieben: Ich denke, hierzu muß man in der Diskussion unterscheiden, ob es gerade um ein Stangengebiss oder um eine Kandare geht,...
Nun ja, der Titel sagt es schon aus, es geht also um die Trense und um die Kandare. Und die Kandare ist nun mal ein Stangengebiss.
Ja, es geht um Trense und Kandare, aber die Kandare muß nicht immer eine Stange und die Trense nicht immer gebrochen sein. So hat sich hier auch die Diskussion entwickelt. Denn es macht ja Sinn, ersteinmal alle Gebissformen mit ihren Vor- und Nachteilen gegeneinander zu stellen, ehe man sich da ein Urteil erlauben kann.
Janina hat geschrieben:Und richtig, dem Bürger-Zitat würde ich so, wie es dort steht, nicht zustimmen.
Sagst Du uns auch, welchem Teil davon Du nicht zustimst und auch warum?
Janina hat geschrieben:
Das kann ich nicht bestätigen. Meiner kann sich ganz hervorragend einrollen. Da war das Stangengebiss eine große Hilfe und das ändert sich auch auf Kandare nicht.
Inwiefern war dir da ein Stangengebiss eine Hilfe? Du meinst also ein Stangengebiss ohne Hebel? (darum ging es ursprünglich ja überhaupt nicht)
Was hat das in diesem Zusammenhang für Vorteile?
Ja, ich meine ein Stangengebiss ohne Hebel, aber ich denke, dass es für diese Diskussion nicht zielführend ist, wenn wir über meine Erfahrungen im besonderen reden. Das wäre dann ja am Ende womöglich nur die eine Ausnahme von der Regel und würde uns somit vom Weg abführen.
Vereinfacht aber kann ich sagen, dass meiner erhebliche Probleme mit den gebrochenen Gebissen hatte und nun sehr zufrieden mit der deutlichen Sprache eines Stangengebisses ist. Das ist dann auch unter anderem schon einer der Vorteile eines Stangengebisses in meinem Fall.
Janina hat geschrieben:
Ich nehme mal an, dass Du mit Trense eine Wassertrense meinst und da sind wir wieder bei der Frage, wie weich und deutlich ist so eine gebrochene Trense wirklich, oder auch wie gut muß man als Reiter eigentlich sein, damit eine Wassertrense wirklich richtig eingesetzt werden kann?

