summer hat geschrieben:@cat: stillgelegte hand? den begriff hab ich noch nie gehört? magst du das kurz erklären? bitte
Ich zitiere mal Herr Racinet:
"Der Ausdruck 'stillgestellte Hand' muss näher erklärt werden. [...]
'Stillgestellt' bedeutet hingegen sehr wohl, dass der Hand in dem Moment, da sich das Nachgeben des Kiefers einstellt, jegliche Bewegung
nach hinten kategorisch untersagt ist. Wenn die Hand in dem Moment, da sich das Maul zu öffnen beginn, unwillkürlich weiterwirkt, indem sie sich nach hinten verlegt, dann wird dem Maul keine Erleichterung gegönnt und das Pferd wird daher aufhören nachzugeben und seienrseits Widerstand leisten.
[...]
Es muss also eine Technik der Verwendung des Zügels gefunden werden, die versichert, dass die Krafteinwirkung automatisch genau in dem Moment aufhört, in dem das Maul des Pferdes nachzugeben beginnt, und die von der willentlichen Kontrolle des Reiters unabhängig ist. Das ist in der Praxis nur realisierbar, wenn der Reiter die Muskelkraft der Arme in keiner Weise einsetzt und ausschließlich die Kraft der Finger wirksam werden lässt. Dazu muss er die Finger, ohne dass die Hand von der Stelle kommt [...] auf den Zügeln so zusammenpressen, als ginge es darum die Dicke des Leders zu verringern. Ziehende Krafteinwirkung auf das Maul darf nicht stattfinden.
Das wiederum setzt selbstverständlich voraus, dass die Zügel vorher mit größter Sorgfalt und Präzision in ihrer Länge richtig eingestellt werden. Es ist dabei gleich, ob dies durch Verkürzen der Zügel oder durch Nach-Hinten-Bringen der Hand bewerksteligt wird. Eine solche Rückwärtswirkung der Hand ist nicht falsch oder nachteilig, da sie ja stattfindet,
bevor die Hand tätig wird. Im Moment ihrer Tätigkeit aber ist die Hand
stillgestellt, und es ist dieser zusätzliche Druck der Finger auf den Zügeln, der jene Krafteinwirkung erzeugt, die zum Nachgeben führt. Findet dann das Nachgeben im Kiefer statt, so bleibt die Hand an ihrem Platz, der Arm übt keinerlei Zug aus und das Pferd findet automatisch Erleichterung."
Racinet. (2007).
Feines Reiten in der französichen Tradition der Légèretè. S. 298-300