Und auf was möchtest du damit hinaus? Im Zusammenhang mit der Ursprungsfrage?
Ich möchte auf gar nichts besonderes "hinaus". Aber wenn man sich der Frage stellt, wann man welches Gebiss oder überhaupt wann man welches Hilfsmittel einsetzt, dann muss man sich damit auseinandersetzten, wie die einzelnen Hilfsmittel nun wirklich genau funktionieren. Es hilft nicht wirklich immer nur das zu zitieren, was ein anderer zu dem Gebrauch gesagt oder geschrieben hat. Man muß den Grund für den Einsatz und das Mittel der Wahl genau betrachten und das kann man nur, wenn man sich genau informiert, was was bewirkt und vor allem auch wie es das bewirkt.
Janina hat geschrieben: Möchtest du damit aussagen, dass man für den richtigen Einsatz der Trense "besser" reiten können müsste als für den richtigen Einsatz der Kandare?
Das wiederum ist eine schwere Frage, die ich so beantworten würde: Mir scheint, dass es wesentlich schwieriger ist, als allgemein angenommen, mit einer (gebrochenen) Trense gefühlvoll einzuwirken. Bisher war es nur Susanne, die schlüssig beschrieb, wie gefühlvoll sie mit einer Wassertrense reitet.
Susanne hat geschrieben: Mein Pferd reagiert auf Wassertrense auch am durchhängenden Zügel auf ein Schließen der Hand (zumindest an guten Tagen). Also, ich will hier nicht die Kandare verteufeln, ich will nur anmerken, daß die Wassertrense nicht auf Vollkontakt sein muß, damit das Pferd etwas merkt.
Bisher ist sie mit einer solchen Ausssage hier recht alleine. Das wiederum verwundert mich ein wenig, denn nur, wenn der Reiter eine Wassertrense so gefühlvoll einsetzt, ist es mir nachvollziehbar, dass er tatsächlich die Vorteile der gebrochenen Trense auch wirklich ausschöpfen kann. Denn nur so kann ein gebrochener Schenkel einer Wassertrense aus einer lockeren Lage im Pferdemaul heraus, einseitig wirken, in dem sich ein Schenkel nach einer Seite in seiner Lage verschiebt, während der andere Schenkel ruhig in seiner Lage verbleibt. Tatsächlich kenne ich wirklich wenige Reiter, die in der Lage sind, ihr Pferd so auf einer Wassertrense zu reiten und tatsächlich würde ich meinen, dass es dazu schon einen recht guten Stand der Ausbildung von Pferd und Reiter bedarf, bis man dazu in der Lage ist ;-)
Janina hat geschrieben: Möchtest du damit aussagen, dass man für den richtigen Einsatz der Trense "besser" reiten können müsste als für den richtigen Einsatz der Kandare?
Dem würde ich nun ganz und gar nicht zustimmen, zumal wir nun schon wieder Reiter- und Pferdeausbildung vermischen. Ich bin jetzt von der Voraussetzung ausgegangen, dass beide Gebisse sowie deren Kombination vom Reiter ausreichend eingesetzt werden kann. Ansonsten macht die Diskussion in meinen Augen von vornherein keinen Sinn.
Aber der Ausbildungsstand von Reiter und Pferd scheint sehr wichtig zu sein, wenn es um die Frage geht, wann man etwas einsetzt. Das haben uns die vorangegangenen Seiten doch gezeigt, oder? Es war sogar ein so "umstrittenes" Thema, dass wir da weder ein Zwischenergebnis noch gar einheitlichen Konsens gefunden haben. Über Sinn oder Unsinn dieser Diskussion, muß wohl jeder für sich entscheiden. Ich finde diese Diskussion bisher sehr sinnvoll, sie macht mir Spaß und ich bilde mich weiter. Deshalb bin ich so gerne hier. Weil man sich hier hin und wieder auf hohem Niveau austauschen kann und weil durch dieses Niveau auch mal eine kontovers geführte Diskussion sehr fruchtbar sein kann.
Das mag aber sicher auch Geschmackssache sein :D
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Sinsa, einem Satz von Dir (das mit dem Zitieren kann ich überhaupt nicht) muss ich jetzt gesondert zustimmen, da es (für mich) eine sehr wichtige Aussage ist, die hier noch nicht so getroffen wurde und ev. die Frage klärt, warum die Trense als "weich" bekannt ist und trotzdem so falsch gehandhabt wird:

Zitat:
Denn nur so kann ein gebrochener Schenkel einer Wassertrense aus einer lockeren Lage im Pferdemaul heraus, einseitig wirken, in dem sich ein Schenkel nach einer Seite in seiner Lage verschiebt, während der andere Schenkel ruhig in seiner Lage verbleibt.

DAS ist mE ein ganz wichtiger Punkt. Bedeutet er doch, dass das Pferd die Trense annimmt, nicht auf ihr das 5. Bein sucht, von hinten nach vorne geritten wurde, die Anlehnung korrekt ist, die Schiefe schon bearbeitet wurde und und und...

Es zeigt den Idealzustand auf, natürlich ist der nicht immer haltbar bzw. muss man sich diesen Idealzustand erst erarbeiten mit einem jungen Pferd.

Aber was ich aus dem Satz ziehe und was mir sehr wichtig ist: Die Trense muss locker im Maul liegen. Nur dann kann ich gezielt einwirken.

Wird die Trense mit Kraft nach hinten (rückwärtswirkende "Zügelhilfe" - das Wort Hilfe stelle ich jetzt mal nicht in Frage und rückwärts soll man sowieso nie einwirken) ODER aber das Pferd auf die Trense geritten, ist die Trense nur noch eine Bremse, eine Begrenzung, das Pferd aber dann auch nicht mehr so fein, man hat sich arrangiert.

Diese Verwendung einer Trense findet man mitnichten nur im Turniersport, viele, viele Freizeitreiter, die ihre eher unrittigen Pferde/Ponies im besten Wissen und Gewissen am Platz reiten wollen, benutzen die Trense so - leider falsch.

Der Grundgedanke (auch von Susanne angesprochen), dass man eine Trense mit ebensoviel Bedacht wie eine Kandare einsetzen muss, finde ich ganz wichtig. Nur dann kann man alle Möglichkeiten des Gebisses ausnutzen und es ist für das Pferd wirklich eine Hilfe.

Der Satz "man darf hinten nur soviel treiben, wie man vorne auffangen kann" ist zwar sehr unglücklich formuliert, aber wischt man jetzt mal alle Klischees und Vorurteile auf die Seite, sagt der Satz genau das aus. Treibt man ein pferd auf die Vorhand und somit auf die Trense, wird man nicht mehr sehr fein einwirken können. Nimmt man bei solch einem ausgebildetem Tier dann eine Kandare, hat man auf einmal "nichts" in der Hand, das relativiert sich aber auch meist nach kurzer Zeit.

Ich denke immer mehr, dass die Leute, die sich ernsthaft Gedanken um die genaue Wirkungsweise der Kandare machen, am wenigsten Schaden mit der Stange anrichten. TROTZDEM ist eine Selbstreflektion wichtig. Immer wieder.

Trotzdem sehe ich den Knackpunkt immer mehr bei der Ausbildung des Pferdes. Und deshalb beim Reiter. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Reiter sein Pferd selbst ausbildet (mit Hilfe), sich weiterbildet etc., dann wird er sich damit befassen müssen, wann er mit welchem Gebiss reitet bzw. ausbildet. Viel wichtiger aber als ein Gebiss ist mE der rote Fade, das Ausbildungskonzept, die kurz-, mittel- und langfristigen Fortschritte, immer wieder überprüft durch einen fähigen Trainer, der einen begleitet. Dann ergibt sich das korrekt Gebiss oder auch die Stange meist von selbst.

Weil es nur ein kleines Puzzlestück in der gesamten Ausbildung ist und mitnichten das wichtigste.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Bravo Bernie! :trink1:

LG
Meg
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
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Janina
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Beitrag von Janina »

sinsa hat geschrieben:Definiert sie sich wirklich immer dadurch? Es gibt auch Kandaren mit gebrochenem Gebissteil ;-)
Das können wir aber wirklich in diesem Fall aussen vor lassen, da es nur dem Namen nach Kandaren sind. Ich wollte nur mal etwas sinnlos klugscheissern :lol:


Ja, es geht um Trense und Kandare, aber die Kandare muß nicht immer eine Stange und die Trense nicht immer gebrochen sein. So hat sich hier auch die Diskussion entwickelt. Denn es macht ja Sinn, ersteinmal alle Gebissformen mit ihren Vor- und Nachteilen gegeneinander zu stellen, ehe man sich da ein Urteil erlauben kann.
Also wir können jetzt auch anfangen, sämtliche Western-, Spring- und sonstigen Gebisse in die Diskussion mit einzubeziehen, ich halte das dann aber für ein absolut unübersichtliches Thema.
Die in der Dressur üblichen Gebisse sind per Definition immer(!) gebrochene Trensengebisse und immer(!) Kandarenstangen.
Andererseits müsste man aber wirkl. alle möglichen "Ausnahmen" mit einbeziehen...
Sagst Du uns auch, welchem Teil davon Du nicht zustimst und auch warum?
Ich stimme dem kompletten Zitat nicht zu. Warum steht schon in meinem ersten Beitrag (siehe, wie ich die Einwirkung der beiden Gebisse bzw. der Kombi bezeichne).
Es ergibt sich einfach als logische Schlussfolgerung, dass die Trense mehr Einwirkungen zulässt, da sie eben gebrochen ist und die seitliche Einwirkung dazu kommt.
Das "Einquetschen" des Unterkiefers wie von Bürger beschrieben kommt nur bei falscher (mit tiefer Hand nach hinten ziehender) Einwirkung zustande, kann also kaum als Argument dienen, denn dann müsste die Aussage sein: "Eine richtig eingesetzte Kandare ist einer falsch eingesetzten Trense vorzuziehen."
Realistisch ist das meiner(!) Ansicht nach nicht, dass jemand die Kandare (während der Pferdeausbildung, ich betone das nochmal; auf einem fertig ausgebildetem Pferd mag das ganz anders aussehen) richtig, aber die Trense falsch einsetzt.
Schade, dass du nicht von deinen Erfahrungen berichten willst, weil für mich persönlich der Nutzen einer Stangentrense nicht offensichtlich ist, ich also schon gerne wissen würde, wie du dir ihre anscheinend trotzdem stellende/biegende Wirkung auf dein Pferd erklärst, aber gut, das ist natürl. deine Entscheidung.
Last but not least: Ich habe nicht behauptet, dass die Diskussion allgemein keinen Sinn macht :wink: (siehe oben)
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Beitrag von sinsa »

Janina hat geschrieben:Die in der Dressur üblichen Gebisse sind per Definition immer(!) gebrochene Trensengebisse und immer(!) Kandarenstangen.
Sagt wer? Die Richtliniene Band 1?
Aber das ist eine müßige Diskussion. Wollen wir uns nicht doch darauf einigen, dass es Stangentrensen gibt und dass man sie einsetzten kann? Es würde vieles vereinfachen. Wenn Du magst, dann suche Dir einen anderen Namen dafür, damit man das klarer unterscheiden kann, wann man wovon spricht.
Letztendlich gibt es auch nicht so wahnsinnig viele unterschiedliche Trensen. Im großen und Ganzen kann man es auf gebrochen und ungebrochen beschränken. Ketten und ähnlich "lustige" Spielereien lassen wir der Einfachheit halber halt weg.
Janina hat geschrieben:Ich stimme dem kompletten Zitat nicht zu. Warum steht schon in meinem ersten Beitrag (siehe, wie ich die Einwirkung der beiden Gebisse bzw. der Kombi bezeichne).
Es ergibt sich einfach als logische Schlussfolgerung, dass die Trense mehr Einwirkungen zulässt, da sie eben gebrochen ist und die seitliche Einwirkung dazu kommt.
Das "Einquetschen" des Unterkiefers wie von Bürger beschrieben kommt nur bei falscher (mit tiefer Hand nach hinten ziehender) Einwirkung zustande, kann also kaum als Argument dienen, denn dann müsste die Aussage sein: "Eine richtig eingesetzte Kandare ist einer falsch eingesetzten Trense vorzuziehen."
Realistisch ist das meiner(!) Ansicht nach nicht, dass jemand die Kandare (während der Pferdeausbildung, ich betone das nochmal; auf einem fertig ausgebildetem Pferd mag das ganz anders aussehen) richtig, aber die Trense falsch einsetzt.
Schade, dass du nicht von deinen Erfahrungen berichten willst, weil für mich persönlich der Nutzen einer Stangentrense nicht offensichtlich ist, ich also schon gerne wissen würde, wie du dir ihre anscheinend trotzdem stellende/biegende Wirkung auf dein Pferd erklärst, aber gut, das ist natürl. deine Entscheidung.
Last but not least: Ich habe nicht behauptet, dass die Diskussion allgemein keinen Sinn macht :wink: (siehe oben)
Da Du die Vorteile der gebrochenen Trense zu schätzen weißt, kannst Du dann bitte die Wirkungsweise und wodurch sie zustande kommt erklären und auch, welche Vorraussetzungen gegeben sein müssen, damit die Trense zur Wirkung kommen kann? Vielleicht sogar, wie sich die Trense bei einseitiger Einwirkung/Biegung im Maul des Pferdes verhält.
Und wir brauchen noch jemanden, der das für eine Kandare macht :D

Ich mache das "als Ausgleich" für die Stange:
Meiner Meinung nach liegen die Vorteile des Stangebisses ohne Hebel, in ihrer klaren Sprache und dem, was ich schon mal hier und an anderer Stelle geschrieben habe:
Meiner völlig subjektiven Empfindung nach ist eine Stange angenehmer und gleichzeitig wesentlich deutlicher. Sie liegt ruhiger, kann nicht so viel Schmerz bereiten, wie ein gebrochenes Gebiss und man kann sich besser darauf festbeißen, wenn man sich gegen grobe Einwirkung wehren möchte.

Im Prinzip reite ich genau so, wie mit einem "normalen" Gebiss. Allerdings achte ich vermehrt darauf, dass ich meine Hände nie nur einseitig nutze.
Wie erklärt man das? Ich muß übertrieben gesagt mit der einen Hand soviel gegenhalten, wie die andere gerade einen Impuls gibt.
Klingt kompliziert. Aber wenn ich zum Beispiel bei der rechten Hand die Finger ein wenig mehr schließe, dann muß die linke Hand wirklich zu sein.
Dadurch ist die Bewegung, die am Gebiss entsteht, dann maximal so groß, wie ich eben die rechte Hand mehr schließe. Kann mir noch irgendjemand folgen?
Ich schaffe es aber durchaus z.B. beim Durchreiten der Ecke den inneren Zügel völlig durchhängen zu lassen, sobald die gewünschte Biegung erreicht ist, um ihn so zu belohnen. Aber ich habe bei ihm auch wirklich fast nie viel in der Hand. Das war schon mit den anderen Gebissen so.
Stellung und Biegung ist so für uns also kein Problem. Sollte ich mal deutlicher werden müssen, dann zeige ich ihm den Weg mit dem Zügel, in dem ich z.B. den inneren Zügel bei gleicher Spannung etwas mehr nach innen nehme.
Ich sehe für mich die Stange eigentlich als Vorteil beim Reiten an.
Ich muß eben sehr genau und deutlich mit Gewichts- und Schenkelhilfen arbeiten und mit den Händen so wenig wie möglich machen.
Eine Stange liegt im Maul, je nach Form der Stange und dicke der Zunge, mehr oder weniger auf der Zunge bzw. den Laden auf. Nimmt man bei einem Stangengebiss einseitig ein wenig die Zügel an (die Hand etwas schließen reicht da schon), ist das erste, was man spürt ein einseitiger Druck auf den jeweiligen Mundwinkel der Seite, auf der ich anneheme, während auf der gegenüberliegenden Seite "vom Druck der Stange" entlastet wird. Das kann man sehr leicht nachempfinden, wenn man mal einen Bleistift quer in den Mund legt. Dann versteht man vielleicht auch, was ich meine, wenn ich sage, dass eine Stange sehr deutlich spricht. Weiterhin wirkt die Stange immer gleich, selbst wenn ich mal mehr in der Hand haben sollte, gibt es kein Vertun, was ich meine, wenn ich einseitig einwirke.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Da ich ja durch Junito versuche zumindest etwas nach PK zu arbeiten, mache ich ja viel mit ABkauübungen und möchte auch während des Reitens ein lockeres aktives Maul. Dies mit einer Stange zu erreichen kann ich mir nicht vorstellen. In dem Fall wäre vermutlich gerade die klarere Sprache einer Stange ein Hindernis und würde grobmotorisch wirken. Oder? Mit einer gebrochenen Trense dagegen habe ich ja gerade durch die Beweglichkeit mehr Möglichkeiten, Kauen anzuregen. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass ein Stangengebiss (ohne Hebel), wiederum in anderen Situationen tatsächlich einfacher für den Reiter wäre, weil er nicht so viel stören kann wie mit einem gebrochenen. Sorry, ich lege meine Gedanken grad arg undeutlich dar :oops:


Ich bin übrigens in meiner früheren Reitschule eine junge Hafistute mit Kimblewick (Zügel in den ganzrn Ring eingeschnallt, also im Prinzip keine Hebelwirkung, trotz Kinnkette) geritten, da sie stark gegen gebrochene Gebiss ging. Ob sie dies bei der Stange nicht mehr tat, weil diese angenehmer, oder weil diese schärfer war, bleibt offen.
Jedenfalls hatte ich da den Eindruck, dass man durchaus auch mit Stange das Pferd biegen kann. Aber im Prinzip müsste ich nochmal damit reiten, um es besser beurteilen zu können.
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Beitrag von sinsa »

Ich reite nicht nach PK, aber die Nummer: ich zupple am Gebiss und Herr Pferd kaut (sorry für die laxe ausdrucksweise an alle PKler) ) klappt auch mit Stange. Wobei ich zugeben muß, dass ich, seit ich umgestiegen bin, diese Übung eigentlich gar nicht mehr durchführe.

Woran das liegt, dass einige Pferde lieber mit einer Stange laufen, kann ich auch nicht sagen. Vielelicht ist es tatsächlich Vorliebe, vielleicht hängt es aber auch ganz simpel mit dem Inneren des Maules zusammen.
Mein Pferd ist reichlich anspruchsvoll, um ihn nicht zu sagen zickig :oops:
Er sperrt wie ein Weltmeister, er rollt sich ein (und das kann er auch am durchhängenden Zügel oder bei gebissloser Zäumung), er kann jeder Form von Nasenriemen nichts abgewinnen etc.. Er findet ja nichtmal jede Stange genehm. Das müssen schon ganz bestimmte sein, damit sie ihn zur Kooperation bewegen. Wähle ich ein passendes Gebiss macht er nichts mehr davon. Wäre ihm die Stange zu scharf, denke ich also, dass er es anzeigen würde. Alles andere würde mich bei dem kleinen Spinner echt wundern.
Aber ich denke wirklich, dass meiner kein gutes Beispiel ist, eben weil er so merkwürdig drauf ist. Bei ihm war es wie die Wandlung von Saulus zu Paulus. Mit gebrochenen Gebissen, war er scheinbar lernbehindert. Ich habe ungelogen das erste Jahr mit ihm damit verbracht, ihn in der Halle dazu zu bewegen durch die Ecke zu laufen und Zirkel oder Volten zu bewältigen! Im Schritt! Und das Pferd wurde vorher diverse Jahre lang geritten! In dem Moment, in dem ich ihm die Stange präsentierte, ließ er sich vom ersten Augenblick an, einfach biegen :shock: und ich beiße mich jetzt noch in den Hintern, dass ich nicht schon vorher mutiger war und mich mit Gebissen beschäftigt habe. Zwei Monate später waren wir beim Anfang von SH angekommen. Soviel zur Lernbehinderung :lol:
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Larry
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Beitrag von Larry »

Hallo, erst einmal ein FROHES NEUES!!!!!

Ganz kurz, bei meiner gestellten Frage habe ich mich auf die klassische Reitweise bezogen und extra auch später darauf hingewiesen.
(Die Arbeitsreitweise und der Springsport sollte nicht mit einbezogen werden)

Deswegen fällt der Vergleich dahingehend auch weg. Mir ging es wirklich um die Dressurreiterei/Reitkunst.
Und zwar um den heutigen Stand und nicht das, was damals mal geschrieben wurde. Denn ich gehe davon aus, das die meisten hier-wie ich- Freizeitreiter sind. Bücher habe ich auch gelesen, aber auf Grund diverser Pferderassen, Ausbildungsstände und vor allen "Ausbildungsmethoden" interessiert mich der heutige Standpunkt zur "heutigen" Reiterei.
:wink:
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
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